KINDER- UND JUGENDLITERATUR

Das Kinderbuch erklärt den Krieg

Der Erste Weltkrieg brachte eine bis dahin nicht gekannte Flut patriotischer Schriften hervor, darunter auch viele Kinderbücher. Obwohl die Themen Militär und Krieg in Kinder- und Jugendbüchern bereits seit Jahrhunderten tradiert waren und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts noch deutlich an Bedeutung gewonnen hatten, erreichte die Publikation von Kinderbüchern in diesem Bereich zwischen 1914 und 1918 ihren Höhepunkt.

Diese Entwicklungen zeichnet die Ausstellung „Das Kinderbuch erklärt den Krieg“ nach. Die Ausstellung zeigt nicht ausschließlich Bücher aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, sondern macht auch auf die geistige Kriegsvorbereitung in Kinder- und Jugendbüchern nach 1871 aufmerksam und verfolgt die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs an Beispielen von Kinderbüchern von 1918 bis 1933. Ein eigener Bereich ist den pazifistischen Kinderbüchern gewidmet, die im Vergleich zur übergroßen Zahl kriegsbejahender und militaristischer Veröffentlichungen zwar keinen Gegenpol darstellen konnten, aber dennoch den (insbesondere während des Kriegs) mutigen Versuch Einzelner dokumentieren, angesichts der ideologischen Mobilmachung für eine friedliche Welt einzutreten.

Die Ausstellung »Das Kinderbuch erklärt den Krieg« entstand in Kooperation der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz mit dem Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf. Sie wurde am 3. August 2014, dem 100. Jahrestag der deutschen Kriegserklärung an Frankreich, im Bilderbuchmuseum eröffnet und war dort bis zum 12. Oktober desselben Jahres zu sehen. Im Rahmen des Föderalen Programms der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wurde „Das Kinderbuch erklärt den Krieg“ bis zum Mai 2016 an vier weiteren Orten gezeigt.

Ein Ziel der Ausstellung war es, die europäische Dimension von Krieg und Militarismus im Kinderbuch deutlich zu machen. Deshalb werden nicht nur deutsche und österreichische Publikationen präsentiert, sondern diesen Büchern auch einzelne Beispiele aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Belgien und den USA gegenübergestellt.

Mit Bilderbüchern, Erzählungen, Bilderbögen, Sachliteratur und Schulbüchern umfasste die Ausstellung ein breites Spektrum unterschiedlicher Gattungen und Formen.) Aus der Fülle an Exponaten, ursprünglich allein rund 190 Druckerzeugnisse, finden Sie eine Auswahl in der virtuellen Ausstellung wieder. Die virtuelle Ausstellung ist seit Ende 2023 wieder online.

Die geistige Kriegsvorbereitung in Kinder- und Jugendbüchern nach 1871

Bilderbücher und Erzählungen leisteten in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur militärischen und nationalpädagogischen Erziehung.

Das Thema Militär war in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Deutschland in allen Bereichen der Kinder- und Jugendliteratur präsent. Einen zusätzlichen Anstoß zur Publikation von Kriegserzählungen gab der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71. Der Sieg über den »Erbfeind« Frankreich stärkte das Nationalgefühl und führte zu einer Welle von Kriegserzählungen, in denen soldatische Tugenden verherrlicht wurden. Auffällig ist die große Anzahl von Soldatenbilderbüchern für jüngere Kinder.

Militärisches Ziehbilderbuch

Von Lothar Meggendorfer
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: München : Braun und Schneider, 1890
Umfang: 17 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: B III b, 2461 R

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Der bayerische Karikaturist und Illustrator Lothar Meggendorfer (1847–1925) erlangte vor allem durch seine Spiel- und Bewegungsbilderbücher Berühmtheit, mit deren aufwendigen Papiermechanismen er ein bis dahin unbekanntes Maß an Perfektion erzielte. Der Variantenreichtum der Bewegungsabläufe in diesen Büchern faszinierte nicht nur Leserinnen und Leser in Deutschland, sondern auch in Großbritannien, Frankreich und den USA, wo Meggendorfers Bilderbücher ebenfalls sehr beliebt waren. Meggendorfer, zeigt in seinen humorvollen Illustrationen viel Verständnis für kindliche Unarten und Lausbübereien. In vielen Szenen gibt er erwachsene „Respektspersonen“ der Lächerlichkeit preis – eine im deutschen Kinderbuch jener Zeit wenig verbreitete Form des Humors. In seinem „Militärischen Ziehbilderbuch“ geht er sogar noch einen Schritt weiter: Hier sind es Soldaten und Offiziere, über die Kinder lachen dürfen. C. P.

Neben kriegsverherrlichender Massenliteratur gab es aber auch Beispiele komisierender und karikierender Darstellung des Militärs im Kinderbuch. Dazu gehören das Bilderbuch »Wie die Tiere Soldaten werden wollten« von Fedor Flinzer und Georg Bötticher, das sich allerdings weniger an Kinder als an erwachsene (Mit)Leser richtet, sowie das »Militärische Ziehbilderbuch« des bayerischen Karikaturisten und Illustrators Lothar Meggendorfer. In diesem Spielbilderbuch gibt Meggendorfer den militärischen Drill der Lächerlichkeit preis. Zu den deutschen Publikationen dieser Art gibt es auch Pendants in der englischen Kinderliteratur, wie »The Golliwogg in War!« von Florence K. Upton oder »An ABC für Baby Patriots« von Mary Frances Ames mit humorvollen Illustrationen zur britischen Armee.

Das neue Deutschland
Nationale Erinnerungen aus der denkwürdigsten Zeit der deutschen Geschichte

Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Mainz : Lerch, 1871
Signatur: B III b, 2327

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Das in der Einleitung verkündete Ziel des Buchs ist es, „Euch Kindern ein Bilder der Geschichte zu geben / Von Deutschlands Erwachen und Einheitsstreben“. In Versen wird der Deutsch-Französische Krieg von der Emser Depesche, über die Mobilmachung, die Schlachten von Metz und Sedan, die Kaiserproklamation in Versailles, den Einzug der deutschen Truppen in Paris bis zum triumphalen Empfang des deutschen Heeres in Berlin. C. P.

Der Militär-Struwwelpeter
oder lustige Geschichten und drollige Bilder von und für Militärs von 10 bis 100 Jahren

Von A.H. [Albert Hopf]
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Verlag von Otto Janke, 1878
Umfang: 45 Seiten, Illustrationen
Signatur: B III b, 2183 ; B III b, 1007

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Rund dreißig Jahre nach der Erstausgabe des „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann wurde in Berlin diese anonym erschienene Satire auf das preußische Militär verlegt. Der Band enthält 14 Geschichten, von denen neun auf Vorlagen von Heinrich Hoffmann basieren und weitere fünf über den Rahmen des Originals hinausgehen. Die Texte parodieren das Fehlverhalten von Angehörigen der preußischen Armee. Neben geltungssüchtigen, faulen oder verschwenderischen Fähnrichen und Leutnants wird mit „Hauptmann von Streber“ auch ein ranghöherer Vertreter des Militärs karikiert. Streber lässt seine Kompanie bei Sturm und Regen zu Übungen im freien Feld antreten. Bei einer dieser Übungen trägt ein Windstoß sein Toupet davon und Streber steht plötzlich kahlköpfig vor seinen Soldaten. C. P.

Soldaten-Malbuch
mit 12 europäischen Militär-Postkarten

Veröffentlicht: Nürnberg : Stroefer, um 1880
Signatur: B III b, 1453

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Die Ansichtskarten zeigen Soldaten und Offiziere unterschiedlicher Nationen. Neben bereits farbig gedruckten Postkarten enthält das Heft auch Malvorlagen, die von den Kindern koloriert und verschickt werden konnten. So sollten Kinder spielerisch an das Thema Militär herangeführt werden. C. P.

Deutsche Treue, welsche Tücke
Kulturgeschichtliche Erzählung aus der Zeit der großen Revolution, der Knechtschaft und der Befreiung

Von Oskar Höcker und Carl Römer
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Hirt, 1881
Umfang: 160 Seiten, Illustrationen
Gesamttitel: Das Ahnenschloß, Band 4
Signatur: B VIII, 2379-4

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Der Band mit dem programmatischen Titel „Deutsche Treue, welsche Tücke“ ist der vierte und letzte Teil der Romanfolge „Das Ahnenschloß“ von Oskar Höcker (1840–1894). Höcker, der vor allem mit seinen kulturhistorischen Jugendschriften bekannt wurde, wählt als Schauplatz für seinen Romanzyklus das Elsass. Von der Zeit der Reformation bis zu den Befreiungskriegen wird am Beispiel zweier verfeindeter elsässischer Familien, der deutsch-französische „Erbkonflikt“ beschrieben. Der vierte Band besiegelt mit einer Hochzeit zwischen Dora und Victor, den Nachkommen der Familien, die Aussöhnung der Kontrahenten im Jahr 1815. Auf der letzten Seite wird noch ein Ausblick auf den deutschen Sieg von 1871 gegeben, der dem Elsass erst den „wahren Frieden“ unter deutscher Vorherrschaft sichert. C. P.

Our Friends
Untearable

Sprache: Englisch
Veröffentlicht: London : Dean, ca. 1890
Umfang: 20 Blatt, überwiegend Illustrationen
Anmerkung: Stoffbilderbuch
Signatur: 53 BB 500039

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Der in dem traditionsreichen Londoner Verlag Dean & Son erschienene „unzerreißbare“ Band vereinigt zwei ABC-Bücher – ein Tier- und ein Militäralphabet. Das Militär-ABC sollte Kindern Kenntnisse über Waffengattungen und Uniformen vermitteln. Die Soldaten sind ausschließlich in Übungssituationen dargestellt, Kampfhandlungen werden nicht gezeigt. Neben Einheiten des British Empire sind auch deutsche und österreichische Truppen abgebildet. C. P.

Wie die Tiere Soldaten werden wollten
Ein Bilderbuch

Von Fedor Flinzer & Georg Bötticher
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Fischer, ca. 1892
Umfang: 21 Blatt, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BB 500557

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Fedor Flinzer (1832-1911) gehörte zu den erfolgreichsten deutschen Illustratoren der Gründerzeit. In seinem Bilderbuch „Wie die Tiere Soldaten werden wollten“ wird die militärische Ausbildung der Tiere in humoristischer Form geschildert. Die Komik entsteht aus dem Gegensatz zwischen den Charakteren der Tierarten und ihren militärischen Aufgaben. Zugleich ist der Band auch eine (moderate) Parodie auf die preußische Armee. C.P.

Frisch auf Kameraden
Ein Soldaten-Bilderbuch

Von Richard Knötel
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Nürnberg : Stroefer, 1897
Umfang: 12 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BA 500952

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Das Soldatenbilderbuch stammt von dem bedeutenden deutschen Historienmaler Richard Knötel (1857–1914). Knötel wurde vor allem durch seine Militärdarstellungen bekannt: 1883 veröffentlichte er die Abhandlung „Die preußische Armee von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart“ und gab einige Jahre später ein Quellenwerk zur Uniformkunde heraus. Auch dieses Pappbilderbuch zeichnet sich durch fundierte militärische Detailkenntnis und große Präzision aus. Für ein Kinderbuch wirkt es allerdings recht steif und konventionell. C. P.

