17. Dezember

Beethovens Fidelio: Notenblätter und Wasserzeichen

Text: Julia Neumann (Musikabteilung), Abbildungen: Hagen Immel (Abteilung für Bestandserhaltung und Digitalisierung)

Am 17. Dezember, heute vor genau 250 Jahren, wurde der berühmte Komponist Ludwig van Beethoven in Bonn getauft. Der genaue Tag seiner Geburt ist unbekannt (als möglich gelten der 15., 16. oder 17. Dezember 1770), aber sein Taufdatum ist der Nachwelt urkundlich überliefert.

Obwohl Beethoven die ersten 22 Jahre seines Lebens in Bonn verbrachte und die nachfolgenden 35 Jahre in Wien, wird ein Großteil seines Nachlasses in Berlin aufbewahrt, nämlich in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Unter den hier aufbewahrten Beethoven-Quellen befinden sich zum Beispiel mehr als 220 eigenhändige Musikhandschriften (etwa die Partituren der 5. und 9. Sinfonie), mehrere Hundert Briefe sowie 137 „Konversationshefte“, die der ertaubte Komponist nutzte, um mit seiner Umwelt – wenigstens schriftlich – zu kommunizieren. Anlässlich des diesjährigen Beethoven-Jubiläums hat die Staatsbibliothek im Sommer unter dem Titel „Diesen Kuß der ganzen Welt!“ eine große Ausstellung gezeigt, bei der neben etlichen Spitzenautographen auch weniger bekannte Dokumente des großen Musikers präsentiert wurden. Eine Auswahl der Objekte kann auch jetzt noch in der zugehörigen virtuellen Ausstellung angeschaut werden.

Während Beethoven in den Gattungen der Instrumentalmusik (wie etwa der Sinfonie, der Klaviersonate, dem Streichquartett und dem Klaviertrio) jeweils mehrere – oft zahlreiche – Werke schuf, war ihm dies im Bereich des Musiktheaters verwehrt: nur eine einzige Oper findet sich im Werkverzeichnis des Komponisten. „Fidelio“ wurde 1805 uraufgeführt, anschließend noch zweimal umgearbeitet und schließlich 1814 in der endgültigen Gestalt realisiert. Die Musikabteilung der Staatsbibliothek beherbergt viele eigenhändige Quellen zu allen drei Fassungen dieses bedeutenden Werks.

Im Rahmen des Projekts „Seid umschlungen, Millionen“ hat die Musikabteilung kürzlich auch einige der von Beethoven verwendeten Papiersorten „unter die Lupe genommen“ und ausgewählte Wasserzeichen digital dokumentiert. Wasserzeichen dienen der historischen Forschung vor allem als wertvolle Datierungshilfe; die kleinen Drahtfiguren wurden in früheren Zeiten – als eine Art Markenzeichen der Papiermühlen – auf die für die Papierherstellung verwendeten Schöpfsiebe aufgenäht. Im Projekt kam als Bildgebungsverfahren die Thermographie zum Einsatz, eine Wärmebild-Technik, die es im Unterschied zu anderen Verfahren ermöglicht, Wasserzeichen im Papier deutlich sichtbar zu machen, indem die oft störenden Tintenüberlagerungen (verursacht durch die auf dem Papier befindliche Schrift) eliminiert werden.

  • Auflicht-Aufnahme (Scan): Notenschrift sichtbar (hier kopfüber), Wasserzeichen unsichtbar
  • Digitale Durchlichtaufnahme: Notenschrift sichtbar (kopfüber), Wasserzeichen schimmert durch
  • Digitale Thermographie-Aufnahme: Notenschrift unsichtbar, Wasserzeichen deutlich sichtbar
  • Invertierte Version der digitalen Thermographie-Aufnahme

Drei Aufnahmeverfahren einer Notenseite aus einem Beethoven-Autograph (Quelle: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v., Mendelssohn-Stiftung 17, S. 9)

Wer würde etwa vermuten, dass sich im Papier dieser von Beethoven mit Noten dicht beschriebenen Seite – übrigens eine Neu-Komposition des Schlussteils für die dritte Fassung der Oper „Fidelio“ –  ein großes Wappen-Wasserzeichen befindet?

Durch die Ausblendung der Notenschrift mittels Thermographie tritt das Wasserzeichen optisch deutlich hervor und lässt hier sogar die einzelnen Feldbelegungen des Wappens gut erkennen. Die in der SBB erstellten „Thermogramme“ wurden in einer Spezial-Datenbank für Wasserzeichen, dem Wasserzeichen-Informationssystem (WZIS), erschlossen. Dadurch, dass sie im Falle Beethovens fast alle datiert oder annähernd datierbar sind (wie im vorliegenden Fall in das Jahr 1814), stellen sie im Kontext einer fächerübergreifenden Disziplin wie der Papierforschung eine wertvolle Vergleichsquelle und Datierungshilfe dar.