Wissenschaftliche Tagung
3.-5. Mai 2018, Berlin, SBB PK, Dietrich Bonhoeffer-Saal
Die Tagung „Gebrauch und Funktion handschriftlicher Überlieferung aus dem Preußenland“ (3.-5. Mai 2018, Berlin, SBB PK, Dietrich Bonhoeffer-Saal) dreht sich um den Sitz im Leben von liturgischem, administrativem und historiographischem Schriftgut aus dem Ordensland bzw. dem Herzogtum Preußen. Sie hat ihren Schwerpunkt im 15. und 16. Jahrhundert. Privileg und Recht, Amtsbuch und Ordensregel, Landes-Chroniken und ratsnahe Memoranden, bilden grundlegende Aspekte spätmittelalterlicher Schriftlichkeit. Zwei Überblicksvorträge beleuchten die Typen der Schriftlichkeit im Preußenland und ihren Niederschlag im Borussica-Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Mit einem Neufund zur lateinischen Grundlage der Reimvita Adalberts des Nikolaus von Jeroschin, den liturgischen Fragmenten des Ordenslandes und einer Franziskanerhandschrift geraten zudem Frömmigkeit und Vorstellungswelt im Ordensland des 13. und 14. Jahrhunderts in den Blick. Ein öffentlicher Abendvortrag ist dem Preußenbild in einer westlichen Ballei des Deutschen Ordens um 1500 gewidmet. Ein englischsprachiger Abendvortrag findet im Rahmen der Wissenswerkstatt der Bibliothek statt. In der Reihe „Digital Humanities in der Mediävistik“ geht es um „Manuscript studies in the digital age. New tools and new questions“.
Ausgerichtet wird die Tagung von der Handschriftenabteilung der SBB PK, der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und der Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens.
Die Handschriftenabteilung ist eine von mehreren Sonderabteilungen der Staatsbibliothek zu Berlin und dient der Sammlung, Erschließung und Erhaltung abendländischer Handschriften, von Inkunabeln und Nachlässen. Namengebendes Arbeitsgebiet sind vor allem die Handschriften, die durch die großen und kleinen Erwerbungen des Königreichs Preußen im 19. Jahrhundert an die Spree gekommen sind. Hierzu gehören nicht zuletzt die so genannten „Manuscripta Borussica“, die Gegenstand der Tagung sind und neben Handschriften auch Aktenschriftgut und Urkunden umfassen.
Die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung wurde 1923 in Königsberg gegründet und vereinte zunächst vor allem Gelehrte der Universität Albertina mit Vertretern von Museen, Bibliotheken, Archiven und Geschichtsvereinen aus West- und Ostpreußen. Die genannte Kommission ist heute international ausgerichtet und widmet sich der Erschließung und Edition von Quellen, der Erforschung der Wirtschafts-, Siedlungs- und Sozialgeschichte, der Geographie und der Sprache im so genannten „Preußenland“, also grob gesprochen dem Gebiet zwischen Weichsel und Memel.
Die Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens hat eine landsmannschaftliche und eine wissenschaftliche Ausrichtung. Erstere kommt unter anderem in der ideellen Verbindung zum Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf und zahlreichen Bildungsveranstaltungen in Deutschland und Polen zum Tragen. Letztere hat sich erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren stärker entwickelt und findet vor allem in der gezielten Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses durch Stipendien und Preise sowie Tagungs- und Publikationszuschüssen ihren Niederschlag.
Nachfolgend werden die drei Vorsitzenden dieser Institutionen vorgestellt.
Grußworte
Barbara Schneider-Kempf
Die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz wird seit 2004 durch die Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf geleitet.
Werdegang
Barbara Schneider-Kempf wurde am 15. April 1954 in Trier geboren und legte das Abitur am Neusprachlichen Gymnasium der Ursulinen ab. 1981 beschloss sie das Studium der Architektur und weiterer Fächer an der Technischen Universität Hannover und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen mit der Diplomprüfung. Nach einem Aufbaustudium an der University of California absolvierte sie 1982 bis 1984 an der Universitätsbibliothek Kaiserslautern und der Fachhochschule Köln das Referendariat für den Höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken. Ihr beruflicher Werdegang führte sie dann von der Universitätsbibliothek Hannover (1984-1988) über die Leitung der Universitätsbibliotheken in Duisburg (1988-1992) und Potsdam (1992-2002) zunächst als Ständige Vertreterin des Generaldirektors (2002-2003), dann als Kommissarische Generaldirektorin (2003-2004) und schließlich als Generaldirektorin (seit 2004) an die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz.
Die aktuellen Schwerpunkte ihrer Leitungstätigkeit liegen bei der Digitalisierung der Bestände, dem Neu- und Umbau der beiden Häuser sowie der strategischen Neuausrichtung der Bibliothek. Das Selbstverständnis der SBB PK als internationale Forschungsbibliothek liegt gemäß dem Strategiepapier 2015-2020 zum einen in der Dienstleistung für die Forschung, zum anderen in der Wahrung des kulturellen Erbes. Daraus ergeben sich fünf Handlungsfelder der Bibliothek: Sammeln und Bewahren, Erschließen und Erforschen, Bauen und Gestalten, Vernetzen und Vermitteln, Organisieren und Kommunizieren.
Reinhard Altenhöhner
Als ständiger Vertreter der Generaldirektorin amtiert seit 2015 Reinhard Altenhöner, der bei der Tagung die Grußworte für die SBB PK spricht. Hier ein kurzer Ausschnitt aus seiner eigenen Begrüßung bei Amtsantritt:
Reinhard Altenhöner wurde am Morgen des 1. Oktober von Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf herzlich als neuer Ständiger Vertreter der Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin willkommen geheißen. Reinhard Altenhöner, Jahrgang 1963, kommt von der Deutschen Nationalbibliothek, wo er zum Strategischen Lenkungsteam (Vorstand) gehörte. Seit 2014 leitete er den Fachbereich Informationsinfrastruktur und Bestandserhaltung. Er zeichnete für die Strategie- und Konzeptentwicklung der DNB wesentlich mitverantwortlich, entwickelte IT-gestützte Dienstleistungen und tat sich bei der Formatentwicklung, bei Digitalisierungsprojekten, Indexierungsverfahren, bei der Langzeitarchivierung und bei der Entwicklung von Bereitstellungssystemen hervor. Ein ausführliches Porträt erschien in Heft 3/2015 des „Bibliotheksmagazins“.
