Superheld*innen in der Staatsbibliothek
Präsentation der Comicsammlung von Johannes Ruscheinski
Werkstattgespräch mit Prof. Dr. Daniel Stein (Universität Siegen) zum Thema „Superheldencomics als mobiles Archiv“
Ursprünglich als kommerzielles Wegwerfprodukt konzipiert und auf dünnem Papier mit billigen Farben gedruckt, entwickelten sich Superheldencomics in den USA schnell zum Sammlerobjekt. In den 1960er Jahren entstanden ebenso umfangreiche wie umtriebige Fankulturen, deren Aktivitäten seit jeher großen Einfluss auf die Entwicklung einzelner Geschichten und Serien nehmen. In Bibliotheken und Archiven sind sie aufgrund der Pionierarbeit einzelner Bibliothekarinnen und Bibliothekare seit den 1970er Jahren zu finden, und mit der wachsenden Prominenz von Graphic Novels gehören sie seit einigen Jahren zum festen Bestandteil institutioneller Sammlungsbemühungen.
Doch wie kam es zu dieser Entwicklung, die Art Spiegelman und Françoise Mouly treffend als Aufstieg vom Müllhaufen zur Schatzkammer bezeichnen? Der Vortrag sucht die Antwort auf diese Fragen bei den Superheldencomics selbst, indem er sie als seriell strukturierte mobile Archive liest, die im Laufe ihrer inzwischen achtzigjährigen Geschichte eine Reihe von Selbst-Archivierungsmechanismen – neben retconning und rebooting auch Kanonisierungs- und (Re-)Publikationsstrategien – entwickelt haben.
Eine kleine Ausstellung ausgewählter Superheld*innen-Comics aus der neuen Sammlung in der Kinder- und Jugendbuchabteilung ergänzt den Vortrag.
Schlagworte: Comic, Comics