Kartenreliefs

Ein Landschaftsrelief lässt sich als eine wissenschaftliche und kunsthandwerkliche Symbiose betrachten. Leider zählen die über 100 dreidimensionalen, plastisch herausgearbeiteten Miniaturen oft zu den vergessenen Objekten im Bestand der Staatsbibliothek.

Die stark verkleinerten kartographischen Modelle bilden meist nur einen kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche mit ihren vielen Höhen und Tiefen und den topographischen Unregelmäßigkeiten und Formen ab. In kleinem Maßstab bieten Reliefs als morphologische Gestaltungen einen großen Überblick, da man sie aus allen Himmelsrichtungen und Einfallswinkeln betrachten kann. Ihre äußere Gestalt und Form porträtiert in aller Schönheit die Schattenwirkung und Plastizität einer Landschaft. Landschaftsreliefs veranschaulichen so das Antlitz der Erde und transportieren dabei eine besonders lebendige Wirkung.

Die ältesten Modelle hoben bereits um circa 1500 mit künstlerischen Fertigkeiten Landstriche hervor. Ihre Blütezeit erlebte die Relief-Kunst allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts. In jener Zeit wurden für Weltausstellungen, aber auch für Militär und Bildung mehr und mehr Anfragen zur Herstellung von Landschaftsreliefs gestellt. Mitte des 20. Jahrhunderts sank dann allerdings schon wieder die Nachfrage am Kunsthandwerk für Relief-Bau und die Herstellung wurde zumeist maschinell ausgeführt.

Bei den Herstellungstechniken unterscheidet man zwischen methodischem Vorgehen über unikaten Abguss und manuellem Modellieren bis hin zu einer mechanischen Anfertigung im Sinne von Serienproduktion für kommerzielle Zwecke.

Ein gestreutes Licht leuchtet die Modelle im besten Fall so an, dass das abgebildete Gepräge den wahren Nutzen dieser Symbiose von Wissenschaft und Kunsthandwerk veranschaulicht.

Gips

Ende des 18. Jahrhunderts beginnen in der Schweiz vereinzelt Personen verstärkt Kartenreliefs aus Gips zu modellieren. Zu dieser Zeit entstand ein neues Interesse an den Alpen und dieses brachte den ersten Tourismus in die Region. Reliefs aus dieser Zeit können zum Teil auf einer Holzunterkonstruktion angefertigte Unikate sein, gelegentlich nahm man ihre Form aber auch „ab“: d.h. man fertigte ein Negativ an, das erneut mit Gips ausgegossen wurde, wobei die Form anschließend meist zerstört werden musste. Die Oberflächen dieser Reliefs wurden in minutiöser Handarbeit nachgearbeitet und oft mit zusätzlichen Strukturen versehen, wie bspw. Sägemehl für Wälder oder kleine Häuschen.

Der entscheidende Vorteil dieser Methode ist die Möglichkeit, eine feine Struktur der Oberfläche herzustellen sowie sehr hohe und schroffe Formen darstellen zu können.
Ihr Nachteil ist, dass die Bemalung und Beschriftung nachträglich bei jedem Stück neu aufgebracht werden muss. Zwar gibt es auch hierfür mehrere Möglichkeiten, doch diese bleiben verhältnismäßig aufwändig: Jeden Buchstaben von Hand malen, die Buchstaben und Wörter drucken und aufkleben, gänzlich auf die Beschriftung verzichten und die geographischen Namen in Form einer Karte mitgeben, Nummern auf dem Relief aufbringen und ein Heftchen mit Erklärungen beilegen.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen ein paar ausgewählte Beispiele.

Relief der Westschweiz

Dieses Exponat, angefertigt von dem 1762 in Genf geborenen Emailmaler Leonard Gaudin, ist mit seinen ca. 200 Jahren das älteste Relief, das sich im Besitz der Staatsbibliothek Berlin befindet. Hergestellt aus Gips, eingefasst in einem blauen Holzrahmen, besetzt mit „Mini-Häusern“ aus Holz und etwas, das unter einem Mikroskop wie Pfeifenreiniger ausgesehen hat, wird hier wunderschön die Landschaft der Westschweiz rund um den Genfer See dargestellt. Auf eine Beschriftung dieses Reliefs – man möchte es eigentlich ein Kunstwerk nennen – wurde verzichtet. Hier wurden lediglich kleine Zettel mit Nummern auf dem Relief angebracht, die in einem Heft als Beilage erläutert werden.

