Eine Reise durch zehn Himmelssphären

Dante Alighieri in der Staatsbibliothek zu Berlin

Spurensuche und Recherchewege

Vor 700 Jahren überschritt der bedeutendste Dichter Italiens die Grenze vom Diesseits zum Jenseits: am 14. September 1321 starb Dante Alighieri, der zu den meistgelesenen und -rezipierten Autoren des europäischen Mittelalters zählt. Seine literarische Reise in die Jenseitsbereiche ,Hölle‘, ,Fegefeuer‘ und ,Paradies‘ in seiner Göttlichen Komödie hat ihn in den Kanon der Weltliteratur befördert.
Die Staatsbibliothek zu Berlin verfügt über bedeutende Dante-Bestände und möchte einen Teil davon in dieser virtuellen Ausstellung präsentieren.

Die Ausstellung mit mehreren Videos, Bildstrecken und Screencasts richtet sich an ein breites Publikum und bietet gleichzeitig Hinweise zu Recherchemöglichkeiten in den Sammlungen der Berliner Staatsbibliothek.
Auf unserer Reise in das Berliner „Paradies“ der Schätze und der Recherchemöglichkeiten beschreiten wir gemeinsam gleichsam zehn Himmelssphären: von Porträts, Handschriften, Inkunabeln und Rara bis hin zu Musikhandschriften und Kinder-/Jugendbüchern sind viele Sonderabteilungen vertreten. Erfahren Sie außerdem am Beispiel Dantes, wie Sie effektiv in den verschiedenen Datenbanken, Systematiken, Portalen und digitalisierten Sammlungen recherchieren können.

Dantes Leben in Zahlen

Dantes Werke

Dante Alighieri war in Vielem „der Erste“, er wirkte durch seine Werke, die er sowohl auf Latein als auch in Italienisch verfasste, als Mittler zwischen Antike und Mittelalter. Er holte, was die volkssprachliche Dichtung angeht, einen Rückschritt gegenüber Deutschland, Frankreich und England auf, der in Italien aufgrund der Nähe zum Lateinischen bestanden hatte. Dante war wegweisend als Vater der italienischen Literatursprache und stilbildend für die italienische Lyrik. Er führte das nicht des Lateinischen mächtige Laienpublikum der aufstrebenden Städte an muttersprachliche Literatur und philosophisches Gedankengut heran. Zudem beschrieb als gleichsam erster romanistischer Sprachwissenschaftler strukturelle Unterscheidungen verschiedener Sprachen, die sich aus dem Lateinischen herausgebildet hatten.
Seine in der Zeit des Exils entstandene Göttliche Komödie war wegweisend für die gesamte italienische und europäische Literatur-, Kunst- und Buchgeschichte. Sie beschreibt eine Reise durch Gegenden, die drei Jenseitsreiche, die noch kein Lebender gesehen hat. Der Inhalt wie auch die zugrundeliegende theologisch-philosophische Weltsicht waren brillant und weitsichtig und zeugten vom Wissen und Verständnis ihres Autors. Wir lernen etwa 600 Personen kennen, darunter so unverwechselbare Schicksale wie das Liebespaar Paolo und Francesca, den Grafen Ugolino und Dantes platonische Liebe Beatrice, der das gesamte Gedicht gewidmet ist. Die von Dante imaginierten Bilder (gerade der Höllenkreise) in ihrer Kraft und Brutalität waren unerhört und spektakulär, seine Sprache war kreativ und mitunter vulgär, die Intention letztlich versöhnlich und nach Frieden strebend. Dante war schließlich auch ein zutiefst politischer Mensch mit einer klaren Meinung zum Verhältnis von Kirche, Staat und Bürgertum.

Dante selbst hat diese Gedichtsammlung nicht zusammengestellt und zur Verbreitung vorgesehen. Erst später wurden seine Gedichte, die er ab 1283 verfasst hatte, unter dem Titel „Rime“ zusammengefasst. Dabei variiert ihre Anzahl zwischen gut 50 und über 80, je nachdem, ob die Bearbeiter die Gedichte Dantes integriert haben, die der Dichter selbst in seine Werke „Vita Nova“ und „Il Convivio“ aufgenommen hatte.

Dante orientierte sich bei seinen Gedichten an den provenzalischen Troubadours und an der Sizilianischen Dichterschule und schuf gemeinsam mit anderen Dichtern eine neue Stilrichtung, den „Dolce Stil Nuovo“.

Während Frankreich, England und Deutschland schon vor dem 13. Jahrhundert bedeutende Dichtungen in den Volkssprachen besaßen, war in Italien das Lateinische viel länger selbstverständlich. In Italien hat die volkssprachliche Dichtung daher eine Verspätung gegenüber den anderen Kulturen. Der große Gelehrte Ernst Robert Curtius sieht Dante als entscheidenden Wegbereiter für die Lyrik Francesco Petrarcas und die Erzählkunst Giovanni Boccaccios: Dante bildet mit diesen beiden Schriftstellern zusammen das Dreigestirn der Tre Corone, der drei gekrönten Dichter des 14. Jahrhunderts, deren Einfluss auf die gesamte europäische Literatur unvergleichlich ist. Curtius geht in „Europäische Literatur in lateinisches Mittelalter“ (1948) noch weiter und sieht Dante als denjenigen Dichter, der den lateinischen Mutterboden für die europäische Nationalliteraturen bereitet hat und somit als Vater der europäischen Identität anzusehen ist.

In seinem Jugendwerk „Vita Nova“ (auch „Vita Nuova“, Neues Leben) erzählt Dante in der Tradition der mittelalterlichen Minnedichtung die Geschichte seiner großen Liebe Beatrice und besingt in einer Reihe von Sonetten und Kanzonen die erneuernde Kraft der Liebe. In den begleitendem Kommentar wird u.a. die bewusste Verwendung der Volkssprache erläutert als Hinwendung zu einer – auch von Frauen leicht zu verstehenden – Sprache der Liebe. Die angebetete Frau erscheint dabei als ein gottgesandtes, engelsgleiches Wesen. Damit ist das Jugendwerk ein Vorbote der Göttlichen Komödie, in der Dante Beatrice im Paradies wiedersehen wird.

Dantes im „Volgare“ abgefasste Werk „Il Convivio“ (Das Gastmahl) ist die erste philosophische Abhandlung in der italienischen Volkssprache. Die unvollendet gebliebene Schrift richtet sich an Laien und erläutert anhand von Dantes eigenen Kanzonen in einer Art volkssprachlichen Enzyklopädie das Wissen seiner Zeit. Neben Philosophie werden auch Aspekte aus Politik, Sprachwissenschaft, Naturwissenschaften, Astronomie und Geschichte berücksichtigt.

Dante gilt auch als der erste „Romanist“, machte er sich doch in seiner lateinischen Schrift „De vulgari eloquentia“ Gedanken über die Unterscheidungsmöglichkeit mehrerer romanischer Sprachen. Während die ostromanischen Sprachen „si“ als Bejahungspartikel („ja“) verwenden, definierte Dante das westromanische Idiom der provenzalischen Troubadoure als „Lingua d’oc“, da der Bejahungspartikel hier „oc“ lautet. Die Bezeichnung Languedoc für Region und Sprache des südlichen Frankreichs hat sich bis heute gehalten.
Die Staatsbibliothek besitzt auch eine wichtige Handschrift des „De vulgari eloquentia“ (Lat. fol. 437) aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die als die beste Überlieferung dieses Textes zu betrachten ist.

In seinem (auf Latein verfassten) politisch-philosophischen Hauptwerk stellt Dante dar, dass seiner Ansicht nach der Kaiser die Weltherrschaft ausüben müsse, damit die göttliche Ordnung funktionieren kann. Dantes Hoffnung auf das Ende der Konflikte zwischen papst– und kaisertreuen Landsleuten war zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes weitgehend zerstört. Er wendet sich deutlich gegen den Herrschaftsanspruch der Päpste, die dieses Werk über mehrere Jahrhunderte auf den Index setzten.

Die „Göttliche Komödie“, italienisch „Comedia“ oder „Commedia“ ist das Hauptwerk des Dichters Dante Alighieri (1265-1321) und entstand nach seiner Verbannung aus Florenz wohl ab 1304. Den Beinamen „göttlich“ erhielt das wichtigste Werk der italienischen Literatur, an dem der Dichter bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1321 arbeitete, erst zu späterer Zeit.

„Komödie“ und Allegorie
Wer eine Komödie nach heutigem Verständnis erwartet, wird sich über den Inhalt wundern. „Es beginnt furchtbar und hässlich und endet mit dem Schönen und Wünschenswerten“ – unter anderem deshalb nannte Dante, wie er an Cangrande della Scala schreibt, sein Werk eine Komödie. Weitere Aspekte sind der Inhalt – wie die Schilderung der Höllenqualen – und der mitunter derbe Sprachstil.

