„Diesen Kuß der ganzen Welt!“
Die Beethoven-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin
Ludwig van Beethoven (1770–1827) gilt als der Komponist, der die Musik der Wiener Klassik zur höchsten Entfaltung brachte und der Romantik den Weg bereitete. Er schuf wegweisende Werke in den Gattungen der Sinfonie, des Streichquartetts und der Klaviersonate.
Beethoven verließ 1792 seine Heimatstadt Bonn für immer und siedelte nach Wien über, wo er schon zu Lebzeiten hohe Berühmtheit erlangte. Während er sich durch die zunehmende Ertaubung im Komponieren nicht einschränken ließ und bis fast an sein Lebensende bahnbrechende Werke schuf, musste er das öffentliche Konzertieren als Klaviervirtuose 1814 endgültig aufgeben.
Bei seinem Tod hat Beethoven eine Fülle an Dokumenten hinterlassen. Mit etwa 220 Autographen befindet sich heute mehr als die Hälfte aller überlieferten Handschriften in der Staatsbibliothek zu Berlin. Darunter sind Spitzenstücke wie die 9. Sinfonie, die von Menschen auf der ganzen Welt verehrt wird. Mit der Ode An die Freude im Finalsatz ist es wohl das populärste Werk der klassischen Musik. 2001 wurde das Autograph in das UNESCO-Register »Memory of the World« (Weltdokumentenerbe) aufgenommen.
Zu den herausragenden Notenhandschriften der Staatsbibliothek zählen außerdem die Missa solemnis, verschiedene Fassungen der einzigen Oper Fidelio, die Sinfonien Nr. 4, 5 und 8, die Klavierkonzerte Nr. 1, 2, 3 und 5, die Schauspielmusik zu Goethes Egmont, Streichquartette, Klaviersonaten und Lieder.
Neben vielen Partituren von veröffentlichten und unveröffentlichten Werken wird in Berlin auch eine große Anzahl an Werkskizzen verwahrt, die den Schaffensprozess Beethovens dokumentieren und sein oft langjähriges Ringen um die endgültige Werkgestalt sichtbar machen.
Lebensdokumente Beethovens ergänzen die Sammlung der Staatsbibliothek. Hierzu gehören 137 Konversationshefte, die dem gehörlosen Musiker als Kommunikationsmittel dienten, sowie 380 Briefe, darunter der sehr persönliche Brief an die »Unsterbliche Geliebte«.
Neben den bedeutenden Handschriften von Beethoven befinden sich auch über 150 Bildnisse des Komponisten in der Sammlung. Bereits zu Lebzeiten wurde Beethoven als Idol verehrt, mit dessen Abbild man sich gern umgab. Noch heute inspiriert sein Leben und Werk viele Künstlerinnen und Künstler, wie den Comic-Zeichner Mikael Ross, der für diese Jubiläumsausstellung eine Graphic Novel konzipierte.
Beethoven in Berlin
Am Freitag, dem 20. Mai 1796, kam Beethoven mit der Postkutsche in Berlin an. Er war 25 Jahre alt und befand sich auf der einzigen Konzertreise seines Lebens. Der Komponist bezog ein Zimmer im Gasthof »Zur Stadt Paris« in der Brüderstraße 39, einem der besten Gasthöfe der preußischen Hauptstadt. Von seiner Unterkunft aus konnte Beethoven in nur wenigen Gehminuten das Königliche Schloss und die Prachtstraße Unter den Linden erreichen.
Weit über die Grenzen von Wien hinaus war Beethoven 1796 bereits ein gefeierter Pianist und Improvisateur am Klavier. König Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), selbst ein großer Musikliebhaber und Cellospieler, lud ihn ein, sein Können am Preußischen Hofe zu präsentieren, und so führte der junge Künstler mit der Königlichen Kapelle sein 1. Klavierkonzert op. 15 auf.
Natürlich hatte Beethoven auch Kontakt zur damaligen Berliner Musikszene. An zwei aufeinanderfolgenden Dienstagabenden, am 21. und 28. Juni 1796, trat er als Pianist vor den Mitgliedern der Berliner Sing-Akademie auf, denen er eine Kostprobe seiner Improvisationskunst bot. Die gemischte Chorvereinigung war wenige Jahre vor Beethovens Berliner Aufenthalt, 1791, gegründet worden. Die Proben fanden jeden Dienstagabend im Gebäude der »Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin« Unter den Linden statt.
Dass Beethovens Spiel in der Sing-Akademie gefallen hatte, zeigt die erneute Einladung eine Woche später. Noch 1823 schrieb der einflussreiche Musikpädagoge und Freund Goethes, Karl Friedrich Zelter (1758–1832), an den Komponisten: »Sie haben unsere Singakademie bei Ihrem Hiersein mit Ihrer mir unvergesslichen Gegenwart gewürdigt«.
