Radio und Hörspiel als Medien der Demokratisierung?

  • Termin

    Mittwoch, 25. März 2020
    14 Uhr

  • Veranstaltungsort

    Staatsbibliothek zu Berlin
    Hörsaal 320
    Potsdamer Straße 33
    10785 Berlin
    Treffpunkt am i-Punkt in der Eingangshalle

    Eintritt frei, Anmeldung erbeten

  • Anfahrt

    S + U Potsdamer Platz

    Bushaltestelle
    H Potsdamer Brücke (Bus M29)
    H Varian-Fry-Straße (Bus 200)
    H Kulturforum (Bus M48)

Radio Listener 'Volksempfaenger'/ 1933. Photograph. Britannica ImageQuest, Encyclopædia Britannica © akg-images / Universal Images Group / Rights managed

Werkstattbericht von der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Luisa Drews
Fachliche Betreuung: Heike Krems

Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Luisa Drews untersucht deutschsprachige Hörspiele der Nachkriegszeit aus medien- und gattungsästhetischer Perspektive. Ausgehend von einer Sozial- und Diskursgeschichte des Mediums Rundfunk entfaltet ihr Dissertationsprojekt die Metapher Blindheit, mit der Rundfunk und Hörspiel im deutschsprachigen Raum noch in den 1950er und frühen 1960er Jahren beschrieben wurden. Die bildlichen Ausdrücke, so eine der zentralen Beobachtungen, führten zu einer gänzlich neuen medienästhetischen Reflexion auditiver Medien, die sowohl in die Hörspiele selbst einging als auch die Möglichkeiten und Verantwortung des Rundfunks nach 1945 neu diskutierte. Ein Ziel des Forschungsprojekts ist es, nachzuverfolgen, wie der hörspielästhetische Diskurs sich von einer als defizitär verstandenen Deutung des Mediums verabschiedet und die produktiven Räume des Hörens erobert.

Ihr Werkstattbericht im Rahmen ihres Forschungsstipendiums an der Staatsbibliothek beschäftigt sich mit der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der die westlichen Besatzungsmächte ein freiheitliches, demokratisches, staatsfrei und föderalistisch organisiertes Rundfunksystem aufzubauen versuchten. Der Rundfunk war in diesen Jahren ein Medium der Demokratisierung in doppelter Hinsicht: ein zu demokratisierender institutioneller Apparat und ein Mittel der allgemeinen gesellschaftlichen Demokratisierung. Dem Hörspiel, das vielen als „Krönung der Rundfunkarbeit“ galt, sollte in diesem Projekt der Demokratisierung, der politischen und kulturellen Bildung eine besondere Bedeutung zukommen. Überraschenderweise bestand jedoch vierundzwanzig Jahre nach Einführung des Rundfunks noch immer kein Konsens über die Selbstständigkeit der Hörspielkunst; die Mehrzahl der gesendeten Hörspiele waren Bearbeitungen; außerdem fehlte es an deutschsprachigen Radioschriftstellern. Diese Unsicherheiten und Mängel brachten jedoch nicht nur Hemmnisse mit sich, sondern eröffneten eine nach vielen Seiten offene Lage, die sich als außerordentlich produktiv für die Weiterentwicklung der Hörspielkunst erweisen sollte. Grundlage des Werkstattberichtes sind die Bestände der Staatsbibliothek zu Berlin, die exemplarisch vorgestellt werden.

Anmeldung: