10. Dezember
Basteln von Christbaumschmuck – so idyllisch kann die Vorweihnachtszeit sein. Und als wäre das nicht schon traditionsreich genug, können Sie sich heute unseren Adventskalenderinhalt ausdrucken und basteln wie die Kinder anno dazumal! Zu tun haben Sie es hier übrigens mit einem sog. ‚Bilderbogen‘, der zu den ‚Einblattdrucken‘ gehört.
In der langen Geschichte der Einblattdrucke stellen die speziell für ein junges Publikum produzierten Bilderbogen eine recht späte Erscheinung dar. Angefangen mit den frühesten Drucken von Andachtsbildern um 1400, die in Holz geschnitten und später ausgemalt wurden, hatte sich über 350 Jahre hinweg eine Tradition entwickelt, die Mitte des 18. Jahrhunderts mit der bewussten Aufnahme kindgerechter Themen einen weiteren Zweig ausbildete.
Die inhaltlich bescheidenen, moralisierenden Anfänge wurden vergleichsweise rasch überwunden. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich eine derartige Themenvielfalt etabliert, dass geradezu vom „goldenen Zeitalter“ des Kinderbilderbogens gesprochen werden kann. Neben den üblichen Vertriebswegen konnten sie nicht selten auch bei Lumpensammlern gekauft werden, die Stoffabfälle und Knochen gegen Bilderbogen tauschten. Doch bereits 1860 war der Zenit des Mediums überschritten. Die industrielle Massenproduktion ließ die Qualität nicht nur hinsichtlich des inhaltlich-künstlerischen Anspruchs, sondern auch des gesamten gedruckten Produkts sinken, moderne Druckerzeugnisse, wie Illustrierte und Comics, liefen den Bilderbogen zudem den Rang ab.
Als deutsche Zentren der Bilderbogenproduktion galten vor allem Neuruppin, München, Stuttgart, Augsburg und Nürnberg. Europaweit gab es in diesem Segment über 300 Druckereien, deren Output zur Blütezeit der Bilderbogen beachtlich war. Dennoch sind teilweise nur wenige Exemplare bestimmter Bögen erhalten. Sie stellten Verbrauchsmaterial dar, das gelesen und entsorgt, „zerlesen“ oder eben zerschnitten und zu papierenen Spielzeugen zusammengesetzt wurde.
Die Sammlungen der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek sowie diejenigen der Kunstbibliothek, des Kupferstichkabinetts und des Museums Europäischer Kulturen geben einen Einblick in diesen bunten Teil längst vergangener Kinderwelten. Schauen Sie doch einmal in die Digitalisierten Sammlungen und entdecken Sie Märchenbogen, Bildergeschichten, Papiersoldaten, Ankleidefiguren, Papiertheater, Hampelmänner, Bastelbogen, Würfel- und Kartenspiele, ABC-Bogen, naturkundliche Bogen, Tuschbogen, Schulheftumschläge und vieles mehr!