Beteiligte Personen: Gaudin, Leonard [KartografIn]

Sprache: 

Veröffentlichungsangabe: [Erscheinungsort nicht ermittelbar] : [Verlag nicht ermittelbar], [zwischen 1815 u. 1816]

Umfang: 1 Relief : farbig ; 39 x 46 cm

Signatur: Kart. K 11610

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Westliche und östliche Halbkugel

Die geographischen Lehrmittel von Ernst Schotte und Co. sind aus dem Bedürfnis nach Anschaulichkeit für den schulischen und akademischen Unterricht entstanden. Mit großer Mühe und Sorgfalt wurden die Hilfsmittel für den Unterricht möglichst vollkommen hergestellt. Die Reliefkarten vermeiden übertriebene Überhöhungen und bieten die anschaulichste Belehrung über die vertikale Gliederung der Erdoberfläche. Sie waren daher besonders bei Blindenanstalten begehrt, da sie dort im Geografie Unterricht unentbehrlich wurden.

Die politischen und physischen Reliefkarten waren in den Sprachen Deutsch, Englisch, Russisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Ungarisch erhältlich und kamen laut Katalog mit einem „eleganten Rahmen“ daher und waren somit „in sorgfältigster Ausführung […] hervorragend geeignet, bei vornehmen Zimmerdekorationen Verwendung zu finden“[1].

[1] Ernst Schotte & Co. Geographisch-artistische Anstalt und Verlag: Verlagsverzeichnis. Verzeichnis der politischen und physikalischen Reliefkarten, 1901.

Beteiligte Personen: 

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Berlin : Published by Ernst Schotte & Co., 1876

Umfang: 2 Reliefs : farbig ; je 48 x 48 cm

Signatur: Kart. B 5302

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Orteles Spitze

Die „Orteles Spitze“ (heute „Ortler-Massiv“ oder auch „Ortler“ genannt) war zur Zeit der Herstellung dieses Reliefs – also vor der Abtrennung Südtirols von Österreich 1919 – der höchste Berg Österreich-Ungarns. Der Zeitpunkt der Herstellung dieses Gipsreliefs liegt bei ca. 1880. Es wurde von dem ungarischen Kartografen Jakob Josef Pauliny angefertigt.

Das Modell lagert in einer ansprechenden Kiste und scheint deshalb mehr ein touristisches Souvenir denn geographisches Anschauungsmaterial für den Unterricht zu sein. Es wurde auf einem kleinen Sockel modelliert und geologisch bemalt. Da auf eine Beschriftung des Reliefs verzichtet wurde, liegt zur besseren Orientierung eine Karte des gleichen Ausschnitts bei.

Beteiligte Personen: Pauliny, Jakob Josef *1827-1899* [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Wien : [k.k. Schulbücher Verlag], [1880?]

Umfang: 1 Relief : farbig ; 24 x 29 x 7 cm + Beilage (1 Karte)

Signatur: 8″ Kart. O 2075

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Skandinavien

Im geographischen Sinn spricht man bei Skandinavien von der Skandinavischen Halbinsel, auf der sich die Staaten Norwegen und Schweden sowie der Nordwesten Finnlands befinden und von der etwa ein Viertel nördlich des Nördlichen Polarkreises liegt.
Im Westen befindet sich die norwegische Fjordküste und im Süden liegen die großen Seen Vänern und Vättern, die von kleinen Felsinseln, die Schären, vorgelagert werden.

Zudem ist die größte Halbinsel Europas von den vier großen Gewässern Ost- und Nordsee und der Norwegischen See sowie auch von der Barentssee begrenzt. Das bereits fast 180 Jahre alte Relief zeigt in farbenreichen Kolorierungen die Erhebungen und Gletscher der steinigen, eisigen skandinavischen Landschaft.

Beteiligte Personen: –

Veröffentlichungsangabe: Stockholm : Eugene von Vegesack, 1843

Umfang: 1 Relief : farbig ; 74 x 118 cm

Maßstab: 1:1.500.000

Signatur: Kart. G 435

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Palästina zur Zeit Jesu

Palästina liegt in Westasien an der südöstlichen Küste des Mittelmeers. Als Geburtsort des Judentums und des Christentums hat Palästina eine bewegte Geschichte als Kreuzungspunkt für Religion, Kultur, Handel und Politik. Die Reliefkarte wurde im Religionsunterricht verwendet.

