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Die Nibelungen (1924), 1. Teil: Siegfried. Filmvorführung im Zeughauskino

© Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Neben Romanen wichtiger deutschsprachiger Autorinnen und Autoren, die im Jahr 1924 erschienen, fand in diesem Jahr auch die Uraufführung von Fritz Langs monumentalem Film Die Nibelungen statt. Wir zeigen die Filmsensation des Jahres 1924 in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe (Fast) frisch aus der Druckerpresse – Neuerscheinungen 1924.

Die Nibelungen. 1. Teil: Siegfried

Samstag, 7.12.2024, 18 Uhr

D 1924, R: Fritz Lang, B: Thea von Harbou, K: Carl Hoffmann, Günther Rittau, D: Paul Richter, Margarethe Schön, Hanna Ralph, Theodor Loos, Hans Adalbert Schlettow, 149’ · DCP, dt. ZT
Am Klavier: Günter A. Buchwald
Einführung: Dr. Philipp Stiasny

Wer vor 100 Jahren noch dachte, Filme seien nichts weiter als billiges Massenvergnügen, wurde 1924 durch Die Nibelungen eines Besseren belehrt. Fritz Lang und sein Team schufen ein Kunstwerk, das heute genauso fasziniert wie zu seiner Entstehungszeit. Mit technischer und inszenatorischer Raffinesse adaptierte Lang im ersten Teil des Films die mittelalterliche Sage von Siegfried und dem Schatz der Nibelungen, seinem Kampf mit dem Drachen und seiner heimtückischen Ermordung.
Während die Aktualisierung des Mythos vom jugendlichen Helden eine Domäne der Feinde der Republik von rechts war, die so die Kriegsniederlage verklärten, erschöpft sich die Geschichte von Treue und Verrat nicht im Appell an nationale Gefühle und der dumpfen Parabel auf Deutschlands Katastrophe im Weltkrieg. Lotte H. Eisner, die beste Kennerin des Weimarer Kinos, hob denn auch besonders die malerischen Qualitäten des Films hervor. „Fritz Langs Helldunkel-Effekte sind ungemein plastisch gestaltet: auf der Zugbrücke bringen Krieger in dunkler Nacht die Bahre des Ermordeten zurück. Den Trauerzug zerreißen Fackellichter, Lichtfetzen zucken auf wie Angstschreie; fahl wie ein Gespenst bäumt sich Siegfrieds weißer Zelter, der Wind spielt mit den Locken des lichten Helden (…). Immer wieder lauert Zerstörung im Unorganischen, in den Gegenständen.“ (Lotte H. Eisner: Die dämonische Leinwand. Frankfurt a.M. 1975)

Die Nibelungen. 2. Teil: Kriemhilds Rache

Sonntag,  8.12.2024, 16 Uhr

D 1924, R: Fritz Lang, B: Thea von Harbou, Bauten: Otto Hunte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht, D: Margarethe Schön, Rudolf Klein-Rogge, Theodor Loos, Hans Adalbert Schlettow, Rudolf Rittner, Bernhard Goetzke, 130’ · DCP, dt. ZT
Am Klavier: Günter A. Buchwald

Nach Siegfrieds Tod widmet seine Witwe Kriemhild ihr Leben der Rache. Als der Hunnenkönig Etzel (Rudolf Klein-Rogge) um ihre Hand anhält, sagt sie ja und geht mit ihm fort. Voller Berechnung lädt sie schließlich die Burgunden, die sie für den Verrat an Siegfried verantwortlich macht, ins Reich der Hunnen ein, die wie fast kindliche, leicht verführbare Barbaren erscheinen. Das Fest mündet in ein Gemetzel von epischem Ausmaß. Monumental die Bauten, kalkuliert die Gesten, gnadenlos das Töten, das kein Ende findet. Kein Historiendrama spielt sich hier ab, sondern ein ebenso überwältigendes wie abgründiges Fantasy-Spektakel um Liebe, Hass und Eifersucht, das vorausweist auf Filme wie Conan the Barbarian (1982) und The Lord of the Rings (2001). Umso mysteriöser die Widmung des Nibelungen-Films: „Dem deutschen Volke zu eigen.“

Günter A. Buchwald zählt zu den Pionieren der Stummfilmrenaissance. Der Dirigent, Pianist, Violinist und Komponist begleitet weltweit Stummfilme mit Klavier und Geige.

Text: Philipp Stiasny/Zeughauskino

Eine Kooperationsveranstaltung der Staatsbibliothek zu Berlin und des Zeughauskinos des Deutschen Historischen Museums