Bildnachweis
Berliner Notenpapier (1796)
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 1 op. 5 Skizze, 1796
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v. 28
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier und Violoncello Nr. 1 op. 5 Skizze, 1796
Die Skizzen zu den beiden Cellosonaten schrieb Beethoven auf in Berlin erworbenem Notenpapier.
Klavierkonzert (1804)
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 3 op. 37 (Titelblatt)
GRAND CONCERTO pour le Pianoforte 2 Violons, Alto, 2 Flûtes, 2 Hautbois, 2 Clarinettes, 2 Cors, 2 Bassons, 2 Trompettes et Timbales, Violoncelle et Basse composé et dedié A Son Altesse Royale Monseigneur le Prince LOUIS FERDINAND DE PRUSSE par Louis van Beethoven
Druck, 1804
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: N.Mus. 3781
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 3 op. 37 (Titelblatt)
Widmungsempfänger Prinz Louis Ferdinand von Preußen
Zwei Sonaten... (um 1820)
Ludwig van Beethoven
Zwei Sonaten für Klavier und Violoncello op. 5 (Titelblatt)
Widmungsempfänger Friedrich Wilhelm II.
Deux Grandes Sonates pour le Clavecin ou Piano-Forte avec un Violoncelle obligé op. 5
Druck, Wien, um 1820
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: DMS O. 75401
Ludwig van Beethoven
Zwei Sonaten für Klavier und Violoncello op. 5 (Titelblatt)
Widmungsempfänger Friedrich Wilhelm II.
Beethoven komponierte die beiden Cellosonaten im Mai und Juni 1796 während seines Aufenthaltes in Berlin.
Die erste Aufführung fand am Hof Friedrich Wilhelms II. statt. Der Komponist spielte zusammen mit dem Cellisten der Königlichen Hofkapelle Jean Louis Duport (1741–1818).
In Berlin traf Beethoven auch mit Prinz Louis Ferdinand von Preußen (1772–1806) zusammen, der nicht nur Feldherr, sondern auch ein ausgezeichneter Pianist und Komponist war. Beethoven lobte das Klavierspiel des Prinzen, indem er sagte, er »spiele gar nicht königlich oder prinzlich, sondern wie ein tüchtiger Klavierspieler«.
Am Sonntag, dem 3. Juli 1796, morgens 9 Uhr, stieg der Komponist in die Postkutsche und verließ Berlin wieder. Es blieb sein einziger Aufenthalt in der preußischen Metropole. Vergessen hat er die Stadt jedoch nie, und Besucherinnen und Besucher aus Berlin wurden von ihm in Wien immer ganz besonders herzlich empfangen. 1824 widmete er dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840) seine 9. Sinfonie.
Ausschnitt aus dem Berliner Stadtplan aus dem Jahr 1800
Staatsbibliothek zu Berlin, Kartenabteilung
Signatur: Kart. X 17472-1, Original sowie Ausschnitt als Reproduktion
1| Beethovens Aufenthaltsorte in Berlin 1796 waren nicht weit von der Straße Unter den Linden entfernt.
Er wohnte im Gasthof „Zur Stadt Paris“ in der Brüderstraße 39.
2| Die Berliner Sing-Akademie, in der er zweimal am Klavier improvisierte, war 1796 im Gebäude der „Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften“ Unter den Linden untergebracht. Hier befindet sich heute die Staatsbibliothek Unter den Linden.
3| Wo genau Beethoven vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. empfangen wurde, darüber gibt es keine Quellen, aber es ist anzunehmen, dass er ihn im Berliner Schloss besuchte.
Beethovens Studierzimmer
Bildnachweis
Beethovens Schlaf-und Klavierzimmer
Beethovens Schlaf- und Klavierzimmer
Kolorierte Lithografie von unbekannter Hand nach einer Zeichnung
von Johann Nepomuk Hoechle (1790–1835)
Herausgegeben im Verlag Matthias Trentsensky, Wien
um 1827
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. II,13
Grundriss der Wohnung im Schwarzspanierhaus in Wien
Grundriss der Wohnung Beethovens im Schwarzspanierhaus in Wien
Nach einer Zeichnung von Stephan Ley, die auf Grundlage einer Handskizze von Emma von Breuning angefertigt wurde, welche auf den Angaben Gerhard von Breunings basiert.
