„Was ich zeichne, muss ich nicht sagen“: Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder
Fast alle kennen ihre Bücher, doch kaum jemand weiß etwas über sie: die deutsch-irische Grafikerin und Kinderbuchautorin Elizabeth Shaw (1920-1992) ist einer breiteren Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Dabei schuf sie 23 Bilderbücher, von denen z.B. „Der kleine Angsthase“, „Bella Belchaud und ihre Papageien“ oder „Die Schildkröte hat Geburtstag“ von Generationen von Kindern geliebt wurden und inzwischen Kultstatus genießen. Neben ihren eigenen Werken illustrierte sie außerdem die Gedichte und Geschichten Bertolt Brechts sowie Texte von Mark Twain, Hans Fallada, Erich Kästner, James Krüss und Astrid Lindgren.
Elizabeth Shaw wuchs in Belfast, damals einer der blutigsten Schauplätze des Nordirlandkonflikts, auf. Aus ihrer bürgerkriegsgeschüttelten Heimatstadt zog die Familie 1933 nach London, wo Elizabeth Shaw ab 1938 bei Graham Sutherland und Henry Moore an der Chelsea School of Art studierte. Anfang der 1940er Jahre lernte sie in London verschiedene Künstlergruppen und deutsche Exilkünstler kennen. Inspiriert von diesen Bekanntschaften entstanden bereits erste satirische Zeichnungen für die linke Kulturzeitschrift „Our time“ sowie Plakate und Flugblätter u.a. für die KP Großbritanniens.
London war jedoch nicht nur Schauplatz ihrer ersten beruflichen Schritte als Grafikerin, hier lernte sie auch den deutschen Bildhauer, Grafiker und Maler René Graetz (1908-1974) kennen, den sie 1944 heiratete. 1946 entschied sich das Paar, nach Berlin zu ziehen und für Elizabeth Shaw brach eine künstlerisch hochproduktive Zeit an: Sie arbeitete als Karikaturistin und Illustratorin für die damals renommiertesten Zeitungen und Zeitschriften, darunter „Eulenspiegel“, „Berlin am Mittag“, „Aufbau“, „Neues Deutschland“, und „Das Magazin“. Trotz ihrer Fokussierung auf politische Karikaturen und Porträts begann sie bereits Anfang der 1950er Jahre mit der Illustration von Büchern für Kinder und Erwachsene, die sie bis in die 1980er Jahre fortsetzte. Ihr erstes eigenes Kinderbuch, der 1963 erschienene „Kleine Angsthase“ gewann sofort alle Kinder- und Elternherzen und gilt inzwischen als ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Es folgten weitere 22 Bilderbücher, deren liebevolle Geschichten und reduzierte, aber dennoch feinfühlige und humorvolle Zeichnungen sie zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der DDR machten. Neben der hohen Anerkennung durch ihr junges und auch älteres Publikum wurde ihr künstlerisches Werk mehrfach mit den wichtigsten Preisen der DDR geehrt; allein die Auszeichnung „Schönstes Buch“ der DDR wurde ihr insgesamt zehnmal zuerkannt. Elizabeth Shaw verstarb 1992 in Berlin, ihre Asche wurde auf ihren eigenen Wunsch in der Nähe ihrer nie vergessenen Heimat, über der Irischen See verstreut.
Die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin beheimatet über 1000 Originalillustrationen, über 150 Entwürfe, mehrere Skizzenbücher und unzählige Skizzen aus dem künstlerischen Nachlass von Elizabeth Shaw, sowohl zu ihren veröffentlichten Werken als auch unveröffentlichtes Material. In unserer Reihe „Kinderbuch im Gespräch“ stellen wir die vielseitige Künstlerin und ihr Werk vor und laden Sie herzlich am Freitag, den 10. Januar 2025, um 18.00 Uhr zu der Veranstaltung „‚Was ich zeichne, muss ich nicht sagen.‘ Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder“ im Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, ein.
Es erwarten Sie ein Vortrag von Prof. Dr. Eva Maria Kohl und eine Podiumsdiskussion mit der Tochter von Elizabeth Shaw, Anne Schneider, moderiert von Carola Pohlmann, der früheren Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung, Die Veranstaltung wir durch eine kleine Ausstellung von Originalillustrationen von Elizabeth Shaw abgerundet.
Um Anmeldung wird gebeten.
Während der Veranstaltung werden Video- und Bildaufnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit der Staatsbibliothek zu Berlin angefertigt. Mit Ihrer Anmeldung stimmen Sie der Veröffentlichung zu nichtkommerziellen Zwecken zu.