Inhalt und Bedeutung
Das epische Gedicht in drei Teilen handelt von einer Reise durch das Jenseits und beginnt mit einer Lebenskrise und einer schaurigen, lebensbedrohlichen Situation. Der Ich-Erzähler Dante ist vom „rechten Pfad“ abgekommen und findet sich plötzlich von wilden Tieren umzingelt in einem düsteren Wald wieder:
„Dem Höhepunkt des Lebens war ich nahe, da mich ein dunkler Wald umfing und ich, verirrt, den rechten Weg nicht wieder fand.“ (Übersetzung: Karl Vossler)
Die drei wilden Tiere symbolisieren die menschlichen Verfehlungen Wollust, Hochmut und Habgier, von denen Dante Italien befallen sieht, und weisen schon darauf hin, dass das gesamte Werk tiefere Sinnschichten enthält und als Allegorie zu lesen ist. Dabei geht es vor allem um das große Thema der Heilung von den Sünden und den Weg des Menschen zur Ganzheit, zu Gott. Die Jenseitsszenerie beleuchtet mit den drei „großen Dante-Themen: Liebe, Wissenwollen, Friedensgebot“ in oftmals drastischen Bildern die Lebensordnung des Menschen und dient in ethisch-moralischer Sicht dazu, die Menschen „aus dem Zustand des Elends heraus zur Glückseligkeit zu führen“. Die Commedia ist aber auch durch und durch ein politisches Buch: Dante stellte sich vehement „gegen drei Haupttendenzen des 13. Jahrhunderts (…), die Rebellion der reichen italienischen Städte gegen den Kaiser (…), die offiziellen Ansprüche auf allumfassende Macht des Papstes, (…) weil sie dem Gemeinwesen die naturentsprungene Eigenwertigkeit nehmen; er weigerte sich, Wissen und Gemeinwesen dem Befehl des Papstes zu unterstellen.“ (Kurt Flasch: Einladung, Dante zu lesen, Frankfurt/M. 2020, S. 57, S. 357 bzw. S. 414).

Die drei Jenseitsreiche
Dante trifft im Wald auf den römischen Dichter Vergil, Autor der Aeneis, der erklärt, von Beatrice, der früh verstorbenen Jugendliebe Dantes, geschickt worden zu sein. Vergil begleitet den Ich-Erzähler zunächst durch den ersten Teil der Jenseitsreise, das Inferno. Sie durchschreiten das Höllentor mit der furchterregenden Aufschrift Lasciate ogni speranza, voi ch’entrate (Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr hier eintretet). Die Hölle wird dargestellt als großer Trichter, in den man über neun konzentrische Höllenkreise der Qual immer tiefer hinabsteigt. Überall wimmelt es vor Verdammten, die für ihre irdischen Sünden zu einer ewigen Strafe verurteilt sind. Es beginnt mit den harmloseren Sündern wie den Wollüstigen und den Schlemmern und geht über die Geizigen und Jähzornigen immer tiefer hinab bis hin etwa zu den Dieben und Häretikern und schließlich zu Luzifer höchstselbst, der Judas, Cassius und Brutus als schlimmste Mörder der Menschheitsgeschichte peinigt.
Von dort gelangen Dante und Vergil auf den Läuterungsberg (Purgatorio), auf den die Seelen derer, die noch auf Vergebung hoffen können, über einen spiralförmigen Weg durch mehrere Bußbezirke bis zum Gipfel des Berges, ins irdische Paradies, pilgern.
Von dort erreicht Dante schließlich, nunmehr von Beatrice geführt, das himmlische Paradies (Paradiso) mit seinen neun Himmelssphären und erblickt schließlich das Empyreum, wo die geretteten Seelen im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Glückseligkeit genießen dürfen.

Bedeutung für die italienische Literatursprache
Als Dante zu dichten begann, war eine volkssprachliche Schriftsprache in Italien noch nicht gefestigt – die gebildete Oberschicht schrieb Latein. Dante wählte hingegen für die Reise seines Ich-Erzählers in die Unterwelt die italienische Sprache (oder vielmehr: das toskanische Idiom) und trug damit maßgeblich zur Herausbildung der italienischen Literatursprache bei.

Lehrdichtung
Das Werk ist ein Panoptikum der zum damaligen Zeitpunkt bekannten antiken und mittelalterlichen Welt. Es spiegelt Geschichte, Religion, Naturwissenschaften, Philosophie und Mythologie und steckt voller Anspielungen, die gebildete Leser sofort verstanden oder entschlüsseln konnten. Gleichzeitig ist es aber auch ein spannender Stoff für das breite Volk, da der aus politischen Gründen ins Exil verbannte Dante sich nicht davor scheute, Personen der biblischen, antiken und mittelalterlichen Geschichte, aber auch zahlreiche bekannte Zeitgenossen und sogar zwei Päpste aufgrund ihrer Vergehen in einem der Höllenkreise ,schmoren‘ zu lassen.

Literarische Form
Auch literarisch ist die Göttliche Komödie eine Sensation voller Zahlensymbolik: sie besteht aus drei Teilen (cantiche), den drei Jenseitsreichen, die jeweils aus 33 Gesängen (canti) zusammengesetzt sind. Gemeinsam mit dem einleitenden Prolog ergeben sich 100 Gesänge in gereimten Elfsilblern, insgesamt 14.233 Verse, die nach dem möglicherweise von Dante erfundenen, zumindest aber hier erstmals in diesem Umfang nachgewiesenen und gleich zur Perfektion getriebenen Reimschema der Terzine (ABA, BCB, CDC etc.) aufgebaut sind.

1. Himmelssphäre – Grimm’ges Konterfei

Hey Dude, why are you sad? Dante durch die Jahrhunderte in der Porträt-Sammlung der Staatsbibliothek

Die Staatsbibliothek verfügt in ihrer Handschriftenabteilung über etwas, was man nicht unbedingt in einer Bibliothek erwartet: eine Porträtsammlung mit ca. 100.000 Porträts berühmter und weniger berühmter Persönlichkeiten von der Lutherzeit bis zum 21. Jahrhundert. Es handelt sich um Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen, Lithografien und Fotografien.

In der Porträtsammlung finden sich zahlreiche Bildnisse des Dichters: stets mit grimmigem – oder besser: nachdenklichem – Blick und Lorbeerkranz, oft in der florentinischen Amtstracht mit Kapuze und Ohrenklappen.

Felicitas Rink, Kunsthistorikerin in der Handschriftenabteilung, erläutert in zwei Videos:

Die Porträtsammlung und die verschiedenen Recherchewege

Die Ikonographie des vermeintlich grimmigen Dante-Porträts aus kunsthistorischer Sicht

  • Recherchetipps

    Einen Teil der Sammlung (ca. 42.000 Titelaufnahmen) kann man über Basiskatalogisate im Stabikat mit dem Zusatz „Bildnis“ recherchieren und anschließend in den Handschriftenlesesaal zur Einsicht bestellen.
    Ein weiterer Teil ist bereits über die Digitalisierten Sammlungen online zugänglich.
    Ein dritter Teil (ca. 23.000 Bildnisse) ist digitalisiert und über den „Digitalen Portraitindex der druckgraphischen Bildnisse der Frühen Neuzeit“ (Bildarchiv Foto Marburg) recherchier- und bestellbar.

    Darüber hinaus verzeichnet ein Zettelkatalog noch Zehntausende von Porträts, die sich in Büchern und Zeitschriften aus dem Besitz der Staatsbibliothek befinden, z.B. als Frontispize.

Portraitgalerie

Eine Auswahl der Dante-Bildnisse in unterschiedlichen Versionen haben wir für Sie zusammengestellt. Per Klick erhalten Sie eine vergrößerte Ansicht:

2. Himmelssphäre – Hamiltoniana

Copy and paste: Bestseller avant la lettre mobile. Die Dante-Handschriften der Staatsbibliothek

Dantes Hauptwerk, die Göttliche Komödie, ist ein Bestseller – und das schon bevor der Buchdruck mit beweglichen Lettern um 1450 von Johannes Gutenberg in Mainz erfunden wurde – also etwa 130 Jahre nach der Fertigstellung der Divina Commedia.

Im ausgehenden Mittelalter blieb dem interessierten Leser nur eines: abschreiben oder abschreiben lassen. Und das wurde reichlich praktiziert. Kein zweites italienisches Werk des Mittelalters ist in so vielen Handschriften überliefert: bis zum Jahr 1500 lassen sich mehr als 830 Codices ausmachen.

Stellen Sie sich vor, wir sind im späten 14. Jahrhundert. Sie sind ein Bürger der Stadt Florenz und kennen Dantes Meisterwerk vom Hörensagen. In Ihrem Bekanntenkreis gibt es einige, die bereits eine Handschrift dieses Werks besitzen. Wie gehen Sie vor, wenn Sie selbst eine solche Handschrift besitzen möchten? Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.“

Prof. Dr. Eef Overgaauw, der Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek, gibt uns im Video Einblicke in die Handschriftenproduktion anhand von zwei ganz unterschiedlichen Handschriften aus den wertvollen Dante-Beständen der Staatsbibliothek, die Handschriften mit den Signaturen Ms. Ham. 203 und Ms. Ital. fol. 136 (letztere ist noch nicht digitalisiert).
Die Staatsbibliothek besitzt neun italienische Commedia-Handschriften, davon allein sechs aus der Sammlung des Grafen Hamilton. Sie sind teils auf Pergament, teils auf Papier geschrieben, stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert und enthalten zum Teil Miniaturinitialen und Randornamentik. Die vermutlich älteste Handschrift (Ms. Ham. 204) stammt aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts und entstand damit wenige Jahre nach der Vollendung des Werkes. Eine einzige Handschrift (Ms. Ham. 203) lässt sich genau datieren, und zwar auf das Jahr 1347. Ihr Schreiber starb im Pestjahr 1348. Sie bildet die Basis für die historisch-kritische Ausgabe von Petrocchi (1966-67).