Arno Mentzel-Reuters
Werdegang
Arno Mentzel-Reuters wurde 1955 in Setterich bei Aachen geboren, studierte nach dem Abitur am Dalton-Gymnasium in Alsdorf an der RWTH Aachen und der TU Berlin Germanistik, Philosophie und Geschichte. 1988 wure der an der TU Berlin für eine Studie zum Thema “Vröude. Artusbild, Fortuna- und Gralkonzeption in der Crône des Heinrich von dem Türlin als Verteidigung des höfischen Lebensideals” promoviert. Nach der Ausbildung für den Höheren Bibliotheksdienst nahm er eine Tätigkeit in der Handschriftenkatalogisierung in Aachen und Tübingen auf. Seit 1994 leitet er die Bibliothek, seit 2004 auch das Archiv der Monumenta Germaniae Historica (MGH).
1999 im Fach “Buchwissenschaft” an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen habilitiert, erwarb er 2005 nach einer Umhabilitierung an der Universität Augsburg die Venia legendi für das Fachgebiet “Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters”. Hier wurde er 2010 überdies zum Außerplanmäßigen Professor ernannt.
Von 2004 bis 2010 war ihm die Leitung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Digitalisierungsprojekts sämtlicher Editionen der MGH übertragen, das breite Anerkennung in der Fachwelt fand. Er gibt unter anderem gemeinsam mit Jürgen Sarnowsky im Auftrag der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung die “Beihefte zum preußischen Urkundenbuch” heraus.
Seine Forschungsgebiete liegen in der Kodikologie, der Buch- und Bibliotheksgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sowie der Überlieferung des Deutschen Ordens. Erinnert sei an dieser Stelle an drei seiner Beiträge:
- Von der Ordenschronik zur Landesgeschichte. Die Herausbildung einer altpreußischen Landeshistoriographie im 16. Jahrhunderts, in: Kulturgeschichte Ostpreußens in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Klaus Garber und Manfred Komorowski (= Frühe Neuzeit 56), Tübingen 2001, S. 581-637 [PDF-Version].
- Stadt und Welt. Danziger Historiographie des 16. Jahrhunderts, in: Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils in der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Sabine Beckmann und Klaus Garber (= Frühe Neuzeit 103), Tübingen 2005 , S. 99-128 [PDF-Version].
- Identitätsmodelle in der preußischen Landeshistoriographie 1466-1525, in: Zapiski historyczne 82 (2017), S. 6-19 [PDF-Version].
Publikationen
Sven Tode
Werdegang
Sven Tode studierte nach dem Abitur von 1984 bis 1989 Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Geografie an der Universität der Hansestadt Hamburg und an der University of Norwich. 1993 mit einer Studie über “Die Stadt im Bauernkrieg. Strukturanalytische Untersuchungen zur Stadt im Raum anhand der Beispiele Erfurt, Mühlhausen/Thüringen, Langensalza und Thamsbrück” an der Universität Hamburg promoviert, war er zunächst als Lehrer an mehreren Hamburger Gymnasien und dann als Lehrbeauftragter an verschiedenen Universitäten tätig. Von 2002 bis 2006 lehrte er an der Uniwersytet Warmińsko-Mazurski in Allenstein (Olsztyn) deutsche Landeskunde, 2008 und 2009 vertrat er die Professur für Geschichtsdidaktik an der Universität Kassel. 2015 habilitierte er sich an der Europa-Universität Flensburg mit einer Studie über “Evangelische und katholische Gemeindeseelsorger in Preußen (1520–1772)” und erhielt die Venia legendi für Neuere und Neueste Geschichte sowie Didaktik der Geschichte.
Tode ist Geschäftsführer des 1998 von ihm gegründeten Instituts für Firmen- und Wirtschaftsgeschichte sowie des seit 1955 bestehenden Verlags Hanseatischer Merkur, außerdem ist er Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie Mitglied mehrerer namhafter Vereinigungen in Hamburg. Seit 2014 leitet er die Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens sowie das Wissenschaftsforum Hamburg.
Seit 1980 Mitglied der SPD, ist er seit 2008 als Vorsitzender des Parteidistrikts Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde tätig, von 2008 bis 2011 war er zudem Deputierter in der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. 2011 und erneut 2015 wurde er in die Bürgerschaft der Hansestadt Hamburg gewählt. Dort ist er zur Zeit Mitglied im Haushalts-, Wissenschafts- und Europaausschuss, Vorsitzender des Unterausschusses Personalwirtschaft und öffentlicher Dienst sowie Sprecher seiner Fraktion für Wissenschaft und Forschung.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Legitimation von Herrschaft und der politischen Sprache der Frühen Neuzeit, außerdem in der Bildung und Wissenskultur der Geistlichkeit des Herzogtums Preußen im 16. Jahrhundert.
Publikationen
Vortrag: Der Borussica-Bestand und seine Handschriften aus dem Preußenland
Bereits im 18. und im frühen 19. Jahrhunderts wurden in der Königlichen Bibliothek zu Berlin für den internen Gebrauch Listen von Handschriften erstellt, die sich auf die Geschichte Preußens beziehen. Im Ergebnis einer eingreifenden Reorganisation der Bestände wurden um 1830 die noch heute bestehenden Signaturengruppen der Handschriften gebildet. Eine dieser Signaturengruppen ist die der Manuscripta borussica, die heute 2.068 Handschriften umfasst, überwiegend aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert.
Nur ein geringer Teil dieser Handschriften stammt aus dem Preußenland; weit mehr stammen aus den übrigen preußischen Provinzen und Landschaften, vor allem aus der Mark Brandenburg und aus der Rheinprovinz, aber auch aus Schlesien und Pommern. Inhaltlich sind diese Handschriften sehr verschieden, auch sind sie überwiegend als „historische Handschriften“ zu betrachten (Chroniken, Annalen, Abschriften von Urkunden und andere archivalische Dokumente). Auch nach Ihrer Herkunft sind diese Handschriften sehr unterschiedlich. Sie sind aus zahlreichen Provenienzen durch Kauf und Schenkung in die Königliche Bibliothek gekommen.