Beteiligte Personen: 

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Berlin : Ernst Schotte & Co., [1900?]

Umfang: 1 Relief-Karte : farbig ; 40 x 53 cm

Maßstab: 1:616.700

Signatur: Kart. U 9068

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Monte Vesuvio

Dieses Gipsrelief, das den Namen „Rilievo geologico del Monte Vesuvio“ trägt, stammt aus dem Jahr 1895 und stellt vielleicht weder den größten noch aktivsten Vulkan der Welt dar, aber wohl den bekanntesten und gefährlichsten: den Vesuv. Der Vesuv ist Teil der Vulkankette Kampaniens und besteht aus einem zentralen Kegel und einem Einsturzkrater, genannt „Caldera“.

Unser Relief zeigt durch eine bunte geologische Bemalung die unterschiedlichen Phasen und Verläufe mehrerer Ausbrüche des Vesuvs. Eine Legende und die Beschriftung helfen bei der Orientierung.

Beteiligte Personen: 

Sprache: Italienisch

Veröffentlichungsangabe: Roma : Amadeo Aureli, 1895

Umfang: 1 Relief : farbig ; 51 x 61 cm

Maßstab: 1:25.000

Signatur: Kart. W 19287

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Pappmaché

Wie auch beim Verfahren mit Gips, wird bei der Herstellung mit Pappmaché eine Masse in eine Form gestrichen, deren Oberfläche anschließend bearbeitet werden kann. Da hierbei aber keine Modellierung durch feineres Ausschaben möglich ist, bleibt lediglich die Bemalung als Möglichkeit zur Oberflächenbearbeitung. Die wichtigsten Vorteile des Materials gegenüber Gips sind dessen leichtes Gewicht und geringe Zerbrechlichkeit.

Ihre Anfänge nahm diese Produktionsweise bei Karl Wilhelm Kummer (1785 – 1855). Dieser übernahm 1820 die Produktion von Relief-Globen von August Zeune. Doch erst die von Kummer angeregte Herstellung mittels Pappmaché konnte die serienmäßige Produktion in Schwung bringen. Neben Globen fertigte Kummer später auch Reliefs. Im Folgenden ist sein Modell der Insel Rügen zu bestaunen.

Rügen

Die Oberfläche dieses Modells wurde sehr aufwändig mit Ölfarben bemalt und beschriftet. Die hierbei angewandte Präzision sorgt für einen Detailreichtum, der sich erst bei genauem Hinsehen vollständig erschließt. Der relativ starke Kontrast zwischen Land und Meer macht die von Kummer gefertigten Karten jedoch auch für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft nutzbar.

Beteiligte Personen: Kummer, Karl Wilhelm *1785-1855* [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe:[Berlin] : [Karl Wilhelm Kummer], [1822]

Umfang: 1 Relief : farbig ; 48 x 48 cm

Maßstab: 1:120.000

Signatur: Kart. N 8479

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Geprägtes Papier

1849 erfand August Ravenstein (1809-1881) in Frankfurt am Main ein Verfahren, aus gedruckten Karten Reliefs zu prägen. Ravenstein hatte bereits ähnliche Verfahren durch den Kontakt zu den Gebrüdern Bauerkeller kennengelernt, deren Spezialität die Herstellung von Karten nach einem, zu dieser Zeit, neuen Verfahren im mehrfarbigen Flächen-Prägedruck unter Verwendung von Papiermaché war. Dieses Material machte die plastische Darstellung in Reliefs möglich. Die Hohlräume unter den Bergen werden mit Papiermaché oder Gips ausgefüllt. Um die Füllung zu versiegeln, wird ein flacher Karton auf die Rückseite des Kartenreliefs geklebt.

Nach Ravensteins Verfahren wird zuerst eine Karte gedruckt und gegebenenfalls von Hand koloriert. Später wurde ein direkter Farbendruck verwendet, was die Arbeitszeit erheblich verkürzt hat. Nach dem Farbdruck werden die gedruckten Bögen in einer doppelten Form geprägt. Das bedeutet, dass sie zwischen eine Oberseite und eine in diese eingreifende Unterseite gepresst werden. Um die Blätter leichter verformen zu können, werden diese vor der Bearbeitung leicht angefeuchtet. Falls der Farbdruck vorher noch nicht stattgefunden hat, werden die Blätter im nächsten Schritt koloriert.

