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Verlegung von Stolpersteinen vor der Staatsbibliothek zu Berlin

Am 8. Oktober 2022 werden ab 13:45 Uhr vor der Staatsbibliothek zu Berlin am Standort Unter den Linden neun Stolpersteine verlegt. Sie tragen die Namen von neun ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zur Zeit des Nationalsozialismus systematisch entrechtet und verfolgt wurden.

Die Stolpersteine sind Teil des europaweiten Erinnerungsprojekts, das der Künstler Gunter Demnig initiiert hat. Leitgedanke ist dabei ein Sprichwort aus dem Talmud: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“. Deshalb möchten wir an neun individuelle Schicksale erinnern, deren Lebensgeschichten aus Personalakten der Bibliothek, aus Datenbanken und Archiven rekonstruiert werden: Emmy Friedlaender, Ernst Goldschmidt, Walter Gottschalk, Ernst Honigmann, Robert Lachmann, Annelise Modrze, Hermann Pick, Arthur Spanier und Kurt Wieruszowski.

Die ehemaligen Kolleg:innen waren in allen Bereichen der Bibliothek tätig: So arbeitete Emmy Friedländer beispielsweise an der Leihstelle, Walter Gottschalk in der heutigen Orientabteilung, Annelise Modrze befand sich in der Ausbildung, Kurt Wieruszowski war Fachreferent für Neuere deutsche Literatur und Ernst Daniel Goldschmidt wirkte am Gesamtkatalog der Wiegendrucke mit – ein Projekt, das noch heute an der Staatsbibliothek angesiedelt ist.

Die Vorgaben der nationalsozialistischen Regierung wurden in der Staatsbibliothek ab 1933 ohne nennenswerten Widerstand umgesetzt, so dass bis zum Jahresende 1935 alle neun Kolleginnen und Kollegen aus dem Dienst entlassen wurden. Und während einigen die Emigration gelang – Robert Lachmann wurde beispielsweise in Israel zum Begründer der modernen Musikethnologie und Walter Gottschalk erhielt in Istanbul eine Professur für Bibliothekswissenschaft – wurden andere in den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet:  Emmy Friedlaender 1944 in Auschwitz und Arthur Spanier starb 1945 – nachdem er 1939 und 1941 kein Visum für die Einreise in die USA erhalten hatte, vermutlich an Entkräftung in Bergen-Belsen.

Die Verlegung der Stolpersteine übernimmt der Bildhauer Gunter Demnig. Die anschließende Gedenkveranstaltung wird von dem Duo Carlos Corona & Ira Shiran musikalisch begleitet, außerdem wirft die Stadtführerin Nirit Ben-Joseph einen Blick auf das kulturelle Leben der 1920er und 1930er Jahre rund um die Staatsbibliothek Unter den Linden und Achim Bonte, Generaldirektor der Staatsbibliothek, skizziert das Leben der ehemaligen Kolleg:innen.

Den bisherigen Stand der Recherchen können Sie hier nachlesen und falls Sie weiterführende Informationen haben, freuen uns über Ihre Nachricht an presse@sbb.spk-berlin.de.

Alle Interessierten sind zur Veranstaltung herzlich eingeladen.