Eef Overgaauw
Werdegang
Geboren wurde Eef Overgaauw 1957 in Leidschendam / Niederlanden. Nach einem Studium der niederländischen Philologie, Paläographie und mittelalterlichen Geschichte an der Rijksuniversiteit Leiden (1976-1979, 1981-1982) bzw. der Paläographie, Kodikologie und mittelalterlichen Geschichte an der École nationale des chartes und der École pratique des hautes études (IVe section) in Paris (1979-1980) Mitarbeit in einer Forschungsgruppe zu Martyrologien aus den Niederlanden unter Leitung von Prof. Dr. J. P. Gumbert. Wissenschaftlicher Angestellter an der Handschriftenabteilung der Koninklijke Bibliotheek in Den Haag, zuständig für die Fertigstellung des Katalogs der liturgischen Handschriften und für die Inventarisierung mittelalterlicher und neuzeitlicher Handschriften, sowie am Lehrstuhl von Professor Gumbert. 1990 Promotion mit einer breit angelegten, quellenbezogenen Studie zum Thema “Martyrologes manuscrits des anciens diocèses d’Utrecht et de Liège. Étude sur le développement et la diffusion du Martyrologe d’Usuard”.
Als Stipendiat der Herzog August-Bibliothek in Wolfenbüttel Beginn einer Laufbahn in der Handschriftenbeschreibung, die ihn an Bibliotheken und Archive in Münster, Koblenz und Düsseldorf führte. Seit 1990 Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, seit 1996 Lehrbeauftragter für Paläographie der Neuzeit an der Humboldt-Universität bzw. der Freien Universität Berlin, seit 2004 Honorarprofessor der Paläographie und Kodikologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Freien Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie).
Die Forschungsschwerpunkte von Eef Overgaauw liegen in der Paläographie und der Hagiographie. Er ist Bearbeiter mehrerer Handschriftenkataloge und Verfasser grundlegender Beiträge, die er in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch oder Niederländisch publiziert, darunter in jüngerer Zeit seine Beiträge zum “Lesen und Schreiben in Deutschland im 16. Jahrhundert” (2016, in englischer Sprache) und zu den “Merkmalen mittelaterlicher Autographen” (2013, in französischer Sprache).
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Die Überlieferung von Handschriften und Amtsbüchern im Preußenland des 15. und 16. Jahrhunderts
Noch in den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaften hatte Schriftlichkeit einen anderen Stellenwert als in der modernen Gesellschaft. Lesen und Schreiben waren getrennte Fähigkeiten, die sich in der Bevölkerung erst allmählich verbreiteten, zusammen mit der Ausweitung des Schulwesens, und die Situation auf dem Lande war eine andere als in den Städten. Das weitgehende Monopol des Klerus wurde erst allmählich gebrochen, zunächst durch landesherrliche und städtische Kanzleien, dann aber auch durch die Schriftlichkeit von Kaufleuten und anderen Privatpersonen. Dabei trat Latein zugunsten der Volkssprachen als Schriftsprache zurück. Während von Einzelstücken auf Pergament und Papier, Briefen, Rechnungen, Notizen usw., heute der größere Teil verloren ist, war die Überlieferungschance von Büchern höher. Selbst verlorene Bestände lassen sich leichter erschließen.
Der geplante Beitrag soll sich daher am Beispiel Preußens im 15. und 16. Jahrhundert im Überblick mit den verschiedenen Formen der Buchüberlieferung beschäftigen, insbesondere der Überlieferung von Handschriften und Amtsbüchern. Auch wenn der Deutsche Orden nach 1466 nur noch den kleineren Teil des Landes kontrollierte, wird zunächst nach den Beständen auf den Ordensburgen zu fragen sein, soweit sie sich genauer erschließen lassen. Von ebenso großer, wenn nicht von größerer Bedeutung waren daneben die Bibliotheken der Bischöfe und Domkapitel, aber auch die Amtsbuch- und weitere Überlieferung aus den Städten darf ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Dazu kommen die Spuren zum Buchbesitz von Einzelpersonen, nicht zuletzt von Pfarrern. Sofern dies erkennbar ist, wird schließlich anhand von in Preußen entstandenen Werken nach dem Zugang zu Literatur und Buchüberlieferung zu fragen sein.
Das Ordensland Preußen und Preußen königlichen Anteils bildeten im Vergleich zum westlichen und südlichen Deutschland im 15. und 16. Jahrhundert immer noch eine dünn besiedelte, wenig entwickelte Region ohne die großen Klöster, die auf einer langen Tradition der Buchproduktion aufbauen konnten, und ohne die engen Beziehungen zu Westeuropa und Italien, die auch zur Verbreitung von Literatur und Gebrauchsschrifttum beitrugen. Der Überblick über die Buchüberlieferung in Preußen wird daher Vieles einbeziehen, das nicht im Land selbst entstanden ist, sondern dort eingeführt und genutzt wurde. Insgesamt lässt sich dennoch für die Handschriften und Amtsbücher in Preußen ein überraschend vielgestaltiges Bild zeichnen.
Jürgen Sarnowsky
Werdegang
Jürgen Sarnowsky lehrt Mittelalterliche Geschichte am Historischen Seminar an der Universität der
Hansestadt Hamburg. Geboren 1955. Studium der Geschichte, Physik und Philosophie an der Freien Universität Berlin; Promotion 1985, Habilitation 1992. Nach einem nur verkürzt in Anspruch genommenen Heisenberg-Stipendium und Lehrstuhlvertretungen in Chemnitz und Hamburg seit 1996 Ordentlicher Professor.
Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der geistlichen Ritterorden des Mittelalters, die Hanse, das Ordensland Preußen und der Ostseeraum, England, die Geschichte der Bildung und der Entdeckungsreisen sowie digitale Editionen. Zu den jüngeren, teilweise in Kooperation mit anderen Mitarbeitern erarbeiteten Veröffentlichungen zählen drei Bände mit Regesten zu Briefen des Deutschen Ordens in Preußen (2012-2017), zwei Bände mit Editionen zum Deutschordenshandel und zu untergeordneten Amtsträgern (2014/15) und eine Überblicksdarstellung zu den Entdeckungsreisen des 13. bis 18. Jahrhunderts (2015/16). Ein aktuelles DFG-Projekt ist der Erschließung der Urkunden und Briefe der Hamburger Threse für die Jahre 1400-1529 gewidmet.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Manuscript studies in the digital age. New tools and new questions
The use of digital technology, it is no secret, has revolutionised manuscript studies over the past quarter century, bringing about a vast and somewhat chaotic variety of resources, initiatives and perspectives.
The most widely acknowledged benefit lies in mass-digitised manuscripts and archives, made directly accessible to anyone with elementary computer skills, thus leading a new generation of historians and philologists to delve into unpublished texts online — in otherwise traditional ways, and at the cost of acquiring the traditional scholarly skills of palaeography. One wonders about the effects of mass digitisation: can it help draw attention to the importance of manuscripts in general, wherever they are, and to the necessity of engaging with their material uniqueness, or will it lead scholars to concentrate primarily on sources selected for digitisation by archives and libraries, and to think of manuscripts essentially as sets of digital images?