Dank dieser Herstellungsart müssen keine Linien oder Beschriftungen mehr handschriftlich eingetragen werden. Die Reliefs sind außerdem viel biegsamer und weniger anfällig für Beschädigungen. Allerdings sehen die Relief-Karten auch weniger wertvoll aus als von Hand gefertigte Versionen.

Relief-Atlas für Blinde

Die Staatsbibliothek zu Berlin verfügt über einen Relief-Atlas für Blinde, bestehend aus 83 Relief-Karten auf großen Kartonbögen, lose in einer Originalhülle. 25 der Karten sind mit Tinte datiert, von 1887 bis 1909. Die Titel und einige andere Informationen wurden in Blindenschrift geschrieben. Ein Großteil aller Angaben ist jedoch auch mit Tinte gedruckt worden. Dies unterstreicht die Grenzen des Druckens von Relief-Karten für Blinde: Die “Auflösung” ist nicht gut genug, um die meisten Orientierungspunkte und andere Landschaftsdetails anzuzeigen.

Das Konvolut enthält Weltkarten, darunter Klimakarten (3), Karten Afrikas (2), Asiens (7), Australiens (2), Europas (54), Nordamerikas (3), Südamerikas (2), des Mittelmeeres (2) und Pazifischen Ozeans (2), sowie fünf Karten mit nicht identifizierten Regionen, von denen zwei mit Illzach bei Mühlhausen verknüpft werden können, wo der Atlas erstellt wurde. Im Allgemeinen ist der Inhalt jedoch verwirrend, da sich viele Karten inhaltlich überschneiden. Heutzutage scheinen der Atlas und sogar einzelne Karten sehr selten zu sein. Er existiert wahrscheinlich nur noch als Fragment. Weltweit wurden nur fünf institutionelle Bestände ausfindig gemacht. Damit ist der Atlas ein seltener Meilenstein in der Geschichte der Blindenpädagogik, der weitere Studien und Untersuchungen verdient.

Beteiligte Personen: Kurz, Martin [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Ilzach :  Blindenanstalt, [1887-1909]

Umfang: 1 Atlas (83 Karten)

Signatur: Kart. B 1849/5

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Schul-Atlas

Die große Version des plastischen Schulatlas enthielt normalerweise 24 Karten. Jedoch konnte ein Käufer eine 25. Karte zusätzlich bestellen, die eine bestimmte Region abdeckt. Es sollen sechs solcher Regionalkarten vorhanden gewesen sein (unter anderem für Bayern und fünf weitere Regionen). Doch nur zwei Karten konnten bibliographisch verifiziert werden. Der Gesamtplan, einschließlich Regionalkarten, war somit identisch mit dem ursprünglich Konzept von A. Gast.

Die Idee war, die gleichen Karten in sechs unterschiedlichen Herstellungs-Versionen anzubieten (Versionen A – F.) Uns steht Version D (vollständige Relief-Karte) zur Verfügung.
Nur 22 von 24 nummerierten Karten waren geprägt (nur in den Varianten A-D). Die restlichen zwei (1x Europa und 1x Deutschland) waren ungeprägte Blätter, welche politische Einheiten in Flächenfarbe darstellen.

Beteiligte Personen: Woldermann, G. [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Leipzig : Verlag von P. Eckerlein, 1879

Umfang: 24 Seiten : Karten (farbig)

Signatur: Kart. B 1549

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Rhein-Panorama in Relief

Das „Rhein-Panorama“ wurde von dem deutschen Kartografen August Ravenstein angefertigt. Das Relief besteht aus zwei Teilen à vier Karten, gelagert in zwei Buchkästen, die den Rheinlauf von Köln bis Koblenz („1. Abteilung“) und von Koblenz bis Mainz („2. Abteilung“) darstellen. Es liegen zugehörige Publikationen bei, die u.a. Stadtpläne enthalten.

Die Herstellung dieses Reliefs übernahm der Verlag „Bauerkeller“, veröffentlicht hat dieses Exemplar der Verlag „Brunnarius“ in Paris. Der Herstellungsprozess war wie beschrieben: vermutlich füllte man die entstandenen Hohlräume mit Pappmachè oder Gips aus und klebte einen Karton auf die Rückseite. Auch dieses Exponat erweckt den Eindruck eines Souvenirs.

