Doppelte Bände aus dem Lesesaal Potsdamer Straße | Duplicate Volumes from the Reading Room at Potsdamer Straße

Sollten Sie im Lesesaal der Stabi Potsdamer Straße zwei Menschen sehen, die Bände aus den Regalen abtransportieren, wundern Sie sich nicht: Bände aus dem allgemeinen Lesesaalbestand des Hauses Potsdamer Straße (Signatur beginnt mit HB), die in einem weiteren Exemplar in der Bibliothek vorhanden sind, werden aus dem Bestand der Stabi ausgesondert. Diese Maßnahme findet in Vorbereitung der Generalinstandsetzung statt und dient der Reduktion von Bänden im Lesesaalbestand und generell von mehrfach in der Bibliothek vorhandenen Medien. Die Bände werden an ein Antiquariat abgegeben. Sie werden von einem Mitarbeiter des Antiquariats zusammen mit einer Kollegin aus der Bibliothek direkt an den Regalen im Lesesaal entnommen.

Stand 25.9.2024: Die Standortänderungen sind überwiegend im StabiKat nachvollzogen worden.  Bei aktuellen Zeitschriftenbänden können Sie derzeit noch Hinweise auf Standorte für den Lesesaal Potsdamer Straße finden, die nicht mehr korrekt sind.

If you happen to spot two individuals in the reading room of the Stabi Potsdamer Straße from now until the end of May, busily removing volumes from the shelves, don’t be alarmed. Volumes from the general reading room collection of the Potsdamer Straße location, which exist in at least one more copy within the library, are being withdrawn from Stabi’s collection. This action is part of the preparation for the general renovation  and aims to reduce the volumes in the reading room collection as well as duplicates in the library. These volumes will be handed over to an antiquarian. They will be retrieved directly from the shelves in the reading room by an employee of the antiquarian, along with a colleague from the library.

As at 25.9.2024: The location changes have mostly been tracked in the StabiKat. For current journal volumes, you may still find references to locations for the Potsdamer Straße reading room that are no longer correct.

 

8 Kommentare
  1. Wissen und Denken sagte:

    Die Zerstörung geht weiter! Wird Zeit, dass die Kulturpolitik dieses Landes aufwacht und dieser Zerstörung Einhalt gebietet.

    Was über Jahrzehnte und Jahrhunderte mit viel Akribie, Wissen und Weitsicht angesammelt wurde, wird jetzt kurzerhand vertickt. Ja, es geht um Dubletten. Wird vorher von Bibliotheksseite kontrolliert, welcher Band in einem besseren Zustand ist? Bindung, Anstreichungen, Schädlingsbefall, IPM? Es ist zu erwarten: nein. Das wäre sicher zu teuer, nicht wahr?!

    Es bleibt der Eindruck: Diese Bibliotheksleitung wird in die Geschichtsbücher eingehen… als Auflöser, Destruktor, ein letztes, medienaffines Fanal vor dem Bankrott. Ein Rundumkahlschlag findet statt. Alles im Zeitgeist. Hier und jetzt. Ohne Gespür für das Gestern. Ohne Weitsicht für morgen.
    Wissen war gestern. Heute reicht ein zusammengestümpertes Plagiat. Da reicht eine Leselounge, um das zusammenzu-copypasten. Das ist Ihre Vorstellung von „Wissensgesellschaft“, nicht wahr?!

    Und nein, ich lebe nicht in der Vergangenheit. Die Moderne, Techniken, KI, können teils noch unabsehbare Gewinne der Menschheit bringen. Es hat sich jedoch (fast) immer im Kulturspeicher- und Wissensbereich im Nachhinein als großer Fehler herausgestellt, Material in großem Umfang auszusondern, zu vernichten, Kontinuitäten und Wissenstransfer zu unterbrechen. Und nein, keineswegs spricht hier ein(e) enttäuschte(r) (Ex-)Stabi-Mitarbeitende(r). Meine Tränen vor diesem Abbruch und Zerfall fließen als kleines, rasch versickertes Rinnsal von einem Hügelchen nahebei. Dabei steht – anders als Sie vermuten mögen – so es die Zeit will – der wohl längere Teil meines Forschungslebens in hoffentlich vielen Jahrzehnten noch bevor. Allerdings wohl nicht mehr mit der Stabi, die bis auf ein paar Alibiprojekte, die Exzellenz in der Breite verloren hat. Derangiert zu einer provinziellen Stadtteilbibliothek von dadurch anormaler Übergröße.