Auch in den österreichischen Kinderbüchern sind patriotische Themen und die Darstellung von Soldaten in Bild und Text ganz selbstverständlich. »Für den Kaiser das Blut, für den Kaiser das Gut!« – so steht es in »Alexander Pock’s Bilderbuch für die Jugend im Alter von 5–8 Jahren «, das 1899 in Wien erschienen ist.

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts mehren sich die Zeichen einer ideologischen Hinführung zur Möglichkeit eines Kriegs. Die Habsburger-Monarchie hatte zwar eine über dreißigjährige Friedenszeit erlebt, doch die politischen und sozialen Spannungen erzeugten ein wachsendes Krisengefühl, das durch konfliktreiche Entwicklungen in anderen Ländern, vor allem auf dem Balkan, noch verstärkt wurde.

Die »Verteidigung des Vaterlandes« wurde eine Zukunftsvorstellung, die sich in vielen Kinder- und Jugendbüchern in unterschiedlichen Formen manifestierte. Ob Schilderungen vergangener Kriege, Darstellungen der deutschen Heldensagen, historische Erzählungen, in denen Mut und Entschlossenheit Lösungen von Konflikten bringen – immer wurden damit Vorbilder konstruiert: Im Leben der jungen Österreicher sollte die Vorstellung eines kommenden Kriegs und der damit für den Einzelnen wie für das ganze Volk verbundenen Pflichten durchaus präsent sein.

An ABC, for Baby Patriots

Mrs. Ernest Ames
Sprache: Englisch
Veröffentlicht: London : Dean, 1898
Umfang: 22 Blatt, überwiegend Illustrationen
Signatur: B III b, 2920 R

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Die Illustrationen zu diesem amüsanten ABC-Buch schuf Mary Frances Ames (1853–1929), die unter dem Namen ihres Mannes Ernest Ames veröffentlichte. Mit diesem Buch wurden Kinder nicht nur im Lesen geschult, sondern erhielten auch eine patriotische Unterweisung. Die karikierenden Bilder begleiten Verse, aus denen der Stolz der Viktorianerin auf ihre Heimat deutlich wird: „E is our Empire / Where sun never sets; / The larger we make it / The bigger it gets.“ C. P.

Alexander Pock’s Bilderbuch
für die Jugend im Alter von 5 – 8 Jahren

Von Alexander Pock & Franz Bücking
Veröffentlicht: Wien : Verlag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, 1899
Umfang: 36 Seiten
Signatur: B III b, 1839

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Dieses Buch gehört zu den frühesten Wiener Kinder-Bilderbüchern, die – wie die dafür eingesetzte Werbung deutlich machte – einen expliziten Anspruch von „künstlerischer Neuheit“ erfüllen wollten. Sowohl in den Texten, wie in den Bildern mischen sich aber Themen der Moderne mit traditionellen Vorstellungen. So dient das Bild der Eisenbahn, das Fernweh erzeugen könnte, letztlich zu einem Appell: „[…] Als Soldaten ziehen wir dort dann ein […] Für den Kaiser das Blut, für den Kaiser das Gut! […]“ (eine Formulierung, die sich auf eine Strophe der österreichischen Kaiserhymne bezieht). Auffallend bleibt freilich, dass bei einer Darstellung verschiedener Armee-Gattungen auch – neben den Beteuerungen zur Kampfbereitschaft – der Satz steht: „O Krieg, wie schrecklich bist du!“ F. C. H.

The Golliwogg in war!

Von Bertha Upton & Florence K. Upton
Veröffentlicht: London [u.a.] : Longmans, Green & Co., 1899
Umfang: 64 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: B III b, 2502

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Die humorvollen Golliwogg-Bücher der in den USA geborenen englischen Illustratorin Florence K. Upton (1873–1922) waren um 1900 sehr populär. Im dem Band „The Golliwogg in War“ brennt der Golliwogg darauf – angeregt durch das Lesen patriotischer Schriften – in den Krieg zu ziehen. Deshalb werden Uniformen beschafft, ein Lager errichtet, Schützengräben ausgehoben und der Kampf gegen die feindlichen Holzsoldaten kann beginnen. Als jedoch der erste Holzsoldat verwundet am Boden liegt, sind die Kämpfer voller Reue, verbinden den Verwundeten und schließen augenblicklich Frieden. C. P.

Marine-ABC
Lehrbuch für den Seesport

Von Willy Stöwer
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Spamer, 1901
Umfang: 6 Blätter, Illustrationen (farbig)
Signatur: 53 BB 500431 R

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Ein großformatiges und aufwendig gestaltetes Marine-Alphabet, eine „Image-Darstellung“ der deutschen Seestreitkräfte für Kinder. Wilhelm II. verfolgte ehrgeizige Pläne mit dem Ausbau seiner Flotte, ab etwa 1900 entwickelte sich die Kaiserliche Marine zu einer der größten und modernsten Kriegsflotten der Welt. Das Buch zeigt Schiffe und Besatzungen allerdings nur in passiver (und somit friedlicher) Mission, vom auf dem Deck verweilenden Admiral über den Seekadetten bis zu Zielübungen an Bord. C. P.

Hans von Dornen, des Kronprinzen Kadett
Eine Erzählung aus dem Deutsch-Französischem Kriege 1870-71

Von Karl Tanera & Georg Koch
Veröffentlicht: Bielefeld : Velhagen & Klasing, 1903
Ausgabe: 4. Auflage
Umfang: VI, 501 Seiten
Signatur: B VIII, 2010

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Der bayerische Offizier Karl Tanera (1849–1904) nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Seine Erlebnisse verwertete er in mehreren Büchern, darunter auch in dem Jugendbuch „Hans von Dornen, des Kronprinzen Kadett“. In der aus national-patriotischer Perspektive geschriebenen Erzählung wird der Krieg zum spannenden Abenteuer. Mit der fiktiven Figur des jungen Leutnants Hans von Dornen, der seinen französischen Gegnern körperlich, geistig und moralisch deutlich überlegen ist, schuf Tanera ein militärisches Heldenporträt, das jugendlichen Lesern als Identifikationsfigur dienen sollte. C. P.

Deutsche Heldenmädchen
Geschichtliche Bilder aus schweren Zeiten für Jung und Alt

Von Henny Helmenstreit & Carl Breuer
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Stuttgart : Weise, 1911
Umfang: 136 Seiten, Illustrationen
Signatur: B VIII, 9914

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Dass Frauen nicht nur passiv unterstützend, sondern auch als aktive Kämpferinnen für das Vaterland eintreten können, belegen die in diesem Band versammelten (auf historischen Ereignissen beruhenden) Geschichten. Sie berichten von Johanna Stegen, dem „Heldenmädchen von Lüneburg“, die 1813 die preußischen Truppen mit Munition versorgte, von Eleonore Prochaska und Anna Lühring, die als Männer verkleidet dem Lützowschen Freikorps beitraten, von der Tiroler Magd und Freiheitskämpferin Katharina Lanz, von der mutigen Katharine Weißgerber, die beim französischen Angriff auf Saarbrücken 1870 verwundete Soldaten beider Nationen aus dem Kugelhagel rettete sowie von den 1688 ihre Heimatstadt gegen die Franzosen verteidigenden „Schorndorfer Weibern“. C. P.

Nach Frankreich hinein
1814-1815

Von Wilhelm Kotzde-Kottenrodt & Angelo Jank
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Mainz : Scholz, 1912
Schriftenreihe: Vaterländische Bilderbücher
Umfang: 8 Blätter, überwiegend Illustrationen
Signatur: B III b, 561 ; B XIII, 874

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Der Lehrer, Schriftsteller und Publizist Wilhelm Kotzde (1878–1948) war Herausgeber mehrerer patriotischer Jugendbuchreihen. Ab 1912 erschien dort auch die Reihe „Vaterländische Bilderbücher“, in der Titel über die Befreiungskriege, den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 sowie Bildbiografien über den Großen Kurfürsten, Friedrich II., Bismarck u.a. Persönlichkeiten der deutschen Geschichte veröffentlicht wurden. Der Text, der den Kampf gegen die napoleonischen Truppen unter Feldmarschall Blücher ab Dezember 1813 bis zum Sieg bei Waterloo schildert, wurde mit schwungvollen, ausdrucksstarken Illustrationen des Malers und Grafikers Angelo Jank ausgestattet. C. P.

Die Diskussion um »Minderwertige Jugendbücher«

Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach Kinderbüchern zum Themenbereich Militär und Krieg an, und viele dieser Bücher waren kommerziell durchaus erfolgreich.

Insbesondere die vom Mainzer Scholz-Verlag herausgegebene Folge »Vaterländische Bilderbücher« sowie die ebenfalls bei Scholz verlegte Reihe »Mainzer Volks- und Jugendbücher«, die von dem nationalistisch eingestellten Lehrer und Publizisten Wilhelm Kotzde herausgegeben wurde, fand, nicht zuletzt wegen ihrer soliden Ausstattung und der ansprechenden grafischen Gestaltung, viele interessierte Leser. Die kriegsverherrlichenden und teilweise sogar offen chauvinistischen Publikationen erregten jedoch den Widerspruch der Vertreter der Jugendschriftenbewegung, die überwiegend aus der Lehrerschaft stammten und sich den Kampf gegen »minderwertige Jugendbücher« zum Ziel gesetzt hatten.

1893 schlossen sich die zuvor meist regional organisierten Lehrervereine zu den »Vereinigten Deutschen Prüfungsausschüssen für Jugendschriften« zusammen, welche die auf dem Markt befindlichen Jugendbücher einer Analyse unterziehen, Qualitätsmaßstäbe entwickeln und Empfehlungen aussprechen sollten. Für die Entscheidung über den Wert und Unwert von Jugendbüchern waren sowohl ästhetische als auch inhaltliche Gründe maßgeblich. Bei der Bewertung der Neuerscheinungen durch die Prüfungsausschüsse, die regelmäßig Listen empfehlenswerter Bücher veröffentlichten, kam es besonders durch die unterschiedlichen Auffassungen zur Behandlung des Militärs im Jugendbuch zu heftigen Kontroversen.

Kinder- und Jugendbücher über den Weltkrieg in der Zeit von 1914 bis 1918

„Um nichts auf der Welt möchte ich diesen herrlich aufregenden Krieg missen“
Winston Churchill (Herbst 1914)

Die Welle militaristischer Kinder- und Jugendschriften erreichte mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs ihren Höhepunkt. Die Kriegsbegeisterung anlässlich der Mobilmachung dokumentiert sich in Bilderbüchern, Kriegserzählungen für Jungen und Mädchen, in Sachbüchern, Liederbüchern und Gedichten sowie in den Kinder- und Jugendzeitschriften.

Grundtenor der Darstellungen in den Kinderbüchern zum Ersten Weltkrieg war, dass Deutschland und Österreich von ihren »neidischen Nachbarn« in den Krieg hineingezogen worden seien und dass in diesem »gerechten« (und damit auch gerechtfertigten) Krieg die Freiheit des Vaterlands mit Waffengewalt verteidigt werden müsse.