At the other end of the spectrum, a smaller number of scholars have dedicated much effort to the development of high-end, experimental software aimed at the analysis of manuscript resources, particularly in the field of “digital palaeography”: script typology, writer identification, etc. Neural networks and deep learning are now opening up an era in which image repositories can be exploited in terms of “big data”, as a basis for the automatic reading and indexing of manuscripts — until recently a utopian dream.
Some of the more interesting developments are now happening in between, in the field of tools, formats and interfaces that will make it easier for all scholars to navigate an overwhelming quantity of digital resources and to apply powerful methods of analysis. One current project that will be discussed, focusing on a distinctly material aspect, is “Filigranes Pour Tous”, which aims to automate the identification of watermarks in paper, in the form of an app for smartphones.
Marc Smith
Werdegang
Marc Smith wurde 1963 geboren und wuchs zweisprachig (Französisch und Englisch) auf. Nach einer Promotion 1988 an der École nationale des chartes (ENC) war er zunächst am Nationalarchiv tätig (1988-1990 und 1993-1995). Als Mitglied der École française bereitete er 1990 bis 1993 in Rom sein Doktorat an der École pratique des hautes études über „Die Italiener bei der Wiederentdeckung Frankreichs im 16. Jahrhundert: Geografie, Reisen und Raumvorstellungen“ vor. An der ENC war er zunächst Maître de conférences und Generalsekretär (1995-1998). Seit 1998 lehrt er dort Paläographie des Mittelalters und der Neuzeit. Er leitet außerdem das Comitée Internationale de Paléographie.
Seine Forschungsinteressen liegen in der Entwicklung der lateinischen Schrift unter verschiedenen kulturellen, technischen und kognitivien Bedingungen. Zur Zeit befasst er sich mit Schreibmeisterbüchern.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Schreiber, Empfänger und Benutzer liturgischer Handschriften des Deutschen Ordens in Preußen
In Preußen entstandene und benutzte liturgische Handschriften des Deutschen Ordens befinden sich heute in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Danzig sowie der Diözesanbibliothek in Pelplin. Ein großer Fundus an Fragmenten, die sich überwiegend an Amtsrechnungen im Bestand des Historischen Staatsarchivs Königsberg erhalten haben, liegt heute im GStA Berlin.
Da Liturgica selten Schreibervermerke oder Kolophone aufweisen, erfolgt die Zuordnung meist durch inhaltliche Gesichtspunkte. Gleichwohl lassen sich in den oben genannten Sammlungen die drei genannten Personengruppen – also Schreiber, Empfänger und Benutzer – gegeneinander abgrenzen, was das Beziehungsnetz zwischen Entstehung und Benutzer dieser speziellen Handschriftengruppe deutlich werden lässt.
Anette Löffler
Werdegang
Anette Löffler ist am Stadtarchiv Wismar tätig. Nach dem Abitur 1982 in Stuttgart 1983 bis 1988 Studium der Mittelalterlichen und Neueren Geschichte an den Universitäten Tübingen und Frankfurt/Main. 1988 bis 1991 Promotion in Mittelalterlicher Geschichte an der Universität Tübingen mit einem Thema der hessischen Landesgeschichte. Seit 1989 Wissenschaftliche Mitarbeit in diversen Forschungsprojekten (u.a. StA Reutlingen, GStA PK, UB Leipzig, BBAW Berlin, StB Chemnitz, ULB Darmstadt, StA Duisburg, PTH Sankt Georgen Frankfurt, StA Wismar) mit den Forschungsschwerpunkten Erschließung von Fragmenten (Makulatur) und mittelalterlichen Handschriften sowie der Liturgie des Deutschen Ordens.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Eine Franziskanerhandschrift (UB der UMK Toruń, Rps. II 19) aus dem Ordensland Preußen. Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation liturgischer Handschriften
Piotr Oliński
Werdegang
Nach dem Schulabschluss in Graudenz nahm Piotr Oliński 1985 das Geschichtsstudium an der UMK in Toruń auf und schrieb sich später auch in Greifswald und Freiburg im Breisgau ein. Nach seinem Magisterabschluss 1990 promovierte er 1996, betreut von Prof. Dr. Casimir Jasinski, über „Pommersche Totenbücher im Mittelalter“. Nach der Habilitation in den Geisteswissenschaften auf dem Gebiet der Geschichte wurde im 2009 eine Venia legendi für Mittelalterliche Geschichte und für Kirchengeschichte an der UMK in Toruń verliehen. Seine Habilitationsschrift war den „Bürgerliche(n) Stiftungen in preußischen Städten im Mittelalter und am Beginn der Neuzeit“ gewidmet.
Seine Forschungsinteressen liegen in der Memorialkultur, der Geschichtsschreibung, der Klimageschichte, der Biographik und dem Humanismus.
Publikationen
Vortrag: Aus dem Heiligen Land nach Preußen. Die Redationsstufen der “preußischen” Statutenhandschriften des Deutschen Ordens
Johannes Götz
Werdegang
Johannes Götz wurde 1981 geboren 1981. Nach einem Studium der Geschichte und Politikwissenschaft in Regensburg, Berlin und Potsdam promovierte er, betreut von Prof. Dr. Matthias Thumser, 2017 in Mittelalterlicher Geschichte an der FU Berlin mit einer Studie, die dem Thema: “Die Ratspflicht im Deutschen Orden in Livland. Korporative Willensbildung in einer spätmittelalterlichen Landesherrschaft)”, gewidmet ist. Seit 2017 absolviert er ein Archivreferendariat am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Eines seiner Forschungsinteressen gilt schon seit längerem den Statutenhandschriften des Deutschen Ordens. Davon handelt auch sein Vortrag.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Die litauischen Wegeberichte. Ansätze zu einer buchgeschichtlichen Analyse
Der Vortrag beschäftigt sich mit den so genannten „Litauischen Wegeberichten“, einer Sammlung der kurzen Wegbeschreibungen, die im Zusammenhang mit den zahlreichen Militärexpeditionen des Deutschen Ordens und des europäischen Adels nach Litauen (reysen) im 14. und am Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden. Die meisten Wegeberichte befinden sich heutzutage in zwei Handschriften im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: XX. HA, OF 1 und OF 1a. Diese Texte wurden von Theodor Hirsch 1863 in der Quellenreihe „Scriptores rerum Prussicarum“ ediert und als „Litauische Wegeberichte“ betitelt. Im Vortrag ist eine nähere Auseinandersetzung mit der Gattung, dem Aufbau und dem Gebrauch der überlieferten Wegeberichte geplant.
