Daniel Kehlmanns neuester Roman: «Tyll» Ulenspiegel – die Neuerfindung einer legendären Figur
Daniel Kehlmann liest aus seinem Roman «Tyll» am 27. Juni 2018
Begrüßen werden Sie Barbara Schneider‑Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und André Schmitz, Vorsitzender der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e. V.
Tyll Ulenspiegel – Vagant, Schausteller und Provokateur – wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Müllerssohn in einem kleinen Dorf geboren. Sein Vater, ein Magier und Welterforscher, gerät schon bald mit der Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das von den Religionskriegen verheerte Land begegnen sie kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen: dem jungen Gelehrten und Schriftsteller Martin von Wolkenstein, der den Krieg kennenlernen möchte, dem melancholischen Henker Tilman und Pirmin, dem Jongleur, dem sprechenden Esel Origenes, dem exilierten Königspaar Elisabeth und Friedrich von Böhmen, deren Ungeschick den Krieg einst ausgelöst hat, dem Arzt Paul Fleming, der Gedichte auf Deutsch schreiben will, und nicht zuletzt dem fanatischen Jesuiten Tesimond und dem Weltweisen Athanasius Kircher, der verheimlicht, dass er seine aufsehenerregenden Versuchsergebnisse erfunden hat. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll, jenen rätselhaften Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben. Ein großer Roman über die Macht der Kunst und die Verwüstungen des Krieges, über eine aus den Fugen geratene Welt.
Claudio Armbruster, ZDF heute-journal: «Kehlmann ist ein Sprachzauberer. Er lässt den Leser den Dreißigjährigen Krieg spüren, riechen, schmecken. Sein Buch ist dreckig, feucht und kalt, es stinkt nach Pest, Tod und Verderben – und ist dabei trotzdem so lebensbejahend und abgründig komisch. Kurz, «Tyll› ist verdammt großartig.»
Volker Weidermann, Der Spiegel: «‹Tyll› ist das beste Buch, das Daniel Kehlmann bislang geschrieben hat (…). Ja, es ist wieder ein Geschichtsbuch, wie 2005 «Die Vermessung der Welt›, der meistverkaufte deutsche Roman seit Patrick Süskinds ‹Parfum›, das Buch, mit dem Kehlmann zum Weltstar der deutschen Literatur wurde. Aber anders als die hyperionisch erzählte Geschichte der deutschen Weltvermesser (…) ist das neue Werk ein – ja – zu Herzen gehendes, lebensvolles, wundervoll undistanziert geschriebenes, brutales, modernes, romantisches deutsches Epos. (…) ‹Tyll› ist Daniel Kehlmanns Sieg über die Geschichte, sein historischer Triumph.»
Daniel Kehlmann wurde 1975 als Sohn des Regisseurs Michael Kehlmann und der Schauspielerin Dagmar Mettler in München geboren. 1981 Umzug nach Wien. Nach dem Besuch der Jesuitenschule Kollegium Kalksburg studierte er Philosophie und Germanistik in Wien. 1997 erschien sein erster Roman »Beerholms Vorstellung«. Er hatte Poetikdozenturen in Mainz, Wiesbaden und Göttingen inne und wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Candide-Preis, dem Doderer-Preis, dem Kleist-Preis 2006 sowie zuletzt dem WELT-Literaturpreis 2007 ausgezeichnet. Kehlmanns Rezensionen und Essays erschienen in Magazinen und Zeitungen, darunter »Der Spiegel«, »Guardian«, »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Süddeutsche Zeitung« und »Volltext«. Sein Roman »Ich und Kaminski« war ein internationaler Erfolg, sein Roman »Die Vermessung der Welt« wurde in bisher vierzig Sprachen übersetzt. Daniel Kehlmann lebt als freier Schriftsteller in Wien und Berlin.