    Ändern wird sich dennoch nichts. Die Bibliotheksleitung wird im Zeitgeist sich das Gehalt für den Ruhestand zusammensammeln, ein paar Lorbeern hier. Ein paar nette Worte da. Auf Wiedersehen. Nach Ihnen die Sintflut! Sie haben sicher „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt. Sicher…

    Der Steuermann auf der Titanic mit seinen Getreuen, die zu diesem Kommentar hier – wenn überhaupt – hohlphrasige Antworten hinterschieben dürfen.
    Es ist bitter, wie die Stabi nicht gegen die Wand, sondern in die Wand gefahren wird. „Reicht es nicht, ein Kunstfoto von den Bänden im Museum der Moderne aufzustellen?“ „Bücher braucht kein Mensch mehr.“ „Der Rest des Wissens kann doch auch vom Laptop am karibischen Strand abgerufen werden.“ Das reicht doch, nicht wahr?

    Und Ihre Antwort hierauf wird, wenn überhaupt, wie immer irgendeine weichgespülte Phrase sein. Alles im Sinne der Doktrin: Neuerungen um jeden Preis, irgendein selbstgestecktes Ziel erreichen, Verschlankung, jetzt, heute, sparen für den Haushalt 2026.
    Oder besser noch, Sie generieren eine Antwort mit einer KI. Vor diesem Hintergrund wäre nur eins sicher: Die Leitung der Staatsbibliothek wäre wohl besser in Händen einer selbstreferenziellen KI aufgehoben als eine Leitung, die scheinbar unaufhörlich, unerbittlich das Kulturwerk von Generationen und für Generationen breitschultrig, verheerend zerstört. Aber vielleicht täusche ich mich. Ich wünschte, ich täusche mich. Es ist ein Eindruck.

    Reißen Sie jetzt das Ruder herum! Bewegen Sie sich bitte deutlich im Fahrwasser der Wissensgesellschaft. Aufklärung, ermöglichen Sie durch den Wissensspeicher Debatten, Meinungsvielfalt auf demokratischem Boden. All dies braucht das Land. Die Grundlage hierfür sind die kulturellen Wissenspeicher; und nicht ihre fortschreitende Auflösung. Dafür braucht es qualifiziertes Personal, mit Fachwissen. Die meisten Stellen hierzu wurden ja leider schon abgewickelt. Die Lesesäle von fachkundigem Personal weitgehend befreit. Zu dieser Abwicklung von (einst teuer eingekauften!!) Ressourcen gehört wohl als weiterer Schritt die Aussonderung der offenkundig aus Ihrer Sicht „wertlosen Dubletten“.

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    • Barbara Heindl
      Barbara Heindl sagte:

      Liebe:r „Wissen und Denken“,

      ich fürchte, dass ich Ihren Ärger nicht besänftigen kann, dennoch: Die Aussonderung von Dubletten ist in Vorbereitung auf die Generalsanierung der Stabi in der Potsdamer Straße aus Platzgründen notwendig. Das hat nichts mit vermeintlich „wertlosen Dubletten“ zu tun, sondern ist realen Rahmenbedingungen geschuldet, die wir als Bibliothek – bei allem Engagement – nicht ändern können. Bei diesen Vorgängen geht kein Wissen verloren und Sie können die Titel nach wie vor aus dem Magazin bestellen.

      Ansonsten auf die Gefahr einer „hohlphrasigen“ Antwort hin: 99,9 % der Stabi-Mitarbeitenden inkl. der Leitungsebene bemühen sich jeden Tag mit großem Einsatz darum, dass die Bibliothek möglichst viele Anforderungen möglichst gut erfüllt. Das geht nicht ohne manches Rumpeln, nicht immer sind sich alle einig und nicht jede Veränderung mag mit etwas Abstand ideal sein. Leichtfertig werden Entscheidungen jedoch nicht getroffen und ich hoffe, dass Sie in Zukunft wieder zufriedener mit der Bibliothek sein können.

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    • Eine Leserin sagte:

      Vielen Dank liebe(r) Wissen und Denken!
      Senden Sie doch dieses tolle Schreiben an eine der großen überregionalen Zeitungen, Sie wissen schon…, damit das von mehr verständigen Menschen gelesen werden kann. Hier in diesem Blog ist es nur eine Handvoll, also hier geht es selbst bei absoluten Aufrege-Themen letztlich viel zu ruhig her. Beispiele Zweckentfremdung der Lesesäle, Abschaffung des verlässlichen StabiKats zugunsten eines viel unhandlicheren Ungetüms, bauliche Mängel aller Art sowieso.
      Das ist hier nur so ein internes Mini-Ventil, nutzlos leider.
      Was die große Menge der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen so denkt, kann man durchaus ahnen. Aber diese sind in der Hierarchie auch nicht frei…

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      • Dr. Julia Maas
        Dr. Julia Maas sagte:

        Liebe Leserin,
        als Mitarbeiterin der Stabi möchte ich Ihnen versichern, dass wir immer zu den Lesenden dieses Blogs gehören, weil Ihre Sicht als Nutzerin auf die Entwicklungen der Stabi für uns nicht nur wichtig ist, sondern leitend sein soll. Dass das nicht in allen Fällen möglich ist, lernen wir aus Ihren Reaktionen auf die – leider unumgängliche und nicht umkehrbare – Aussonderung von Dubletten; wir lernen daraus aber auch, dass wir Sie besser über die Hintergründe unseres Tuns informieren können. Kommen Sie in Zukunft gerne auch direkt auf mich zu, wenn ein Thema Sie aufregt. Im Gespräch lassen sich bessere Antworten und Lösungen entwickeln als im anonymen Austausch hier.
        Vielen Dank für Ihren Beitrag!