Die Wacht am Rhein
Soldatenbilderbuch

Von Angelo Jank
Beteiligte: Henningsen, Nicolaus
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Mainz : Scholz, [1910]
Schriftenreihe: Das deutsche Bilderbuch
Signatur: B III b, 1268

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Die Sammlung umfasst 176 Lieder, die in fünf Kapitel unterteilt sind. Der vierte Abschnitt „Was die deutschen Kinder singen an Volks- und Vaterlandsliedern“ enthält auch eine Reihe von Soldatenliedern wie „Die Wacht am Rhein“, „Ich hatt‘ einen Kameraden“ und „Morgenrot, Morgenrot“. Im Vorwort, das mit „eine deutsche Mutter“ unterzeichnet ist, wird die Hoffnung ausgesprochen, dass sich das „Werkchen“ schnell verbreiten möge „in dieser grossen Zeit, die alle deutschen Gefühle so hell erklingen lässt.“ Die musikalische Umsetzung besorgte der Komponist Lothar Windsperger (1885–1935), der von 1913 an als Lektor für den Verlag Schott & Söhne tätig war. C. P.

Hurra!
Ein Kriegs-Bilderbuch

Autor:in: Rikli, Herbert (VerfasserIn)
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Stuttgart : Loewe, [1915]
Umfang: 23 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BB 500151

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In dem Bilderbuch des Illustrators und Werbegrafikers Herbert Rikli (1880–1939) wird das Kriegsgeschehen in comicähnlicher Verfremdung in eine Puppenwelt versetzt, in der Maulwürfe Schützengräben ausheben, Hasen Kanonen ziehen und die feindlichen Franzosen auf Fröschen Attacke reiten. Der kleine Willi, sein Freund Franzl und der Hund Butzi metzeln unbekümmert Franzosen, Engländer und Russen nieder. Der Weltkrieg wird zum Kinderspiel erklärt und ebenso spielerisch werden auch die Siege errungen. Die Gegner werden allesamt als dumm und feige abqualifiziert. Die kontrastreichen Illustrationen offenbaren die Handschrift des versierten Werbegrafikers, dem es gelingt, die chauvinistische Botschaft des Buchs in Bildern von hohem Unterhaltungswert zu verpacken.
C. P.

Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkriege
Erzählung

Autor:in: Felseneck, Marie (VerfasserIn)
Beteiligte: Theuer, Oskar & Susemihl, Heinrich (IllustratorIn)
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Weichert, 1916
Umfang: 246 Seiten, Illustrationen
Signatur: B VIII, 11636 ; 53 MA 503327

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Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Anknüpfend an den großen Erfolg des Mädchenbuchs „Der Trotzkopf“ der Autorin Emmy von Rhoden (1829–1885) erschienen mehrere Fortsetzungen anderer Autorinnen, darunter drei Bände von Else Wildhagen, der Tochter von Rhodens, sowie die Bücher „Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkriege“ (1916) und „Trotzkopf heiratet“ (1919) von Marie von Felseneck (d.i. Maria Luise Mancke, 1847–1926). In „Trotzkopfs Erlebnisse im Weltkriege“ kehrt Leo, den Ilse während des Krieges geheiratet hat („Leo, der kraftvolle Krieger, dessen Brust außer andern Orden das Kreuz von Eisen schmückte, und an seinem Arm die liebliche Braut, die demutsvoll ihre Stirn neigte“, S. 207f.), schwer verwundet heim. Ilses Aufgabe ist es von nun an „Schutz und Stab ihres Gatten“ (S. 244) zu sein. C. P.

Grundsätzlich wird sowohl in den deutschen als auch in den österreichischen Kinderbüchern der Krieg als unvermeidbar dargestellt, kritische Stimmen gibt es kaum – diese hätten die Zensurbestimmungen in beiden Ländern allerdings auch nicht zugelassen. Stattdessen wird immer wieder hervorgehoben, welche positiven Auswirkungen der Krieg auf das Gemeinschaftsgefühl der Bevölkerung habe, dass er der moralischen Vervollkommnung diene und dabei helfen würde, »undeutsche Verhaltensweisen« abzulegen.

Die These vom »Krieg als Erzieher der Nation« ist in vielen Kinder- und Jugendbüchern präsent, Bücher wie »Was sollen unsere Knaben und Mädchen durch den Krieg lernen?« oder »Was der Krieg unsere Schulkinder lehrt« propagieren bereits im Titel diese Überzeugung. In ihnen werden die jugendlichen Leser dazu aufgefordert, die Soldaten auf jede erdenkliche Weise an der »Heimatfront« zu unterstützen, sei es durch das Stricken warmer Socken für die Krieger, das Sammeln von Metall, sei es durch Erntehilfe oder Verbandspenden.
Die wichtigste patriotische Grundtugend ist jedoch der Gehorsam gegenüber Eltern und Lehrern; denn, wie es Wilhelm Klauke in seiner nationalistischen Hetzschrift »Das deutsche Kind im deutschen Krieg« formuliert: »Die ganze Familie muß von dem einen Willen beseelt sein, den Vater oder die Soldaten zu unterstützen und zu erfreuen.«

Obwohl in der Kinder- und Jugendliteratur der Weltkriegszeit die patriotischen und teilweise dezidiert kriegsverherrlichenden Darstellungen deutlich überwiegen, werden in einigen Büchern, insbesondere von Autorinnen mit christlich- humanistischem Wertekanon wie Tony Schumacher oder Clara Nast, durchaus auch moderate Töne angeschlagen und nachdrücklich an das Verständnis und Mitgefühl für die Feinde appelliert.

Een vlaamsch gezin in oorlogstijd
Verhaal voor de jeugd

Von Abraham Hans & Otto Geerlin
Sprache: Niederländisch
Veröffentlicht: Alkmaar : Kluitman, 1915
Umfang: 189 Seiten, Illustrationen
Signatur: 53 MA 504346

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Der Autor Abraham Hans (1882–1939) war ein ständiger Grenzgänger zwischen Belgien und den Niederlanden. Geboren und aufgewachsen in Flandern, aus einer protestantischen Familie mit niederländischen Wurzeln stammend, lebte er zu Beginn des Ersten Weltkriegs im politisch neutralen, niederländischen Seeländisch Flandern. Mit großer persönlicher Einsicht, Mitgefühl und christlicher Überzeugung schildert Hans, wie eine westflämische Familie in den ersten zwei Kriegsjahren zum Spielball der großen Politik wird. Dabei verzichtet er auf nationalistisches Pathos und Hasstiraden. S.P.

Prinz Eugen, der edle Ritter
Sein Leben in Bildern

Von Hugo von Hofmannsthal & Franz Wacik
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Wien : Seidel, 1915
Umfang: 25 Blätter, Illustrationen
Signatur: B X, 1659 R

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Prinz Eugens Leistungen als Kriegsmann und Politiker werden als Fundament für die Verantwortung Österreichs verstanden, auch im gegenwärtigen Krieg zu bestehen. Hofmannsthals Text verweist auf die politische Bedeutsamkeit der österreichischen Monarchie „im Osten und Süden“ Europas, die schon seit der Zeit Karls des Großen bestünde. – Als das prächtige Bilderbuch in zweiter Auflage 1917 herauskam, erschien die Zukunft des Staates allerdings bereits sehr düster und bedroht. F.C.H.

Patriotičeskoe škol’noe literaturnoe utro
Chrestomatija 1914-1915

Von Klavdīja Lukaševič
Sprache: Russisch
Veröffentlicht: Moskva : Sytin, 1915
Umfang: 174 Seiten, zahlreiche Illustrationen
Signatur: 53 MA 501185

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Russische Anthologie mit Gedichten, Liedern, Erzählungen und kurzen Sachtexten zum Thema Krieg. Das Anliegen des Bandes ist es, den „patriotischen literarischen Morgen“ zu verkünden. Der Band enthält sowohl Texte zum aktuellen Kriegsgeschehen, zum Alltag der Soldaten und Fotos der Zarenfamilie, der Führer der russischen Armee sowie hoher Militärs verbündeter Staaten als auch historische Texte, die von den Kämpfen und Siegen der Vergangenheit berichten. C.P.

Vater ist im Kriege
Ein Bilderbuch für Kinder

Körperschaft: Kriegskinderspende deutscher Frauen
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin [u.a.] : Hillger, 1915
Umfang: 25 Blätter, Illustrationen (farbig)
Signatur: 19 ZZ 1381

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Die offizielle Kriegspropaganda Deutschlands und Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg orientierte sich zunächst an der Haager Landkriegsordnung von 1907 und zeichnete sich durch relative Zurückhaltung aus. Dieser Richtlinie gemäß wurden einige Kriegsbilderbücher veröffentlicht, die sich vor allem auf die Darstellung deutscher Soldaten und ihrer Heldentaten konzentrierten. Zu diesen Publikationen gehört auch Rudolf Presbers „Vater ist im Kriege“. Der Band, herausgegeben von der „Kriegskinderspende deutscher Frauen“, stellt in plakativ wirkenden Illustrationen die einzelnen Waffengattungen und ihren Anteil am Kriegsgeschehen dar. Dabei werden fast ausschließlich deutsche Soldaten gezeigt, die einen quasi unsichtbaren Feind angreifen. Lediglich in der Abbildung „Hindenburgs Gefangene“ ist ein Zug russischer Kriegsgefangener zu sehen. Der Verfasser Rudolf Presber (1868–1935) war zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ein vielgelesener Schriftsteller und Bühnenautor. C.P.

Wie uns’re kleinen Hausmütterlein im Kriege müssen fleissig sein
Ein lustiges Bilderbuch für unsere Jugend

Von Paul Telemann
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin-Charlottenburg : Michel, 1915
Umfang: 8 Blätter, zahlreiche Illustrationen
Signatur: B III b, 728

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Dekoratives Bilderbuch, das zeigt, wie auch die Mädchen durch Strümpfe stricken, Nähen oder andere „weibliche Tätigkeiten“ das Vaterland unterstützen können. C.P.

Hans und Pierre
Eine lustige Schützengrabengeschichte

Von Arpad Schmidhammer
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Mainz : Scholz, 1916
Schriftenreihe: Scholz‘ Künstler-Bilderbücher
Umfang: 8 Blätter
Signatur: 53 BA 500483

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In diesem satirischen Bilderbuch stellt Schmidhammer dem tapferen, hervorragend ausgerüsteten Hans seinen armseligen französischen Feind Pierre entgegen, der auf der Suche nach Proviant hinter die deutschen Linien gerät. In deutscher Gefangenschaft erhält Pierre endlich die ersehnte Verpflegung und Hans schreibt in seinem Feldpostbrief nach Hause: „Es siegt auch, wer auf Gott vertraut, / Mit Frankfurter und Sauerkraut“. (S. 15) C.P.

Kampf in Urwald und Sümpfen

Von Georg Gellert, Georg Koch, Alfred Roloff, Otto Roloff & Carl Röchling
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Verlag Jugendhort, 1916
Schriftenreihe: Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft zur Verbreitung guter Jugendschriften und Bücher
Umfang: 221 Seiten, Illustrationen
Signatur: B VIII, 9165-4

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Die Tetralogie „Im Schlachtgetümmel des Weltkriegs“ von Georg Gellert (1868–1931) umfasst die Bände „Erzählung aus dem Völkerkrieg 1914“, „Der Kampf im Feindesland“, „Im Granatfeuer der Schlachtfelder“ und „Kampf in Urwald und Sümpfen“. Der vierte Band schildert die Erlebnisse des 14-jährigen Hans Kalweit und seiner jüngeren Schwester Mieke, die nach einem Überfall von Kosaken nach Russland verschleppt werden und erst nach vielen Irrfahrten wieder nach Hause zurückkehren. C.P.

Schutzengel-Kriegsbrief an die Kinder

Von Augustin Wibbelt
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: M. Gladbach : Kühlen, 1916
Umfang: 9 Seiten
Signatur: 53 MA 505348

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Mit salbungsvollen Worten werden die Kinder zum Gebet an den „Heiligen Schutzengel“ aufgefordert, um mit ihren Gebeten „das Vaterland zu verteidigen und zu retten“ (S. 4). Die Bigotterie des Verfassers gipfelt in der Aussage: „Es sollte mich gar nicht wundern, wenn der Vater um seines braven Kindes willen aus aller Gefahr errettet würde“ (S. 10), womit er seinen jungen Lesern die moralische Verantwortung für das Überleben ihrer Angehörigen im Feld aufbürdet. C.P.

Unter Kriegswettern in Ostafrika

Von Agnes Lewinski
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Frankenstein & Wagner, 1917
Umfang: 16 Seiten
Signatur: 53 MA 505341

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In vertraulichem Plauderton erläutert Agnes von Lewinski dem kindlichen Leser das Kriegsgeschehen in den deutschen Kolonien in Afrika und geht unter anderem auf die Unterstützung der weißen Truppen durch die eingeborene Volksgruppe der Askari ein, die sie im Text in Bezug auf Tapferkeit und Loyalität den deutschen Soldaten gleichstellt. So spielen „selbst die kleinen Schwarzen den ganzen Tag Soldat“ (S. 2) und die Askari werden als „gewandte und zuverlässige eingeborene Krieger“ (ebd.) beschrieben. Die Autorin führt dies auf den „erfreulichen Erfolg treuer Kolonisations- und Missionsarbeit“ (S. 3) zurück und ermuntert ihre Leser schließlich auf der letzten Seite zu Fleiß und späterem Missionarsdienst. R.G.

Aux enfants qui seront la France de demain

Von Georges Redon
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Paris : Soc. d’études économiques et sociales, 1917
Umfang: 16 Blätter, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BB 500803

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Der französische Illustrator Georges Redon (1869–1943) richtet sich gegen Ende des Krieges an die französischen Kinder. Unterstützt von seinen großformatigen Zeichnungen erläutert er, dass dieser Krieg letztlich für eine sorgenfreie Zukunft der jungen Generation geführt werde. Alle Opfer würden aus Fürsorge für sie erbracht. Daher fordert er sie auf, sich dankbar und mitfühlend den Älteren gegenüber zu verhalten. Gleichzeitig zeigt Redon aber auch großes Verständnis gegenüber der schwierigen und nicht selten traurigen Lage der Kriegskinder. S.P.

La petite guerre

Von Pierre Véron & Navro
Sprache: Französisch
Veröffentlicht: Paris : La Renaissance du Livre, 1917
Umfang: 8 Blätter, Illustrationen
Signatur: 53 MA 505121

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In Form kleiner Anekdoten werden in „La Petite Guerre“ die Erfahrungen eines kleinen Jungen im Ersten Weltkrieg erzählt. Die Naivität des kleinen Pierre, genannt Tiotiot, steht im starken Kontrast zum Kriegsalltag, dessen Gräuel jedoch nicht explizit ausgeführt werden, sondern lediglich im Bewusstsein erwachsener Leser präsent waren. S.P.

Die Feuertaufe

Von Ernst Wolzogen
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin [u.a.] : Hillger, 1917
Schriftenreihe: Deutsche Jugendbücherei
Umfang: 30 Seiten
Signatur: B II, 14-117

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„Die Feuertaufe“ von Ernst von Wolzogen, der 1855 in Breslau geboren wurde und als Schriftsteller und Kabarettist bekannt war, und „Die große Schlacht“ von E. Blumenthal beschreiben aus der Ich-Perspektive die Kriegserlebnisse an der deutsch-französischen Front. In klaren, schonungslosen Worten wird von den Entbehrungen der Soldaten im Felde berichtet, von der Kälte in den Gräben, dem Lärm der Haubitzen und dem Schrecken heransausender Schrapnelle, die Freund und Feind gleichermaßen zerreißen. R.G.

Soldatenleben im Frieden und Krieg

Von Franz Müller-Münster & Adolf Holst
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Mainz : Scholz, 1916
Schriftenreihe: Scholz‘ Künstler-Bilderbücher
Umfang: 13 Blätter, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BA 500029

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Das in Leporelloform gestaltete Kriegsbilderbuch besticht durch beidseitige, farbige Illustrationen, die Soldaten beim Exerzieren, im Manöver und, auf der Rückseite des Leporellos, als vollständigen Militärtross zeigen. Untermalt werden die Abbildungen durch eingängige Verse, die den Bildinhalt erläutern und dafür sorgen, dass das Militärvokabular schon früh Eingang in den kindlichen Wortschatz findet. R.G.

Deutsches Knabenbuch
Ein Jahrbuch der Unterhaltung, Belehrung und Beschäftigung für unsere Knaben

Beispiel enthält eine farbige Tafel und ein Tondruckbild nach Originalen von Professor Alexander Edener und eine Skizze von Friedrich Otto zu „Der Wolkenfarbene“.

Späterer Titel: Thienemanns Knabenbuch
Vorheriger Titel: Das Buch der Jugend
Medientyp: Zeitschrift
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Stuttgart : Thienemann, 1893-1925
Signatur: B I 2, 24

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Scherls Mädchenbuch

Medientyp: Zeitschrift
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Scherl, 1916-1918
Signatur: B I 2, 26

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Herzblättchens Zeitvertreib
Unterhaltungen für kleine Knaben u. Mädchen zur Herzensbildung u. Entwicklung der Begriffe

Medientyp: Zeitschrift
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Düsseldorf : Deutsche Buchvertriebs- und Verlagsgesellschaft, 1856-1950
Signatur: B I 2, 35

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Die Fortsetzung der Bilderbogentradition des 19. Jahrhunderts durch die Kriegsbilderbogen

Die »Bilderbogen« genannten Einblattdrucke, die mit unterschiedlichsten Motiven und Inhalten produziert wurden, waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein populärer Bild- und Lesestoff. Heiligen- und Regentenbilder sowie Veduten dienten in ärmeren Familien als preiswerter Wandschmuck, es gab Märchen- und Kostümbogen, humoristische Darstellungen und Spiel- und Bastelvorlagen für Kinder. Wer sich die teuren Zinnsoldaten nicht leisten konnte, dem ermöglichten die Bilderbogen die Anschaffung ganzer Armeen von Papiersoldaten verschiedener Nationalitäten. Aber auch Pickelhauben, Helme und Schwerter konnten nach entsprechenden Vorlagen für das Kriegsspiel gefertigt werden.

Die deutschen Kinder- und Jugendbücher rekurrieren häufig auf den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. Mit diesem Rückblick auf den erfolgreichen Feldzug und der in den Publikationen des Jahres 1914 fast wie eine Beschwörungsformel eingesetzten Wendung »Weihnachten sind wir wieder zu Hause« wird ein ideologisches Programm für einen schnellen militärischen Erfolg aufgestellt.

Mit der Erinnerung an siegreiche Kriege der Vergangenheit (weitere Anlässe der patriotischen Rückbesinnung boten die Befreiungskriege sowie in der österreichischen Literatur die Türkenkriege) wird zugleich ein traditionelles Bild des Kriegs vermittelt, das der Realität des hochtechnisierten »Maschinenkriegs« von 1914, in dem mit Giftgasen auch Massenvernichtungsmittel eingesetzt wurden, nicht mehr entsprach. Andererseits werden (insbesondere in deutschen Kinderbüchern) auch die technischen Errungenschaften der Neuzeit wie U-Boote, Zeppeline und Flugzeuge in Wort und Bild dargestellt, um mit diesen Sinnbildern »deutscher Ingenieurskunst« auf die Überlegenheit der eigenen Truppen hinzuweisen.

Armèe Prussienne / Preußische Armee
Chasseurs de la garde / Garde Jäger

Körperschaft: Wentzel, Frédéric Charles
Sprache: Französisch, Deutsch
Veröffentlicht: Weissenburg, ca. 1869
Umfang: 1 Seite, Lithografie
Signatur: F.WW ohne Nummer 3

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Weissenburg im Elsass war eine Hochburg der Bilderbogenproduktion, die sowohl den französischen als auch den deutschen Markt belieferte. Der Verlag des Jean Frédéric Wentzel erlebte seine Blütezeit vor allem in den 1860er-Jahren. Die Jahresproduktion betrug bis zu 2 Millionen Bilderbogen. Dieser Bogen entstand vermutlich etwa ein Jahr bevor am 4. August 1870 die erste Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges bei Wissembourg tobte. Auffallend im Vergleich mit anderen militärischen Ausschneidebogen sind vor allem die sehr jugendlichen Gesichter der dargestellten Soldaten. S. P.

Artillerie française / Französische Artillerie

Körperschaft: C. Burckardt’s Nachfolger
Sprache: Deutsch, Französisch
Veröffentlicht: Weissenburg, ca. 1891
Umfang: 1 Seite, Lithografie
Signatur: F.WB 00218

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Camille Burckardt, ehemals Prokurist der Druckerei Wentzel, hatte den Betrieb 1880 erworben und bis zu seinem Tod 1888 selbst geführt. Hinter „C. Burckardt’s Nachfolger“ verbergen sich zwei deutsche Teilhaber, Hermann Jungck und Emil Schenck, die zwischen 1889 und 1906 Bilderbogen vor allem für ein junges deutsches Publikum produzierten. Sowohl die Zweisprachigkeit als auch die Notwendigkeit, sämtliche möglichen Kriegsparteien für das patriotische Kinderspiel daheim zu produzieren, ändern sich jedoch nicht. S. P.

Helm- und Modelierbogen Infanterie

Körperschaft: Oehmigke & Riemschneider
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Neuruppin, ca. 1876
Umfang: 1 Seite, Kreidelithografie
Signatur: NROR 06354

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Ausschneidebogen für Kinder hatten ihren Siegeszug bereits um 1820 angetreten. Die Pickelhaube als neue Helmform für die preußische Armee verordnete König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1842. In der Kaiserzeit wurde sie in allen deutschen Ländern getragen. Einen Bastelbogen für eine Pickelhaube aus Papier anzubieten, war insofern nur eine logische Konsequenz. Für das zeitgenössische Kriegsspiel kleiner Jungen war ein solches Accessoire höchst erstrebenswert. S. P.

Türkische Infanterie

Körperschaft: Oehmigke & Riemschneider
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Neuruppin, ca. 1883
Umfang: 1 Seite, Kreidelithografie
Signatur: NROR 07682

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Während Jungen aus reichem Hause mit Zinn- oder Holzsoldaten spielten, kauften ihre weniger begüterten Zeitgenossen Ausschneidebogen mit Aufstellfiguren. Ein solcher Bogen, der die heimischen jugendlichen Truppen wie im vorliegenden Fall immerhin um 26 Infanteriesoldaten der osmanischen Armee verstärkte, kostete vollständig koloriert einen Groschen, in der unkolorierten Version sogar nur sechs Pfennige. – Interessant ist auch der Mix klassischer Uniformteile (Pluderhosen, kurze Uniformjacken, Bauchbinde und Turban) und ihrer moderneren Varianten (längerer Waffenrock, Röhrenhosen, Fes). S. P.

