22. Dezember

Ginseng und seine medizinische Anwendung zwischen Asien und Europa

Dr. Gerd Wädow (Ostasienabteilung)

Christian Mentzel, geboren 1622 in Fürstenwalde/Spree und verstorben 1701 in Berlin, war Arzt, Botaniker und Sinologe. Nach dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften in Frankfurt/Oder und Königsberg sowie ausgedehnten Reisen in Europa ließ er sich in Berlin als Arzt nieder, wo er 1658 von Kurfürst Friedrich Wilhelm zum Leibarzt und kurfürstlichen Rat ernannt wurde. Nach ersten bedeutenden Publikationen auf dem Gebiet der Botanik erhielt er den Auftrag, sich als Nachfolger des Sinologen Andreas Müller mit der Kultur Chinas, seiner Geschichte, Religion und Sprache zu befassen. In dieser Phase unterhielt Mentzel u.a. auch Kontakte zu dem berühmten belgischen Jesuiten Phillippe Couplet (1623-1693), der Zeitgenosse seines österreichischen Ordensbruders Martino Martini (1614-1661) war.

„Ginseng“ ist der Name einer Pflanze von, je nach Zählung, acht bis dreizehn Panax-Arten, die Carl von Linné in seinem Werk Species Plantarum im Jahre 1753 als Gattung klassifiziert hat.

Seine weite indigene Verbreitung umfasst zum Beispiel Nord-Amerika sowie Korea, Vietnam und (Süd-)China, und wird heute weltweit vielerorts durch Anbau ergänzt. Die übliche chinesische Bezeichnung für den Panax ginseng lautet Shen 参 oder auch Renshen 人参. Letztere Bezeichnung ergänzt das Zeichen Shen um das Zeichen für Mensch, Ren 人, da die Wurzelknollen oft eine äußere Form aufweisen, die an die menschliche Gestalt erinnert.

Ihre vielfältigen nützlichen Anwendungsmöglichkeiten werden diesen Wurzelknollengewächsen zu Ihrem westlichen Namen verholfen haben, welcher in der lateinischen Form so viel wie „Allheilmittel“ bedeutet.

Die hier vorgestellte, 19,5 x 15,5 cm kleine, deutsch-lateinisch-chinesische Schrift, die Mentzel dem Kurfürsten zueignete, trägt den Titel Ausführlicher Bericht von der Wurtzel GIN-SEN : Auß den Chineesischen Texten, gelährter Männer gezeugnüßen, und selbst eigener erfahrung (Berlin, 1680er Jahre). Das Original befindet sich, kriegsbedingt verlagert, heute in der Biblioteka Jagiellońska in Kraków (Polen). Das Büchlein zeugt von den weitreichenden Interessen und Kenntnissen Mentzels, der hier die Botanik mit der Sinologie verknüpft, und belegt auch die lange Geschichte, auf die der Ginseng in Europa zurückblicken kann. In wintrigen Zeiten, vorweihnachtlichen zumal, in denen wir uns nicht nur gegen Grippeviren zur Wehr setzen müssen, kann ein „Allheilmittel“, dessen Anwendungsgebiete derart vielfältig sind wie die Möglichkeiten seiner Zubereitung, durchaus nützlich sein.*

* Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker.