Langfristige Herausforderung: Korrosion in batteriebetriebenen Klangbilderbüchern
Von Katja Szuba
Im Bestand der Kinder- und Jugendbuchabteilung befinden sich etwa 58 Klangbücher – Kinderbücher, in denen batteriebetriebene Klangmodule verbaut sind.
Diese modernen, seit der Jahrtausendwende produzierten Bücher werden in der Regel mit preiswerten Alkali-Mangan-Knopfzellen betrieben, wie sie häufig in Kinderspielzeugen anzutreffen sind. Dieser Umstand stellt eine besondere Herausforderung für die dauerhafte Aufbewahrung und Nutzung der Klangbücher dar.
Knopfzellen werden häufig in Kinderspielzeugen und Kleingeräten verwendet, wenn diese nur einen geringen Stromverbrauch haben. Zwar gelten Alkali-Mangan-Zellen als relativ auslaufsicher, ein langfristiger Schutz ist, gerade bei dauerhafter Lagerung, aber keinesfalls gewährleistet. Läuft eine Knopfzelle aus, so äußerst sich dies durch einen kristallinen Belag auf dem Batteriegehäuse oder an den Batteriepolen. Hierbei handelt es sich um den ausgelaufenen Elektrolyten Kaliumchlorid, der nach längerer Lagerung zu Kaliumcarbonat auskristallisiert und sich an der Oberfläche der Zelle ablagert. Einige der kleinen Batterien hatten sich bereits so aufgewölbt, dass der Isolationsring, der den Plus- und den Minuspol der Knopfzelle voneinander trennt, sichtbar wurde. Derartig beschädigte Knopfzellen sollten dringend entfernt werden. Sie beeinträchtigen nicht nur die Funktionsfähigkeit des Klangmoduls – bis hin zur kompletten Zerstörung, die ausgelaufene Batteriesäure kann bei Hautkontakt zudem reizend oder gar ätzend wirken.[1] Aus dem Batteriefach ausgetretene Batteriesäure könnte möglicherweise auch benachbarte Bände beschädigen.
Aus diesem Grund ist es notwendig, den Zustand der in Klangbüchern verbauten Knopfzellen bisweilen zu überprüfen und diese nötigenfalls auszutauschen.
Gleichzeitig müsste die Tatsache, dass in einem Exemplar Batterien enthalten sind, zuverlässig in einem zugehörigen Katalogeintrag vermerkt werden – dies zudem in einem Feld, welches auch für die Recherche indexiert und damit für zukünftige Nutzer*innen sichtbar ist.
Im Allgemeinen stellt sich die Frage, wie die Nutzung batteriebetriebener Medien im Bestand der Kinder- und Jugendbuchabteilung gehandhabt werden soll. Sollten Soundmodule lediglich regelmäßig auf Beschädigung überprüft und Knopfzellen ggf. ausgetauscht werden? Alternativ bestünde auch die Möglichkeit, Batterien grundsätzlich aus allen Klangbüchern zu entfernen und diese erst bei der Aushebung aus dem Magazin gesondert an Nutzer*innen herauszugeben. Der genaue Ablauf müsste in diesem Falle in einem eigenen Geschäftsgang sinnvoll geregelt werden.
Ein langfristiges Problem ist zudem, dass bestimmte Knopfzellentypen in Zukunft vom Markt genommen werden könnten. Hier müsste dann ein geeigneter Ersatz gefunden werden, damit heute produzierte Klangmodule auch in Zukunft nutzbar bleiben[2]. Eine nachhaltigere Lösung wäre auch die Verwendung aufladbarer Knopfzellen-Akkus. Natürlich muss auch in diesem Fall der genaue Ablauf des Einbaus und die notwendige Aufladung der Akkus im Voraus geregelt und festgelegt werden.
Gegenüber den kurzlebigen batteriebetriebenen Soundmodulen sind konventionelle Klangbücher mit eingebauten aufziehbaren mechanischen Spieluhren eine aus konservatorischer Sicht deutlich bessere Alternative: Ganz im Gegensatz zu den billigen mikroelektronischen Bauteilen moderner Klangbücher, kann den Aufziehmechanismen im Falle einer Beschädigung manchmal auch nach über 100 Jahren in der Restaurierungsswerkstatt noch einmal ein neues Leben eingehaucht werden.[3]
Im Rahmen ihres Schülerpraktikums unterstützten uns in diesem Zusammenhang Jossi Reiniger (2017) und Marieke Sugg (2024). Herzlichen Dank noch einmal an beide sowie an unsere FaMI-Auszubildende Katja Szuba für diesen Beitrag!
[1] UMWELTBUNDESAMT: Ausgelaufene Batterien, Gefahrenpotenzial und sicherer Umgang. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, 21.09.2018. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/ausgelaufene-batterien-akkus [Zugriff am 21.05.2024]
[2] PUTJENTER, Sigrun: Wie man es auch zieht, dreht oder wendet – hier stecken die Herausforderungen Spielbücher in der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. In: kjl & m, 3 (2021), S. 49-55.
[3] POHLMANN, Carola & Sonja Brandt: „Eine Reise durch Afrika“ : Die Erwerbung und Restaurierung eines Papiertheaters. In: Bibliotheksmagazin, 1 (2012), S. 31-35. Verfügbar unter: https://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/ueber_uns/Publikationen/Bibliotheksmagazin/Bibliotheksmagazin_2012_1.pdf [Zugriff am 21.05.2024] – Melodie der Spieluhr unter: https://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/kinderbuchabteilung/audio/Spieluhr.mp3
Eine regelmäßige Überprüfung ist nicht zielführend – vom Aufwand einmal ganz abgesehen – da derartige Defekte nicht absehbar sind und überraschend auftreten. Hier hilft nur die vollständige Entfernung der Zellen bzw Batterien. In unserer Sammlung verfahren wir entsprechend, zuvor nehmen wir eine Funktionsprüfung vor (auch Soundchips unterliegen der Alterung) und vermerken den Zustand in unserem Katalog. In einigen Fällen nehmen wir auch eine akustische ‚Autopsie‘ vor und legen dazu mp3 files an, im Katalog findet sich dazu ein qr Verweis, mit dem die files aus dem Katalog heraus abgerufen werden. Da viele soundchips baugleich sind hält sich der Aufwand in Grenzen. Ähnliche Probleme ergeben sich auch bei batteriebetriebenen Spielzeugen, weshalb zB das Spielzeugmuseum in Nürnberg ebenfalls Klangfiles anlegt mit anschließender Entfernung. Auch bei der DNB werden die Batterien grundsätzlich entfernt.
Eine regelmäßige Überprüfung ist für uns auch leider gar nicht darstellbar. Vielen Dank daher für Ihren Tipp! Die Idee werden wir weiterverfolgen.