Beteiligte Personen: Ravenstein, August *1809-1881* [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: Paris : Brunnarius, [1850?]

Umfang: Karten : farbig

Signatur: Kart. L 17526

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Karten-Ideal

Dieses Relief ist schätzungsweise 172 Jahre alt und wurde ebenfalls von dem Kartografen August Ravenstein hergestellt. Es gehört zu einem Reliefatlas, das aus sieben Relief-Karten besteht, von denen jede ein Hingucker ist.
Sechs Karten stellen die geographischen Verhältnisse der verschiedenen Kontinente dar, besonders interessant ist aber der Deckel, der als siebente Relief-Karte gezählt wird. Hätten Sie gewusst, was ein sogenanntes „Terrassen Land“ ist und welche Gebiete man als solches bezeichnet? Wir Auszubildenden auch nicht. Der Deckel schafft Abhilfe und vermittelt in einem fiktiven Kartenrelief eben diese vielen unterschiedlichen Fachbegriffe und verrät auch gleich die Standorte von physisch-geographischen Erscheinungen.

Beteiligte Personen: Ravenstein, August *1809-1881* [KartografIn]

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: [Frankfurt am Main] : [B. Dondorf], [1850?]

Umfang: 1 Band (7 Reliefs) : farbig ; je 24 x 20 cm

Signatur: 4″ Kart. B 1476

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Treppenstufenrelief

Als Treppenstufenreliefs bezeichnet man Modelle, bei denen das Gelände in Stufen modelliert ist, die sich an den Höhenstufen, häufiger noch an den Höhenlinien der Karten orientieren. Sie können entweder aus aufeinander geklebten Schichten von Holz oder Pappe aufgebaut werden, wobei jede Stufe dem geplanten vertikalen Maßstab entsprechen muss. 100 Meter Höhenunterschied müssen also eine entsprechend maßstäblich verkleinerte Dicke im Relief ergeben. Oftmals wird auf die Schichten die Ausgangskarte des Reliefs jeweils aufgeklebt, so dass leicht entlang einer Höhenlinien ausgeschnitten und die nächste Schicht ebenso präzise positioniert werden kann. Eine andere Methode ist das Fräsen der Stufen, wobei die Fräse häufig über einen Pantographen entlang der Höhenlinen geführt wird.

Relief des Böhmischen Elbtals

Das hier dargestellte Treppenstufenrelief zeigt einen Ausschnitt der Böhmischen Schweiz im Norden der Tschechischen Republik. Die Reliefkarte wurde um 1900 veröffentlicht. Neben Theresienstadt (Terezín) und Leitmeritz (Litoměřice) ist außerdem ein Teil des Schienennetzes der Österreichischen Nordwestbahn (ÖNWB) zu sehen. Dieses Kartenrelief ist übrigens auch eines der zahlreichen Beispiele, dass Reliefs für die Aufhängung an der Wand gerahmt und manchmal unter Glas montiert werden.

Beteiligte Personen:

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: S.I., [ca. 1900]

Umfang: 4 Reliefs

Maßstab: 1:25.000

Signatur: Kart. O 1708/10

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Thermoplastisches Verfahren

Thermoformen ist ein Herstellungsverfahren, bei dem eine Kunststoffplatte auf eine biegsame Temperatur erwärmt wird. Mithilfe einer Metallform kann diese dann verformt und zugeschnitten werden, um ein verwendbares Produkt herzustellen. Es kann sowohl über eine positive Form gezogen werden, als auch in eine Hohlform. Für dieses Tiefziehverfahren weist die Metallform kleine Löcher ab, über die ein Vakuum zwischen erwärmter Kunstoffkarte und Form erzeugt wird. Dadurch wird die bereits bedruckte Karte in die Reliefform gezogen (Vakuumformen).

Deutschland und Nachbarstaaten: Blatt Strakonice

1953 wurden vom Territorium der DDR neue topographische Relief-Karten auf neuer geodätischer (F.R. Helmert (1880): “Die Geodäsie ist die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche”) Grundlage erarbeitet. Die Armeen der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrags mit Polen (1970) nutzten Relief-Karten dieser Art für die Bereitstellung und Versorgung der Stäbe und Truppen mit militärischen Geoinformationen. Die neuen Karten dienten auch der Sicherstellung der Einheitlichkeit in allen Staaten des Warschauer Vertrags.