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  2. Tianjue Li sagte:

    Liebe Mitarbeiter:innen der Staatsbibliothek,
    sehr geehrte Herr Dr. Bonte,

    haben Sie besten Dank für die Offenheit und viele Möglichkeiten, die die Stabi vielen Leben schenkt. Nur wegen der Betroffenheit ihrer Leser:innen in der Potsdamer Straße und wegen des Ernsts der Sache möchte ich die folgenden Beobachtungen und Erfahrungen mit Ihnen teilen.

    Die Aussortierung der doppelten Bände aus der Potsdamer Straße aus Platzgründen, für die Vorbereitung der Generalsanierung und Modernisierung, die alle nachvollziehbar sind, führt dennoch bereits zur Zerstörung der Stabi (West) als ein guter Wissenschaftsstandort, als ein Wissensparadies.

    Als die Staatsbibliothek zu Berlin vor Harnacks Büste Goethe-Wörterbücher und Goethe-Handbuch aus ihrem Lesesaal aussonderte, verliert Berlin zu Friedenszeit einen Standort für die Goetheforschung. Bücher von solcher grundsätzlicher Bedeutung benötigen viele Forschende mehrmals jeden Tag – wie sollte man nun mit den leeren Regalen anfangen? Wie kann man ohne Schmerz und Sorge an den Bücherregalen vorbeigehen? Wer weiß, wie lange bleiben die Münchner Ausgabe, »Das europäische Sonett« noch in diesem Lesesaal? Sind solche Entbehrung und Bange zu dieser Zeit schon notwendig?

    Dies betrifft auch die Aussortierung der Zeitschriften aus der Präsenzbibliothek. Seit Monaten ist es in der Preußischen Staatsbibliothek leider nicht mehr möglich, ein einziges gedrucktes Exemplar von Merkur, Sinn und Form, Kursbuch, Schweizer Monat[shefte], Zeitschrift für Germanistik (und und und) zu finden. Auf den vertrauten Regalen liegen nun wortkarg nur Zettel mit einem Link. Digitale Angebote können die reale Welt bereichern, aber nicht wirklich ersetzen, genauso wie Facebook, X & Co. nie eine wahre Freundschaft ersetzen können.

    Jedes Buchexemplar hat sein eigenes Leben und wartet auf seine Leser:innen.
    Anstatt das Suchen und Finden zu erschweren, ist es nicht die Aufgabe einer guten Bibliothek das ungestörte Lesen zu ermöglichen und zu schützen? – Gerade in dieser Zeit, als einer der letzten Orte.

    Mit den besten Wünschen und Grüßen
    von einer Stabianerin

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    • Dr. Julia Maas
      Dr. Julia Maas sagte:

      Vielen Dank, liebe Tianjue Li,
      für Ihre Worte, aus denen eine sehr starke Verbundenheit mit der Stabi spricht. Sie haben vollkommen recht: Unser Auftrag ist es, das Suchen und v.a. das Finden zu erleichtern, den Zugang zu den immensen Wissensbeständen der Bibliothek einfach zu machen. Und wir bedauern, wie Sie, dass wir das aktuell nicht an allen Stellen einlösen können. Der scheinbar frühe Auszug der Bücher und insbesondere auch der Zeitschriften aus dem Lesesaal hat tatsächlich damit zu tun, dass wir uns dafür entschieden haben, die Bibliothek so lange wie möglich offen zu halten, zugänglich – auch zu dem Preis, dass damit die vorbereitungsintensiven, mehrstufigen Bestandsumzüge noch während der Nutzung des Lesesaals umzusetzen sind. Die Alternative, namentlich eine deutlich frühere vollständige Schließung der Gebäude für Sie, für unsere Nutzerinnen und Nutzer, zur Durchführung aller notwendigen Sanierungsvorbereitungen, schien uns noch viel weiter von unserem Auftrag entfernt. Ich hoffe, dass Sie diese Entscheidung nachvollziehen können. Eine Rückkehr der Zeitschriften in die Präsenzbibliothek ist auch vorgesehen, wir rechnen damit (nach leider auch dafür erforderlichen Umbauten) im Sommer 2025.
      Mit besten Grüßen
      Julia Maas

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  3. todendah sagte:

    Verständliche Aussonderung von Duplikaten aus dem Lesesaal-Bestand Potsdamer Straße! Auch wenn sich das Personal die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht haben wird.

    Viel Erfolg bei der Aktion!

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