3. Dezember
Heute nimmt Sie der SBB-Adventskalender mit in eine kleine Geschichtsstunde. Es geht nach Frankreich! Wir wollen wissen, wie es sich ohne WhatsApp und Twitter gelebt hat, ohne Facebook und E-Mail – über Snapchat reden wir gar nicht erst. Zunächst befinden wir uns in Schloß Chaumont, das idyllisch an der Loire gelegen ist. Um 1810 findet die französische Schriftstellerin Madame de Staël es dort allerdings vermutlich weniger angenehm, denn ihr ist wieder einmal von Napoléon der Aufenthalt in Paris untersagt worden. Nichtsdestotrotz schreibt sie dort ihr berühmtes Werk „De l’Allemagne“ und hält nebenbei auch Salon. An Gästen mangelt es nicht und so stattet ihr auch Adelbert von Chamisso einen Besuch ab. Wie es sich für die Autorin eines Briefromans gehört, wird auch im Salon nicht einfach geplaudert. Nein, Germaine de Staël und Chamisso lassen kleine Briefchen am Salontisch hin und her wandern. Ja, genau solche Briefchen, wie wir sie alle im Schulunterricht herumgereicht haben. In diesem Fall nennt sich das aber „petite poste“ und Thema in diesem stummen zweisprachigen Gespräch ist ihr ambivalentes Verhältnis zu Frankreich und Deutschland.
Doch damit nicht genug: Während unser erster Brief „nur“ auf die unglückliche Verbannung einer Dame von Welt hinweist, zeigt unser zweites Objekt die Not einer ganzen Stadt. Denn im Winter 1870/71 ist Paris im Deutsch-Französischen Krieg von deutschen Truppen belagert und Kaiser Wilhelm hat Versailles zu seinem Hauptquartier gemacht. Abgeschnittene Versorgungswege führten zu einer große Hungersnot, die die Einwohner*innen von Paris erfinderisch werden ließ, um den Winter zu überleben. Wie können Lebensmittel in die Stadt gebracht werden? Und wie kann die Kommunikation mit Verwandten in den nicht besetzten Teilen Frankreichs aufrecht erhalten werden?
Die Lösung: Wer seine Verwandtschaft über die eigenen Lebensumstände informieren wollte, versendete Post „par ballon monté“. Dies waren sehr leichte Faltpostbriefe oder Postkarten, die mit unlenkbaren Ballons aus der Stadt befördert wurden. Nach der Landung der Ballons wurde die Post auf dem Landweg zu ihren Empfängern transportiert. Unser Brief schildert die Nöte der eingeschlossenen Bewohner und schwankt dabei zwischen einem Arrangement mit den Belagerern oder Widerstand bis zum Äußersten, der aber mit dem Hungertod enden kann.
Legen Sie also das Smartphone zur Seite und nutzen Sie die Adventszeit zum Verfassen von weihnachtlichen Grüßen an Ihre Liebsten! Trotz Weihnachtsstress, ist die Post heute sicherlich schneller als der Ballon!
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