16. Dezember
Die besten Weihnachtsmenüs findet man heute ja bekanntlich nicht mehr in Omas Rezeptbuch, sondern im Internet: Ob vegan, vegetarisch, klassisch mit Gans oder Wild – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Weil mittlerweile vintage wieder angesagt ist und wir alle nach dem Besonderen suchen, haben wir eine Alternative für Sie – ganz ohne diverse Websites nach dem raffiniertesten Menü durchforsten zu müssen!
Lassen Sie sich also von unserem heutigen Türchen inspirieren: Soll es für Sie das festliche Weihnachtsmenü des Café Royal von 1884 sein? Oder bevorzugen Sie doch lieber das Weihnachtsmenü des Hotel d’Angleterre in Rom von 1904? Was der Kaiser an Weihnachten speiste, verrät Ihnen die Menükarte der kaiserlichen Abendtafel von 1900!
Alle Menükarten in unserem heutigen Türchen sind Teil der SBB-Menükartensammlung, die bereits 1916 von Dr. Georg August Freund, einem Berliner Privatgelehrten, der Staatsbibliothek übergeben wurden. Der Kernbestand der Sammlung, die 2900 Menükarten umfasst, stammt aus dem Zeitraum 1880 bis 1913; seitdem wurde die Sammlung geringfügig erweitert. Der Schwerpunkt der SBB-Sammlung liegt vor allem auf den Menükarten der kaiserlichen Tafel Wilhelms II: Ob im Stadtschloss, auf Kreuzfahrt oder auf der Jagd, stets wurde festlich getafelt!
Anders als die Speisekarte aus Gasthäusern und Restaurants, die dem Gast die angebotene Speisenauswahl nennt, informiert die Menükarte über die spezifische Speisenfolge einer Mahlzeit an einem bestimmten Tag. Zusätzlich zur Speisenfolge werden auch die servierten Weine, Begleitmusik und weiteren Darbietungen auf Hochzeiten, Bällen und Schiffsreisen genannt. Damit ermöglichen die Karten einen spannenden Einstieg in verschiedene kulturhistorische Fragestellungen, so dass nicht nur der königliche Mittagstisch nachvollzogen werden kann, sondern auch Einblicke ins Berliner Vereinsleben oder zu Essen in Kriegszeiten gewährt werden.
Stöbern Sie selbst in diesem reichen Bestand und lassen Sie sich für Ihr Festmahl inspirieren! Einen Überblick über den Bestand finden Sie hier und zögern Sie nicht, sich die schön illustrierten Karten in den Lesesaal der Handschriftenabteilung zu bestellen. Das Rezept für den beliebtesten Nachtisch der englischen Upperclass im 19. Jahrhundert, den sogenannten Nesselrode-Pudding, einer Eiscreme mit Kastanien, kandierten Früchten und Maraschino, können wir Ihnen dort leider nicht anbieten. Aber eine Antwort darauf, wie Sie den Pudding besonders sophisticated in Ihr Weihnachtsmenü einbauen, haben wir vielleicht schon. Guten Appetit!!
Literaturhinweis: Wohl Bekam’s! In hundert Menüs durch die Weltgeschichte. Hg. v. Tobias Roth u. Moritz Rauchhaus. Berlin 2018.