Schon zuvor war eine weitere Handschrift der Staatsbibliothek (Ital. fol. 126) Textgrundlage für die Ausgabe von Witte (1862) und noch zwei weitere Abschriften gehören zu den als besonders wertvoll angesehenen einhundert Texten für eine möglichst originalgetreue historisch-kritische Ausgabe, zur sogenannten „Cento-Gruppe“.

Sieben der neun Commedia-Handschriften können in den Digitalisierten Sammlungen auf der Webseite der Staatsbibliothek eingesehen werden, außerdem eine Handschrift von „De Monarchia“ und „De Vulgari Eloquentia“.

  • Ham. 202 : 14. Jh., zweite Hälfte, Pergament, Toskana
  • Ham. 203 : 1347 Basistext Petrocchi-Ausgabe, Zimelie, West-Toskana, Schreiber: Tommaso Benetti, der 1347 kopierte und mit 19 Jahren im Pestjahr 1348 starb. Interessante Randglossen, Miniaturinitialen
  • Ham. 204 : 14. Jh., zweites Drittel, Cento-Gruppe, Illustrationen
  • Ham. 205 : 14. Jh., zweite Hälfte, Pergament, Toskana, reiche Ornamentik und Minitaturinitialen
  • Ham. 206 : 15. Jh., erste Hälfte, Pergament, 2 Schreiber, Nord-Italien
  • Ham. 207 : 15. Jh., Beginn, Papier, gute toskanische Textvorlage, aber flüchtige Kopie
  • Ital. fol. 136 : 15. Jh., erste Hälfte, Papier, Basistext Witte-Ausgabe, sehr guter toskanischer Text. 1835 durch Pertz für Königl. Bibl. erworben von dem engl. Buchhändler Thomas Rodd
  • Dep. Bresl. 6 (Rehdinger 226): 14. Jh., zweite Hälfte, Pergament, Cento-Gruppe, Illustrationen (u.a. karikaturenähnliche Köpfe, Reiter auf einem Wildschwein), Provenienz Thomas Rehdinger (schlesischer Humanist) (noch nicht digitalisiert)
  • Dep. Bresl. 7 : 14. Jh., zweite Hälfte, Pergament, Illustrationen, von Witte gelobt
  • Lat. oct. 200 : 15. Jh., Ende, Papier, wenig korrektes Exzerpt, bolognesisch-romagnolische Textpatina

3. Himmelssphäre – Inkuknobeln

Spannend, aber sperrig: Knietiefe Kommentare zur Göttlichen Komödie in drei Dante-Inkunabeln

Dantes Göttliche Komödie wurde in der Frühzeit des Buchdrucks bis zum Jahr 1500 fünfzehnmal gedruckt; davon sechsmal ohne und neunmal mit Kommentar. Die ersten Drucke erschienen 1472. Die Staatsbibliothek besaß fünf Inkunabeln oder Wiegendrucke, die seit dem 17. Jahrhundert so bezeichnet werden, da der Buchdruck „noch in der Wiege“ lag. Durch die Auslagerungen der Bestände während des Zweiten Weltkrieges gingen indes zwei Exemplare verloren.

Heute sind noch drei Exemplare erhalten: die erste kommentierte Ausgabe mit dem Kommentar von Jacopo della Lana (Venedig 1477; Gesamtkatalog der Wiegendrucke: GW 7964) und zwei mit dem sehr einflussreichen Kommentar von Christophorus Landinus (Brescia 1487 und Venedig 1491; GW 7968 und 7969). Die Landinus-Ausgaben sind gleichzeitig die ersten illustrierten Ausgaben der Commedia mit 68 Holzschnitten. Die Kommentare sind in Glossen um die Danteschen Verse gedruckt und erinnern an glossierte juristische Texte.

Im Video stellt Dr. Falk Eisermann, Leiter des Referates Inkunabeln/Gesamtkatalog der Wiegendrucke innerhalb der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek, die drei Dante-Inkunabeln der Staatsbibliothek im Vergleich vor:

Im folgenden Screencast demonstriert er, wie man in der Datenbank des „Gesamtkatalogs der Wiegendrucke“ Dante-Inkunabeln recherchieren kann. Einen guten Einstieg in die Recherche in dieser Datenbank bietet auch ein Video-Tutorial der Universität Göttingen.

  • Die Divina Commedia umfasst das gesamte Wissen der Dante-Zeit. In ihr ist eine ungeheure Menge an philosophischen, theologischen, historischen Einzelheiten enthalten, außerdem finden sich unzählige Anspielungen auf Mythologie und Literatur, die für viele Leser einer Erklärung benötigen.  Bereits zu Lebzeiten Dantes setzte man sich mit dem Werk intensiv auseinander, sei es in öffentlichen Vorlesungen (Lectura Dantis) oder in schriftlichen Kommentaren.

    Eine Vielzahl an Dante-Kommentaren ist im Dartmouth Dante Project und im Dante Lab kostenfrei im Internet aufrufbar (siehe auch die 10. Himmelssphäre dieser virtuellen Ausstellung).

Die ersten Glossen zur Göttlichen Komödie entstanden nach 1320 durch Dantes Sohn Jacopo, ein weiterer Kommentar (1324) stammt von Graziolo Bambaglioli, beide beschränken sich allerdings auf das Inferno, wohingegen ein anonymer lombardischer Kommentator lediglich das Purgatorio betrachtet (1322).

Als nächster bekannter Kommentator tritt Jacopo della Lana (auch Jacopo Bolognese) an: er schuf zwischen 1324 und 1328 die erste vollständige und im Volgare, der italienischen Volkssprache, verfasste Gesamtinterpretation der Göttlichen Komödie. Jacopo „il Laneo“ wurde nach 1278 in Bologna geboren, seine Familie stammte ursprünglich aus Florenz. Er tritt als sehr gelehrter Interpret auf, zitiert etwa Aristoteles und viele Kirchenväter. Jacopo della Lana verbindet Dantes Werk mit den philosophischen und theologischen Grundüberzeugungen seiner Zeit. Er behandelt die großen Themen der Göttlichen Komödie souverän und mit kritischem Urteil und rückt sie in ihr rechtes Licht. Sein umfangreicher Dante-Kommentar spielte für die Dante-Erläuterung eine bedeutende Rolle. Er wurde spätestens seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Handschriften weit verbreitet. Die dann in Venedig bei Wendelin von Speyer gedruckte Inkunabel von 1477 mit dem Kommentar Jacopo della Lanas weist eigentümlicherweise nicht den Bologneser als Urheber aus, sondern Benvenuto da Imola. Es könnte ein Versehen oder ein verlegerischer Schachzug sein, da Benvenuto der gefragtere Autor war – doch dies bleiben Hypothesen.

Cristoforo Landino (1424 (?) – 1498) gehört zu den herausragenden Gelehrten des italienischen Humanismus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1458 erhielt er in seiner Heimatstadt Florenz einen Lehrstuhl für Rhetorik und Poetik am Studio Fiorentino, den er bis kurz vor seinem Tod innehatte. Bereits in jungen Jahren hatte er Zutritt zum Hof der Medici; ihm wurde auch die Erziehung Lorenzo de‘ Medicis anvertraut. Seit seiner Berufung beschäftigte er sich intensiv mit Dichtern und Schriftstellern (u.a. Persius, Juvenal, Horaz, Vergil), woraus mehrere Veröffentlichungen von Kommentaren erwuchsen. Landinos eindrucksvollstes Werk ist sein Dantekommentar, der am 30.8.1481 in Florenz erschien. Er war Frucht einer langjährigen Lectura Dantis und stellte zugleich die erste Ausgabe der Göttlichen Komödie dar, die in Florenz gedruckt wurde. Sie wurde finanziert von Bernardo degli Alberti, einem Verwandten des bedeutenden Universalgelehrten und Architekten Leon Battista Alberti. Landino überreichte im selben Jahr feierlich der Signoria ein besonders kostbares, auf Pergament gedrucktes Exemplar (heute in der Nationalbibliothek in Florenz). Die Zeremonie bot für Florenz die Gelegenheit, die Dichterkrönung für den ins Exil verjagten Sohn der Stadt doch noch zu vollziehen. Als Dank für seine Ausgabe wurde Landino nun auf Lebenszeit zum Professor ernannt und erhielt den Burgturm des Kastells von Borgo alla Collina als Geschenk.

Der besondere Wert der Ausgabe von 1481 besteht auch in den enthaltenen Illustrationen, Kupferstichen nach den Vorlagen von Botticelli, die Lorenzo de‘ Medici für die Ausgabe bei dem berühmten Maler bestellt hatte. Die Originale befinden sich seit dem Ankauf der Sammlung Hamilton heute im Berliner Kupferstichkabinett (84 Blätter), acht weitere in der Biblioteca Vaticana (siehe auch die 4. Himmelssphäre dieser Ausstellung).

Die erste Ausgabe der Göttlichen Komödie von 1481 mit dem Kommentar Cristoforo Landinos ist ohne Zweifel einer der berühmtesten Drucke Italiens im 15. Jahrhundert. Landinos Kommentar wurde im 15. und 16. Jahrhundert insgesamt fünfzehnmal nachgedruckt – ein Beweis für die Bedeutung dieser Dante-Exegese. Die nach 1481 entstandenen Ausgaben mit dem Landino-Kommentar sind allerdings nicht mehr mit Kupferstichen, sondern mit preiswerter herzustellenden Holzschnitten versehen. Mitunter fehlen auch die blattgroßen Zeichnungen und sind durch kleinere Darstellungen ersetzt.