Kampf vor den Düppeler Schanzen
am 28. März 1864

Körperschaft: Gustav Kühn
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Neuruppin, ca. 1864
Umfang: 1 Seite, Lithografie
Signatur: NRGK 04702

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Der Bilderbogen beschreibt das Vorrücken einer preußischen Brigade auf die im Deutsch-Dänischen Krieg heftig umkämpften Düppeler Schanzen. Erst nach knapp fünfwöchiger Belagerung gelang den Preußen die Erstürmung der Festung am 18. April 1864. Mit dem erfolgreichen Ende dieses ersten deutschen Einigungskrieges wurde gleichzeitig der Grundstein für die weitere nationalstaatliche Entwicklung gelegt. S. P.

Der Kosake Wladimir

Körperschaft: Vereinigung der Kunstfreunde Adolph Otto Troitzsch
Von Walter Trier & Leo Leipziger
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin, 1914
Offsetdruck
Signatur: BET 00002 f-1

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Die Vereinigung der Kunstfreunde, zum Berliner Verlagsunternehmen Troitzsch gehörend, nutzte die anfängliche Kriegseuphorie und unterstützte mit ihrer Reihe „Bunte Kriegsbilderbogen“ die patriotisch-nationalistische Propaganda. Der Satiriker Leon Leipziger, seinen Zeitgenossen auch als „Roland von Berlin“ bekannt, schrieb die meist ironischen, zuweilen auch beißend spöttischen Texte für zwölf der insgesamt zweiundfünfzig „Bunten Kriegsbilderbogen“. Als geradezu kongenial erscheint die Zusammenarbeit mit dem Zeichner und Karikaturisten Walter Trier (1890-1951). Vier Bogen entstanden auf diese Weise. S.P.

Feldgraues Alphabet

Körperschaft: Vereinigung der Kunstfreunde Adolph Otto Troitzsch
Von Walter Trier
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin, 1917
Offsetdruck
Signatur: BT 00001

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Besonders verbreitet waren die Aktualitätenbogen in der Tradition opulenter Schlachtenmalerei. Zwar lieferten die Illustrationen naturgemäß kein historisch korrektes Abbild der Realität auf den fernen Schlachtfeldern, angereichert mit den wichtigsten Informationen ähnlich einem Kriegsbulletin erfüllten sie jedoch die Funktion der späteren bebilderten Tagespresse.

Während des Ersten Weltkriegs erlebte der Bilderbogen einen letzten Höhepunkt, bevor er endgültig durch andere Druckerzeugnisse vom Markt verdrängt wurde. Den Kriegsbilderbogen kam dabei sowohl die Funktion einer bebilderten Kriegsdepesche für die Daheimgebliebenen als auch die eines Propagandainstruments zu, mit dem sich die Kriegsbegeisterung bei der Zivilbevölkerung und an der Front schüren ließ.

Doch als nach den ersten beiden Kriegsjahren noch immer kein erfolgreiches Ende des Weltkriegs in Sicht war, erlahmte der verlegerische Elan. Lediglich in der zweiten Hälfte des Jahres 1917 erschienen im Auftrag des Kriegspresseamtes noch einmal mindestens 13 »Lustige Kriegsbilderbogen«, die von namhaften zeitgenössischen Karikaturisten gestaltet worden waren, darunter Ludwig Kainer, Fritz Wolff oder Walter Trier. Während im 19. Jahrhundert Bilderbogen für Kinder die Produktion dominierten, waren die Kriegsbilderbogen vorwiegend für erwachsene Rezipienten bestimmt.

Pazifismus im Kinder- und Jugendbuch von 1871 bis 1932

Der Frieden wächst, wie Rosen blühn, so bunt, so schön und still. Er fängt bei uns zu Hause an, bei jedem, der ihn will. (…)
Gedicht von Eva Rechlin

Im Vergleich zur großen Anzahl kriegsverherrlichender und hurrapatriotischer Texte ist die Menge der pazifistischen Kinderbücher in Deutschland sehr gering. Bertha von Suttners erfolgreiches Antikriegsbuch »Die Waffen nieder!«, das 1889 erschien und in zwölf Sprachen übersetzt wurde, kam acht Jahre später in Dresden in einer jugendliterarischen Bearbeitung von Hedwig Gräfin Pötting unter dem Titel »Martha’s Tagebuch« heraus.

Ein Manifest der Kriegsgegnerschaft schlechthin ist das schmale Bändchen »Das Menschenschlachthaus. Bilder vom kommenden Krieg« des Reformpädagogen und Schriftstellers Wilhelm Lamszus. Bereits zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs warnt Lamszus in dieser Erzählung über einen jungen Familienvater, der einberufen wird und an der Front das Grauen des Kriegs erlebt, eindringlich vor einem Krieg mit Massenvernichtungsmitteln. Seine Schreckensvision wurde nur zwei Jahre später in den Schlachten an der Westfront Wirklichkeit.

Martha’s Tagebuch
Nach dem Roman „Die Waffen nieder!“ von Bertha von Suttner

Von Hedwig Pötting-Persing, Adrianne Pötting & Bertha Suttner
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Dresden [u.a.] : Pierson, 1897
Umfang: 192 Seiten, Illustrationen
Signatur: B X, 203

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Acht Jahre nach der Erstveröffentlichung von Bertha von Suttners pazifistischem Roman „Die Waffen nieder!“ erschien diese Bearbeitung für die Jugend. Im Vorwort zitiert die Bearbeiterin Hedwig Gräfin Pötting einen Aufruf der Hamburger Friedensgesellschaft an die Lehrer Deutschlands, in dem es heißt, dass es die „heilige Pflicht“ der Eltern und Lehrer sei, „die Kinder nicht mehr zum Völkerhass, sondern zur Menschenliebe zu erziehen, sie nicht mehr ausschließlich an die Bewunderung der Kriegshelden, sondern an die Verehrung der Kulturhelden zu gewöhnen“. Überzeugend wird die Wandlung der Protagonistin, einer österreichischen Generalstochter, von einer glühenden Patriotin und Bewunderin des Militärs zur aktiven Pazifistin beschrieben. Am Ende des Buchs wird die Hoffnung ausgesprochen, dass der Pazifismus eine breite Anhängerschaft gewinnt: „Und heute, nach fast zwanzig Jahren – gibt es schon Viele, welche die Menschheit aus dem Schlafe der Barbarei erwecken wollen und tatkräftig sich zusammenscharen, um die weiße Fahne des Friedens aufzupflanzen. Ihr Schlachtruf ist: ‚Krieg dem Kriege'“. C. P.

Konegens Kinderbücher
Eine Weltliteratur der Jugend

Schriftenreihe von Helen Scheu-Riesz (Herausgeberin)
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Wien [u.a.] : Carl Konegen Verlag, 1910-1914
98 zugehörige Bände

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Die Herausgeberin, Helen Scheu-Riesz (1880-1970), folgte dem Vorbild der Schriftreihe „Books fort he Bairns“ des britischen Publizisten und Pazifisten William Thomas Stead. Ihre 1910 begonnene Schriftreihe sollte eine „Kinderbibliothek der Weltliteratur“ bilden und auf diese Weise das Verständnis für andere Völker und Kulturen fördern. Nah dem Ersten Weltkrieg hat die überzeugte Pazifistin noch weitere Schriftenreihen herausgegeben, in denen sich reformpädagogische Grundsätze, Tendenzen der Kunsterziehungsbewegung und die Idee der Völkerverständigung durch Pflege der „Weltliteratur“ vereinen. F.C.H

Das Menschenschlachthaus
Bilder vom kommenden Krieg – Erzählung

Von Wilhelm Lamszus
Körperschaft: Zentralstelle für die Arbeitende Jugend Deutschlands
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Hamburg : Janssen, 1913
Umfang: 55 Seiten
Signatur: B VIII, 15436 R

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Der Reformpädagoge und Schriftsteller Wilhelm Lamszus (1881-1965) vertrat in seiner bereits 1912 verfassten Jugendschrift „Das Menschenschlachthaus“ mit großer Entschiedenheit pazifistische Position. Der Held des Buches ist ein junger Familienvater, der den Kriegsausbruch, die Mobilmachung und die Kämpfe an der Front in Form einer Ich-Erzählung beschreibt. Eindringlich warnt er vor der Gefahr eines Krieges mit Massenvernichtungsmittel, der im Gegensatz zum früheren „Reitertod“ einen „Maschinentod“ der Soldaten herbeiführt: „Von Techniker, von Maschinisten werden wir vom Leben zum Tod befördert.“ (S.11) In prophetischen Worten nimmt er das Grauen der Schlachten vor Verdun vorweg, denen später Hunderttausende zum Opfer fielen: „So massenhaft, so kaltblütig, so sachverständig rottet man nur Ungeziefer aus. In diesem Krieg sind wir nichts als Ungeziefer mehr.“ C.P.

Während des Ersten Weltkriegs hatten angesichts der allgemeinen Kriegseuphorie auf der einen und den strengen Zensurbestimmungen auf der anderen Seite Antikriegsbücher kaum die Chance veröffentlicht zu werden, auch »Das Menschenschlachthaus« wurde 1915 verboten und beschlagnahmt. Nur in Untertönen kommen in dieser Zeit Kritik am Krieg und die Sehnsucht nach Frieden in Kinderbüchern zum Ausdruck. So propagiert 1916 der Wiener Philosoph und Pädagoge Wilhelm Börner in der Broschüre »Werdet Helden! Ein offener Brief in der Kriegszeit an die deutschen Kinder« eine humanistische Form des Heldentums und fordert seine Leser dazu auf, »Helden des Alltags«, »Helden der Liebe« und »Helden des Friedens« zu werden.

Der Wunsch nach Frieden wird mit zunehmender Dauer des Kriegs immer deutlicher und zeigt sich beispielsweise auch in der Werbung des Verlags Gustav Müller in Leipzig am Ende des Bilderbuchs »Das U-Buch« von Karl Bauer und Carlos Tips, in der ein »Friedensbuch« des Illustrators angekündigt wird, dass nach dem Friedensschluss erscheinen soll.

Pazifistische Kinderwelt
Beiträge zur Gesinnungsbildung unserer Kleinen

Von Otto Volkart & Anni Röttcher-Mertens
Buchschmuck und Illustrationen von Else Stroh & Paul Christaller
Veröffentlicht: Stuttgart : Friede durch Recht, 1919
Umfang: 60 Seiten
Signatur: 19 ZZ 1766 ; B IX 1, 511 R

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Zwölf der 21 Texte in diesem Band sind Originalbeiträge und weitere neun – von z. T. prominenten Autorinnen und Autoren wie Selma Lagerlöf, Maxim Gorki, Romain Rolland und Theodor Storm wurden nachgedruckt. Neben der unmittelbaren Auseinandersetzung mit Krieg und Militär behandeln die Texte auch Themen wie Toleranz, Solidarität und die Überwindung kindlicher Ängste. Wilhelm Börner setzt sich kritisch mit der Tatsache auseinander, dass Kinder in Deutschland unmittelbar nach dem Ende des Krieges wieder Soldaten spielen. Er appelliert an die Kinder, nicht mit Dingen zu spielen, „die an Tod und Mord mahnen“. Im Nachwort wird das Anliegen der Veröffentlichung erläutert, „die kriegerischen Vorstellungen aus der Gedankenwelt der Kinder zu verdrängen und dafür den Willen zu einer wahren kriegslosen Kultur zu entwickeln.“ C.P.

So war der Krieg
Ein pazifistisches Lesebuch

Von Salomon D. Steinberg & A. S. Assého
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Zürich : Rascher, 1919
Schriftenreihe: Raschers Jugendbücher
Umfang: 138 Seiten
Signatur: B IX 1, 903

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Der Band enthält pazifistische Texte prominenter Autorinnen und Autoren, darunter Auszüge aus Erzählungen und Romanen von Leonhard Frank, Henri Barbusse, Bertha von Suttner und Romain Rolland. Als Beleg für die Konsistenz pazifistischen Gedankenguts wurden auch kritische „Aussprüche großer Männer über den Krieg“ in den Sammelband aufgenommen. Im Vorwort schreibt der Journalist und Schriftsteller Salomon David Steinberg (1889-1965), der Herausgeber des Bandes: „Aus diesem Grunde lege ich dieses Buch in eure Hände. Ihr sollt nicht vergessen, ihr dürft nicht vergessen, wie der Krieg war. Ihr sollt in diesem Buch lesen, dass sein Sinn Grausamkeit und Zerstörung bedeutet. Dieser Glaube soll euch beherrschen: der Krieg ist letzte Not, ist Auflösung alles Guten, Erweckung der niedrigsten Triebe im Menschen.“. C.P. 

Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland
Geschildert in Briefen Lukanga Mukaras an den König Ruoma von Kitara

Von Hans Paasche, Franziskus Haehnel & Lukanga Mukara
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Hamburg : Verlag Junge Menschen, 1921
Umfang: 99 Seiten
Signatur: B XIII, 486

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In diesem fiktiven Reisebericht kritisiert der Afrikaner Lukanga Mukara in Briefen an seinen König die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnisse in Deutschland. Der Autor Hans Paasche (1881–1920) kehrt mit den zivilisationskritischen Aussagen, die er seinem afrikanischen Reisenden in den Mund legt, die eurozentristische Sichtweise deutscher Fernreisender um und macht damit die Perspektive kultureller Überheblichkeit, aus der diese Texte geschrieben sind, deutlich. Hans Paasche war Marineoffizier, wurde aber bereits durch seinen Einsatz bei Kämpfen in Deutsch-Ostafrika zum Pazifisten und nahm 1909 seinen Abschied aus dem aktiven Militärdienst. Er bereiste Afrika, lebte mit seiner Frau mehrere Monate am Viktoriasee und setzte sich in Deutschland mit Vorträgen und Publikationen für eine Verständigung zwischen Europäern und Afrikanern ein. Wegen seines Engagements für den Pazifismus musste er sich 1913 vor einem Ehrengericht verantworten. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Offizier reaktiviert, aber bereits 1916 wieder aus der Armee entlassen, weil er aus seinem Antimilitarismus keinen Hehl machte. Nach Kriegsende engagierte sich Paasche für eine radikaldemokratische, sozialistische Politik und wurde 1920 von Reichswehrsoldaten auf seinem Gut in Westpreußen ermordet. C. P.

Jugendrotkreuz-Zeitschrift

Späterer Titel: Arbeitsblätter für Erzieher
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Wien : Jugendrotkreuz der Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuze
Erscheinungsverlauf: 1922 – 1938
Signatur: B I 2, 245

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Das Jugendrotkreuz war 1917 in den USA und in Kanada gegründet worden, seit 1919 kam es dann auch in den europäischen Ländern zur Gründung von eigenen Organisationen. In den 1920er-Jahren hatten 20 Länder eine eigene Jugendrotkreuz-Zeitschrift. Nach der amerikanischen war die österreichische Zeitschrift besonders bekannt. Mit einer zeitweisen Auflage von mehr als 50.000 Exemplaren erreichte sie viele Schulkinder. Neben Berichten aus der Arbeit der Organisation und unterhaltenden Beiträgen stehen Aufsätze und Reportagen zur Völkerverständigung und zum Friedensgedanken im Mittelpunkt. Damit waren die Jugendrotkreuz-Zeitschriften nach den Zerstörungen des Weltkriegs ein wichtiges Medium pazifistischer Tendenzen. F. C. H.

Fluch den Waffen

Von Robert Bodanzky
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Freie Jugend, 1923
Schriftenreihe: Die schwarzen Bücher
Umfang: 20 Seiten
Signatur: Ag 7250/20-2

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Der aus Wien stammende Kaufmannssohn Robert Bodanzky (1879-1923) begann zunächst eine Laufbahn als Schauspieler und war dann als Regisseur und Librettist im Wien der Vorkriegszeit erfolgreich. Während des ersten Weltkrieges änderte sich seine politische Einstellung: Bodanzky wurde bekennender Antimilitarist und Anarchist und lehnte jede Mitarbeit an patriotischen oder gar kriegstreiberischen Werken ab. 1922 übersiedelte er nach Berlin, wo er Jahre später verstarb. C. P.

Auch wenn in der Weimarer Republik einige kriegs- und militärkritische Texte veröffentlicht wurden, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese gegenüber den auflagenstarken glorifizierenden und revanchistischen Publikationen von Autoren wie Paul von Lettow-Vorbeck, Nikolaus zu Dohna-Schlodien und Hans Henning von Grote deutlich in der Minderzahl waren.

Eines der wichtigsten pazifistischen Jugendbücher über den Krieg, Rudolf Franks Erzählung »Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua«, erschien kurz vor dem Ende der Weimarer Republik im Jahr 1931. Das Buch wurde 1933 von den Nationalsozialisten verboten. 1982 wurde es in der Bundesrepublik unter dem Titel „der Junge der seinen Geburtstag vergaß“ neu aufgelegt und erhielt ein Jahr später den Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher.

Wie in Deutschland gab es auch in Österreich (sowohl in der Habsburger-Monarchie als auch nach 1918) nur wenige Beispiele von pazifistischen Kinder- und Jugendbüchern. Man darf dabei allerdings nicht übersehen, dass auch jene Veröffentlichungen einem »stillen« Pazifismus dienen konnten, die sich nicht explizit mit Krieg und Frieden auseinandersetzten.

So ist der Versuch von Helene Scheu-Riesz, mit einer Kinderbibliothek der Weltliteratur, der Schriftenreihe »Konegens Kinderbücher «, Interesse für Jugendliteratur außerhalb der deutschen Sprache zu erwecken, als ein Beitrag zur Völkerverständigung zu werten. Ähnlich mochten zahlreiche Texte und Bilder in Kinderzeitschriften (vor allem jene des Jugendrotkreuzes und jene der sozialdemokratischen Kinderfreunde) das Ideal von Freundschaft und Verständnis über Grenzen hinweg fördern.

Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua
Kriegsroman für die junge Generation

Von Rudolf Frank und Georg Lichey
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Potsdam : Müller & Kiepenheuer, 1931
Umfang: 234 Seiten
Signatur: 53 MA 503364

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Dies bedeutende pazifistische Jugendbuch des jüdischen Schriftstellers Rudolf Frank (1886-1979) erzählt die Geschichte des polnischen Jungen Jan Kubitzki, der an seinem 14. Geburtstag am 14. September 1914 von einem Trupp deutscher Soldaten aufgegriffen wird. Jan schließt sich der Truppe an und gewinnt das Vertrauen und die Freundschaft der Soldaten und Offiziere. Doch getreu seinem bei einem Gespräch aufgeschnappten Motto, dem Zitat aus „Nathan dem Weisen“ „Kein Mensch muss müssen“ (1,3, Nathan im Gespräch mit Al-Hafi), verlässt Jan die Kompanie wieder, gerade als er die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten und regulär Soldat werden soll. Er hat die deutschen Soldaten als Freunde unterstützt, einer von ihnen werden will er nicht. C. P.

Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee

Von Erich Kästner & Walter Trier
Veröffentlicht: Berlin-Grunewald : Williams, 1933
Ausgabe: 1. – 10. Auflage
Umfang: 131 Seiten, Illustrationen
Signatur: B VIII, 24290 R

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Im Kapitel „Hannibal beniest es“ zeigt sich deutlich Kästners antimilitaristische Einstellung. Auf dem Weg in die Südsee kommen Konrad und sein Onkel Ringelhuth an „Die Burg Zur Großen Vergangenheit“, wo ihnen Persönlichkeiten der Weltgeschichte begegnen, darunter Julius Cäsar, Napoleon und Karl der Große. Unter einem Rosenbusch tragen Hannibal und Wallenstein eine Schlacht mit Zinnsoldaten aus, bei der sich die völlige Rücksichtslosigkeit der Feldherrn gegenüber ihren Soldaten offenbart, die in krassem Gegensatz zur eigenen Wehleidigkeit steht: „Ergeben sie sich!“ rief Wallenstein. Er hatte mittlerweile die feindlichen Truppen umzingelt und kartätschte sie mit Hilfe von Erbsen in Grund und Boden. „Erst wenn mein Soldat tot im Gras liegt, früher nicht!“ schwor Hannibal. Aber da musste er niesen. Er blickte besorgt hoch und meinte: „Na schön, hören wir auf. Das Gras ist noch zu feucht. Ich möchte mich nicht erkälten. Wann geben Sie mir die Gelegenheit für einen Revanchekrieg?“ „Sobald Ihr Schnupfen vorüber ist, lieber Freund“ sagte Wallenstein. „Mit Erkältungen ist nicht zu Spaßen“. Kästners pazifistisches Manifest, das Kinderbuch „Konferenz der Tiere“, in dem er auch die Forderung nach der Abschaffung des Militärs stellt, erschien 16 Jahre später, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. C. P.

Die Darstellung des ersten Weltkriegs in Kinder- und Jugendbüchern vom Kriegsende bis 1933

Der Erste Weltkrieg führte in vier Kaiserreichen zum Untergang der Monarchie (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Russland, Osmanisches Reich) und zu neuen Staatsgründungen als Nachfolgestaaten.

Die kurze historische Epoche der Weimarer Republik war gekennzeichnet durch radikale Umbrüche, Instabilität und Unsicherheit, aber auch durch Wertewandel und Neubeginn. Politischer Extremismus, die Verelendung ganzer Bevölkerungsteile im Zusammenhang mit den für Deutschland verheerenden Folgen des Ersten Weltkriegs und der Kollaps der bisherigen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Systeme kennzeichneten die ersten Nachkriegsjahre. Der ständige Wechsel der Regierungen – in 14 Jahren wurden 16 Regierungen gebildet – war ein Indiz für die Zerrissenheit des Landes in verschiedene politische Lager.

Arbeiter-Jugend
Monatsschrift der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands

Späterer Titel: Kameraden auf Fahrt
Vorheriger Titel: Die arbeitende Jugend ; Die junge Garde
Körperschaft: Verband der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Arbeiterjugendverlag, 1909-1933
Jahrgang: 1918
Signatur: B I 2, 497 R

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Die letzten Hefte des Jahrgangs sind fast ausschließlich der Novemberrevolution gewidmet. Unter dem Titel “Götzendämmerung und Morgenröte” erschien am 30. November ein Artikel, der die tiefgreifenden politischen Veränderungen der vergangenen Zeit beschreibt: “Freunde, welch überwältigender Sturmlauf der Geschehnisse von jenen fluchwürdigen Tagen im Hochsommer 1914 bis zum Zusammenbruch der imperialistischen Militärdiktatur, bis zur Proklamierung des freien Volksstaats!” (S. 185). In der Ausgabe vom 28. Dezember 1918 werden “Die Forderungen der Jugend” veröffentlicht, die vor allem in der Durchsetzung von Jugendschutzbestimmungen für alle Arbeiterinnen und Arbeiter bis zum 18. Lebensjahr bestehen. Dabei geht es u.a. um so selbstverständliche Ansprüche wie die Herabsetzung der täglichen Arbeitszeit von zehn auf höchstens acht Stunden, einen jährlichen Erholungsurlaub von mindestens 14 Tagen sowie die Beseitigung des “väterlichen” Züchtigungsrechts durch die Arbeitgeber. C.P.

