Termindetails


Internationale Tagung: Gerhart Hauptmann und die Natur

  • Termin

    Donnerstag, 17. November –
    Freitag, 18. November 2022

    Anmeldung erforderlich

  • Veranstaltungsort

    Staatsbibliothek zu Berlin
    Adolf-von-Harnack-Saal
    Unter den Linden 8
    10117 Berlin

  • Anfahrt

    S- + U-Bahnstationen
    S + U Friedrichstraße
    U Unter den Linden

    Bushaltestelle
    H Unter den Linden, Friedrichstraße (Bus 100, 147, 245 und 300)

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Zusammen mit drei Partnern veranstaltet die Staatsbibliothek zu Berlin am 17./18. November 2022 im Harnack-Saal im Haus Unter den Linden 8 eine internationale Tagung zum Thema Gerhart Hauptmann und die Natur. International bekannte Wissenschaftler und Hauptmann-Spezialisten aus Frankreich, Italien, Polen, Norwegen, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland werden teilnehmen. Die drei Partner der Staatsbibliothek zu Berlin sind das Gerhart Hauptmann Museum in Erkner, das Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee und die Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft.

Das Schreiben über die Natur und den Menschen in der Natur hat in der deutschsprachigen Literatur eine lange Tradition. Dennoch hat sich der aus der englischsprachigen Literaturwissenschaft stammende Begriff „Nature Writing“ in Deutschland erst durch Einbezug kritischer Reflektionen hinsichtlich des Umgangs mit natürlichen Ressourcen in der geisteswissenschaftlichen Tradition eingebürgert. Natur spielt bekanntlich eine wichtige Rolle in den Werken Gerhart Hauptmanns. Hauptmann hatte die Werken Walt Whitmans, Ralph Waldo Emersons und besonders David Thoreaus Walden intensiv studiert. Er war also mit den Referenztexten des angelsächsischen „Nature Writing“ seiner Zeit bestens vertraut. Gerade Walden stellt das Leben in der unberührten Natur heraus. Nun findet sich auch in Hauptmanns Wahl seiner Wohnorte der Gegensatz Dorf oder gar unberührte Natur gegenüber dem Stadtleben reflektiert. Hauptmann zog Erkner Moabit vor, und lebte auf dem Wiesenstein im Riesengebirge und in der dörflichen Umgebung in Kloster auf Hiddensee abgeschieden vom Großstadt-Rummel.

Die Tagung wird neben einem allgemeinen Überblick zum Thema „Nature Writing“ und deren Bedeutung Untersuchungen zu einzelnen dichterischen Werken Hauptmanns (Der Bogen des Odysseus, Griselda, Die Ratten, Vor Sonnenaufgang, Bahnwärter Thiel, Die versunkene Glocke) auch Fragestellungen zur Widerspiegelung der Natur im Werk, den Gedichten, zum Denken und zu den theoretischen Überlegungen Gerhart Hauptmanns sowie gegenwärtige Tendenzen einbeziehen. Dabei wird das Werk Gerhart Hauptmanns auf folgenden Begrifflichkeiten hin untersucht werden: „Natur als Gegenbegriff zur Stadt oder menschlichem Siedlungsraum.“ „Der Mensch und seine Natur in den Veröffentlichungen Gerhart Hauptmanns.“ „Natur als Sammelbezeichnung für Tiere und Pflanzen aller Art und ihre Lebensgesetze wie auch Natur als anthropologische Dimension.“ Begriffe wie Natur und Naturkultur im Zeitalter der beginnenden Naturzerstörung im ausgehenden 19. Jahrhundert setzen den Rahmen für eine intensive Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten Natur und Gerhart Hauptmann, wie sie in dieser umfassenden Form bislang noch nicht stattgefunden hat.

Die Untersuchung der hier genannten Themenfelder ermöglicht den Vergleich zwischen den Positionen Hauptmanns im ausgehenden 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zeitgenössischen Positionen des „Nature Writing“. Diese Positionen schlagen einen Bogen in die Gegenwart und auf die Bedrohung der natürlichen Ressourcen durch das Eingreifen des Menschen. Es wird gefragt werden, welche Bedeutung die Natur im Werk Hauptmanns in einer Zeit rasch voranschreitender aber noch kaum als für den Menschen bedrohlich empfundener Industrialisierung hat. Spiegelt sich das in der Gegenwart?

Den Teilnehmern wird die Konferenz und später den Lesern des vom Quintus Verlages verlegten Konferenzbandes Hinweise auf die Fortentwicklung eines Naturverständnisses liefern, das schon vor und zu Hauptmanns Zeiten oft als gegensätzlich zu Industrialisierung und Technisierung der Welt verstanden wurde.

Beginn der Konferenz am 17. November um 14:30 Uhr, Ende am 18. November um 19:45 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen bitte an Marc Schweissinger (SchweissingerM@cardiff.ac.uk).

Wir bitten Sie höflich, sich kurz vor der Veranstaltung über unser aktuelles Hygienekonzept zu informieren.
Wir empfehlen, eine medizinische Gesichtsmaske zu tragen.

Teilnehmende Referenten:

  • Christine Kanz (Linz/Salzburg): Nature Writing: Traditionen – Kontroversen – (Neu) Entwürfe
  • Peter Sprengel (Berlin): Gerhart Hauptmann, die Natur, der Naturalismus und Nature Writing
  • Franziska Ploetz (Hiddensee): Lektüre Gerhart Hauptmanns: Thoreau und Dickinson – dazu ein Haus am äußersten Rand des Meeres
  • Christopher Meid (Freiburg): Natur im „Bogen des Odysseus“
  • Daria Santini (London/Brindisi): Ratten, Motten, Berliner Hyänen. Tiermetaphorik in Gerhart Hauptmanns ‘Die Ratten‘
  • Sascha Kiefer (Saarbrücken): Zurück zur Naturmagie? Hauptmanns neuromantisches Märchendrama Die versunkene Glocke
  • Miroslawa Czarnecka (Wroclaw): Gerhart Hauptmann über die “Natur des Weibs“ oder warum scheitert er an der neuen Frau
  • Hans-Joachim Hahn (Aachen/Basel): Natur, Volk und „Muttererde“ – Kunst und Männlichkeit bei Gerhart Hauptmann
  • Peter Langemeyer (Østfold): Nature Writing im Naturalismus? Zu Gerhart Hauptmanns ‚‘Bahnwärter Thiel‘, ‘Vor Sonnenaufgang‘ und ‘Die Ratten‘
  • Anne Wagniart (Paris): Antikisierende Verfremdung der Natur in Gerhart Hauptmanns Reisebericht griechischer Frühling und in den Tagebuchaufzeichnungen
  • Malte Denkert (St. Peter Ording): Gerhart Hauptmanns Griselda
  • Grażna Barbara Szewczyk (Warschau/Kattowice): Die Natur in den Gedichten Gerhart Hauptmanns
  • Marc Schweissinger (Cardiff): Natur als Handlungsträger in den Novellen Fasching, Bahnwärter Thiel und Der Ketzer von Soana