2. Dezember

Wollten Sie schon immer mal wissen, was eine Prinzessin des 18. Jahrhunderts gelesen hat? Nun haben Sie die Gelegenheit. Im Jahr 2017 kauften die Staatsbibliothek zu Berlin und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die Bibliothek von Sofia Albertina, Tochter der schwedischen Königin Luise Ulrike und damit Nichte Friedrichs des Großen.

Die schwedische Prinzessin war eine hochgebildete Dame, die sich eine eigene Büchersammlung von 4.500 Bänden aufbaute. Dabei erwarb Sofia Albertina nicht nur selbst zahlreiche Bücher, ihre Bibliothek umfasst außerdem Geschenke, die ihr zu den verschiedensten Anlässen überreicht worden waren. Interessant ist der Fall des verschenkten Geschenks. Es handelt sich um das Handbuch der Religion des Theologen Johann August Hermes aus dem Jahr 1779. Dieses Handbuch war so erfolgreich, dass ihm königliche Aufmerksamkeit zuteil wurde: Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, Gemahlin Friedrichs des Großen, damit Königin von Preußen und Tante unserer Sofia Albertina, übersetzte das Werk ins Französische. Diese Übersetzung wurde 1784 vom Hofbuchdrucker Decker gedruckt (Eintrag im StaBiKat hier). Dabei gab Decker zwar den Namen des Verfassers, nicht aber den Namen der prominenten Übersetzerin an. Ein zweiter Band folgte 1788.

Die Geschichte dieses Exemplars, des verschenkten Geschenks, hat Sofia Albertina in dem Band in etwas ungelenkem Französisch notiert: »Ce Livre a été Traduite de l’alleman par la Reine Elisabet Carllote de Prusse Princesse de Bronswik Wolfenbutel Epous de Frederik II. Surnome le Grane Done par Elle a l’Autteur le Conselige du Consitoir et Pretre du Chapitre de Quedlinbourg Hermess, qui me la done l’ors de mon Introdukison Come Abbaise de ce Chapitre pour l’ans Imperigale en 1787. Sophie Albertin«

Übersetzung: Dieses Buch wurde aus dem Deutschen übersetzt von der Königin Elisabeth Charlotte von Preußen, Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, Gattin Friedrichs II. mit dem Beinamen der Große, verschenkt von ihr an den Verfasser, den Konsistorialrat und Prediger des Stiftskapitels von Quedlinburg, Hermes, der es mir geschenkt hat anlässlich meiner Amtseinführung als Äbtissin dieses Stiftskapitels im Jahre 1787. Sofia Albertina

Das Buch ist – wie es sich für ein Präsent gehört – schön »verpackt« in einem Einband aus Ganzleder mit einem dreiseitigen Goldschnitt und Vorsätzen aus Buntpapier, die Sie in der unteren Abbildung bewundern können.

Bemerkenswert ist, dass sich Sofia Albertina beim Namen ihrer Tante geirrt hat und sie Elisabeth Charlotte und nicht Elisabeth Christine nennt.

Neugierig geworden? Weitere Details über die Bücher der schwedischen Prinzessin finden Sie in dem Band „Die Prinzessinnenbibliothek“, der im Herbst 2019 in der Insel-Bücherei erschienen ist. Das Digitalisat des doppelt verschenkten Bandes finden Sie hier.

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