Da war auch ich dabei!
Ein Denkmal für das deutsche Kind im großen Kriege

Von Laurenz Kiesgen & Andreas Untersberger
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Regensburg : Pustet, 1918
Umfang: 27 Seiten, Illustrationen
Signatur: 53 MA 505155 R

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Kurz nach dem Ende des Krieges erschienen, soll das Buch an “die Zeit, wie wir während des Krieges daheim verlebten” (S. 3) erinnern und dabei die “frohen Stunden, da wir mithelfen durften in der Schmiede für Deutschlands Rüstung, in der Sorge für seine tapferen Krieger und im Miterleben manches großen Tages” (ebd.) festhalten. Es ist also kein nachdenkliches oder gar kritisches Resümee, das hier gezogen wird. Im Vordergrund stehen nicht die zu beklagenden Opfer, sondern die Leistungen und “Heldentaten” der deutschen Soldaten und der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder. Die Botschaft des Buchs ist damit nicht Einsicht, sondern Beharren auf deutschen Machtansprüchen, nicht Wiedergutmachung, sondern Revanche. Zugleich dokumentiert das Buch in seiner bescheidenen Aufmachung, auf billigem Papier in einer schlechter Qualität gedruckt und lediglich mit einfachen Schwarz-Weiß-Illustrationen ausgestattet, die gravierenden wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit. C.P.

Histoire de Quillembois soldat
Eine Erzählung mit Holzsoldaten

Von André Hellé
Sprache: Französisch
Veröffentlicht: Nancy [u.a.] : Berger-Levrault, ca. 1920
Umfang: 68 Seiten, zahlreiche Illustrationen
Signatur: 53 MB 500679 R

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Noch einmal wird – nach dem Kriegsende aus französischer Sicht – die schreckliche Geschichte des Kriegs und des armen Soldaten Quillembois erzählt. Dass die handelnden und erleidenden Figuren hölzerne Spielzeugfiguren sind, macht das Geschehen nicht weniger drastisch. Spielzeug-Soldaten gehörten in Frankreich wie in Deutschland zum “normalen” Inventar einer Kinderstube. F.C.H.

Zur Erinnerung an die schwere Zeit der Kriegsnot 1914-19
ihren Kindern gewidmet von der Volksschule II zu Freienwalde a. Oder

Von Heinrich Quilisch
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Freienwalde : Hesse, [1919]
Umfang: 13 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 MA 505323

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Am Beispiel einer Schule im Oderland werden die Auswirkungen des Kriegs auf das zivile Leben deutlich. Das Buch soll die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Freienwalde an die Entbehrungen der Kriegszeit und die von ihnen erbrachten Leistungen zur Unterstützung des Vaterlands erinnern. 40 ehemalige Schüler sind im Krieg gefallen, das Kollegium wurde durch die Rekrutierung von Lehrern deutlich reduziert, der Unterricht musste aus Mangel an Lehrpersonal verkürzt werden. Hinzu kamen Unterrichtsausfälle wegen Beurlaubungen von Kindern zur Feldarbeit, zum gemeinschaftlichen Sammeln von Laub, Wildfrüchten, Heilkräutern etc. sowie während einer Grippeepidemie und aus Mangel an Brennstoffen. Der kurze einführende Text wird durch zahlreiche dokumentarische Fotos ergänzt. C.P.

Woraus wird alles gemacht, was wir zum täglichen Leben gebrauchen?
Der Werdegang vom Rohstoff zum gebrauchsfertigen Produkt – Eine Gabe zum Nachdenken für unsere Jugend

Von Karl Großmann, Kurt Floericke, Adolf Holst & Charles Dieck
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Oldenburg i. O. : Stalling, 1920
Schriftenreihe: Nürnberger Bilderbücher
Umfang: 16 Blätter, überwiegend Illustrationen
Signatur: B III b, 257

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Der Band steht in der Tradition einer bereits im 18. Jahrhundert begründeten Sonderform von Sachbüchern, die Kindern die Herkunft alltäglicher Waren erklären sollen. Die Illustrationen werden durch Verse des bekannten Kinderbuchautors Adolf Holst (1867-1945) erläutert, außerdem enthält das Buch informative Sachtexte des Naturforschers Kurt Floericke (1869-1934). Bemerkenswert modern ist das Anliegen, den Beitrag von Menschen der “verschiedenen Teile der Welt” (Zum Geleit) in einer Bildfolge zu vereinen. Damit wird Kindern anschaulich der “Eine-Welt-Gedanke” vermittelt. C.P.

Die Heterogenität der Gesellschaft spiegelt sich auch in der Kinder- und Jugendliteratur dieser Zeit und besonders in der Behandlung von Krieg und Militär. Neben deutschen Heldensagen und Büchern über die Kriege vergangener Epochen wurden zahlreiche (und vor allem auflagenstarke) Darstellungen zum Ersten Weltkrieg veröffentlicht. Die Masse dieser Publikationen bildeten kriegsverherrlichende Jugendbücher, welche die deutsche Niederlage als Schmach betrachteten. Dazu gehören Hans Henning von Grotes Kriegserzählung oder Paul von Lettow-Vorbecks Buch . In einigen dieser Bücher wird bereits Revanche für die im Versailler Vertrag festgeschriebenen Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen gefordert.

Heia Safari!
Deutschlands Kampf in Ostafrika

Von Paul Lettow-Vorbeck & Walter Ruckteschell
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Hase & Koehler Verlag, 1920
Umfang: XV, 282 Seiten, Illustrationen (schwarz-weiß)
Signatur: B VIII, 5088

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Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) war ein deutscher Offizier und im Ersten Weltkrieg Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Mit seinen überwiegend aus einheimischen Askari bestehenden Truppen war er militärisch sehr erfolgreich. So konnte er sich wiederholt gegen südafrikanische und britische Einheiten behaupten. Unter seiner rücksichtslosen Kriegsführung hatte vor allem die afrikanische Zivilbevölkerung zu leiden. Nach Kriegsende veröffentlichte er das Jugendbuch “Heia Safari!”, in dem er seine Kriegserlebnisse verarbeitete. Darin werden seine kolonialistische Grundeinstellung und seine rassistischen Ansichten deutlich. Obwohl Lettow-Vorbeck ein durchaus widersprüchliches Verhältnis zum Nationalsozialismus hatte – trotz seiner Sympathien für Hitlers Machtergreifung trat er nicht in die NSDAP ein und stand dem Regime in einigen Punkten durchaus kritisch gegenüber – wurde sein Buch in der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach nachgedruckt. C.P.

Seeteufel
Abenteuer aus meinem Leben

Von Felix Luckner
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Leipzig : Koehler, 1923
Umfang: 318 Seiten; Illustrationen
Signatur: 50 MA 25527

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Der Seeoffizier und Kapitän des Hilfskreuzers SMS Seeadler Felix Nikolaus Alexander Georg Graf von Luckner (1881-1966) verfasste 1921 unter dem Titel “Seeteufel” eine äußerst marktgängige Beschreibung seiner Fahrten. Der Text wurde in den 1920er- und 1930er-Jahren mehrfach wieder aufgelegt und war besonders bei jugendlichen Lesern eine beliebte Lektüre. C.P.

Jungkämpferinnen
Mädchenschicksale aus bewegten Zeiten

Von Irene Gerlach & Artur Fohr
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Dietz, 1925
Umfang: 125 Seiten, Zahlreiche Illustrationen
Signatur: B VIII, 14880 R ; 53 MA 504169 R

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Der Sammelband enthält vier Erzählungen über Mädchen und junge Frauen, die in unterschiedlichen historischen Epochen – während des Spartakusaufstands, der Bauernkriege, der Hexenverfolgungen, der Französischen Revolution und der Zeit der Sozialistengesetze – ihr Schicksal meistern müssen. Der fünfte Text ist eine Mahnung, die Schrecken des Ersten Weltkriegs, der nur Leid und Unglück über die Menschen brachte, niemals zu vergessen. Am Ende steht die Vision eines dauerhaften Friedens, in der die Grenzpfähle niedergerissen werden und die Völker sich miteinander aussöhnen. C.P.

Der Kinderfreund
Beilage der sozialdemokratischen Tageszeitung

Körperschaft: Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Deutschlands (Herausgebendes Organ)
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Vorwärts, 1925-1932
Signatur: B I 2, 109 R

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Ebenso wie das Jahrbuch “Kinderland” (Signatur: B I 2, 101 R) wurde auch die 14-tägig erscheinende Zeitschrift “Der Kinderfreund” von der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde herausgegeben. Diese Vereinigung, die von 1923 bis 1933 bestand, wurde auf Initiative der SPD, der USPD, des sozialistischen Lehrervereins und der Freien Lehrergewerkschaft gegründet. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie 1933 verboten. Zu den von der Zeitschrift vermittelten Leitgedanken gehören Antimilitarismus und Freundschaft zwischen den Völkern, mit denen ein Gegengewicht zu nationalistischem Denken geschaffen werden sollte. C.P.

Hoch die Republik
Zur zehnten Wiederkehr des 12. November 1918

Von Käthe Neumann & Otto Schubert
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Wien [u.a.] : Dt. Verl. für Jugend und Volk, 1928
Umfang: 72 Seiten, Illustrationen
Signatur: B XI, 196

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Dieses Buch war – ebenso wie das gleichfalls gezeigte Buch “Um Freiheit und Menschenwürde” – Gegenstand eines erbitterten Zwistes zwischen dem sozialdemokratisch dominierten Wiener Stadtschulrat und dem christlich-sozial konservativen Unterrichtsministerium. Da die hier gesammelten Texte, aus sozialdemokratischer Gesinnung ausgewählt, insgesamt sich gegen eine Glorifizierung der österreichischen Geschichte vor der Republikgründung wenden und eine entschiedene Anti-Kriegs-Haltung einnehmen, wurde die Verbreitung des Buches schließlich vom Ministerium im Januar 1929 untersagt. Da war es allerdings bereits an vielen Wiener Schulen schon längst verteilt worden. F.C.H.

Daneben gab es aber auch den Geist einer neuen Zeit spiegelnde Kinderbücher, wie das Bilderbuch , das den Beitrag von Menschen aus verschiedenen Kontinenten an der Herstellung von Waren würdigt und damit für ein friedliches Miteinander der Völker plädiert. Realistische Bilder vom Ersten Weltkrieg vermitteln neben Rudolf Franks auch Erna Langes Mädchenerzählung <1914 bis 1918 auf der Schulbank> und der Tagebuchroman der jüdischen Schriftstellerin Adrienne Thomas (eigentlich Hertha Strauch), in dem die Erlebnisse eines jungen Mädchens in Elsass-Lothringen geschildert werden, das als Krankenschwester mit dem Leid der verwundeten und verstümmelten Soldaten konfrontiert wird.

