Neue Ausstellung: „MANUSCRIPTA AMERICANA. Den Azteken auf der Spur“ im Stabi Kulturwerk
Es ist schon etwas beeindruckend, wenn man zum ersten Mal vor diesen wertvollen Originalen steht. Die historische Sammlung der Manuscripta americana enthält einige der wenigen bis heute erhaltenen Bilderhandschriften der Azteken – und Alexander von Humboldt schrieb mit ihr Wissenschaftsgeschichte. Nur selten verlassen diese fragilen Objekte die Tresormagazine der Staatsbibliothek – und zum ersten Mal überhaupt werden sie nun in ihrer Gesamtheit ausgestellt.
Seit dem 7. Dezember 2022 können Sie diese Schätze nun im Stabi Kulturwerk aus der Nähe betrachten. Die Ausstellung MANUSCRIPTA AMERICANA – Den Azteken auf der Spur ermöglicht einen Einblick in Alltag und Gesellschaft der indigenen Communities im Mexiko des 16. Jahrhunderts. Sie hilft Ihnen, indigene Hieroglyphen zu entschlüsseln und unmittelbar anhand der Exponate mehr über das Leben in der frühen Kolonialzeit – und dies vor allem aus Sicht der Kolonisierten – zu erfahren: Es sind meist ganz alltägliche Dokumente – Listen mit Steuern und Abgaben, Rechnungen über Lebensmittel oder Gerichtsprozesse –, die in Bildern von den Zusammenstößen von indigenen und europäischen Kulturen erzählen. Diese kulturellen Wechselwirkungen spiegeln sich zum Beispiel in den verwendeten Sprach- und Schriftsystemen oder dem Malstil wie auch in den Inhalten des Abgebildeten: Die Bilderhandschriften zeigen Themen wie die Christianisierung, den Kampf um Rechte und soziale Stellung, die Unterdrückung durch die spanischen Kolonialherren, aber auch die Wehrhaftigkeit der Azteken in dieser Zeit der Transformation und Zerstörung.
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Den Anfang machte Alexander von Humboldt: Auf seiner berühmten Amerikareise erwarb er mit den sogenannten „Humboldt-Fragmenten“ den Grundstock der späteren Sammlung Manuscripta americana, brachte sie nach Berlin und schenkte sie der damaligen Königlichen Bibliothek. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die komplexe Sammlungs- und Provenienzgeschichte und stellt weitere Sammlerpersönlichkeiten des 18. und 19. Jahrhunderts, die mit den Manuscripta americana verknüpft sind, vor. Vor allem aber Alexander von Humboldt prägte anhand der mitgebrachten Bilderhandschriften und deren Erforschung einen ganz neuen Blick auf die indigenen Gemeinschaften und schaffte die Basis für die Entwicklung der Altamerikanistik als wissenschaftlicher Disziplin.
Ebenfalls ganz im Sinne Humboldts bringt die Ausstellung MANUSCRIPTA AMERICANA naturwissenschaftliche und kulturhistorische Ansätze zusammen. Basierend auf einem interdisziplinären Forschungsprojekt der Staatsbibliothek zu Berlin und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) wird gezeigt, wie naturwissenschaftliche Analysen bei der Beantwortung kulturhistorischer Fragen helfen. Cochenille, Zacatlaxcalli, Mayablau und Mangrove: Die gewonnenen Erkenntnisse über die verwendeten Farbpigmente oder das indigene Amate-Papier geben Aufschluss über Datierung, Zuordnung und historischen Kontext der Bilderhandschriften.
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Drehgras und Schlangenrachen: Gestaltet wie ein „begehbares Wörterbuch“ entschlüsselt und übersetzt die Ausstellung ebenso spielerisch wie wissenschaftlich die in den Handschriften verwendeten Hieroglyphen. Mit dem nun geschärften Blick für Material und Details können Sie den Objekten ganz nahekommen: virtuell, per Zoom, anhand der medial präsentierten digitalisierten Handschriften – oder ganz sinnlich und „analog“ anhand der Originale und ihrer besonderen Anziehungskraft.
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Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten und weitere Informationen finden Sie auf der Website des Stabi Kulturwerks.
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Führungen mit der Kuratorin Dr. Angelika Danielewski:
Donnerstags um 17:30 Uhr an folgenden Daten:
8. / 15. / 22. Dezember 2022
5. / 12. / 19. / 26. Januar 2023
2. / 9. / 16. / 23. Februar 2023
Die Teilnahme ist kostenfrei. Bitte melden Sie sich hier an.