Gedenktag der Bücherverbrennung am 10. Mai 2023
Am 10. Mai jährt sich zum 90. Mal die Bücherverbrennung unter den Nationalsozialisten im Mai 1933. In Sichtweite der Staatsbibliothek zu Berlin verbrannten nationalsozialistische Studenten auf dem Opernplatz die Werke von Autor:innen und Wissenschaftler:innen wie Irmgard Keun, Erich Kästner, Bertold Brecht, Magnus Hirschfeld und Anna Seghers. Mit dieser propagandistischen „Aktion wider den undeutschen Geist“ erreichte die systematische Verfolgung von politisch oder ästhetisch unliebsamen Standpunkten einen ersten Höhepunkt. Und doch steht die Bücherverbrennung am Anfang der nationalsozialistischen Politik, die bis 1945 zur Ermordung und Vertreibung von Millionen Menschen führte.
Auch heute erleben wir weltweit, dass Rechte eingeschränkt, literarische Texte aus Schulbibliotheken entfernt und Oppositionelle verfolgt werden. Deshalb erinnern die Staatsbibliothek und der Verein der Freunde der Staatsbibliothek mit drei Veranstaltungen an die Ereignisse des 10. Mai 1933. Das Gedenken beginnt mit einer Filmvorführung am 9. Mai. Am 10. Mai finden vormittags Lesungen mit Musik auf dem Bebelplatz statt, so dass gerade die im Jahr 1933 an dieser Stelle verbrannte Literatur eine Stimme erhält. Den Abschluss bildet am selben Tag ein Vortrag inkl. Diskussion zum 1933 zerstörten Institut für Sexualwissenschaften.
Dienstag, 9. Mai 2023, um 18:00 Uhr
in der Staatsbibliothek zu Berlin, Potsdamer Straße 33, im Otto-Braun-Saal
Jeder schreibt für sich allein
Gespräch mit dem Produzenten Felix von Boehm und Thomas Sparr vom Suhrkamp Verlag mit anschließender Filmvorführung
Jeder schreibt für sich allein: Anatol Regnier betrachtet in seinem Buch das Leben und Wirken von Autor*innen nach 1933. Dominik Graf adaptiert das Buch zu einem vielstimmigen Essayfilm, der sich mit den Biografien von Hans Fallada, Gottfried Benn, Erich Kästner, Ina Seidel und Will Vesper auseinandersetzt. Was hielt kritische Autor*innen wie Kästner davon ab zu emigrieren? Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime? Anhand von Interviews (u.a. mit Florian Illies, Julia Voss und Günter Rohrbach) und bis in die Gegenwart hinein fragt der Film nach dem komplexen Verhältnis von ästhetischen Positionen zu politischem Handeln.
Bitte melden Sie sich hier an.
Mittwoch, 10. Mai 2023, um 11:30 Uhr
auf dem Bebelplatz, Unter den Linden
Durch Licht zur Nacht – Erinnerung an 90 Jahre Bücherverbrennung
90 Jahre nach den Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 setzt die Staatsbibliothek zu Berlin auf dem Bebelplatz ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Hass. Wo 1933 Tausende Menschen Scheiterhaufen aus Büchern entzündeten, erklingen 2023 die verbrannten Werke selbst und laden Passanten zum Innehalten und Zuhören ein, bevor sie ihren Alltag fortsetzen.
Claudia Roth, Klaus Lederer, Tessa Ganserer, Maxim Leo, Natalia Wörner und Wissenschaftler:innen der HU lesen Literatur, die während der NS-Zeit indiziert und verbrannt wurde. Nasir Ahmad Nadeem und Meral Şimşek ergänzen den Blick in die Vergangenheit mit ihren eigenen Texten, die von Eva Menasse übersetzt werden. Die musikalische Begleitung übernehmen Ensembles der Barenboim-Said-Akademie und der Staatsoper Unter den Linden.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Bertelsmann, der Staatsoper Unter den Linden, der Barenboim-Said-Akademie, der Humboldt-Universität, der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und PEN Berlin statt.
Mehr Informationen finden Sie hier.
Mittwoch, 10. Mai 2023, um 16 Uhr
in der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, im Wilhelm-von-Humboldt-Saal
Verleihung des Max-Herrmann-Preis 2023
In Erinnerung an den Germanisten und Begründer des ersten Instituts für Theaterwissenschaft Max Herrmann verleihen die „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V.“ den Max-Herrmann-Preis an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um das Bibliothekswesen bzw. die Staatsbibliothek zu Berlin verdient gemacht haben. Max Herrmann arbeitete über Jahrzehnte in der Königlichen Bibliothek, später Preußischen Staatsbibliothek und war Initiator der „Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke“. 1933 verlor er seine Professur, im September 1942 wurde Max Herrmann nach Theresienstadt deportiert, wo er im November starb.
Der Preis wird zum Andenken an die Bücherverbrennung 1933 am 10. Mai verliehen, in diesem Jahr an die Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, Carola Pohlmann.
Für die Teilnahme an der Veranstaltung ist eine Anmeldung unverzichtbar. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an freunde@sbb.spk.de.
Mittwoch, 10. Mai 2023, um 19 Uhr
in der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, im Wilhelm-von-Humboldt-Saal
Ausgelöscht – Verloren – Wiederentdeckt
Vortrag, Diskussion und Gedenken anlässlich des 90. Jahrestages der Zerstörung des Instituts für Sexualwissenschaft
Das weltweit geachtete, von Magnus Hirschfeld 1919 gegründete Institut für Sexualwissenschaft wurde im Mai 1933 durch nationalsozialistische Studenten und SA-Angehörige geplündert und anschließend zerstört, Teile seiner Bibliothek im Zuge der Bücherverbrennung vernichtet.
In Kooperation mit der Staatsbibliothek gedenkt die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld des 90. Jahrestages der Zerstörung, vergegenwärtigt die Verluste queerer Kultur und reflektiert vor diesem Hintergrund heutige Debatten zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt:
Mit einem wissenschaftlichen Vortrag von Dr. Jens Dobler.
Mit Diskussionsrunden zur Bedrohung queerer Kultur damals und heute.
Mit Lesungen aus queeren Büchern.
Mit einem Grußwort von Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung.
Bitte melden Sie sich hier an.