Etwa Mitte Oktober 1825 zog Ludwig van Beethoven in das sogenannte Schwarzspanierhaus in der heutigen Schwarzspanierstraße Nr. 15 in Wien. Dort lebte er bis zu seinem Tode am 26. März 1827. Der Blick aus dem Fenster seines Schlaf- und Klavierzimmers, welches wir in der Ausstellung als »Studierzimmer« bezeichnen, bot Beethoven eine weite Aussicht über die Stadt mit ihren Kirchen und Plätzen sowie über das Wiener Glacis, eine zwischen 1529 und 1858 existierende freie Fläche, die sich zwischen den Stadtmauern Wiens und den Vorstädten befand.
Seine Wohnung lag in der zweiten Etage. Sie bestand aus einem Vorzimmer, einer Küche und einer Dienstbotenkammer. Das Esszimmer, ein Nebenraum, das zentrale Schlaf- und Klavierzimmer sowie das Arbeitszimmer waren zum Glacis hin gerichtet.
In seinem »Studierzimmer« stand unter anderem ein Flügel, den ihm der britische Klavierbauer Thomas Broadwood im Jahr 1818 geschenkt hatte.
Im Schwarzspanierhaus komponierte Beethoven seine letzten Streichquartette op. 130, op. 131 und op. 135, eine Ecossaise für Klavier in Es-Dur WoO 86, mehrere Kanons und musikalische Scherze, eine Große Fuge für Klavier vierhändig in B-Dur op. 134, einen Walzer für Klavier in Es-Dur WoO 85 und ein Streichquintett in C-Dur WoO 62.
Das in der damaligen Wiener Vorstadt Alsergrund gelegene Schwarzspanierhaus war ursprünglich ein Kloster spanischer Mönche mit schwarzen Kutten. Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1780 baute man es in ein Wohnhaus um, in den Jahren 1903/1904 wurde es abgerissen.
Konversationshefte
Ab dem Jahr 1818 verwendete Ludwig van Beethoven die sogenannten Konversationshefte als Kommunikationsmedium, da er wegen seines Gehörleidens immer häufiger auf die Schriftsprache für Unterhaltungen angewiesen war.
Er führte die Hefte bis zu seinem Tode im Jahr 1827 fort, woraus sich besondere Einblicke in die letzten neun Lebensjahre des Komponisten ergeben.
Beethoven nutzte die Konversationshefte vorwiegend für Gespräche außerhalb der Wohnung.
Hielt er sich in seiner Wohnung auf, wurden eine Schiefertafel und lose Blätter für die Unterhaltungen gebraucht. Die Konversationen sahen so aus, dass der jeweilige Gesprächspartner Beethovens seine Frage notierte und Beethoven in der Regel mündlich antwortete.
Aufgrund dieses Umstandes sind Eintragungen des Komponisten eher selten zu finden. Vermutete er aber, belauscht zu werden, oder sollte nicht jeder ihn hören, schrieb er seine Antwort nieder.
Die Inhalte der Gespräche waren vielfältig. Sie reichen von Haushaltsangelegenheiten über die Sorge um den Neffen Karl oder den eigenen Gesundheitszustand bis hin zu Geschäftskorrespondenzen.
Die Notizen zu den Gesprächen verliefen nicht zwangsläufig chronologisch. Manches Mal findet sich eine Konversation vom Anfang bis zur Mitte eines Heftes, dann wiederum wurde diese am Ende des Büchleins fortgeführt.
Einige Hefte umfassen eine Zeitspanne von einigen Stunden, andere werden über einen Zeitraum von mehreren Wochen geführt. Neben den Unterhaltungen mit Anwesenden finden sich in den Heften hin und wieder Notizen und Abschriften von Buchneuerscheinungen, Wohnungsannoncen oder Zeitungsartikeln.
Fast gänzlich wurden Bleistifte für die Niederschrift verwendet, nur an einigen wenigen Stellen finden sich Notizen mit Feder und Tinte. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Anton Schindler manche Bleistiftschrift mit Tinte nachzog und stellenweise ergänzende Anmerkungen in die Hefte schrieb.
Nach dem Tod des Komponisten gelangten seine Konversationshefte in den Besitz von Beethovens Gehilfen Anton Schindler, von dem sie die Königliche Bibliothek im Jahr 1846 erwarb. Heute befinden sich 137 von Beethovens Konversationsheften im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin.