Alexander Baranov
Werdegang
Alexander Baranov studierte Geschichte und Jüdische Studien an den Universitäten Haifa und Potsdam sowie der Freien Universität Berlin. Seine Promotion über “Bernd von der Borch, Meister des Deutschen Ordens in Livland (1471–1483)”, die er unter Betreuung von Prof. Dr. Matthias Thumser an der Freien Universität Berlin vorbereitet, steht kurz vor dem Abschluss. Seine Forschungsinteressen liegen in der Geschichte des Baltikums, Russlands und des Preußenlandes. Er publiziert in Russisch, Deutsch und Englisch.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Vortrag: Das Kulmer Privilegienbuch (1431-1456). Beschreibung zum Zweck der Erschließung
Das Kulmer Privilegienbuch, das der Stadtschreiber Konrad Bitschin im Jahre 1431 angelegt hatte, wurde von seinem Nachfolger Jakob Schönsee zu Ende geführt. Dieser gab wohl auch die Bindung in Auftrag. Das Buch erhielt seinen Holzdeckelschutz mit Lederüberzug jedoch erst im letzten Viertel des 16. Jhs. Es bewahrt die frühesten Abschriften des Kulmer Rechts mit der Kulmer Handfeste und dem so gen. Alten Kulm auf. Bitschin hat dafür gesorgt, dass die bereits im 13. Jahrhundert verloren gegangene Handfeste von 1233 in ihrer ältesten Abschrift erhalten geblieben ist. Von seiner abschriftlichen Fassung der erneuerten Kulmer Handfeste von 1251 fertigte er sogar eine Art von amtlicher Übersetzung ins Deutsche an. Von den 74 Magdeburger Schöffensprüchen, die den Kern des Alten Kulm ausmachen, hat Bitschin die Mehrzahl eingetragen. Der Rest stammt von der Hand Schönsees. Dieser hat in wesentlichen Teilen die Systematik seines Vorgängers fortgesetzt und ist nicht einmal davor zurückgeschreckt, dessen Schriftbild durch den fleißigen Gebrauch von roter Tinte nachzuahmen. Der Umstand, dass Schönsee zwischen 1419 und 1422 Bürgermeister-Kumpan und Bürgermeister von Schwetz war und Bitschin ebendort seine zweite Pfarrpfründe besaß, nährt den Verdacht, dass Bitschin gezielt für seine Nachfolge im Kulmer Schreibdienst gesorgt hat. Trifft diese Vermutung zu, hätte Bitschin für die Fortsetzung seiner Ideen gewirkt und damit eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau einer Behörde geschaffen.
Dieter Heckmann
Werdegang
Die Abbildung zeigt das Notariatssignet von Johann Mönch von Elbing von 1371. Notariatssignete gehören zu den Forschungsgebieten von Dieter Heckmann. 1955 in Neunkirchen (Saar) geboren, nach Abitur und Grundwehrdienstzeit Studium der Romanistik und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Saarbrücken und St. Etienne, 1982-1985 Dissertation zur spätmittelalterlichen Stadtgeschichte von Metz, 1985-1986 Referendariat am Staatlichen Studienseminar Saarbrücken für das Lehramt an höheren Schulen, 1987-1989 Archivreferendariat, seit 1990 Archivar im Höheren Dienst am Geheimen Staatsarchiv; Herausgeber und Mitherausgeber u. a. der Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Autor von ca. 110 Publikationen, darunter 11 Monographien, zumeist zu den Grundlagen der Geschichte Alt-Preußens und Livlands, zur Archivkunde und zu den Historischen Hilfswissenschaften, Mitgliedschaften u. a. in der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landeskunde, in der Baltischen Historischen Kommission und in der Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens.
Publikationen
Vortrag: Die Jüngere Hochmeisterchronik und ihr Weg von Utrecht nach Preußen um 1500
Im Jahr 1466 beendet der Zweite Frieden von Thorn den Dreizehnjährigen Krieg. Große Teile Preußens werden nach Polen verlegt und für den Deutschen Orden stellen sich neue Fragen seiner Zukunft und Existenz. Nur einige Jahre später, mehr als tausend Kilometer entfernt von Preußen, wird in Utrecht mit einem speziellen Text über die Ordensgeschichte angefangen. Die Chronik, die seit dem 19. Jahrhundert als Jüngere Hochmeisterchronik bekannt ist, betont das Recht des Deutschen Ordens, Land, das er einst von den Heiden erobert hatte, für immer zu behalten. Es ist aber auch der erste ernsthafte Versuch in einer langen Tradition der Geschichtsschreibung des Ordens, sich der eigenen Geschichte als Ganzes zu nähern und nicht nur auf die Geschichte des preußischen oder livländischen Zweiges zu beschränken. Unter anderem aus diesem Grund wird die Jüngere Hochmeisterchronik als der “Schlußstein im Gebäude der offiziösen Historiographie des Ordens” (so die Worte von Udo Arnold) bezeichnet.
Der Vortrag behandelt ausführlich den Ursprung der Chronik, die Verwendung ihrer Quellen und den – bislang als anonym betrachteten – Autor. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die vielfältigen historiographischen Traditionen des Textes in Europa, die in diesem Text konvergieren, gelegt: zum Beispiel die preußische und die livländische Geschichtsschreibung, die Kreuzzugsliteratur und der Ursprungsmythos der Johanniter, aber auch die lokale Geschichtsschreibung aus den Niederlanden und religiöse Texte aus dem Gebiet um Marburg. Die Chronik (einschließlich der Versionen des Textes bei den Gebrüdern Waiblingen bzw. Christoph Jan von Weißenfels) hat jedenfalls einen Nerv in der frühen modernen Leserschaft berührt, wie aus der schnellen und weiten Verbreitung des Textes hervorgeht. Um Königsberg entsteht im frühen 16. Jahrhundert sogar ein Zentrum der Rezeption.
Lange Zeit wurde diese schnelle Verbreitung von Historikern als eine gegebene Tatsache angesehen. Vielleicht war es allerdings auch ein zufälliges Ereignis; die ursprünglich niederländische Chronik, die mit einer Geschichte des Ballei Utrecht endet, scheint jedenfalls auf den ersten Blick vor allem einem lokalen Publikum in den Niederlanden zu dienen. Neuere Untersuchungen der Chronik zeigen jedoch, dass der Text möglicherweise von Anfang an für eine größere Verbreitung innerhalb der Orden bestimmt war, nicht zuletzt für Preußen.