Der Dante-Forscher Karl Witte hält Landinos Textausgabe für die erste kritische Edition der Göttlichen Komödie; die 1502 erschienene Aldina, d.h. die Ausgabe des berühmten venezianischen Druckers Aldus Manutius, folgt dem Text Landinos in vielen Einzelheiten. Bei seiner Interpretation der Commedia hebt sich Landino von den vorausgegangenen Kommentatoren deutlich ab, obwohl er viele von ihnen zitiert. Er war deutlich beeinflusst von dem bedeutenden Philosophen Marsilio Ficino (1433-1499), dessen Lehrer er anfangs gewesen war. Ficino trug als Humanist mit seinen Übersetzungen antiker griechischsprachiger Autoren maßgeblich zur Kenntnis Platons und des Platonismus bei.

Landinos Auffassung nach birgt die Göttliche Komödie einen verborgenen, tieferen Sinn, den er in einem philosophisch-allegorischen Deutungsverfahren entschlüsseln will. Dazu bedient er sich der platonisch-neuplatonischen Ästhetik Ficinos. Schlüssel ist die Aristophanesrede aus Platons Symposium: die Menschen waren einst mythische Kugelwesen mit vier Händen und Füßen und zwei Gesichtern, die in entgegengesetzte Richtungen blickten. Dem Mythos nach wollten sie sich übermütig einen Weg zu den Göttern suchen und sie angreifen. Zeus zerschnitt die Kugelwesen daraufhin in zwei Hälften, die heutigen zweibeinigen Menschen. Die dadurch entstandene Sehnsucht nach der verlorenen anderen Hälfte zeigt sich nicht nur im erotischen Begehren, sondern nach Auffassung der Neuplantoniker auch im Streben nach dem übernatürlichen Licht.  Dantes Wanderung durch Inferno und Purgatorio und sein Aufstieg zum Empyreum wird von Landino folgerichtig als Weg der Seele interpretiert, die danach strebt, die Einheit mit dem „lumen infusum“ wiederherzustellen. Der Aufstieg zum Paradies wird somit als Reinigungsprozess, als Befreiung der Seele aus ihrer temporären Gefangenschaft im Körper und somit als Rückführung zum Urzustand der Glückseligkeit interpretiert. Der Mensch bahnt sich in mehreren Stufen einen Weg von den moralischen Tugenden über die intellektuellen Tugenden, um zum „Höchsten Gut“ zu gelangen, nach platonischem wie nach christlichem Verständnis die Betrachtung des Göttlichen. Die platonisierende Begriffswelt verbindet sich auf diese Weise mit dem christlichen Gedankengut.

4. Himmelssphäre – Typogenial

Kongeniales Übersetzen in Typographie und Illustration. Die Göttliche Komödie in kostbaren historischen Ausgaben

Der ungeheure Erfolg der Göttlichen Komödie führte zu einer reichen Rezeption in den Künsten. Kostbare illustrierte Ausgaben finden sich auch in der Abteilung Historische Drucke der Staatsbibliothek.
Während die Ausgabe aus der Druckerei des Aldus Manutius fast ohne Illustrationen auskommt und stattdessen mit ihrer ausgezeichneten Druckkunst besticht, finden sich Nachdrucke der Zeichnungen Sandro Botticellis aus dem Kupferstichkabinett sowie Ausgaben mit den Illustrationen von Gustav Doré und John Flaxman.

Außerdem vorhanden ist eine Ausgabe mit der Übersetzung von Prinz Johann, Herzog zu Sachsen, unter seinem Pseudonym Philalethes (mit Widmung). Ferner verwahrt die Staatsbibliothek einen kostbaren Pergamentdruck der Commedia-Ausgabe von Karl Witte aus dem Vorbesitz Kaiser Wilhelms I. sowie einen bibliophilen Druck aus der Bremer Presse von 1921.
Dr. Silke Trojahn, Wissenschaftliche Referentin in der Abteilung Historische Drucke, erläutert die ausgewählten Illustrationen.

Aldus Manutius

Der venezianische Drucker und Verleger Aldus Manutius (1449-1515) ist bis heute als Meister der Typographie und des Buchsatzes bekannt. Die von ihm geschnittenen Schriften ebenso wie die Anordnung des Textes auf der Buchseite werden seit Jahrhunderten als schön und maßgeblich für gute Gestaltung empfunden.
Dies hat u.a. zur Folge, daß seine Drucke, die sogenannten Aldinen, schon lange begehrte Sammlerstücke sind. Die Staatsbibliothek zu Berlin verfügt mit über 1.000 Bänden über eine der größten Sammlungen an Aldinen.
Neben den klassischen griechischen und römischen Autoren hat Aldus auch italienische Texte gedruckt – Petrarca, Boccaccio und eben Dante.

Eine Beschreibung der Aldinen-Sammlung finden Sie hier oder umfassend in dem Katalog „Im Zeichen von Anker und Delphin“ (Link zum Stabikat).

Das Titelblatt von Aldus‘ 1515 gedrucktem Dante zeigt seine Druckermarke, Anker und Delphin, und auch die bewußte Gestaltung des Satzes: Text und Druckermarke bilden gemeinsam die Form einer Sanduhr. Eine weitere Gestaltungsregel ist, daß der Rand von innen ausgehend über oben nach außen immer breiter wird. Der alte Bibliotheksstempel stört diese Harmonie leider.

Dante Alighieri: Dante Col Sito, Et Forma|| Dell’Inferno Tratta|| Dalla Istessa De-||scrittione Del|| Poeta. – Vinegia : Aldo ; Di Asola, 1515. – [2], 244, [3] Bl. : 3 Ill. und Druckerm. (Holzschn.).
Ald. Ren. 73,8

Bremer Presse 

Die Bremer Presse ist eine der bedeutenden deutschen Pressen, wo man als Gegenpol zum industriell gefertigten Buch als Massenprodukt die handwerkliche Buchkunst pflegte. Ebenso wie bei Aldus Manutius kommt es hier 400 Jahre später (der Druck ist von 1921) auf die Ausgewogenheit und Schönheit von Typographie und Satz an. Illustrationen spielen keine Rolle.

Dieser Dante ist in großen Teilen ein Ergebnis weiblichen Kunstschaffens, denn der Band wurde wie fast alle Drucke der Bremer Presse von Frieda Thiersch gebunden, und die Initialen und Überschriften (s. die Abb.) von Anna Simons gezeichnet. Was ebenfalls auf dem Bild gut zu erkennen ist: Aldus‘ Regeln folgend wird der Rand von innen über oben nach außen immer breiter.

Deutsche Pressen spielen eine wichtige Rolle in der Sammlung Künstlerische Drucke, zu der auch dieser Band gehört.

Dante Alighieri: La Divina Commedia [Hrsg. von Berthold Wiese. Die Titel und Initialen zeichnete Anna Simons]. – München : Bremer Presse, 1921. – 458 Seiten, [1] Bl. ; 4°
(Bremer Presse ; 9)
2° Xo 1656/390 : KD

John Flaxman

Der englische Bildhauer John Flaxman (1755-1826) ist ein bedeutender Vertreter des Klassizismus. Berühmt wurde er nicht nur durch seine Reliefs und Skulpturen oder die Arbeiten für die Porzellanmanufaktur Wedgwood, sondern vor allem durch seine Buchillustrationen.

Er schuf Umrißzeichnungen zu Homers Ilias und Odyssee (beide Rom 1793), die ein großer Erfolg wurden und damals die visuelle Vorstellung von Antike stark beeinflussten.

Wie den Homer illustrierte er kurz danach auch Dante. Unser Exemplar (Mailand 1802) befindet sich in der Rara-Sammlung.

Flaxman, John: La divina commedia di Dante Alighieri : Cioè l’inferno, il purgatorio ed il paradiso. Composta da Giovanni Flaxman [John Flaxman], scultore inglese. – Milano : Vallardi, [um 1802]. – 39, 38, 33 gez. Bl. ; quer-8°
20 B 2473 : R

Gustave Doré

Sechzig Jahre nach Flaxman zeigen die Illustrationen Gustave Dorés (1832-1883) in Frankreich einen ganz anderen Stil: nicht mehr reduzierte Formen in wenigen Linien vor nur angedeutetem Hintergrund, sondern überbordende Fülle.

Doré hat angeblich schon als Kind erste Illustrationen zur Göttlichen Komödie gezeichnet, 1861 erschien dann die Erstausgabe. Außer Dante hat er stilprägend die Bibel und viele Werke der Weltliteratur illustriert. Seine Bilder sprechen für sich selbst.

Wie alle Bände aus den von der Abteilung Historische Drucke betreuten Sondersammlungen, kann auch der Doré im Rara-Lesesaal eingesehen werden.

Dante Alighieri: Dante Alighieri’s Göttliche Komödie / uebersetzt von Wilhelm Krigar. Illustrirt von Gustav Doré. Mit einem Vorwort von Dr. Karl Witte. – Berlin : Moeser, [1870-1871].

Band 1: [1] Bl., XVI, 168 S., 75 Bl.
2° Xo 1960-1 : R

Band 2 und 3: VIII, 176 S., Bl. 76 – 117 bzw. [4] Bl., 171 S., Bl. 118 – 135
2° Xo 1960-2/3 : R

Sandro Botticelli

Der berühmte Renaissance-Maler Sandro Botticelli (1445-1510) zog sich im Alter von der Malerei zurück, fertigte aber noch Zeichnungen an, unter anderem zu Dantes Commedia. Diese befinden sich seit dem Ankauf aus der Sammlung Hamilton im Berliner Kupferstichkabinett.

Der spektakuläre Ankauf (empfehlenswert ist auch die Kino-Dokumentation „Botticelli Inferno“ von Ralph Loop, 2016) führte damals zeitnah zu einer entsprechenden Publikation, ein gewaltiges Tafelwerk in Supergroßfolio, nämlich „Zeichnungen von Sandro Botticelli zu Dante’s Goettlicher Komoedie nach den Originalen im K. Kupferstichkabinet zu Berlin“ von 1887. Dieses Werk befindet sich in der Rara-Sammlung.

Botticelli, Sandro: Zeichnungen von Sandro Botticelli zu Dante’s Goettlicher Komoedie nach den Originalen im K. Kupferstichkabinet zu Berlin / herausgegeben im Auftrage der Generalverwaltung der K. Museen von F. Lippmann ; Koenigliche Museen zu Berlin. – Berlin : G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, 1887 ([Berlin] : Reichsdruckerei)
1 ungezähltes Blatt, Blatt Inferno VIII, Inferno XVII-XXXIV, gefaltetes Blatt Inferno XXXIVa, Blatt Purgatorio I-XXXIII, Blatt Paradiso I-XXX, Seite Paradiso XXXI-XXXII
gr.2° Nt 439/50-Taf : R

Jacques Beltrand

Den Abschluß dieser kleinen virtuellen Ausstellung bildet ein französischer Pressendruck, der ein typischer Vertreter seiner Art ist und als solcher Teil der Sammlung Künstlerische Drucke.

Hier stammen die Illustrationen von dem Holzschneider Jacques Beltrand (1874-1977), der ausdrücklich Botticelli als Vorbild seiner Bilder nennt. So schließt sich der Kreis von den ältesten zu den jüngsten der hier vorgestellten Illustrationen.

Dante Alighieri: La divine comédie de Dante Alighieri / trad. par André Pératé. [Les Bois … gravés par Jacques Beltrand …]. – Paris : L’Art Catholique, 1923. – XIII, 747 S. : Ill.
50 MB 4400 : KD

5. Himmelssphäre – Teufelston und Engelschor

Franz Liszt und Dante in der Musikabteilung der Staatsbibliothek

Auch in der Musikabteilung wird man auf der Suche nach Dante fündig: Von eigenhändigen Dante-Übersetzungen Felix Mendelssohn Bartholdys (1840) bis hin zu der 2006 in Tirana gedruckten Partitur eines von Dante inspirierten Werks für gemischten Chor (Fugato paradisiaque) des zeitgenössischen albanischen Komponisten Aleksandër Peçi. Besonders hervorzuheben ist das Autograph der Dante-Symphonie von Franz Liszt, die 1854–56 in Weimar entstand und 1857 in Dresden uraufgeführt wurde. Liszt vertonte zunächst die Sätze Inferno und Purgatorio und ließ sich von Wagner vorübergehend davon überzeugen, dass es nicht in der menschlichen Fähigkeit liege, die Herrlichkeiten des Himmels zu beschreiben und zu vertonen. Liszt ersetzte das Paradiso dann durch ein Magnificat für einen engelsgleichen Frauenchor, das die Freude des Paradieses immerhin von ferne erahnen lässt.

Marina Schieke-Gordienko, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Referatsleiterin in der Musikabteilung, erläutert die Dante-Symphonie und stellt sie in den Kontext der bereits zuvor entstandenen Dante-Sonate. Zudem gibt sie einen Ausblick auf Ferruccio Busoni, der ein Bewunderer Liszts und Herausgeber seiner Klavierwerke war. Der Busoni-Nachlass wird in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt wird.

Franz Liszt: „Dante Sonate“ – eine Fantasia quasi Sonata

Angeregt durch die künstlerischen und literarischen Einflüsse während seiner Pilgerjahre 1837-1839 durch die Schweiz und Italien, komponierte Franz Liszt zwischen 1837-1849 den zweiten Teil seines Klavierzyklus‘ „Années de pélerinage“. Er besteht aus 7 Charakterstücken und endet mit Nr. 7 „Après une  lecture du Dante. Fantasia quasi Sonata“. Der Titel ist angelehnt an die gleichnamige Dichtung Victor Hugos aus dem Jahr 1837 und deutet schon darauf hin, dass Liszt während der Lektüre der „Divina Commedia“ transzendente Ideen zu einer Dante-Komposition entwickelte. Noch im gleichen Jahr schrieb er die erste Fassung der Sonate nieder und man kann sie als Vorbote zur späteren „Dante-Fantasie“ und auch zur „Dante-Sinfonie“ betrachten. Am 5. Dezember 1839 spielte Liszt das Werk im Wiener Musikvereinsaal unter dem Titel „Fragment nach Dante“. Das Stück wurde vom Publikum eher skeptisch aufgenommen, als eine Improvisation, zu welcher sich Liszt nach dem Lesen der „Göttlichen Komödie“ angeregt fühlte. Liszt bearbeitete das Werk in mehreren Schichten, bis die Fassung in der einsätzigen Sonatenform von 1848/49 entstanden war. In der Abschrift, die sein Sekretär Gaetano Belloni angefertigt hatte, fügte Liszt als Nebentitel „Paralipomènes à la ‚Divina Commedia‘“. Fantaisie symphonique“ hinzu bzw. in der Reinschrift „Prolegomènes à la ‚Divina Commedia’, Après une lecture du Dante. Fantasia quasi sonata“. Die Quellen befinden sich in Weimar, Stiftung Weimarer Klassik / Goethe- und Schiller-Archiv.

Charakteristisch für das etwa 17minütige dramatische Werk ist das Intervall der übermäßigen Quarte, das als Tritonus bezeichnet wird und als „Diabolus in musica“ bekannt geworden ist.

Er steht gleich am Anfang und durch die schroffe Harmonik zweier entgegengesetzter Themen entsteht eine vorwärtsdrängende Wirkung.

Franz Liszt: „Eine Symphonie zu Dantes Divina Commedia“

Auf seinen Reisen durch Italien 1837-39 fand Franz Liszt zahlreiche Inspirationsquellen für sein kompositorisches Schaffen. Voller Bewunderung berichtete er in seinen Tagebuchaufzeichnungen über die Kunst, die er etwa in Michelangelos Medici-Kapelle in Florenz entdeckte, im Fresko „Triumph des Todes“ des florentinischen Malers Orcagna und in Raffaels Gemälde „Vermählung Mariä“ in der Pinacoteca di Brera in Mailand. Schon Anfang der 1830er Jahre hatte sich Liszt auf Anregung des Schriftstellers François-René Chateaubriand mit Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ befasst und seinem Schüler August Göllerich übermittelt, dass die Dichtung zu den „tiefsten Schöpfungen der menschlichen Seele“ zählt. In den Tagebuchaufzeichnungen erwähnte Liszt im Februar 1839, dass er Pläne zu einer „Composition symphonique d’après Dante“ entwickelt habe.

Demnach wollte er das „Inferno“ der Danteschen Dichtung als ein halbszenisches Oratorium für Soli, Chor und Orchester vertonen und mit einem Bühnendiorama das dramatische Geschehen illustrieren. Liszt versah die französische Prosaübersetzung des „Inferno“ mit Bleistifteinzeichnungen über die zu bearbeitenden Abschnitte und überreichte sie Joseph Autran (1830-1877), um ihn als Librettisten zu gewinnen. Im Brief vom 14. Mai 1845 teilte er dem Dichter mit, dass er sich vorstellen könnte, Dante und Vergil als Personen mit Recitativ-/Arienpartien auftreten zu lassen. Vergil könne er sich als Contra-Alt vorstellen. Die Kombination aus Diorama, Poesie und Musik, mit maßvoll eingesetzten technischen Effekten, schien Liszt als Gestaltungsmittel am wirkungsvollsten. Das Orchester hätte die Aufgabe, mit der musikalischen Interpretation den Weg Dantes und Vergils nachzuzeichnen, aber nicht zu dramatisieren. Autran konnte jedoch Liszts Vorstellungen nicht folgen und lehnte ab. Damit war sein Konzept gescheitert. Auch die Zusammenarbeit mit dem Maler Buonaventura Genelli (1798-1868), dessen Grafiken zur „Divina Commedia“ Liszt kannte, blieb fruchtlos.