“Zutraue[n] ich gestehe meines Neffen Betragen allein so wenig ich deswegen mit hadern konnte u. ihm die schuld zuziehen eben so wenig mir um so mehr, da schon g. bedauerte ihn nicht früher von seiner Mutter habe[n] entfernen können
Die Erziehung am soh[n] gehört schon dem Manne –”
Bildnachweis
Konversationsheft 1820
Ludwig van Beethoven
Konversationsheft
Januar bis 23. Februar 1820 27r:
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v. 51,6
8v „+mit der alten Frau ist es nichts mehr, geben sie auftrag, daß man eine“
9r „Witwe findet, welche auch eine kleine Pension hat, welche die Kocherey gut versteh[t] u. vielleicht eine Köchin nähme“
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Konversationsheft 1823
Ludwig van Beethoven
Konversationsheft 21
27. – 29. Januar 1823
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v. 51,19
Fidelio
Leonore bzw. Fidelio op. 72 ist Beethovens einzige fertiggestellte Oper. Sie besteht aus zwei Akten, in der Urfassung aus drei. Über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren, von 1803 bis 1814, entstanden drei Fassungen der Oper. Zu jeder der drei Fassungen liegen in der Staatsbibliothek handschriftliche Aufzeichnungen Beethovens vor. Darüber hinaus sind die Libretti, sowohl der französischen Vorlage als auch der ersten und dritten Version, vorhanden.
Ludwig van Beethoven
Quartett in G-Dur Mir ist so wunderbar
Für die 2. Fassung von Fidelio ist keine vollständige Werkniederschrift nachgewiesen. Beethoven verwendete die vorhandenen Abschriften zur 1. Fassung und trug in diese seine Korrekturen ein. Bei Mir ist so wunderbar handelt es sich um ein Quartett in Kanon-Form. Wir sehen hier alle vier Singstimmen (von oben nach unten: Marzelline, Leonore, Jaquino und Rocco). Ebenso sind auf beiden Seiten Streichungen und auf Blatt 97r ein neu komponierter Takt für die Jaquino-Stimme zu sehen. Das Quartett wurde später für die 3. Fassung lediglich um einen Takt gekürzt.
Bildnachweis
Quartett in G-Dur
Quartett in G-Dur Mir ist so wunderbar
Abschrift mit eigenhändigen Zusätzen Beethovens, 1805
Gesänge zu der Oper: Fidelio
Sonnleithner hielt sich bei der Übertragung des französischen Librettos ins Deutsche eng an Bouillys Vorlage. Die Übersetzungen der gesungenen Texte sind jedoch freie Nachdichtungen.
Gesänge: Fidelio
Frey nach dem Französischen bearbeitet von Joseph Sonnleithner
Beginn des Textes zum Terzett Gut, Söhnchen, gut
1805
Léonore, ou l‘amour conjugale
Leonore
Jean Nicolas Bouilly
Hamburg, 1799
Chor der Gefangenen in B-Dur O welche Lust
In Beethovens Skizzenbuch zu Fidelio finden sich zahlreiche eigenhändige Aufzeichnungen zur 1. Fassung der Oper. Das Buch enthält Skizzen zu allen drei Akten, jedoch nicht zu jedem einzelnen Stück. Auf der ersten Seite sind Notierungen zum Gefangenenchor, dem zweiten Finale der 1. Fassung, zu sehen. Der Chor der Gefangenen bestand in der ursprünglichen Fassung noch aus 219 Takten und wurde für die 2. und 3. Fassung auf 178 Takte gekürzt.
Chor der Gefangenen
Skizze mit Siegel und Besitzvermerk des Artaria-Verlages, 1804-1805
Während Sonnleithner noch an der Übersetzung arbeitete, skizzierte Beethoven bereits die Musik. Ursprünglich wollte der Komponist die Oper im Juni 1804 fertigstellen, jedoch dauerte es noch bis zum Herbst 1805, um die Arbeit daran abzuschließen. Im September oder Oktober 1805, kurz vor der Erstaufführung, entschloss er sich, den ersten Akt in zwei Teile aufzuteilen und damit eine dreiteilige Oper zu schaffen, anders als es das Libretto vorsah. Schließlich wurde die Oper am 20. November 1805 im Theater an der Wien erstmals aufgeführt.
2. Fassung (1806)
Beethoven begann vermutlich bereits kurz nach der Uraufführung, ab Dezember des Jahres 1805, die Oper zu überarbeiten. Um den Operntext kümmerte sich dieses Mal Stephan von Breuning, ein Jugendfreund Beethovens. Das Werk wurde nun wieder in zwei Akte aufgeteilt und zahlreiche Nummern gestrichen.
Bei seinen Überarbeitungen für die 2. Fassung ging Beethoven so vor, dass er Korrekturen in die Manuskripte zur 1. Fassung eintrug. Er nahm Streichungen, Umstellungen ganzer Nummern und Kürzungen und Eingriffe innerhalb einzelner Nummern (wie z.B. Neutextierungen) vor. Zudem fertigte er auch Ersatz- und Neukompositionen an und nutzte die ganze Bandbreite kompositorischer Umgestaltung. Schließlich wurde die 2. Fassung des Fidelio am 29. März 1806 im Theater an der Wien uraufgeführt.