Rombert Stapel
Werdegang
Rombert Stapel arbeitet als Postdoktorand am Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam. Im Jahr 2017 promovierte er mit Auszeichnung an der Universität Leiden mit einer Dissertation über die Jüngere Hochmeisterchronik, die Ende des 15. Jahrhunderts in Utrecht ihren Ursprung hatte. Derzeit beschäftigt er sich mit der sozioökonomischen Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, mit einer starken Betonung auf raumbezogener Geschichtsforschung, dem Einsatz historischer GIS und anderen Methoden der digitalen Geisteswissenschaften.
Publikationen
Vortrag: Two Warmian manuscripts in Uppsala and the Latin basis for Jeroschin’s metric Vita Adalberti – a short overview
Nicolaus von Jeroschin’s rendition of St. Adalbert’s vita into Ostmitteldeutsch verse is know from a single fragmentary copy, with the sole manuscript witness currently lost. The current image of the diffusion of St. Adalbert’s hagiography is surprisingly unclear. Later texts and the various re-workings of the older ones (12-15 c.) are either not satisfactorily published or not printed at all. With only the oldest texts (10-11 c.) published in modern editions, scholars studying Jeroschin took recourse to those and assumed – despite some serious irregularities – that his verse is based on the oldest, and admittedly popular, vita („Est locus”).
Two Warmian manuscripts from the 14th century attest to the popularity of another vita („In partibus Germaniae”), which although known to previous scholars was never published, nor researched systematically. This vita and the Warmian manuscripts that contain it shed new light on later medieval diffusion of St. Adalbert’s hagiography, on literary and religious history of both Kingdom of Poland and the State of the Teutonic Order, and – last but not least – on Jeroschin’s Latin source and his translation method.
Nicolaus von Jeroschin’s rendition of St. Adalbert’s vita into Ostmitteldeutsch verse is known from a single fragmentary copy, with the sole manuscript witness currently lost. The current image of the diffusion of St. Adalbert’s hagiography is surprisingly unclear. Later texts and the various re-workings of the older ones (12-15 c.) are either not satisfactorily published or not printed at all. With only the oldest texts (10-11 c.) published in modern editions, scholars studying Jeroschin took recourse to those and assumed – despite some serious irregularities – that his verse is based on the oldest, and admittedly popular, vita („Est locus”).
Two Warmian manuscripts from the 14th century attest to the popularity of another vita („In partibus Germaniae”), which was known to previous scholars but never published, nor it became ever object of systematic research. This vita and its Warmian manuscripts shed new light on later medieval diffusion of St. Adalbert’s hagiography, on literary and religious history of both, the Kingdom of Poland and the State of the Teutonic Order, and – last but not least – it allows conclusions about Jeroschin’s Latin source and his translation methods.
Miłosz Sosnowski
Werdegang
Miłosz Sosnowski (b. 1980) – graduate of the Faculty of History Adam Mickiewicz University in Poznań (2005), where he was also awarded PhD degree (2010) for the thesis devoted to the oldest lives and passions of St. Adalbert. He was Visiting scholar at the University of Notre Dame (2008-2009) and post-doc at the University of Warsaw (2013-2015). His research interests include hagiography, codicology, Latin palaeography, Medieval Latin, and editorial studies. The author of a new edition of the Passio s. Adalperti martiris (BHL 40) and Wipert’s Historia de predicatione episcopi Brunonis (BHL 1471). Currently working on a new edition of Saint Bruno of Querfurt’s collected works.
Publikationen
Auswahl (PDF)
Vortrag: Amtsbuch oder Chronik? Der Fall des Danziger Mühlschreibers Stenzel Bornbach
Dossier heißt der französische Ausdruck für Akte. Eine Akte bringt mehrere Vorgänge zu einem Thema zusammen, welches durch einen Betreff und einen Zeitraum näher bezeichnet wird. Unter einer Chronik versteht die Geschichtswissenschaft hingegen eine mehr oder weniger geschlossene Erzählung, die oft auch diachrone Elemente aufweist.
Der Vortrag widmet sich der Frage, ob die “Historia von Aufruhr in Danzig und seiner Beruhigung durch den König von Polen” mit einer der beiden Begriffe erschlossen werden kann. Die Erzählung beruht auf Rezessen der städtischen Kanzlei Danzigs. Sie nimmt zum einen soziale Konflikte, die sich am Ausschluss städtischer Handwerker aus dem Stadtrat und seinen Gremien, andererseits an kirchlichen Miss-Ständen entzündeten, in den Blick. Hinzu kam der Wechsel des Landesherrn vom Hochmeister des Deutschen Ordens hin zum polnischen König bei Beibehaltung der alten Konfession.
Der Vortrag besteht aus einer Vorstellung des Autors und seiner Schriften sowie einer Analyse der mit rund dreißig Handschriften vergleichsweise breiten Überlieferung. Da die konfessionellen Auseinandersetzungen auch im 17. und 18. Jahrhundert die Geschichte Danzigs prägten, wird auch die rezeptionsgeschichtliche Seite der Überlieferung thematisiert.
Marie-Luise Heckmann
Werdegang
Marie-Luise Heckmann wurde 1962 geboren. Nach einem Studium der Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und Theologie in Münster und Paris wurde sie 1990 mit einer Studie über “Caritas und Memoria mittelalterlicher Bischöfe” in Münster promoviert. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin habilitierte sie sich 2000 an der Universität Hamburg mit einer zweibändigen Studie zur Herrscherlichen Stellvertretung in Regnum und Imperium.
In den nachfolgenden Jahren lehrte sie an einer Reihe von Universitäten, beispielsweise in Saarbrücken, Toruń, Bochum, Rostock und Hamburg. Seit einer Umhabilitierung 2006 ist sie an der Universität Potsdam tätig, wo sie 2016 zur Außerplanmäßigen Professorin für Mittelalterliche Geschichte ernannt wurde. Sie widmet sich seit 2004 auch der Handschriftenbeschreibung. Aktuell ist sie mit einem Projekt zum Bestand des Augustinerchorherrenstifts Eberhardsklausen an der Staatsbibliothek zu Berlin beschäftigt.
Ihre Forschungsinteressen liegen in der Kirchen-, Militär- und Umweltgeschichte sowie den Historischen Hilfswissenschaften, vor allem der Diplomatik und der Handschriftenkunde.