Die Ausarbeitung der „Dante“-Sinfonie erfolgte 1855/56. Liszt komponierte zwei Sätze:

I Inferno
II Purgatorio und Magnificat

Die ersten 18 Takte des „Inferno“ zeigen das dreimalige Posauenenmotiv, das Liszt versmetrisch aus den Versen im Canto 3 der „Divina commedia“ abgeleitet hat:„Per me si va nella città dolente, per me si va nell’eterno dolore, per me si va tra la perduta gente, lasciate ogni speranza, voi ch’entrate“ (Durch mich führt der Weg in die Stadt der Schmerzen | Durch mich führt der Weg zum ewigen Leid | Durch mich führt der Weg zu den Verlorenen | Ihr, die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!“)

Der Tritonus, das als „diabolus in musica“ bezeichnete Intervall, spielt eine exponierte Rolle, Chromatik und Seufzermotive durchziehen das Hauptthema des Satzes.  Die tiefen Blechbläser und Schlaginstrumente zeichnen eine unheilverkündende Situation nach. Aus Dantes Dichtung hat Liszt nur zwei Figuren entnommen: das liebende Paar Francesca da Rimini und Paolo Malatesta. Auf sie bezieht sich der lyrische Mittelteil, charakterisiert durch die klagende Melodie des Englischhornes, mit Unterstützung der Harfe. Liszt hat der Musik die Worte der Francesca unterlegt: „Nessun maggior dolore che ricordarsi del tempo felice nella miseria (“Kein anderer Schmerz ist größer zu gedenken an des Glückes Zeiten im Elend“)

Der II. Satz „Purgatorio“ wirkt mit seinen statischen Klangfarben und pastellfarbenen Streichertriolen mit Harfenverstärkung wie das Aufleuchten einer entfremdeten, unwirklichen Welt.  In der Urschrift, die sich in der Staatsbibliothek zu Berlin befindet (D-B, Mus.ms.autogr. Liszt, F 17) hatte Liszt noch auf dem Titelblatt „(Purgatorio und Vision)“ vermerkt, als Sinnbild für das allmähliche Hinübergleiten ins „Paradiso“. Aufgrund von Wagners dringender Warnung, man könne das Paradies nicht vertonen, setzte er am den Schluß der Sinfonie das „Magnificat“. Liszt befasste sich in der Weimarer Zeit viel mit Gregorianischen Choralmelodien, die zunehmend eine besondere Rolle in seinem Schaffen einnehmen sollten. Ein weitgehend im Piano gehaltener Finalsatz, mit Frauenchor (und Sopransolo), Harmonium und Orchester, auf der Grundlage einer gregorianischen Melodie, beschließt das Werk bei den Worten „Hosanna, Halleluja“ im dreifachen Pianissimo.

Liszt wies ausdrücklich darauf hin, dass der Frauen- (oder Knaben-) chor nicht vor dem Orchester aufgestellt werden soll, sondern mit dem Harmonium unsichtbar bleiben oder auf einer Galerie platziert werden muss. Schon in der Urschrift sind zwei Schlussfassungen notiert: zum einen der gleichsam davon schwebende, der sich im Konzertleben durchgesetzt hat. In der Partitur-Urschrift vermerkte Liszt hier: „(vielleicht hier schließen?)“ Dem zarten Finale steht der „Zweite Schluß, ad libitum“ mit einer klangopulenten Apotheose gegenüber.

Die Erstaufführung der „Dante“-Sinfonie fand am 7. November 1857 im Dresden unter der Leitung des Komponisten statt und stieß auf wenig Zustimmung. Die Dirigier-Partitur befindet sich im Weimarer Liszt-Archiv und enthält die Titelinschrift und Widmung an Richard Wagner.

  • Unter den 20 Autographen bzw. Abschriften mit handschriftlichen Eintragungen Liszts befindet sich auch die Urschrift zur „Dante-Sinfonie“ mit beiden finalen Kompositionsausführungen und sie ist auch digital in den Digitalen Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin verfügbar. Die Recherche erfolgt über den Stabikat oder über den RISM OPAC.

Franz Liszt und Richard Wagner

Franz Liszt gab 1847 seine Pianisten-Laufbahn auf und ließ sich in Weimar als Kapellmeister nieder. Hier setzte er sich besonders für die Bühnenwerke Richard Wagners ein, der wegen seiner Teilnahme an dem Aufstand 1849 in Dresden nach Zürich geflüchtet war. Liszt brachte mehrere erfolgreiche Aufführungen von Wagner-Opern zu Stande, darunter 1850 die Uraufführung des „Lohengrin“. Er unterstützte Wagner auch finanziell und führte eine anregende Korrespondenz mit ihm. Darin beschreibt er am 2.6 1855, dass er schon lange die Idee zu einer „Dante“-Sinfonie entwickelt habe. Ein dreisätziges Werk zu den Bildern der Hölle, des Fegefeuers und des Paradieses schwebte ihm vor. Die beiden ersten Sätze instrumental, der letzte mit Chor. Wagner nahm diese Idee mit Erstaunen entgegen, äußerte im Gegenbrief aus London vom 7.6.1855 aber starke Zweifel: „Dass die „Hölle“ und das „Fegefeuer“ gelingen wird, bezweifle ich keinen Augenblick: gegen das „Paradies“ habe ich aber Bedenken, und Du bestätigst sie mir schon dadurch, dass Du dafür in Deinem Plane Chöre aufgenom[m]en hast.“

Liszt folgte dem Rat Wagners. Nach den beiden Sätzen „Inferno“, „Purgatorio“ beschloss er die „Dante-Sinfonie“ statt mit dem „Paradiso“ nun mit dem „Magnificat“, das er in der Urschrift noch mit dem Untertitel „Vision“ bezeichnet hatte.

Ostern 1859 schickte Liszt die Widmung an Wagner: „Widmung der Dante-Symphonie. Wie Virgil den Dante, hast Du mich durch die geheimnißvollen Regionen der lebensgetränkten Tonwelten geleitet. – Aus innigstem Herzen ruft Dir zu: „Tu se lo mio maestro, e il mio autore!“ und weiht Dir dieß Werk in unwandelbar getreuer Liebe Weymar – Ostern – 59. Dein F. Liszt.“

Franz Liszt und Ferruccio Busoni

Nach dem Jahrhundert-Pianisten Franz Liszt (1811-1886) vollzog sich mancherlei technischer Fortschritt bei den Klaviervirtuosen. Vor allem Ferruccio Busoni (1866-1924) brachte die solistischen Möglichkeiten des Klavierspiels auf einen Höhepunkt. Er galt nach Liszt als der bedeutendste Pianist des späten 19. Jahrhunderts. Busoni war ein großer Bewunderer Liszts und bemühte sich, die Klavierwerke regelmäßig in seine Konzertprogramme einzubauen.

Mancherorts entdeckte das Publikum erst durch Busonis Klavierabende den Komponisten Liszt für sich. So auch die „Dante-Fantasia“, die zu Busonis Repertoire gehörte und die für jeden Pianisten als eine besondere Herausforderung  gilt. Er spielte sie u.a. auf seiner Konzert-Tournee 1901 durch Großbritannien in der Queen’s Hall London (Brief an Gerda Busoni vom 10.11.1901).

Durch die Presse ging ein euphorischer Jubel, der in dem Wunsch nach einem ganzen Liszt-Recital mündete. Für die Winter-Saison 1903 plante Busoni ein Liszt-Programm, wie er seiner Ehefrau Gerda im Brief am 22.02.1903 mitteilte (N.Mus.Nachl. 4,428) „extraordinär für England!“. Doch Busoni hat zahlreiche Werke Liszts nicht nur gespielt, sondern auch bearbeitet.

Die Transkription war ein wichtiger nachschöpferischer Akt für den Virtuosen, um sich mit seinem Werk intensiv auseinandersetzen zu können.

Für die Liszt-Gesamtausgabe „Franz Liszts Musikalische Werke, herausgegeben von der Franz-Liszt-Stiftung“, die im Verlag Breitkopf & Härtel erschienen ist, übernahm Busoni die Klavierwerke und in der Einleitung seiner Studie über „Die Ausgaben der Liszt’schen Klavierwerke“ (1900) würdigte er Liszt mit den Worten: „Wahrlich, Bach ist das Alpha des Klaviersatzes und Liszt das Omega“.

In Band VI sind die „Années de Pélerinage: 2de Année: Italie“ enthalten und als No VII die „Dante-Fantasie“ nach Quellen aus dem Liszt-Museum Weimar.

Weniger Gefallen fand Busoni an der „Dante-Sinfonie“, die er in der Lisztschen Fassung für zwei Klaviere im Zusammenspiel mit dem Pianisten Otto Singer jun. (1863-1931) kennengelernt hatte. Seinen kritischen Eindruck schilderte er Gerda Busoni (Brief vom 17.07.1897): „Wir gingen zu Agthe u. spielten auf 2 Clavieren DanteSymph. U. Hunnenschlacht von Liszt.; zwei Werke von welchen ich das erste wenig, das zweite gar nicht kannte. Diese Producte von Liszt sind leider die schwaecheren u. ich hatte einen ziemlich trüben Eindruck.“

  • Der umfangreiche Busoni-Nachlass befindet sich in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin. Dazu gehören u.a. ca. 350 Musikautographen, 9000 Briefe, 600 Konzertprogramme, 300 Kritiken und 600 Fotografien. Auch die beiden oben abgebildeten Materialien befinden sich im Busoni-Nachlass. Während die Briefe und ein Teil der Musikhandschriften bereits in den Datenbanken Kalliope bzw. im RISM OPAC recherchierbar sind, warten die anderen Materialien noch auf die Erschließung. Rechercheanfragen können gern die Musikabteilung gerichtet werden!