3. Fassung (1814)
Die drei Inspizienten der k. k. Hofoper, Ignaz Saal, Johann Michael Vogl und Karl Friedrich Weinmüller, wandten sich im Jahr 1814 mit der Absicht an Beethoven, Fidelio aufführen zu lassen. Beethoven willigte mit der Bedingung ein, die Oper gründlich durchsehen und überarbeiten zu dürfen. Für die Überarbeitung des Librettos wählte er den Theaterregisseur und Schmetterlingskundler Friedrich Treitschke aus. Die Änderungen am Text waren vor allem dramaturgischer Natur: Die Protagonisten erhielten ein stärkeres Profil und die Höhepunkte wurden mehr herausgearbeitet. Die Finale der beiden Akte wurden grundlegend verändert.
Bei der Arbeit an der 3. Fassung nutzte Beethoven alle Manuskripte, auch jene der 1. Fassung, um darin Änderungen vorzunehmen. An vielen Stellen bestätigte er die Kürzungen und Änderungen für die 2. Fassung, beispielsweise mit einem „gut“. Zunächst war die erste Aufführung für die zweite Märzhälfte angesetzt, wurde dann aber verschoben, weil Beethoven nicht rechtzeitig fertig geworden war. Am 23. Mai 1814 fand schließlich die Uraufführung im Kärntnertortheater in Wien statt.
9. Sinfonie
Viele Jahre lang reifte in Beethoven der Plan, die Ode An die Freude von Friedrich Schiller (1759–1805) zu vertonen und der Menschheit eine humanistische Botschaft zu hinterlassen. Doch erst im November 1822, als er den Auftrag der Philharmonischen Gesellschaft in London für ein neues Werk erhielt, begann Beethoven mit der konzentrierten Arbeit an seiner 9. Sinfonie. In seinem 52. Lebensjahr war er bereits von vielen Krankheiten gezeichnet und fast vollständig taub.
Bildnachweis
4. Satz der 9.Sinfonie Blatt 84
Ludwig van Beethoven
4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (Takte 659–669 sowie 715–725)
„Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum! Seid umschlungen Millionen, diesen Kuß der ganzen Welt! Freude schöner Götterfunken…“
Autograph 1824 Blätter 84 und 85
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signaturen: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v., Artaria 204 (3a) sowie Artaria 204 (3b)
4. Satz der 9. Sinfonie Batt 85
Ludwig van Beethoven
4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (Takte 659–669 sowie 715–725)
“Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligthum! Seid umschlungen Millionen, diesen Kuß der ganzen Welt! Freude schöner Götterfunken…”, Blätter 84 und 85
Autograph 1824
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signaturen: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v., Artaria 204 (3a) sowie Artaria 204 (3b)
Ludwig van Beethoven
4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (Takte 659–669 sowie 715–725)
Auf schicksalhafte Weise ist die Handschrift der 9. Sinfonie mit der deutschen Geschichte verbunden. Die einzelnen Teile des Autographs wurden während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert, um sie vor Zerstörung zu bewahren. Dies führte dazu, dass die Notenhandschrift über 50 Jahre lang getrennt war.
Nach dem Krieg befand sich ein Teil lange Zeit in Polen, die anderen Teile in der Ostberliner beziehungsweise der Westberliner Staatsbibliothek. Während der deutschen Teilung war das Autograph der 9. Sinfonie ausgerechnet mitten in dem Satz „Diesen Kuß der ganzen Welt!“ geteilt: Das Manuskript bis Takt 698 lag in der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin (Ost), die sich anschließenden Notenblätter ab Takt 699 bewahrte die Staatsbibliothek in Berlin (West) auf. Nach der Wiedervereinigung fanden alle Teile des Werkes wieder in der Staatsbibliothek im Haus Unter den Linden zusammen.
Die Hauptarbeit an der Sinfonie fiel ins Jahr 1823. Beethoven arbeitete in seiner Wohnung in der Wiener Vorstadt Windmühle, im Sommer zog er sich auf das Land zurück. Zunächst schrieb er Entwürfe in Skizzenbücher und auf lose Blätter. Im Herbst 1823 vollendete er die Niederschrift der ersten drei Sätze der Partitur. An der Gestaltung des vierten Satzes mit dem Schlusschor über Schillers Ode An die Freude arbeitete der Komponist bis in das Frühjahr 1824.