Die Reliefkarte diente der Übersicht für militärtopographische Zwecke, weshalb der Inhalt der Karte nur auf das wesentliche beschränkt wurde. Strakonice ist eine Stadt in der südböhmischen Region der Tschechischen Republik. Das Verkehrsnetz wurde im Allgemeinen vollständig abgebildet und die Vegetation vereinfacht mit Wald-, Gebüsch-, und Gartenflächen dargestellt. Geländeformen wurden in Form von Höhenschichtlinien bzw. Reliefs angegeben. Außerdem lag zu jedem Kartenblatt eine militärgeographische Beschreibung vor. Die extreme Überhöhung macht die Gefahr der Verzerrung von Schrift und anderen Kartenelementen beim thermoplastischen Verfahrens deutlich.

Beteiligte Personen: 

Sprache: Deutsch

Veröffentlichungsangabe: [Berlin], 1980

Umfang: 1 Relief : farbig, Kunststoff ; 38 x 33 x 10 cm

Maßstab: 1:200.000

Signatur: 2 L 1052-M,33,26

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República de Colombia

Dieses Relief aus Kunststoff wurde 1971 im Tiefziehverfahren hergestellt und veranschaulicht uns einen Abschnitt der Anden, genauer: die Nordanden in Kolumbien. Bemerkenswert ist die saubere Arbeit, die hier geleistet wurde. Denn bei diesem Verfahren ist es nicht leicht, die Buchstaben oder Höhenlinien „in Form zu halten“. Zum einen erheben sich hier die höchsten Gipfel im Norden des Landes in der „Sierra Nevada de Santa Marta“: Der „Pico Cristóbal Colón“ und „Pico Simón Bolívar“ mit jeweils 5775 m, die ein geografisch isolierter Teil der Zentralkordilleren sind.

Zum anderen sehen wir die drei Kordilleren, die Kolumbien durchziehen: Die „Cordillera Occidental“ (Westkordillere), die sich von Panama bis Ecuador erstreckt, die „Cordillera Central“ (Zentralkordillere), die sich von Norden bis in den Süden Kolumbiens zieht und durch die Flusstäler des Río Cauca und Rio Magdalena im Westen und Osten begrenzt ist, und die „Cordillera Oriental“ (Ostkordillere), die das Land von Nord nach Süd und von West nach Ost durchquert. Auch verzeichnet auf der Karte sind die verschiedenen „Departamentos“ Kolumbiens, also die politischen Verwaltungsbezirke des Landes.

Beteiligte Personen: 

Sprache: Spanisch

Veröffentlichungsangabe: Bogota: Instituto geografico „Augustin Codazzi“, 1971

Umfang: 1 Karte : mehrfarbig ; 89 x 127 cm

Maßstab: 1:1.500.000

Signatur: 2/43 KE 155

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Fräsetechnik

Anwendung fand dieses Herstellungsverfahren bereits im späten 19. Jahrhundert. Es ermöglicht eine plastische Darstellung eines Geländes mit Hilfe eines Pantographen. Dieses mechanische Präzisionsgerät, auch als Storchenschnabel bezeichnet, unterstützt beim Übertragen von Zeichnungen in verschiedenen Maßstäben. Dabei werden mittels Höhenlinien und einer Relieffräsmaschine exakte Gipsreliefs erstellt. Die Präzisionsfräse wird entlang der Höhenlinien einer Karte geführt und der Fräskopf übernimmt die Stufe in der entsprechend eigenstellten Höhe. Jede Bewegung des Führungsstiftes wird auf eine schnellrotierende Fräsnadel übertragen, die mit größter Genauigkeit die Höhenschichten von oben nach unten aus dem Material arbeitet. Es ergibt sich eine exakte Reliefstruktur, die zur Vorlage für fotografische Aufnahmen dient. Ein Pionier und der Namensgeber einer Methode war Karl Wenschow. Der deutsche Bildhauer und Kartograf entwickelte 1918 ein Verfahren zur industriellen Herstellung von Präzisions-Relief-Landkarten.

