8. Dezember
Auch im Dezember 1918 ist die Novemberrevolution noch in vollem Gange!
Unser heutiges Objekt zeigt die Abdankungsurkunde von Kaiser Wilhelm II., dem letzten preußischen Monarchen und deutschen Kaiser, die am 8. Dezember 1918 im „Welt-Spiegel“ des Berliner Tageblatts veröffentlicht wurde. Doch lassen Sie sich nicht täuschen! Der Kaiser dankte nicht erst im Dezember 1918 ab, sondern bereits am 28. November 1918. Wenn auch nur unwillig!
Bereits am 9. November 1918 hatte Ministerpräsident Prinz Max von Baden eigenmächtig die Abdankung des Kaisers erklärt und Friedrich Ebert (SPD) zum neuen Reichskanzler ernannt. Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile im Reich und setzte bekanntlich die Ereignisse der sogenannten Novemberrevolution in Gang. Kaiser Wilhelm II. weilte zu diesem Zeitpunkt bereits im Hauptquartier der Obersten Heeresleitung im belgischen Spa und beabsichtigte zunächst nur als deutscher Kaiser, nicht aber als preußischer König abzudanken.
Zwanzig weitere Tage zögerte Wilhelm II. die Unterzeichnung der Abdankungsurkunde im holländischen Exil in Amerongen heraus, bevor er am 28. November 1918 seine Unterschrift unter das Dokument setzte. Mit dieser Unterschrift beendete Wilhelm II. die Herrschaft der Hohenzollern, indem er erklärte:
Ich verzichte hierdurch für alle Zukunft auf die Rechte an der Krone Preussens und die damit verbundenen Rechte an der deutschen Kaiserkrone. Zugleich entbinde ich alle Beamten des Deutschen Reiches und Preussens sowie alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Marine, des Preussischen Heeres und der Truppen der Bundeskontingente des Treueeides, den sie Mir als ihrem Kaiser, König und Obersten Befehlshaber geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, dass sie bis zur Neuordnung des Deutschen Reichs den Inhabern der tatsächlichen Gewalt in Deutschland helfen, das Deutsche Volk gegen die drohenden Gefahren der Anarchie, der Hungersnot und der Fremdherrschaft zu schützen.
Wilhelm II. am 28. November 1918 in Amerongen
Friedrich Ebert unterzeichnete die Abdankungsurkunde am 3. Dezember 1918, die dann u. a. im „Welt-Spiegel“ des Berliner Tageblatts im Dezember 1918 veröffentlicht wurde. In den heutigen Zeiten der twitternden Staatschefs hätte sich die Nachricht bestimmt schneller verbreitet. Aber ob man das wirklich immer will?
Besuchen Sie auch unsere virtuelle Ausstellung „Druckerschwärze || Roter Stern“ und informieren Sie sich selbst in zahlreichen Kulturveranstaltungen des Themenwinters „100 Jahre Revolution“ über die sich überschlagenden spannenden politischen Ereignisse in Berlin im Dezember 1918: https://100jahrerevolution.berlin/programm/ Oder besuchen Sie die Ringvorlesung „Weimar‘s Wirkung. Das Nachleben der ersten deutschen Republik“, die gemeinsam vom Lehrstuhl für Neueste und Zeitgeschichte der HU, der Stiftung Topographie des Terrors, dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Deutschen Historischen Museum (DHM) organisiert wird: https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38258