Die erste Aufführung der 9. Sinfonie fand am 7. Mai 1824 im Wiener Kärntnertortheater in Anwesenheit Beethovens statt. Doch er selbst konnte die Musik – aufgrund seiner Taubheit – nicht hören. Die Worte der Sängerinnen und Sänger las er von ihren Lippen ab. Am Ende des Konzerts musste Beethoven, da er mit dem Rücken zum Publikum stand, sogar auf den jubelnden Applaus aufmerksam gemacht werden. Diese Aufführung wurde ein Triumph. Sie markierte den Beginn
des Siegeszuges des Werkes in der ganzen Welt.
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4. Satz der 9.Sinfonie Blatt 47
Ludwig van Beethoven 4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125
„Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“
Autograph, 1824, Blatt 47
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v., Art. 204 (2)
Ludwig van Beethoven 4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125
Die Vertonung der ersten Strophe der Freudenode von Schiller setzt als schwungvoll gestaltetes Bariton-Solo ein und wird vom Chor respondiert. Für die Abschnitte des Schlusssatzes, in denen das Solistenquartett, der Chor und das groß besetzte Orchester zusammenwirken, musste Beethoven auf Blätter im Hochformat mit 23 Notensystemen zurückgreifen.
4. Satz der 9. Sinfonie Blatt 42
Ludwig van Beethoven
4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125
„[O Freunde, nicht] diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen“
Autograph, 1824, Blatt 42
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung Signatur: Mus.ms.autogr. Beethoven, L. v., Art. 204 (1)
Ludwig van Beethoven
4. Satz der 9. Sinfonie d-Moll op. 125
„[O Freunde, nicht] diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen“
Über die Gestaltung des Rezitativs im 4. Satz – als Überleitung zum Schlusschor – dachte Beethoven lange nach. Zunächst hatte er die Idee, mit dem Satz „Lasst uns das Lied des unsterblichen Schiller singen!“ in die Schillersche Ode einzuführen. Letztlich entschied er sich jedoch für die Formulierung: „O Freunde, nicht diese Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen, und freudenvollere“.
Durch die Sammlung des Musikverlegers Domenico Artaria (1775–1842) kamen 1901 weitere Teile des 4. Satzes der 9. Sinfonie nach Berlin, wozu die hier gezeigten Blätter gehören.
Als erster Komponist überhaupt bezog Beethoven die menschliche Stimme in ein sinfonisches Werk ein. Im letzten Satz lässt er einen Chor sowie vier Solistinnen und Solisten ausgewählte, von ihm bearbeitete Strophen aus Friedrich Schillers Ode An die Freude vortragen. Wobei die einleitenden Worte im Bariton-Rezitativ von Beethoven stammen: »O Freunde, nicht diese Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen, und freudenvollere!« Auch das ist neu: Ein Komponist spricht seine Zuhörer mit einer sehr konkreten Botschaft an.
Die Botschaft der 9. Sinfonie ist nichts weniger als der Ruf nach einer neuen, humanistischen Weltordnung. Beethoven war schon als junger Mann in Bonn mit den Gedanken der Aufklärung in Berührung gekommen, er sympathisierte mit der Französischen Revolution und ihren Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Das berühmte Gedicht von Schiller, das das Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen beschreibt, die durch das Band der Freude und der Freundschaft miteinander verbunden sind, hat Beethoven zeitlebens fasziniert.
Text des 4. Satzes
Ode an die Freude
Ode An die Freude
O Freunde, nicht diese Töne!
sondern laßt uns angenehmere anstimmen,
und freudenvollere.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt;
alle Menschen werden Brüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.
Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund.
Freude trinken alle Wesen
an den Brüsten der Natur;
alle Guten, alle Bösen
folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
einen Freund, geprüft im Tod;
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott!
Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt’gen Plan,
laufet, Brüder, eure Bahn,
freudig, wie ein Held zum Siegen.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt;
alle Menschen werden Brüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen Millionen.
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder! überm Sternenzelt
muß ein lieber Vater wohnen
Ihr stürzt nieder Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such’ ihn über’m Sternenzelt!
Über Sternen muß er wohnen.
Freude schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligtum!
Seid umschlungen Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Freude, Tochter aus Elysium!
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt.
Alle Menschen werden Brüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder! über’m Sternenzelt
muß ein lieber Vater wohnen.
Seid umschlungen!
Diesen Kuss der ganzen Welt!
Freude schöner Götterfunken!
Tochter aus Elysium!
Freude, schöner Götterfunken! Götterfunken!