Der kleine Kanonier
Ein lustiges Bilderbuch für kleine und große Artilleristen

Von Adalbert Linsmayer & Oskar Merté
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: München : Barbara-Verlag, 1928
Umfang: 22 Seiten, überwiegend Illustrationen
Signatur: 53 BA 502113

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Zehn Jahre nach der verheerenden Niederlage wird in diesem Kinderbuch wieder eifrig exerziert und geschossen. Denn: “Was bei dem Vater war der Brauch, / Das übt der Sohn jetzt fleißig auch.” (S. 4) In deutlicher stilistischer Anlehnung an die “lustigen” Soldatenbilderbücher der Vorkriegszeit zeigt der Maler und Grafiker Oskar Merté (1873-1938) einen kleinen Jungen beim Spiel mit seiner Miniaturkanone. Die Alltagserlebnisse des Kindes werden in seiner Fantasie zu militärischen Situationen uminterpretiert: Ein am Himmel vorbeiziehendes Flugzeug ist ein gegnerischer Flieger, das Kindermädchen, das den Jungen abholt, ist der Feind, der ihn gefangen nimmt, und das Bett wird zum Ruhequartier. Vor dem Einschlafen wird noch ein patriotisches Gebet gesprochen; “Halte auch die starke Hand / Schützend auf mein Vaterland, / Daß es niemals untergeh’, / Sondern größer aufersteh’.” (S. 22) C.P.

Der Durchbruch der Möwe
Selbsterlebte Taten und Fahrten

Von Albert Semsrott & Harry Schultz
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Stuttgart : Thienemann, 1928
Umfang: 127 Seiten, Illustrationen
Signatur: B VIII, 5894

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Schilderungen des Seekriegs stießen mit ihrer Verbindung von abenteuerlicher Handlung und technischen Informationen meist auf großes Interesse der Leser. Die jugendliche Fantasie wurde besonders durch die erfolgreichen Aktionen des deutschen Hilfskreuzers “Möwe” (eigentlich “Möve”) beflügelt, der etliche alliierte Handels- und Kriegsschiffe aufbrachte und versenkte. Neben den erfolgreichen Erzählungen des Kommandanten der “Möwe”, Nikolaus zu Dohna-Schlodien, verfasste auch der ehemalige Steuermann der “Möwe” Albert Semsrott Jugendbücher über seine Erlebnisse. C.P.

Um Freiheit und Menschenwürde
Ein Lebensbuch deutscher Dichtung

Mit Illustrationen von Herbert Schimkowitz (1898-1938)
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Wien : Deutscher Verlag für Jugend und Volk, 1928
Umfang: 110 Seiten, Illustrationen
Signatur: B III a, 1536

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An Haupt- und Mittelschüler gerichtet, mit deutlicher Anti-Kriegs-Haltung vor allem in einleitenden Text, der die Zeit zum Ende des Weltkriegs beschreibt. Auch die nachfolgende Auswahl von Gedichten verschiedener Autoren ist einem sozialdemokratischen Ideal verpflichtet. Die Titel der Abschnitte lauten: Die Republik – Im Kampf um die Freiheit – Arbeit und Mühsal – Der neue Geist / die neue Zeit – Neues Menschentum. F.C.H.

Die bunte Welt
Mengenbilder für die Jugend

Von Otto Neurath & Gerd Arntz
Körperschaft: Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
Veröffentlicht: Wien : Wolfverlag, 1929
Umfang: 47 Seiten, zahlreiche Illustrationen
Signatur: 19 ZZ 1409

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Das heute berühmte Buch, in dem (erstmals für die Jugend!) statistische Fakten in bildlicher Form nach der sogenannten “Wiener Methode” dargestellt wurden. Die nüchterne und rein sachliche Art der Vermittlung steht im großen Gegensatz zu den in anderen Büchern der Zeit meist ideologisch aufgeladene Darstellungen. Das betrifft hier auch die Auseinandersetzung mit dem Weltkrieg. Die bloße Aufzählung der Toten und der verkrüppelten Soldaten in allen Ländern sollte allein schon abschreckend wirken und eine Anti-Kriegshaltung hervorrufen. – Zehn Jahre später begann der Zweite Weltkrieg. F.C.H.

Was sollen wir mit dem Jungen?
Ein Kriegsbuch von 1914 für die deutsche Jugend

Von Hans Henning Grote & Max Tilke
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Brunnen-Verlag, 1930
Umfang: 224 Seiten, Illustrationen
Signatur: 53 MA 505300 ; B VIII, 23043

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Als “Junge” wird der erst 15-jährige Kadett und Generlassohn Wilhelm von Hohenau bezeichnet, der im Ersten Weltkrieg besondere Tapferkeit beweist und 1914 bei einem russischen Angriff fällt. Der Autor Hans Henning Alfred August Freiherr von Grote (1896-1946) war Offizier und Schriftsteller. Seine militärische Laufbahn beendete er nach dem Ersten Weltkrieg im Rang eines Majors. In der Weimarer Republik engagierte sich Grote im “Stahlhelm”, dem “Bund der Frontsoldaten”, der die militärischen Werte und Traditionen der Kaiserzeit in offener Opposition zur jungen Demokratie bewahren wollte und für einen Revanchekrieg sowie die Errichtung eines Ständestaates eintrat. Grotes in den 1930er- und 1940er-Jahren erschienene Veröffentlichungen (Biografien, militärhistorische Darstellungen und Romane) spiegeln sein nationalistisches, rechtskonservatives Weltbild. Die revanchistischen Auffassungen des Autors werden im Vorwort deutlich: “So kann diese Mär vom Jüngsten von 1914 berufen sein, jenen Geist für eine neue Jugend lebendig zu erhalten, der alle Freiwilligen des großen Krieges beseelte.” (S. 7f.) C.P.

In der jungen Republik Österreich hat eine konsequente kritische Auseinandersetzung mit dem Weltkrieg, mit seinen Ursachen und Folgen, in Kinder- und Jugendbüchern kaum stattgefunden. Zunächst waren es Schulbücher in Wien, die – aus reformpädagogischer Tendenz – in historisch rückblickenden Darstellungen den Krieg als fatales Erbe der Monarchie anprangerten. Dabei wurde freilich die Rolle der internationalen Politik, die zum Krieg geführt hatte, nie verdeutlicht. Im Grunde also wurden die im Krieg vorhandene Freund-Feind-Ideologie nunmehr auf die Historie angewendet – die damit verbundenen Appelle zu einer neuen republikanischen Gesinnung waren angesichts der weiter existierenden politischen Polarisierungen nur wenig wirksam. Erst in den Spätjahren der Republik kam es zur Veröffentlichung einiger Kinder- und Jugendbücher, die den Krieg als politisches Mittel grundsätzlich in Frage stellten. Sie waren dem im Wiener Kreis der Philosophie gepflegten Rationalismus verpflichtet und versuchten – ohne politische Ideologisierung – die Inhumanität des Kriegs darzustellen. In einer Zeit, in der (als Folge der Wirtschaftskrise) viele Menschen sich keine Bücher mehr leisteten und andererseits ideologisch aufgeladene Schriften wieder überhandnahmen, wurden diese Zeugen eines Humanismus aber wohl nur von wenigen beachtet.

Junge, mach‘ die Augen auf!
Einblicke in allerhand Berufe und Betriebe

Von Arthur Rehbein
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Hafen-Verlag, 1923
Umfang: 176 Seiten, Illustrationen
Signatur: B XX, 97 ; Nd 10481

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Im Vorwort ist die Jugend in der Zeit “nach dem furchtbaren Weltkriege, in der das Leben so viel ernster und schwerer geworden ist”, angesprochen: “Bilde alle deine Fähigkeiten aus, damit du in dem jenen Waffenstreit ablösenden Kampf ums Dasein Sieger wirst!” F.C.H.

Die Katrin wird Soldat
Ein Roman aus Elsaß-Lothringen

Von Adrienne Thomas
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Propyläen-Verlag, 1930
Umfang: 325 Seiten
Signatur: 53 MA 508220

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Mit ihrem Roman “Die Katrin wird Soldat” erzielte die Schriftstellerin Adrienne Thomas (eigentlich Hertha Strauch, 1897-1980) einen geradezu sensationellen Erfolg in der Weimarer Republik. Darin schildert sie eindringlich die Erlebnisse der aus einer bürgerlichen jüdischen Familie stammenden Katrin, die den Kriegsausbruch, die anfängliche patriotische Begeisterung und die wachsende Desillusionierung in ihrem Tagebuch festhält. Als freiwillige Helferin und Krankenschwester für das Rote Kreuz erlebt Katrin unmittelbar die Schrecken des Kriegs und wird zur Pazifistin. C.P.

Annke
Kriegsschicksale eines ostpreußischen Mädchens

Von Alfred Hein & Eduard Winkler
Veröffentlicht: Stuttgart : Thienemann, 1931
Umfang: 108 Seiten, Illustrationen
Signatur: 19 ZZ 606

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Der aus Oberschlesien stammende Schriftsteller Alfred Hein (1894-1945) beschreibt in diesem Buch das Schicksal der 12-jährigen Annke, die mit ihrer Familie im Ersten Weltkrieg von der russischen Armee aus ihrem Heimatdorf verschleppt wird. Die Gefangenen werden nach Simbirsk gebracht, wo sie bis zum Ausbruch der Oktoberrevolution bleiben müssen. Erst 1918 können die Überlebenden – die Mutter ist in Gefangenschaft gestorben – wieder nach Deutschland zurückkehren. Der Autor war Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und nahm auch an der Schlacht bei Verdun teil. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Unteroffizier und geriet in Oberschlesien in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland verstarb er in einem Lazarett. C.P.

1914 bis 1918 auf der Schulbank

Von Erna Lange
Sprache: Deutsch
Veröffentlicht: Berlin : Scherl-Verlag, 1933
Umfang: 165 Seiten
Signatur: 53 MA 505317

Zum Stabikat
Staatsbibliothek zu Berlin, Kinder- und Jugendbuchabteilung

Aus der Sicht der Schülerin Hilde Weg, die zu Beginn des Kriegs dreizehn Jahre alt war, werden die Ereignisse von der Mobilmachung bis zum Ausbruch der Revolution beschrieben. Die Autorin Erna Lange schildert im Stil der Neuen Sachlichkeit nüchtern und ohne jede Beschönigung den Überlebenskampf der deutschen Zivilbevölkerung. Lebensmittelknappheit, Brennstoffmangel und durch unzureichende Ernährung entstandene Krankheiten bestimmten den entbehrungsreichen Alltag. C.P.

Ausstellungskatalog „Das Kinderbuch erklärt den Krieg – Der Erste Weltkrieg in Kinder- und Jugendbüchern“ von 2014
Herausgegeben von Carola Pohlmann und Friedrich C. Heller
Eine Ausstellung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz in Zusammenarbeit mit dem Bilderbuchmuseum Burg Wissem (Stadt Troisdorf) und dem Institut für Kunst und visuelle Kultur (Universität Oldenburg)

Die neue virtuelle Version der Ausstellung wurde im Rahmen ihrer Ausbildung erstellt von Nele Rösler, Katja Szuba, Lilian Dalk und Emily Matthey.