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Goethe-Gesellschaft Berlin e.V.: Vortrag von Fr. Dr. Elke Richter

Neigung aber und Liebe <…> durch so viele Zeiten sich erhalten zu sehen, ist das allerhöchste was dem Menschen gewährt seyn kann. –

Goethes Beziehung zu Charlotte von Stein im Spiegel ihrer Korrespondenz von 1776 bis 1826.

Charlotte von Stein (1742-1827) war im ersten Weimarer Jahrzehnt Goethes engste Vertraute, an die er mehr als 1.700 Briefe geschrieben hat. Als Freundin Herzog Carl Augusts, Wielands, Herders, des Ehepaars Schiller, der Herzogin Louise und von Goethes Urfreund Knebel gehört sie zu den zentralen Figuren im klassischen Weimar. Wahrgenommen wird sie noch immer vor allem im Bezug zu Goethes Leben und Werk: sie gilt als Goethes »Muse«, als personifiziertes »Bildungserlebnis« und Verkörperung der »schönen Seele«. Außerdem soll sie weltabgewandt, sinnenfeindlich, blutleer, oder gar prüde gewesen sein, eine Frau, die kalt und asketisch den Dichter an sich zu fesseln suchte, ihn maßregelte und quälte und ihn schließlich in die Flucht nach Italien trieb. Die überlieferten Quellen zu ihrer Person, darunter ihre Briefe und die der Zeitgenossen, zeichnen ein anderes Bild. Sie vermitteln das Porträt einer klugen, an Kunst, Literatur und dem Zeitgeschehen interessierten Frau, empathisch und begabt für Freundschaften, beständig in ihrem Charakter, dabei aber überraschend unsentimental. Nach dem zeitweiligen Abbruch ihrer Beziehung zu Goethe entwickelte sich nach einer vorsichtigen Wiederannäherung etwa ab 1804 ein teilnehmend-herzliches Verhältnis, das bis zu ihrem Lebensende bestehen blieb.

Der Vortrag widmet sich auf der Grundlage von Goethes und Charlotte von Steins Briefen dieser außergewöhnlichen Beziehung.