Kaiser Rudolf II. und das „väßl mitt allerlai selzamen büchern“. Neue Erkenntnisse zur älteren Besitzgeschichte des Voynich-Manuskriptes
Vortrag von Stefan Guzy (Hochschule für Künste Bremen)
Sie gilt als die am meisten untersuchte Handschrift der Welt, denn die darin verwendete verschlüsselte Schrift in Verbindung mit enigmatischen Illustrationen haben seit ihrer Entdeckung fasziniert. Aus der Perspektive von Kryptologie, Linguistik, Botanik und Buchwissenschaft gleichermaßen in allen Einzelheiten untersucht, ist der kleine unscheinbare mittelalterliche Pergamentband vor allem populärwissenschaftlich rezipiert worden. Kein Jahr vergeht, in dem nicht neue Theorien über den Inhalt der botanisch-astrologischen Sammelhandschrift postuliert werden – jedoch hat sich das Manuskript bisher jeglichen Entschlüsselungsversuchen widersetzt. Zudem blieb dabei die Erforschung der nicht minder spannenden Besitzgeschichte des Codex fast immer im Hintergrund.
Der Vortrag untersucht die Bucherwerbspolitik des römisch-deutschen Kaisers Rudolf II. (1552–1612), der als der erste bekannte Besitzer des Voynich-Manuskriptes gilt. Erstmalig werden bisher unbekannte Archivquellen vorgestellt, die es ermöglichen, eine plausible Herkunftsgeschichte des mysteriösen Bandes zu erzählen. Denn der von raren, wertvollen und vor allem alchemistischen Preziosen begeisterte Herrscher griff 1598/99 zu, als sich ihm die Gelegenheit zu einer ganz besonderen Bucherwerbung bot.
Stefan Guzy, Typograf, Diplom-Designer (Universität der Künste Berlin), betreibt in Berlin das Designbüro Zwölf und einen Verlag mit Druckerei für Kunsteditionen. Darüber hinaus forscht er über Provenienzfragen und publiziert zur Personen- und Bevölkerungsgeschichte in der Frühen Neuzeit. Als Gastprofessor und Lehrbeauftragter für Typografie und Druckgrafik unterrichtete er an den Kunsthochschulen in Halle, Weimar, Düsseldorf und Bremen.
Um Anmeldung wird gebeten: