Goethe-Gesellschaft Berlin e.V. – Vortrag von Frau Dr. Manuela Köppe: Goethes Freundschaft zu Friedrich Heinrich Jacobi
Jakobi hatte den Geist im Sinn, ich die Natur, uns trennte, was uns hätte vereinigen sollen. Der erste Grund unserer Verhältnisse blieb unerschüttert;
Neigung, Liebe, Vertrauen waren beständig dieselben, aber der lebendige Anteil verlor sich nach und nach, zuletzt völlig.
Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi verband zunächst eine respektvolle, aber zunehmend spannungsvolle Bekanntschaft. In den 1770er Jahren begegneten sie sich im Kreis um Lavater und Basedow. Goethe schätzte Jacobis Bildung und seine Aufrichtigkeit, doch empfand er bald dessen mystisch-spekulative Art als schwärmerisch. Jacobi wiederum sah in Goethe einen begabten, aber zu sehr auf sinnliche Erfahrung und dichterische Gestaltung fixierten Geist.
Der Bruch vertiefte sich in den 1780er Jahren, als Jacobi durch seine Veröffentlichung über Lessing und Spinoza die sogenannte Spinoza-Kontroverse auslöste. Goethe, der Spinoza bewunderte, stand für einen pantheistischen Weltblick, während Jacobi den „Glauben“ und die „unvermittelte Erkenntnis“ betonte. Ihre geistige Distanz blieb bis zuletzt bestehen. Dennoch blieb gegenseitige Achtung: Jacobi würdigte Goethe als den größten Dichter seiner Zeit, und Goethe wiederum sah in Jacobi einen ehrlichen, wenn auch schwer zugänglichen Denker.