Publikationen
Vortrag: Die Bornbach’sche Abschrift im Kontext der bebilderten Chronik des Danziger Kaufmanns Heinrich von Reden
Im Zentrum des Vortrags steht die Handschrift Chart. A 819 der Forschungsbibliothek Gotha. Diese ist eine jüngere Kopie von Heinrich von Redens bebilderter Chronik (Ms. boruss. fol. 167 – Staatsbibliothek Berlin) über die preußische Landes- und Danziger Stadtgeschichte. Zudem werden weitere Kopien der Chronik (RPS 60/III, RPS 61/III – Universitätsbibliothek Thorn und IV 1331 Niem. – Czartoryski-Bibliothek Krakau) vorgestellt, um den Entstehungs- und Verwendungskontext der bebilderten preußischen Handschriften im 16. und 17. Jahrhundert näher einzugrenzen.
Ansgar Holtmann
Werdegang
Ansgar Holtmann absolvierte 2006 bis 2011 ein Bachelor-Studium in Anglophone Studies und Geschichtswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen, 2011 bis 2014 ein Masterstudium der Geschichtswissenschaften mit der Ausrichtung Mediävistik/Frühe Neuzeit an der Freien Universität Berlin, seit 2011 Vorbereitung einer Promotion zum Thema „Text und Bild in Heinrich von Redens ‚Preußischer Chronik‘ (1553)“, mehrere Stipendien (u.a. am Deutschen Historischen Institut Warschau mit Forschungsaufenthalten in Thorn, Danzig und Krakau), neuerdings erste Lehrerfahrungen mit dem Thema „Stadt und Chronistik im 16. Jahrhundert“.
Publikationen
Vortrag: Autor, Kodex und Rezeption. Die Editio princeps der Danziger Chronik von Bernt Stegmann
Die Danziger Chronik von Bernt Stegmann wurde im Jahre 1528 niedergeschrieben und gilt als das älteste historiographische, bis heute erhalten gebliebene Denkmal, das von Danzig handelt. Der Vortrag fasst die neuesten Befunde über die Umstände der Niederschrift der Chronik und des angeblichen Adressaten dieses Werkes zusammen. Er stellt auch Hypothesen zur Herkunft des Kompilators auf, bespricht den Aufbau der Handschrift und die Art und Weise ihrer Ausführung.
Bernt Stegman war Kaufmann und wirkte u.a. in Stockholm und Reval. Er hat die Handschrift eigenhändig erstellt (Autograph). Davon zeugen sowohl die untypische Reihenfolge der Bogensätze als auch die unprofessionelle Ausführung des Einbands.
Die Chronik gilt inhaltlich als Kompilation der ältesten historiographischen Quellen, die die Geschichte der Rechtstadt Danzig in der Weltgeschichte zur Zeit der Herrscher von Jerusalem und der Geschichte des Deutschen Ordens ansiedelt. Es handelt sich somit um eine universelle Stadtchronik. Ihre Aussage hat zudem moralischen Charakter, denn die Kompilation besteht aus einer Sammlung historischer Beispiele, die als Belehrung darüber gedacht waren, wie man eine Stadt zu regieren sei. Sie wurde – angeblich zur Erziehung – für den jungen Hans Kremer, den späteren Bürgermeister von Danzig, niedergeschrieben.
Julia Możdżeń
Werdegang
Julia Możdżeń ist als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Alte Drucke der Sondersammlungen der Universitätsbibliothek und an der Towarzystwo Naukowe w Toruniu [Wissenschaftliche Gesellschaft zu Thorn] tätig. Nach einem Geschichtsstudium (Abschluss mit Magisterium) und einem Ethnologiestudium (Abschluss mit Lizenziat) war sie Absolventin des Kurses für Kodikologie im Rahmen des Ersten Alfred Krupp-Sommerkurs für Handschriftenkultur an der Universitätsbibliothek Leipzig. Sie war zudem Stipendiatin der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Herder-Instituts in Marburg, der Polnischen Historischen Mission in Würzburg sowie der Lanckoroński-Stiftung. Promotion im Jahr 2015 an der Fakultät für Geschichtswissenschaften der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń bei Univ.-Prof. Dr. Roman Czaja mit einer Dissertation zum Thema „Przedstawianie świata przez dziejopisarzy gdańskich na przełomie XV i XVI w.“ [Die Weltvorstellung der Danziger Geschichtsschreiber an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert].
Ihre Forschungsinteressen liegen in der preußischen Geschichtsschreibung (15./16. Jahrhundert), der städtischen Schriftkultur sowie in Fragen der Mentalitätsgeschichte, der Weltwahrnehmung und der Stadtforschung. Verfasserin von zwei Monographien und mehreren Aufsätzen.
Publikationen
Link (Auswahl)
Vortrag: Eine preußische Handschrift für einen polnischen Diplomaten. Die lateinische Übersetzung der mittelhochdeutschen Reimchronik Wigands von Marburg für Jan Długosz – die Frage nach inhaltlicher Adäquatheit, neu gestellt
Krzysztof Kwiatkowski
Werdegang
Krzysztof Kwiatkowski wurde 1982 geboren, studierte Geschichte an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń (Polen); außerdem im Rahmen der Akademia Artes Liberales an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Polen) und an der Warschauer Universität (Polen); Auslandsstudium an der Georg-August-Universität in Göttingen im Rahmen des Socrates-Erasmus-Programms; Doktortitel (2009) an der Nikolaus-Kopernikus-Univeristät in Toruń. Seit 2009 arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Archivkunde der vorgenannten Universität.
Seine wissenschaftliche Interesse konzentrieren sich auf die Regionalgeschichte (spätmittelalterliches Preußenland, der Deutsche Orden im Baltikum) und auf die ‚neue‘ Militärgeschichte (militärische Strukturen und militärische Tätigkeit im Spätmittelalter und am Anfang der Neuzeit, besonders im Baltikum).
Diesen Themen gilt beispielsweise sein letztes Buch: Wojska zakonu niemieckiego w Prusach 1230–1525 (korporacja, jej pruskie władztwo, zbrojni, kultura wojny i aktywność militarna) [Die Heere des Deutschen Ordens im Preußenland 1230–1525 (Korporation, ihre preußische Herrschaft, Bewaffnete, Kultur des Krieges und militärische Aktivität)], Dzieje Zakonu Niemieckiego, t. 3, Toruń 2016.
