Künstlerische Forschung – Erfahrung von Material
Prof. Dr. Nils Röller, Zürcher Hochschule der Künste
Kontakt: Dr. Christian Mathieu
Im Feld der Ikonografie der Philosophie überrascht die in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrte Handschrift von De consolatione philosophiae / Die Tröstungen der Philosophie (Ms. lat. fol. 25). Der Text ist ein Dialog, den Boethius in der Gefangenschaft mit der Dame Philosophie führt. Überraschend an der Berliner Handschrift ist, dass die Miniaturen musisch-künstlerischen Ausdruck konzeptuell aufwerten. Untersucht wurde sie in einem Projekt der Zürcher Hochschule der Künste – mit Förderung des Schweizerischen Nationalfonds. Dazu notierten Künstler_innen in Form von Bildprotokollen ihre Auseinandersetzung mit der Trostschrift während des Besuchs in der Bibliothek und der Ausarbeitung im Atelier. Das Projekt dokumentiert Indizien dafür, dass die künstlerische Auseinandersetzung konstitutiv selbstreflexiv in Koppelung mit den verwendeten Materialien ist. Das führt zu der Frage, ob künstlerische Produktion eine Form von Erfahrung ist, die die Trennung von sinnlich und kognitiv unterläuft oder unabhängig von dieser Trennung operiert. Der Vortrag stellt die Trostschrift anhand des Berliner Exemplars vor. Der Fokus liegt dann auf der Dokumentation der Erfahrung der Materialität des Manuskripts in der künstlerischen Auseinandersetzung.
Die Bildprotokolle des Forschungsprojekts sind einsehbar via: https://www.iconographyofphilosophy.ch/bildprotokolle/.
Eine Veranstaltung der Reihe Die Materialität von Schriftlichkeit – Bibliothek und Forschung im Dialog
Weitere Termine der Wissenswerkstatt.