Porträts
Bildnachweis
Lithografie 15-jähriger Beethoven
Ludwig van Beethoven im Alter von 15 Jahren – Porträtsilhouette
Lithografie der Gebrüder Becker in Coblenz
1838
In den 1780-er Jahren fertigte Joseph Neesen (1770–1829) einen Scherenschnitt des jungen Beethoven mit Perücke und Spitzenhalstuch an. Es ist das früheste überlieferte Bildnis des Komponisten.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung, Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,35
Lithografie Beethoven 1843
Ludwig van Beethoven
Lithografie von Carl Fischer (1809–1874)
1843
Bei der Vorlage für dieses Bild handelt es sich um eine Kreidezeichnung des aus Breslau stammenden Malers August von Kloeber (1793–1864). Kloeber hatte Beethoven im Sommer 1818 auf dem Land besucht. Von seinem Aufenthalt berichtet er: „Als Beethoven meine Zeichnung sah, bemerkte er, dass ihm die Auffassung der Haare auf diese Weise natürlich erschiene, denn sie hätten ihn bis jetzt immer so geschniegelt herausgegeben so wie er vor den Hofschranzen erscheinen müsse, und so wäre er gar nicht!“
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung, Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. II,5
Beethoven beim Spaziergang
Ludwig van Beethoven beim Spaziergang
Fotografie von unbekannter Hand
um 1920
Das Foto zeigt die 1841 entstandene Lithografie des Prager Malers Martin Tejcek (1780–1847),
der in Wien lebte und Vizedirektor des Lithografischen Instituts war. Beethoven ist hier in eleganter Kleidung mit langem Gehrock und Zylinder festgehalten.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,31
Lithografie Beethoven 1817
Ludwig van Beethoven
Lithografie von Heinrich Eduard Winter (1788–1829)
1817
Das Bild entstand für die Veröffentlichung in dem mehrbändigen Werk Portraite der berühmtesten Compositeurs der Tonkunst, das von 1813 bis 1818 mit 88 Porträt-Medaillons von Komponisten erschien. Als Vorlage hierfür nutzte Heinrich Eduard Winter die 1814 entstandene und berühmt gewordene Bleistiftzeichnung Beethovens des französischen Porträtminiaturmalers Louis René Letronne (1790–1842).
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. II,24
Kupferstich Beethoven
Ludwig van Beethoven
Kupferstich von unbekannter Hand
um 1825–1830
Das Miniaturporträt von Beethoven kam 1879 mit der Sammlung von Aloys Fuchs an die Königliche Bibliothek. Es ist anzunehmen, dass es als Vorlage für ein Buch oder einen Notendruck gedacht war.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,46
Lithografie Beethoven um 1825
Ludwig van Beethoven
Lithografie von Godefroy Engelmann (1788–1839)
um 1825
Diese Darstellung Beethovens geht auf den französischen Maler Pierre-Roch Vigneron (1789–1872) zurück, der das Porträt von Johann Stephan Decker für den französischen Markt kopierte. Godefroy Engelmann war Besitzer einer lithografischen Anstalt in Paris, die vor allem Künstlerlithografien auf den Markt brachte.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. II,9
Lithografie Beethoven nach 1815
Ludwig van Beethoven
Lithografie von A. Hatzfeld
nach 1815
Das Blatt, das auf ein authentisches Beethovenporträt des Malers und Klavierbauers Johann Christoph Heckel (1792–1858) aus dem Jahr 1815 zurückgeht, erschien bereits zu Lebzeiten Beethovens im Druck und war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,9
Lithografie Beethoven um 1832
Ludwig van Beethoven in Straßenkleidung und Beethovens Kopf im Profil
Lithografie von Johann Peter Lyser (1804–1870)
um 1832
Johann Peter Lysers Darstellungen von Beethoven waren im 19. Jahrhundert sehr beliebt und wurden vielfach kopiert.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,18b
Lithografie Leichnam Beethoven
Der Leichnam Ludwig van Beethovens
Lithografie von Josef Danhauser (1805–1845)
28. März 1827
Das Bild zeigt Beethoven am 28. März 1827, dem Tag, an dem sein Leichnam in seinem Sterbezimmer aufgebahrt wurde. Der junge Wiener Maler und Grafiker Josef Danhauser nahm eine Totenmaske von Beethoven ab und zeichnete den Komponisten. Die Lithografie ist nicht im Handel erschienen und es sind nur wenige Exemplare überhaupt erhalten.
Staatsbibliothek zu Berlin, Musikabteilung
Signatur: Mus.P. Beethoven, L. v. I,58b
Die große Zahl der in der Staatsbibliothek zu Berlin vorhandenen Porträts von Ludwig van Beethoven ermöglicht eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Sichtweisen auf den Komponisten. Man meint, Darstellungen von verschiedenen Personen vor sich zu haben, und doch handelt es sich bei allen um Beethoven-Porträts! Besonderen biographischen Wert haben die zu Beethovens Lebzeiten entstandenen Bildnisse. Obwohl der Komponist selbst nicht gern Modell stand, wurde er oft porträtiert und ist bis heute beliebtes Motiv von Künstlerinnen und Künstlern. Beethovens äußere Erscheinung, seine Körperhaltung, seine Art sich zu kleiden, seine Frisur, sein Ausdruck sowie sein Lebensumfeld inspirierten ganze Generationen von Kunstschaffenden. Viele Darstellungen zeigen einen in sich gekehrten Menschen mit ernstem Gesichtsausdruck und einem ausgeprägten Haarschopf.