Publikationen
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Udo Arnold
Werdegang
Udo Arnold gelangte als Sohn eines Lehrerehepaars nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei ins Bergische Land. Nach dem Abitur studierte er Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Germanistik, Musikwissenschaft, Philosophie, Pädagogik, Kunstgeschichte und Rechtswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Am Historischen Seminar arbeitete er ab 1966 in einem Forschungsprojekt zur Landesgeschichte Preußens und zur Geschichte des Deutschen Ordens. 1967 promoviert, leitete er von 1968 bis 1970 das Deutschordenszentralarchiv in Wien.
1975 habilitierte er sich am Seminar für Geschichte, Didaktik der Geschichte und Politische Bildung der Pädagogischen Hochschule Rheinland. 1978 zum apl. Professor ernannt, vertrat er bis 1980 den Lehrstuhl für Mediävistik an der Universität Hannover den Lehrstuhl für Mediävistik. Ab 1986 leitete er den Projektbereich Ostdeutsche Landesgeschichte an der Universität Bonn. 1992 erhielt er eine Gastprofessur an der Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, der er als Erasmus-Beauftragter verbunden blieb. Seit 1992 im Wechsel, seit 1997 allein war er Geschäftsführender Direktor seines Bonner Seminars. 2005 wurde er pensioniert und mit der ehrenamtlichen Fortführung der Seminarleitung betraut. Er lebt seit langem in Bad Münstereifel.
In der Erkenntnis, dass europäische Geschichte keine nationale sein kann, widmete Arnold sich seit 1965 vor allem der 800-jährigen Geschichte des Deutschen Ordens; denn dessen geistiger und politischer Einfluss reichte vom Heiligen Land bis in das Baltikum und nach Westeuropa. Arnold hält diese Zusammenhänge bis heute auf zahlreichen Konferenzen, unter anderem in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Lettland, Litauen, in den Niederlanden, in Norwegen, Österreich, Polen und Russland, wach.
Von 1974 bis 1995 leitete er die Historische Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, deren Ehrenvorsitzender er heute ist. Er war zudem von 1985 bis 2016 Vorsitzender der von ihm Wgegründeten Internationalen Historischen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens. Wegen seiner Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung im wissenschaftlichen Bereich erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Ehrendoktorwürden, das Große Verdienstkreuz des Deutschen Ordens, das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen und das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Publikationen
PDF (Auswahl)
Für Interessenten an Handschriften bieten die Publikationen der Handschriftenabteilung der SBB PK, für die Schriftlichkeit im „Preußenland“ die Veröffentlichungen der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung, der Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens sowie der polnischen Forschung vielfältige Ansatzpunkte. Hierzu einige Schlaglichter aus jüngster Zeit:
Johannes Raue (1610-1679) war der erste Bibliothekar der „Churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree“. Der von ihm erstellte Katalog von 1668 erscheint im Mai 2018 passend zum 350jährigen Erscheinungsjahr in einer kritischen Ausgabe. Der Herausgeberin gelingt es als erfahrener Paläographin, zahlreiche der oft kryptisch klingenden Buchtitel zu identifizieren, den komplizierten Wegen der Bücher nachzuspüren und so manche Stücke sogar physisch dingfest zu machen.
Der Hochmeister Heinrich von Plauen (1410-1413) hat mit seiner Verteidigung der Marienburg ein bleibendes Gedächtnis hinterlassen, auch oder gerade weil seine Bewertung in Forschung und Geschichtsbild kontrovers geblieben ist. Neue Quellenfunde zur Rekonstruktion der verlorenen Ordensfolianten 5 und 6 aus dem Archiv des Deutschen Ordens geben vielfältigen Aufschluss zu den Ereignissen und Konstellationen nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg. Sie werden, wie bereits in den Vorgängerbänden der “Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch” geschehen, durch Regesten erschlossen.
Johann Amos Comenius (1592-1670), einem großen Ireniker und Anti-Macchiavellisten, oblag es 1645, als Vertreter der Böhmischen Brüder und auf Einladung König Władysławs IV. Wasa am Thorner Religionsgespräch teilzunehmen. Das so genannte “Colloquium Charitativum” ist maßgeblich von seinen Gedanken geprägt und ruft bis heute zur Nachahmung im ökumenischen Geist auf. Der vorliegende Band ist der Andruck der 2. Auflage der von dem Theologen Manfred Richter vorgelegten Studie.
Die mittelalterlichen Handschriften aus der Universitätsbibliothek Toruń wurden in langjähriger Arbeit nach wissenschaftlichen Standards katalogisiert. Der Katalog besticht durch mannigfache Aufnahmen hoher Qualität und trifft auch Aussagen zur Überlieferungsgeschichte. So stammen viele der Stücke aus den ehemaligen Bibliotheken der Universitätsstadt Königsberg und gelangten auf verschlungenen Wegen vom Pregel an die Weichsel.
Preußenland
Als gemeinsames Jahrbuch der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung und der Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens sowie als Mitteilungen des Geheimen Staatsarchivs PK wird das „Jahrbuch Preußenland Neue Folge“ herausgegeben. Es enthält Beiträge aus der internationalen Forschung sowie Buchbesprechungen.
Neuere Publikationen der Historischen Kommission für ost- und westpreußische Landesforschung
Beihefte zum Preußischen Urkundenbuch
Bände erhältlich bei Vandenhoeck & Ruprecht
Einzelschriften (in Auswahl)
Inhalt
Tagungsberichte (in Auswahl)
Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz
Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreußens Nr. 6, 10, 15, 36, 37, 38, 40/2, 40/3, 41
Neuere Publikationen der Copernicus-Vereinigung für Geschichte und Landeskunde Westpreußens
Inhalt DNB
Inhalt
Hier eine kleine Auswahl zur handschriftlichen Überlieferung des Preußenlands
Für die Tagung werden Borussica zum Preußenland erstmals in den digitalisierten Sammlungen online gestellt. Weitere werden in einer konventionellen Ausstellung gezeigt.
Nachfolgend finden sich die entsprechenden Objekte neben den zugehörigen Beschreibungen aus den Altkatalogen.
Das gilt noch für mehrere weitere Borussica, so zum Beispiel für die älteste „Kriegsordnung Herzog Albrechts in Preußen“ (Ms. boruss. fol. 1254).
[16. Jh.] | Handschrift
Ms. boruss. fol. 248
[16. Jh. Ende] | Handschrift
Ms. boruss. fol. 249
[17. Jh.] | Handschrift
Ms. boruss. fol. 269
[18. Jh.] | Handschrift
Ms. boruss. fol. 1017
Beschreibungen