6. Himmelssphäre – Doppelfriedrich

Friedrich in Friedrichshagen: Der „Dante-Schneider“ und seine Sammlung

Eine Besonderheit stellt die Dante-Sammlung des Mediävisten und langjährigen Herausgebers des Deutschen Dante-Jahrbuchs Friedrich Schneider (1887–1962) dar, die im Jahre 1962 von der Deutschen Staatsbibliothek (DSB) in Ost-Berlin erworben wurde. Der Emeritus der Universität Jena, der sich 1921 über Dantes Monarchia habilitiert, sich später eingehend mit dem Dante-Kaiser Heinrich VII. beschäftigt und vielfältig biografisch zu Dante gearbeitet hatte, veranlasste noch zu Lebzeiten die Übergabe seiner Bibliothek an die DSB, um sie an zentraler Stelle der Forschung nutzbar zu machen.

Sie befindet sich heute im Außenmagazin der Staatsbibliothek in Friedrichshagen und kann über den StaBiKat bestellt werden.
Die Sammlung mag als Beispiel für eine typische Gelehrtenbibliothek jener Jahre gelten, als „Muster für die praktische Organisation des Dantestudiums“ (Heintze). Pünktlich zum 500. Geburtstag Dantes erschien 1965 ein von Edith und Horst Heintze zusammengestellter Katalog der Dante-Bibliothek von Friedrich Schneider im Besitz der Deutschen Staatsbibliothek.

Der spätere Romanistik-Professor an der Humboldt-Universität Berlin Horst Heintze (1923–2018) und seine Frau, die Übersetzerin und Romanistin Edith Heintze, hatten keine Verbindung zu Friedrich Schneider. Sie kannten aber den damaligen Generaldirektor der DSB, Horst Kunze, von ihrem Studium in Halle, wo Kunze vor seiner Zeit in Berlin die Universitätsbibliothek leitete. Das Ehepaar Heintze arbeitete, wie Edith Heintze rückblickend erzählt, ehrenamtlich und mit einfachster Ausstattung im Magazin der Deutschen Staatsbibliothek. Es sortierte die 1.878 Titel (etwa 7.000 Bände) umfassende Bibliothek und verzeichnete sie mit einer recht fein gegliederten Systematik thematisch.

Die Schwerpunkte der Sammlung werden hier rasch deutlich: Knapp ein Zehntel umfassen die Werke Dantes (165 Positionen), den Rest, also jeweils 45 %, teilen sich die Dante-Studien vor allem aus dem 20. Jahrhundert (862 Positionen) sowie die Literatur im Umkreis der Danteforschung (851 Positionen vor allem zur mittelalterlichen Geschichte und Scholastik sowie zur italienischen Literatur des Mittelalters). Dieser systematischen Aufstellung folgend wurden die Signaturen für die Dante-Sammlung vergeben. Die älteste Gesamtausgabe (Florenz 1921) erhielt die Signatur 4 ZZ 1, die zweitälteste (Oxford 1924) die Signatur 4 ZZ 2 usw. Im Stabikat ist die Sammlung über diese gesonderte Signatur mit dem Befehl „xsgb 4zz?“ abrufbar.

Friedrich Schneider – dieses Namens gibt es viele, daher kursiert die Bezeichnung „Dante-Schneider“ –  wurde am 14. Oktober 1887 im thüringischen Greiz als Sohn einer alteingesessenen Weberfamilie geboren. In Heidelberg studierte er Geschichte, Germanistik, Geografie und Kunstgeschichte und ging später nach Wien, wo er seine Ausbildung in historischen Hilfswissenschaften und als Archivar ergänzte. Hier erwuchs auch sein Interesse für Italien und er unternahm seine erste Studienreise. Zurück in Heidelberg promovierte er über Herzog Johann von Baiern und schloss seine Studien schließlich 1912 mit einem Semester in Berlin ab.

Bei Kriegsbeginn meldete sich der 27-jährige als Freiwilliger, kämpfte zunächst an der Ostfront, geriet dann aber als Leutnant im Alpenkorps im Oktober 1915 in italienische Gefangenschaft. Er nutzte die insgesamt vierjährige Kriegsgefangenschaft, sich mit Sprache und Werk Dantes, dessen Zeit und Heimat auseinanderzusetzen, was bestimmend für sein gesamtes Lebenswerk wurde. Schon früh kam er in Kontakt mit italienischen Dantisten; bald nach seiner Heimkehr schrieb er für die „Deutsche Literaturzeitung“ und die „Historische Zeitschrift“ Berichte über die Dante-Forschung, was er später im „Deutschen Dante-Jahrbuch“ fortsetzte.

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er die Leitung des Greizer Staatsarchivs. 1921 habilitiert er sich mit einer Forschung „Über die Entstehungszeit der Monarchia Dantes“ und wurde Privatdozent; drei Jahre später wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Nach zwei Faksimile-Ausgabe von Handschriften der Monarchia, darunter der Handschrift Cod. Lat. Fol. 437 der Berliner Staatsbibliothek, folgten mehrere Publikationen zum Dante-Kaiser Heinrich VII. sowie mehrere Auflagen seiner historiographischen Schrift „Neuere Anschauungen der deutschen Historiker zur Beurteilung der deutschen Kaiserpolitik im Mittelalter“ (erstmals 1934). Weitere Veröffentlichungen zu Dante folgten. Auch im Feuilleton war er mit zahlreichen Artikeln aktiver Vermittler der Kenntnis über Dante.

Inhaltlich befasste er sich zudem intensiv mit seiner thüringischen Heimat, wo er (im Anschluss an eine Tätigkeit als Historiker an der Kriegsgeschichtlichen Abteilung der Luftwaffe und anschließende amerikanische Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkrieges) ab 1947 an der Universität Jena bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1956 der einzige Lehrstuhlinhaber für mittelalterliche Geschichte war. Lebenslang blieb seine fast schwärmerische Liebe für Dante. 1955 war er auf dem römischen Historikerkongress einer der Anregenden für eine umfassende „Nuova Enciclopedia Dantesca“. Bereits ab 1927 betreute er über Jahrzehnte das „Deutsche Dante-Jahrbuch“ als Herausgeber. Seit 1947 war er Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Dante-Gesellschaft. Seine Dante-Biographie erschien 1960 bereits in fünfter Auflage. Am 11. Januar 1962 verstarb er in Greiz.

Katalog der Dante-Bibliothek von Friedrich Schneider

Eine Auswahl der ersten Seiten der Dante-Bibliothek inkl. Inhaltsverzeichnis können Sie in der Galerie einsehen. Per Klick erhalten Sie eine größere Darstellung:

Katalog der Dante-Bibliothek von Friedrich Schneider im Besitz der Deutschen Staatsbibliothek / zsgest. von Horst und Edith Heintze. Berlin: Dt. Staatsbibliothek, 1965

7. Himmelssphäre – Browseria

Kein Grund, die Hoffnung fahren zu lassen, im Gegenteil! Die komfortable Dante-Recherche in historischen Drucken

Die heutige Staatsbibliothek zu Berlin hat in ihrer über 350-jährigen Geschichte über drei Millionen Bücher und Zeitschriften zusammengetragen, darunter auch eine beachtliche Sammlung an internationaler Literatur von und über Dante Alighieri. Die Literatur wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem Systematischen Katalog nach sachlichen Kriterien verzeichnet. Dieser historische Sachkatalog ist heute online recherchierbar, durch den gerade erfolgten Relaunch sogar noch komfortabler.

Im Video erläutern Heike Krems und Susanne Henschel diese Historische Systematik Online und zeigen, wie Sie nach historischer Literatur von und über Dante aus den Jahren 1501 bis 1955 recherchieren können. Zudem nehmen sie Sie mit auf eine Spurensuche hinter den Kulissen: in die frisch sanierten Magazine des Hauses Unter den Linden, wo der kostbare Altbestand der Staatsbibliothek aufbewahrt wird.

  • Die Historische Systematik Online erreicht man über den Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin, den StabiKat Classic, indem Sie in der linken grauen Menüleiste den Punkt „Historische Systematik 1501 – 1955“ wählen.

    Die Recherche in dieser Systematik wird auch in einem ausführlichen Hilfetext beschrieben. Zur Geschichte des zugrunde liegenden Historischen Bandkatalogs finden Sie ebenfalls Informationen auf unserer Webseite.

Wenn Sie sich, wie im Video beschreiben, Schritt für Schritt durch die Systematik klicken wollen, um eine der beiden Hauptstellen für Dante zu finden, wählen Sie folgende Pfad:
Sprachen und Literaturen -> Romanische Sprachen Allgemeines -> Italienisch -> Literatur -> Gedichte -> Werke einzelner Verfasser -> 13. Jahrhundert – > Dante
oder folgen direkt diesem Link.

Hier finden Sie Werke und Sekundärliteratur direkt zu diesen Werken, die zwischen 1501 und 1955 erschienen und im Bestand der Staatsbibliothek ist. Sie können sich am Ende in den Stabikat verbinden lassen und von dortaus Literatur aus den Magazinen bestellen. Sollte ein Treffer im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sein („Kriegsverlust“), können Sie z.B. über den Karlsruher Virtuellen Katalog prüfen, ob Sie den Titel über eine andere Bibliothek oder digitalisiert finden können (Haken setzen bei „Digitale Medien“). In diesem Sinne ist die Historische Systematik auch als Bibliographie zu benutzen.