Dresden

Diese beeindruckende und detailreiche Relief-Karte wurde mit einer modernen Fräsetechnik hergestellt. Das CNC-Fräsen ist eine computergestützte Fertigungstechnologie. Hier wird ein Fräser eingesetzt, um Material aus einem massiven Rohstoff abzutragen. Der mit 3D-Daten, in diesem Fall Geodaten, gefütterte Computer steuert das Schneidewerk der CNC-Fräse auf Millimeterbruchteile genau.

Das herausgearbeitete Relief ist nach dem Einsatz der Fräse nicht überhöht und zeigt damit die richtigen Verhältnisse von Länge, Breite und Höhe der Topographie und der Bebauung. Es wird Elsbeerenholz verwendet, das sehr dicht und feinfaserig ist und durch seine Härte gute Festigungseigenschaften besitzt. Durch die schlichte Textur wird der Betrachter nicht vom Material abgelenkt und die städtische Topographie steht im Vordergrund.

Beteiligte Personen: Werner, Christian [ArchitektIn]

Sprache: 

Veröffentlichungsangabe: Braunschweig : scopolus, 2007

Umfang: 1 Relief : Holz ; 50 x 50 x 7 cm

Maßstab: 1:2.500

Signatur: 2 L 1057

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Relioramen

Eine besonders feine Reliefstruktur wird von Modellbauer Hugo Zubler durch seine Relioramen realisiert. Dabei wird eine Ausgangskarte im Maßstab 1 : 25.000 auf Maßstab 1 : 10.000 vergrößert. Die entsprechenden Höhenlinien werden in fünf Farben durchgezogen, um die spätere Fokussierung mittels Pantographen zu vereinfachen. Anschließend wird mit dem Pantographen und einer Fräse (Fräskopf mit nur 0,5 mm Durchmesser) das Relief im Maßstab 1 : 35.000 verkleinert gefräst. Die Stufen sind dabei nur 0,24 mm hoch.

Besonders ist das verwendete Material: Es wird Plexiglas genutzt, um besonders scharfe Kanten zu ermöglichen. Wird der Pantograph von Hand geführt, erscheint außerdem ein ganz eigener Effekt, da das Zittern der Hand den Stufen eine ungleichmäßige, felsähnliche Struktur verleiht. Dies lässt den Betrachter winzige Details im Licht- und Schattenspiel wahrnehmen.

Mount Fuji

Ein Berg wie ein Lied: Der Fujiyama. Mit 12.395 Fuß (umgerechnet ca. 3800 m) ist der Fujiyama der höchste Berg und Vulkan in Japan. Im Jahr 1707 war er das letzte Mal aktiv. Der Maßstab des Modells liegt bei 1 : 200.000.
Es ist das 3. Projekt des Japanfreundes Hugo Zubler.

Beteiligte Personen: Hugo Zubler

Sprache: Englisch, Japanisch

Veröffentlichungsangabe: Suhr : Zubler, 1984

Umfang: 1 Relief : mehrfarbig ; 17 x 17 x 4 cm+ Beilage

Maßstab: 1:200.000

Signatur: Kart. 36904 & 2 L 1035

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Mount Everest

Das Landschaftsrelief des Mount Everest basiert auf der Karte der Schweizer Landestopographie im Maßstab 1 : 10.000 und wurde im Maßstab 1 : 75.000 produziert. Durch den „Zittereffekt“ erschien das Ergebnis den Kollegen der Landestopographie „genauer“ als die Ausgangskarte. Für die Tibeter ist er die „Göttin der Welt“, für die Nepalesen der „Kopf des Himmelreichs“.

Als Ergebnis der Kollision zwischen den ehemaligen Kontinentalplatten Eurasiens und Indiens ist der Mount Everest mit 8848 Metern die Krone des Himalaja und somit der höchste Berg der Welt. So steht heute der Mount Everest als höchster Wachturm der Welt auf dieser natürlichen Mauer, die das trockene Klima Zentralasiens vom feuchten Klima der Monsunländer trennt.

Beteiligte Personen: Hugo Zubler

Sprache: 

Veröffentlichungsangabe: Suhr : Zubler, 1984

Umfang: 1 Relief : einfarbig ; 16 x 11 x 7 cm + Beilage

Maßstab: 1:75.000

Signatur: Kart. 36902

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Diese virtuelle Ausstellung wurde im Rahmen ihrer Ausbildung erstellt von Elisa Langer, Lara Pöschke, Sebastian Hagen, Emily Matthey, Marlene Gerster und Tobias Timm.