2. Advent
KUNST FÜR ALLE

Bei der Arbeit in unseren Lesesälen vergeht die Zeit oft viel zu schnell. Gerne wird sie ausgeblendet, um sich konzentriert der Lektüre und dem Schreiben zu widmen. Doch ist die Zeit nicht vom Raum zu trennen und selbst, wenn sie uns nicht bewusst ist, tickt die Uhr – aber welche Uhren ticken heutzutage eigentlich noch? Beim prüfenden Blick auf Smartphone und Smartwatch hören wir nichts, das Ticken begleitet hingegen die mechanische Bewegung von Zeigern über ein Ziffernblatt und wird nur selten wahrgenommen.

Zwei kinetische Wandobjekte im Zeitungs- und Claudio Abbado-Lesesaal rufen uns – sinniger Weise völlig geräuschlos – das Ziffernblatt einer Uhr mit Zeigern in Erinnerung, obgleich dies vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Es handelt sich um zwei von insgesamt vier Uhrenobjekten des Künstlers Tobias Rehberger im Haus Unter den Linden, die im Rahmen eines Kunst-am-Bau-Wettbewerbs 2009 prämiert und anschließend der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Bauherr und Auslober des Wettbewerbs war die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

An der Wand des Zeitungslesesaals drehen sich zwei Scheiben mit geometrischem Op-Art-Muster. Die schwarzen Kreise auf weißem Grund erscheinen infolge der an- und abschwellenden Kreislinie als eine räumliche Auswölbung am Rand sowie als Vertiefung des Objekts in der Mitte. Folgen wir mit unserem Blick der Richtung des optischen Effekts vom weißen Mittelpunkt aus und projizieren diesen wieder zurück auf die Fläche, ergibt sich die Position eines Zeigers auf einem Ziffernblatt, der im Laufe der Zeit über die Scheibe wandert. Die linke Scheibe zeigt die Position des Stundenzeigers an, die rechte Scheibe diejenige des Minutenzeigers.