Die zweite wichtige Stelle innerhalb der Historischen Systematik findet sich in der erste Hauptgruppe „Allgemeines · Wissenschaftskunde · Literaturgeschichte“. Hier sind Biografien und werkübergreifende Sekundärliteratur-Titel zu finden. Auch hier können Sie sich „durchhangeln“ über den Pfad:
Literaturgeschichte einzelner Länder · Gelehrtengeschichte einzelner Länder · Zu Leben und Werk einzelner Personen / Italien / Zu Leben und Werk einzelner Personen / A – L / Da – Dn / Dante, Alighieri
oder direkt dem Link folgen.

Dies hat den Vorteil, dass Sie sich anschauen können, welche anderen Bestände die Staatsbibliothek zu italienischen Autorinnen und Autoren in ihrem historischen Altbestand gesammelt hat.

Eine vollständige Recherche zu allen elf relevanten Systemstellen, in denen sich Dante in der Systematik „versteckt“, erreichen Sie, wenn Sie in oberen Suchschlitz (Alle Wörter (Systematik+Schlagwort) „Dante Alighieri“ eingeben oder direkt diesem Link folgen.

8. Himmelssphäre – Paradise found

Ungelogen fast das Paradies: Moderne Forschungsliteratur zu Dante in der Staatsbibliothek

Heute wird die internationale Forschungsliteratur zu Dante in der Staatsbibliothek zu Berlin in großem Umfang angekauft, im Durchschnitt etwa 50 Titel pro Jahr, darunter wichtige Ausgaben, Standardwerke, Kongressberichte und Spezialabhandlungen zu allen Forschungsfragen.

In den Lesesälen stehen nicht nur historisch-kritische Ausgaben, Nachschlagewerke und die neuesten Hefte der Dante-Zeitschriften zur Verfügung, sondern auch zahlreiche Personalbibliographien, z. B. eine Spezialbibliographie zur Rezeption Dantes in der slawischsprachigen Welt oder zur Dante-Bibliothek des Königs Johann von Sachsen. Die Lesesaal-Systematik können Sie online rercherchieren. Dante-Literatur findet sich sowohl im Lesesaal Potsdamer-Straße als auch im Lesesaal Unter den Linden.

Die Staatsbibliothek bezieht auch mehrere wichtige Dante-Zeitschriften, die Sie entweder im StaBiKat oder in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) recherchieren können. Grundsätzlich finden Sie in der ZDB die Titel von Zeitschriften, Zeitungen, Datenbanken, Jahrbüchern und so weiter, kurzum alles, was periodisch in gedruckter beziehungsweise in elektronischer Form erscheint und in Bibliotheken in Deutschland und Österreich vorhanden ist. In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) sind die elektronisch zugänglichein Zeitschriften in deutschen Bibliotheken katalogisiert und ihre jeweilige Zugänglichkeit mit einem Ampelsystem versehen. Hier finden Sie die E-Journals mit Bezug zu Dante, die frei zugänglich oder von der Staatsbibliothek lizenziert werden.

Über den klassischen Online-Katalog der Staatsbibliothek, den StaBiKat, erhalten Sie beim Suchbegriff Dante ca. 12.000 Treffer – hier sind neben gedruckten Büchern auch E-Books zugänglich.

Noch weitaus größere Mengen an Dante-Literatur, darunter E-Book-Kapitel, Aufsätze aus E-Journals und bibliografische Angaben erhalten Sie, wenn Sie im „stabikat+“ recherchieren. Der „stabikat+“ ist ein sogenanntes Discovery System. Die Suche erfolgt in einem allgemeinen Suchindex mit mehreren hundert Millionen Zeitschriftenartikeln, Büchern, Literaturhinweisen aus bibliographischen Datenbanken und vielem mehr. Wenn Sie hier den Suchbegriff „Dante“ eingeben, erhalten Sie über 380.000 Treffer.

9. Himmelssphäre – Stiefelabsatz

Danteske Kinder- und Jugendbücher aus dem Stiefel und anderen Ländern

Jedes Schulkind in Italien kann Verse aus der Göttlichen Komödie rezitieren – da verwundert es nicht, dass es auch in der Kinder- und Jugendbuchabteilung einige Fundstücke zu verzeichnen gibt, etwa Liebesgedichte Dantes für ,giovani innamorati‘, für junge Verliebte, oder kindgerecht aufbereitete Bildbände der wichtigsten Stationen Dantes auf seiner Reise durch Hölle, Fegefeuer und Paradies.

In der deutschen Kinder- und Jugendliteratur ist Dante allerdings nicht sehr häufig vertreten. Carola Pohlmann, Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek, verdeutlicht im Video die Hintergründe dieses Phänomens und stellt ausgewählte Erzählungen und Bilderbücher mit Dante-Bezug vor.

  • Die im Video besprochenen Bücher haben wir Ihnen in der Titelliste zusammengestellt:

Antonia, Dantes Tochter
Kimberley Heuston. Aus dem Amerikan. von Anne Braun
Frankfurt, M. : Fischer-Taschenbuch-Verl., 2008
Fischer-Taschenbuch 80598 : Schatzinsel
Signatur: 53 MA 19381

Ē Theia Komodia tu Dantē
Maria Angelidu. Eikonograph. Fabian Negrin
Athēna : Papadopulos, 2005
Signatur: 53 MB 4827

In una selva oscura… : il racconto di Dante
Ermanno Detti. Ill. di Gabriele Dell‘ Otto
4. ed
Roma : Nuove Ed. Romane, 2003
Nuova biblioteca dei ragazzi. – Roma : Nuove Ed.
Raccontiamo un classico nel 2000
Signatur: 53 MA 11698

Divina commedia : l’immortale racconto
di Dante Alighieri. Testi di Piero Selva. Ill. di Piero Cattaneo
Milano : Dami, 1989
Signatur: 53 MB 3548

Vai all’inferno, Dante!
Luigi Garlando
Quinta edizione
Milano : Rizzoli, dicembre 2020
Ragazzi
Signatur: 53 MA 35005

Dante, il mi‘ babbo
Chiara Lossani. Illustrato da Michael Bardeggia
Cornaredo: Edizioni Arka, 2020
Signatur: 53 BB 11276

10. Himmelssphäre – Portallabsal

Ausgewählte Dante-Trouvaillen in virtuellen Bibliotheken und Online-Portale

In der Staatsbibliothek zu Berlin sind etliche Werke aus dem früher noch reicheren historischen Bestand an Dante-Ausgaben durch den Zweiten Weltkrieg verloren gegangen; nach Schätzungen ist von bis zu 50 Prozent Verlust auszugehen.

Wir haben es in unserer 7. Himmelssphäre schon gehört: die Recherche ist höchst komfortabel über die Historische Systematik Online möglich.

Dante in den Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek und anderen virtuellen Bibliotheken

Eine Fundgrube sind allerdings auch die Digitalisierten Sammlungen der Staatsbibliothek, die durch die Volltexterfassung die Suche nach Dante zum Beispiel in Schützengrabenzeitungen aus dem Ersten Weltkrieg ermöglichen. So schreibt ein Soldat 1917 aus Flandern angesichts des „verräterischen Italiens“ über einen Angriff der Engländer: „schlagartig setzte Trommelfeuer fürchterlichster Wirkung ein. Granaten von 30, 28 und 24 Ztm. rollten heran, dazu Minen, Maschinengewehrsalven, Handgranaten, alles vereinte sich zu dem gräßlichsten Höllenkonzert, das selbst ein Dante nicht zu schildern vermöchte, und dem dennoch die deutschen Nerven gewachsen gewesen sind. Unter äußerster Willensaufbietung haben wir ausgehalten (…)“ (Knorr-Feldpost 21/1918)

Digitalisate aus mehr als 30.000 deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen  – so auch der Staatsbibliothek zu Berlin – finden Sie auch in der Deutschen Digitalen Bibliothek, derzeit rund 38 Millionen Objekte (davon über 13 Millionen online zugänglich). Zu Dante finden Sie derzeit über 4.200 Treffer.

Das europäische Pendant ist Europeana, DIE große virtuelle Bibliothek, die Zugang zu mehr als 50 Millionen Objekten in digitalisierter Form – Büchern, Musik, Kunstwerken und mehr – verschafft; zu Dante erhalten Sie mehrere Tausend Treffer.

Weitere digitale Bibliotheken: CulturaItalia und Internetculturale

Dante-Portale im Internet

Verschiedene Web-Portale bieten hervorragende Recherche- und Arbeitsmöglichkeiten zu Dante. Vorgestellt wird beispielhaft in einem E-Tutorial das Dante-Portal der italienischen Società Dantesca Italiana, Dante Online:

Außerdem wird die Spezialdatenbank zur Literaturrecherche rund um Dante, die Bibliografia Dantesca Internazionale, erläutert:

Dante Alighieri in der Staatsbibliothek zu Berlin – Beteiligte der virtuellen Ausstellung:

Konzept und Kuratierung: Dr. Ulrike Reuter

Beteiligte Sammlungsverantwortliche: Dr. Falk Eisermann, Marina Gordienko, Susanne Henschel, Heike Krems, Prof. Dr. Eef Overgaauw, Carola Pohlmann, Felicitas Rink, Dr. Silke Trojahn

Videoproduktion: Anka Bardeleben-Zennström, Dr. Ulrike Reuter, Dr. Christina Schmitz

Gestaltungskonzept und Umsetzung: Christin Murawski, Dr. Christina Schmitz

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