Die zeitgenössischen Porträts des Komponisten waren vorrangig für den privaten Gebrauch seiner Förderinnen und Förderer bestimmt. Jedoch verbreiteten sich diese Bildnisse Beethovens durch Nachstiche und Nachdrucke recht schnell und wurden so bekannt und populär. Verlage gaben die Bilder heraus und boten diese in hohen Auflagen zum Kauf an, unter anderem in Buchhandlungen. Oft waren die Blätter schnell vergriffen – sie können insofern als Vorläufer heutiger Fanartikel wie Autogrammkarten und Starposter gesehen werden.
Sammlungsgeschichte
Interviews zur Beethoven-Ausstellung
Martina Rebmann, Musikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Bibliothekarin, seit 2008 Leiterin der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin.
Im Video erzählt Martina Rebmann, wie das Autograph von Beethovens 9. Sinfonie an die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz – gelangte.
Barbara Schneider-Kempf, Architektin und wissenschaftliche Bibliothekarin, seit 2004 Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Im Video beschreibt Barbara Schneider-Kempf, wie die Staatsbibliothek zu Berlin das Interesse für Musikautographe – vor allem bei einem jüngeren Publikum – wecken möchte.
Eveline Bartlitz, Bibliothekarin und Weber-Forscherin, von 1947 bis 2020 – also 73 Jahre lang – in der Staatsbibliothek zu Berlin tätig, ab 1948 in der Musikabteilung, seit 1991 freie Mitarbeiterin in der Berliner Arbeitsgruppe der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe mit Sitz an der Staatsbibliothek zu Berlin.
Im Video berichtet Eveline Bartlitz von dem Diebstahl von Beethovens Konversationsheften durch den Hochstapler und kurzzeitigen Direktor der Musikabteilung Joachim Krüger-Riebow im Mai 1951.
Jonathan Del Mar, Musikwissenschaftler und Dirigent, Herausgeber von Neuausgaben aller Sinfonien von Beethoven, die von zahlreichen namhaften Dirigentinnen und Dirigenten verwendet werden.
Im Video erklärt Jonathan Del Mar, wie er im Originalautograph der 9. Sinfonie eine neue, rätselhafte Stelle entdeckte.
Mikael Ross, Comicautor und Illustrator, nominiert für den deutschen Jugendbuchpreis 2019 und Preisträger des 1. Berliner Comic-Stipendiums 2018 (beides für „Der Umfall“, erschienen im Avant Verlag), Autor der Beethoven-Graphic-Novel „Die neue Musik“.
Im Video erläutert Mikael Ross, wie er sich dem Thema Beethoven genähert hat und was man mit einem Comic besser als mit einem Text ausdrücken kann.
Kerstin Behnke, Chorleiterin und Dirigentin, Professorin für Chor- und Ensembleleitung an der Musikhochschule „Franz Liszt“ Weimar, künstlerische Leiterin verschiedener Chöre, darunter des via-nova-chores München, und des von ihr gegründeten Berliner Kammerchors Tonikum. Im Video erzählt Kerstin Behnke, wie sie Beethovens 9. Sinfonie im Jahr 2009 mit 5.000 Sängerinnen und Sängern und dem New Japan Philharmonic Orchestra in Tokio/Japan aufgeführt hat und wie es ist, Beethoven zu dirigieren.
Vom Beethoven-Nachlass zur Beethoven-Sammlung
Anhand eines Zeitstrahls wird der Weg des Beethoven-Nachlasses bis in die Staatsbibliothek zu Berlin erfahrbar. Der erste Teil des Zeitstrahls stellt den Zeitraum von Beethovens Tod bis zur Erwerbung des Briefs an die „Unsterbliche Geliebte“ dar. Der zweite Teil des Zeitstrahls beginnt mit dem Erwerb der Sammlung Domenico Artarias und endet in der Gegenwart bei der Digitalisierung der Beethoven-Sammlung innerhalb der Staatsbibliothek.
1827-1880
1901-Heute
Graphic Novel „Die neue Musik“
Text und Bild von Mikael Ross
Diese virtuelle Ausstellung wurde erstellt von Malwa Grosse, Susanna Kahlau und Lara Szymanowsky,
Texte und Konzept von Friederike Heinze und Nancy Tanneberger.
Gefördert durch