Die Digitalen Sammlungen des Ibero-Amerikanischen Instituts
Ein Beitrag aus unserer Reihe Sie fehlen uns – wir emp-fehlen Ihnen: Digitale Lektüretipps. Dieses Mal von unseren Nachbarn aus dem Ibero-Amerikanischen Institut.
von Dr. Ulrike Mühlschlegel, Benutzungsleitung der Bibliothek des IAI
„eine Erschütterung des sechsten Grades, deren Charakterisierung aber ‚allgemeiner Schrecken‘ hinzugefügt werden müsste“: So beschreibt Juan Langenstein das Erdbeben, das 1906 einen Teil Chiles traf. Der Text findet sich auf einer Postkarte an den deutschen Geographen Hans Steffen (1865-1936), dessen Nachlass – bestehend aus Briefen, Vortragsmanuskripten, Reisetagebüchern und Landkarten – in den Digitalen Sammlungen des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI) zur Verfügung steht.
Das IAI beherbergt nicht nur Europas größte Spezialbibliothek zum ibero-amerikanischen Kulturraum mit über 1 Mio Büchern, sondern auch umfangreiche Sondersammlungen. Dazu gehören unter anderem die Kartensammlung, die Fotothek und die Nachlässe. Ihre Bestände stellen wichtige Quellen der Forschung dar und werden von Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt genutzt. Dies ist meist mit einer Reise nach Berlin und langen Arbeitstagen in den Sonderlesesälen des IAI verbunden. Inzwischen stehen aber immer mehr Bestände auch online zur Verfügung: In verschiedenen Projekten, aber auch als Teil der systematischen Digitalisierung am IAI werden historische Karten, Fotos auf Glasplatten oder Papier sowie persönliche Nachlässe gescannt, elektronisch erschlossen, mit weiteren Daten angereichert und in die Digitalen Sammlungen eingespielt. Um bei den insgesamt über 78.000 Karten, 100.000 Bildträgern und 300 Nachlässen des IAI Prioritäten für die Digitalisierung zu setzen, orientiert man sich vor allem an der Relevanz für die Forschung, aber auch an ihrem unikalen Charakter („was gibt es nur im IAI?“) und am konservatorischen Zustand der Materialien.
So wurden Bildquellen aus der Zeit zwischen ca. 1870 und 1940 zu archäologischen, ethnographischen, historischen und länderkundlichen Themen digitalisiert. Die online verfügbaren Landkarten und Stadtpläne Lateinamerikas und Spaniens stammen aus dem 16. bis 20. Jh. Zu den Nachlässen in den Digitalen Sammlungen zählen die Materialien des Ethnologen Paul Ehrenreich (1855-1914), des „Vaters der peruanischen Archäologie“ Max Uhle (1856-1944) und des Schriftstellers Roberto Arlt (1900-1942), der die argentinische Großstadtliteratur begründete.
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