8. Dezember

Das (katholische) Kirchenjahr, das übrigens wie unser Adventskalender am 1. Dezember seinen Anfang genommen hat, verzeichnet heute das Fest Mariä Empfängnis. Und tatsächlich verbirgt sich hinter unserem heutigen Türchen ein Objekt, das diesen Themenkreis Maria und Empfängnis aufgreift, dabei aber faszinierenderweise auch noch weiteren Traditionen als nur der christlichen verpflichtet ist.

Bei dieser Schriftrolle handelt es sich um das Faksimile eines Amuletts vom Ende des 17. Jahrhunderts, das als einzige vollständig erhaltene Amulett-Rolle im südslawischen Raum gilt. Der vier Meter lange Streifen enthält Texte ‚heidnischen‘ und christlichen Ursprungs, sowie sieben Miniaturbilder und sieben „magische Kreise“. Offensichtlich sollte das Amulett – um den Bauch einer Schwangeren gewickelt – als Apotropaion die Trägerin und ihr Neugeborenes vor Unbilden und Hexenzauber bewahren. Die Rollenform des Amuletts entstammt einer Tradition, die bis in das alte Ägypten zurückreicht. Ein Text auf der Rolle handelt vom Kampf des Erzengels Gabriel gegen die Hexe, ein anderer vom Schutz der Trägerin des Amuletts durch die Jungfrau Maria. Besonders spannend ist ein magisches Quadrat mit Pentagrammen, das vor tollwütigen Hunden schützen soll.

Sogenannte Umgürtungsbräuche finden sich bereits seit der Antike, sei es als therapeutische Umgürtung bei Krankheit, oder als prophylaktische Umgürtung bei Schwangerschaft und Geburt. In einem von ‚heidnischen‘ Ritualen geprägten Umfeld galt es, körperliche Schwäche und Anfälligkeit gegen böse Mächte und Dämonen abzuwehren. Auch heute findet man unter anderem noch in Südosteuropa den Brauch, Neugeborene mit einem kleinen Halsband vor allerlei Ungemach zu schützen.

Mit ihrer besonderen Form, ihrem textlich-bildlichen Inhalt und der Art, wie sie getragen wurde, stellt die Schriftrolle ein beeindruckendes Zeugnis von der Verquickung vorchristlichen Brauchtums mit christlichen Traditionen dar.

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