1. Dezember
Winter und Weihnachten gehören irgendwie zusammen, vor allem aber gehören Schnee und Weihnachten zusammen. Und auch wenn sich so mancher vom alle Jahre wiederkehrenden „White-Christmas“-Getriller genervt fühlen mag – wer träumt nicht insgeheim von weißen Weihnachten? Wir wollen Sie heute gleich mit dem ersten Türchen auf ein solches einstimmen und das trotz mehrerer Vögel ganz ohne Getriller!
Der Ausschnitt zeigt einen Teil der winterlichen Szenerie des „Bilderspiegels von hundert Vögeln in den vier Jahreszeiten“ (四期百鳥図鑑 Shiki hyakuchō zukan, zugeschriebener Titel), einer japanischen Malerei aus der Genroku-Zeit (1688-1704).
Das Genre der sogenannten Blumen- und Vogelmalerei erfreute sich in Ostasien sehr großer Beliebtheit und wurde in unterschiedlichen Formaten, Techniken und Kombinationen der dargestellten Pflanzen und Tiere immer wieder neu interpretiert.
Bei unserem Objekt handelt es sich um eine von zwei Querrollen die zunächst mit Tusche, Farben, Gold und Silber auf Seide gemalt und anschließend auf Papier aufgezogen wurden. Die beiden Rollen sind gut 35 cm hoch und haben ausgerollt jeweils eine Länge von mehr als fünf Metern. Sie enthalten keinen Text oder Titelaufschrift, weshalb der oben genannte Titel nur eine Zuschreibung ist.
Die Rollen wurden bereits im Jahr 1867 von der Bibliothek erworben: Wahrscheinlich gehörten sie zu den Materialien, die Mitglieder der Preußischen Expedition nach Ostasien Anfang der 1860er Jahre – teilweise auch privat – mit zurückgebracht haben. Der Eintrag im Akzessionsjournal vermerkt sie jedoch nur als Konvolut „Chines. Bücher“, ein offensichtlicher Fehler, gibt jedoch ansonsten keinerlei Hinweise auf ihre Herkunft.
Die beiden Rollen sowie weitere Handschriften, Druckwerke und Karten werden in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek präsentiert. Dort finden Sie eine große Bandbreite an ost-, südost- und zentralasiatischer Literatur, wie japanische Faltbücher und Bildrollen, tibetische buddhistische Texte, Bücher zur chinesischen Medizin oder Werke in mandschurischer Sprache. Dabei handelt es sich um Bestände der Ostasienabteilung, die im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zwischen 2010 und 2014 digitalisiert und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden.
Besuchen Sie gern auch die Portalseite der Ostasienabteilung crossasia.org, auf der unter anderem in mehreren Themenportalen Teile unserer Sammlungen ausführlicher vorgestellt werden.
Und falls die Landschaft vor Ihrem Fenster ein bisschen von derjenigen in der japanischen Malerei-Handschrift abweichen sollte: Besuchen Sie unseren Adventskalender und unseren Blog wieder, denn hier warten noch mehr Schneeflocken auf Sie.
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