Makulierung der Zettelkataloge der Staatsbibliothek zu Berlin bis Ende 2026

Bis Ende 2026 sollen die im Außenmagazin Friedrichshagen gelagerten Zettelkataloge der Staatsbibliothek zu Berlin makuliert werden, um dringend benötigte Flächen für die Grundinstandsetzung des Hauses Potsdamer Straße freizumachen. Die Inhalte sind gesichert, ausgewählte Karten bleiben als „Zeitkapseln“ erhalten.

Die Staatsbibliothek zu Berlin steht mit ihrem Haus Potsdamer Straße vor der seit langem geforderten, dringend benötigten baulichen Grundinstandsetzung. Das ikonische Bibliotheksgebäude von Hans Scharoun und Edgar Wisniewski wird dazu in den nächsten Jahren geräumt werden müssen. Um die damit verbundenen umfangreichen Umlagerungen von Beständen sowie das kontinuierliche weitere Wachstum des Gesamtbestands bewältigen zu können, ist es unter anderem erforderlich, die verfügbaren Tresormagazine im Haus Unter den Linden teilweise anders zu belegen und auch gemietete Speicherkapazität im Berliner Westhafen sowie Flächen im Speichermagazin Berlin-Friedrichshagen maximal zu nutzen.

Zu den aus der Potsdamer Straße umzulagernden Objekten zählen unschätzbare Kulturgüter: darunter eine der international bedeutendsten Sammlungen islamischer Handschriften, eine herausragende Sammlung hebräischer Handschriften sowie bedeutende Japonica und Sinica – vielfach Stücke, die selbst in ihren Ursprungsländern in keiner einzigen Bibliothek überliefert sind.

Unter kritischer Betrachtung der gegebenen finanziellen, personellen und räumlichen Rahmenbedingungen ist es unumgänglich, die bislang von ausgelagerten Zettelkatalogen belegten Räume im Speichermagazin Friedrichshagen für das Projekt Grundinstandsetzung freizustellen und mit Kompaktregalanlagen zu versehen.

Die Entscheidung, die papierenen Originale des Zettelkatalogs zu makulieren, wurde nicht leichtfertig getroffen. Sie ist Ergebnis eines langwierigen internen Abwägungsprozesses, bei dem die verfügbaren Alternativen berücksichtigt wurden: Mit der umfänglichen, qualitätvollen Mikroverfilmung der Zettel und der weitreichenden Retrokatalogisierung für elektronische Systeme ist die Sicherung der Kataloginhalte bestmöglich vollzogen worden. Sämtliche Titel sind im aktuellen elektronischen Katalog, dem StabiKat, recherchierbar. Die normgerecht produzierten, langfristig haltbaren Mikrofilme stehen nicht nur einmal, sondern in mehreren Kopien zur Verfügung. Ein Masterfilm wird im seinerzeit beauftragten Unternehmen aufbewahrt.

Die in Friedrichshagen verstauten Zettelkataloge werden schon seit langem nicht mehr angefragt. Die in der Staatsbibliothek außerordentlich weit fortgeschrittene Provenienzforschung stützt sich nicht etwa auf die Zettelkataloge, sondern im Wesentlichen auf die Objekte selbst, die historischen Zugangsbücher und die Erwerbungsakten. Diese werden in der Bibliothek dauerhaft vorgehalten.

Da zum Verständnis der Bibliotheksgeschichte und ihrer Vermittlung an spätere Generationen aber auch die Kenntnis über historische Arbeitsmethoden und deren Werkzeuge gehört, ist die exemplarische materielle Bewahrung ausgewählter Katalogkarten in Form von „Zeitkapseln“ fester Bestandteil der Maßnahme. Eine Musealisierung sämtlicher Katalogkarten ist dagegen mit Blick auf den empfindlichen vieljährigen Verzicht auf das große Haus Potsdamer Straße bei weiter fortschreitendem Platzbedarf für Bestandswachstum und neue Nutzendenanforderungen wirtschaftlich und strategisch weder sinnvoll noch vertretbar.

Die Staatsbibliothek hat die teils scharfen Reaktionen in einzelnen Medien und in Teilen der Fachöffentlichkeit zur Kenntnis genommen. Sie hält die getroffene Entscheidung in Würdigung der genannten Fakten weiter für richtig.

Um gleichwohl zur Entspannung der Lage beizutragen, wurde in Abstimmung mit dem Vorstand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für die Makulierung der Zettelkataloge ein entschleunigter Fahrplan entwickelt. Durch die kurzfristige Bereitstellung von Flächen in einer Liegenschaft der SPK außerhalb der Gebäude der Staatsbibliothek kann die notwendige Freistellung der Räume im Speichermagazin Friedrichshagen weiterhin planmäßig umgesetzt werden. Gleichzeitig wird so die Möglichkeit eröffnet, den Grad der gelegentlich betonten Unentbehrlichkeit der papierenen Originale zu bestimmen und Formate eines würdigen Abschieds zu gestalten. Die Bereitstellung der Ausweichfläche ist auf ein Jahr befristet.

Die Staatsbibliothek zu Berlin hofft, auf diesem Weg ihrer Verantwortung für eine sachgerechte Lösung noch besser zu entsprechen und zugleich die Skepsis aus Fachkreisen aufzunehmen, denen sie sich als Partnerin der Wissenschaft verpflichtet fühlt.