Werkstattgespräch: Der Schreibtisch des Autors in der Fotografie. Zur Physiognomik der Schreibmaterialität.
Dr. Thomas Rahn, Freie Universität Berlin
Fachliche Betreuung: Dr. Christian Mathieu
Mit Ingeborg Bachmanns Diktum „Schreiben kann man nicht sehen im Gegensatz zu anderen Handwerken“ ist das Problem benannt, dass die innere als eigentliche Tätigkeit des Schriftstellers im Bild nicht erfasst werden kann. Wer den Autor schreibend sieht, sieht eben doch nicht das Finden der Worte. Der konkrete Schreibakt ist, wohl nicht zuletzt deshalb, tatsächlich auch der Ausnahmefall in der fotografischen Autorikonographie. Ein ikonographischer Nebenzweig allerdings vermag, im Betrachter Vorstellungen von dem anzustoßen, was das Schreiben ausmacht: Bilder von Dichterschreibtischen und der mit ihnen verbundenen idiosynkratischen Schreibmaterialität. Der Vortrag präsentiert eine Funktionstypologie des fotografischen Schreibtischbildes (der Schreibtisch als Ort der Werkpräsentation, als charakterologisch-physiognomisches Äquivalent des Autors, als allegorische Imago von Arbeitsweise und Textgenese, als museales Objekt) und führt dabei historisch zurück bis in das 19. Jahrhundert, in welchem das Schreibmöbel zum ersten Mal als stellvertretende ‚Totenmaske‘ des Autors inszeniert wird.
Eine Veranstaltung der Reihe Die Materialität von Schriftlichkeit
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Schlagworte: Materialität, Werkstattgespräch, Wissenswerkstatt