Werkstattgespräch: Hunger. Perspektiven aus der Medizingeschichte, Kunst und Politik
Präsentation und Podiumsdiskussion mit Barbara Gronau, Ulrike Thoms und Michael Windfuhr
Im Hunger artikuliert sich eine der grundlegenden Erfahrungen des Menschen, nämlich existentiell bedürftig zu sein. Er reduziert das Subjekt auf ein bohrendes Verlangen, erzeugt Kraft- und Antriebslosigkeit, verursacht mentale Störungen und lässt Motorik und Organfunktionen ausfallen. Chronische Unterernährung hat Auszehrung, Wachstumsverzögerung und eine hohe Sterblichkeitsrate zur Folge. Bis heute gehört der Hunger zu den größten Herausforderungen unserer globalisierten Welt.
Zugleich ist die Wahrnehmung, Beschreibung und Bekämpfung von Hungererscheinungen historisch ausgesprochen different. Ob in der medizinischen Deutung körperlicher Symptome, in Formen der künstlerischen Darstellung oder in politischen Mitteln der Abwehr: in der Moderne entsteht ein vielfältiges – zum Teil widersprüchliches – Wissen um den Nahrungsmangel und dessen Ursachen und Folgen. In der Aufschlüsselung der verschiedenen Diskurse und Praktiken werden Konstellationen deutlich, die bis in die Gegenwart reichen.
Die Wissenswerkstatt der Staatsbibliothek zu Berlin widmet sich dem Hunger in einem Podiumsgespräch, das der Komplexität und Reichweite des Themas mit der Zusammenführung einer medizinhistorischen, kunstwissenschaftlichen und politischen Position begegnet.
Barbara Gronau lehrt als Theaterwissenschaftlerin an der Universität der Künste Berlin und forscht seit 2007 zu Formen der Hungerkunst als Spektakeln moderner Askese.
Ulrike Thoms hat zahlreiche einschlägige Publikationen zur Körper- und Ernährungsgeschichte und zur Geschichte der Biomedizin vorgelegt.
Michael Windfuhr entwickelt als stellvertretender Direktor des Instituts für Menschenrechte und Mitbegründer des Food First Information and Action Network seit mehr als zwei Jahrzehnten Strategien der Bekämpfung von Nahrungsunsicherheit.
Schlagworte: Werkstattgespräch, Wissenswerkstatt