24. Dezember

Ein Ziehbilderbuch aus dem 19. Jahrhundert

Carola Pohlmann, Sigrun Putjenter, Beatrice Golm, Ingo Jebram (Kinder- und Jugendbuchabteilung)
Abbildungen: Hagen Immel (Abteilung für Bestandserhaltung und Digitalisierung)

Einige der Herzstücke der Kinder- und Jugendbuchabteilung entstammen dem Erfindergeist des Künstlers, Kinderbuchautors, Illustrators und Karikaturisten Lothar Meggendorfer.

Lothar Meggendorfer wurde am 6. November 1847 als 25. und letztes Kind der Familie Meggendorfer in München geboren und nahm bereits 1862, nach dem Besuch der Lateinschule, das Kunststudium an der Königlichen Akademie in München auf. Vier Jahre später begann er, erste Beiträge für das humoristische Wochenblatt Fliegende Blätter zu liefern, und nach weiteren zwei Jahren arbeitete er auch für die Münchener Bilderbogen. Ab 1889 brachte „Meister Meggendorfer“, wie ihn seine Münchener Zeitgenossen nannten, eine eigene Satirezeitschrift heraus, die schließlich bis über den Tod des Begründers im Jahre 1925 hinaus unter dem Namen Meggendorfer-Blätter bekannt war.

Der humorvolle Strich und der augenzwinkernde Blick sind auch ein typisches Merkmal von Meggendorfers Spielbilderbüchern. Diese Bücher, die dem Betrachtenden mittels ausgeklügelter Papiermechanismen eine Bewegung des Bildes ermöglichen und unwiderstehlich zum Spiel einladen, sind heute vor allem der Grund für Meggendorfers anhaltende Popularität. Das erste Buch dieser Art, Lebende Bilder, schuf der Künstler 1878 als Weihnachtsgeschenk für seine Kinder. Es erschien im folgenden Jahr im Druck, über die Jahre gefolgt von 28 weiteren Ziehbilderbüchern, vier Verwandlungsbüchern und acht Klappbilderbüchern.

Lothar Meggendorfer, ein Homo ludens par excellence, gilt dank seines Ideenreichtums als Erfinder beweglicher Bilderbücher mit ihren Zug- und Drehmechanismen sowie als Vorbild generell, was Spielbilderbücher in all ihren Erscheinungsformen anbelangt: Klapp- und Verwandlungsbilderbücher, Bilderbücher in Aufstell-, Ausfalt- oder Leporelloform oder auch als (bewegliche!) Scherenschnitte.

Ihr lieben Kinder, groß und klein
Paßt auf, was ich Euch bringe!
Ich darf gestehen, daß es sein
Nur lauter lust’ge Dinge.
~
Verschied’ne Leute seht Ihr da
In ihrem Thun und Treiben:
„Gemischt“ ist die „Gesellschaft“, ja,
Ich will sie dann beschreiben.
~
Und daß Ihr merkt, wie, was geschieht,
That alles man, was möglich:
Wenn Ihr am Streifen schiebt und zieht,
Ist viel‘ am Bild beweglich.
~
Ei! Dann erst werdet Ihr euch freu’n;
Nur seid nicht gar zu wilde!
Ihr würdet sonst zu spät bereu’n,
Daß etwas brach im Bilde.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern der Staatsbibliothek und dieses Adventskalenders sowie allen Kolleginnen und Kollegen der Staatsbibliothek und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ein frohes Weihnachtsfest, alles Gute für das neue Jahr – und nicht zuletzt: Viel Spaß beim Spielen!

Die Erholungsstunde

gelesen von Ingo Jebram

Die Gratulanten

gelesen von Sigrun Putjenter

Vor dem Spiegel

gelesen von Carola Pohlmann

Wenn Sie auf den Geschmack gekommen sind und selbst einmal das Spiel- und Ziehbilderbuch von Lothar Meggendorfer ausprobieren möchten, können Sie es sich hier in der Kinder- und Jugendbuchabteilung bestellen.