„Wir passen zusammen als hätten wir zusammen gelebt.“ Goethe und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
In dem Maler Tischbein fand Goethe den perfekten Freund und Vertrauten, der das Glück des ersten römischen Aufenthalts vollkommen machte. Goethes Pseudonym „pittore Filippo Miller“ war Programm, beseelte ihn doch der Wunsch, in Italien auf dem Feld der bildenden Kunst als Kenner und Zeichner voranzukommen. Tischbein unterstützte ihn dabei tatkräftig; er nahm ihn Ende Oktober 1786 in die Künstlergemeinschaft am Corso auf, gab ihm sicheres Geleit durch die Ewige Stadt und ihre Kunstschätze, fungierte als Zeichenlehrer und schuf zahlreiche Bilder, die Szenen aus dem gemeinsamen Leben festhalten. Die herzliche Zuwendung und die originelle, kreative Art des fast gleichaltrigen Künstlers bezauberten Goethe.
Der Zauber des Anfangs verblasste jedoch, als beide im Februar 1787 nach Neapel reisten. Im neapolitanischen Getriebe konnte Tischbein zu Goethes Enttäuschung nicht mehr die Rolle des stets verfügbaren Begleiters spielen, was bald zum Bruch führte. Goethes Schilderung des Freundes in der „Italienischen Reise“ blieb dementsprechend reserviert. Erst Jahre später lebte die Beziehung wieder auf, als der Künstler Skizzen seines „Oldenburger Idyllen-Zyklus“ nach Weimar sandte. Das bekannteste Werk, das Tischbein geschaffen hat, ist ein Denkmal der Freundschaft mit dem Dichter: Es ist das zwischen klassischem Ideal und gelebter Wirklichkeit changierende Gemälde „Goethe in der Campagna“ (Städel Museum, Frankfurt a.M.), das ikonischen Status erlangt hat.
Eine Veranstaltung der Goethe-Gesellschaft Berlin e.V.