LESE-LANDSCHAFT: Die Staatsbibliothek von Hans Scharoun im Juli 2004
Freitag, 9. Juli 1964 – Hans Scharoun erhält den 1. Preis im Wettbewerb um den Neubau der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Es ist dies ein Datum, das 40 Jahre später – ab 9. Juli 2004 – Rückschau und Ausblick verdient. Denn mit dem Start zum Bau der Bibliothek an der Potsdamer Straße im damaligen West-Berlin verknüpft sich beides, Bibliotheks- und Architekturgeschichte.
Für die Bibliothek markiert die Preisverleihung das absehbare Ende einer langen Odyssee einzigartiger Handschriften und Druckwerke, die der Zweite Weltkrieg weit über Stadt- und Landesgrenzen verstreut hatte. Kostbarste Bücher, sofern sie den Krieg überstanden hatten, erhielten ein neues, endgültiges Zuhause. „Bewegte Geschichte" heißt denn auch das erste Kapitel der Tafel-Ausstellung, das den schwierigen Weg von der zerrissenen Bibliothek eines zerrissenen Landes bis zur Einweihung des Neubaus nachvollzieht.
Mit seiner Beteiligung am Wettbewerb betritt der 70-jährige Hans Scharoun ihm vertrautes Terrain. Wie ein roter Faden begleitet die Ausstellung Scharouns Vorstellungswelt von Stadtlandschaften im Zusammenklang mit Bauten für die Gemeinschaft: Von seinen freien Aquarellen der frühen Jahre, die ideale Monumentalbauten für die Bevölkerung kreieren, über seine Entwürfe und zahlreichen Wettbewerbsbeiträge zu Theater und Konzerthaus, bis hin zum konkreten Bemühen, mit einem stadträumlichen „Kulturellen Band" Berlin zugleich zu einer neuen kulturellen Identität zu verhelfen.
Fast am Ende seines Lebens werden all seine, der Bibliothek vorausgehenden Ideen Wirklichkeit. Die Präsentation veranschaulicht die Herausforderung, die die Bauaufgabe stellt: Den Bau einer zukunftsorientierten wissenschaftlichen Universalbibliothek, städtebaulich eingebunden in ein kulturelles Forum, das noch brach liegt, doch bereits erdacht ist. Anschaulich dokumentiert die Ausstellung das 11-jährige Baugeschehen und lässt dabei in Wort und Bild Scharoun ebenso zu Wort kommen wie seine Preisrichter. Sie präsentiert darüber hinaus den notwendigen Wandel des Gebäudes, will es heutigen, aber auch zukünftigen Anforderungen an den modernen Bibliotheksbetrieb genügen.
Schließlich rückt die Ausstellung Farbe, Form und Materialen in das Blickfeld des Betrachters. Denn von Beginn an bezieht Scharoun einzelne Gestaltungselemente in seine Planungen ein, ohne diesen eine optische Dominanz zu verleihen; Steinböden im Foyer, Wände aus Glasbausteinen oder auch die geschickte Lichtarchitektur dringen eher unmerklich in das Bewusstsein des Besuchers.
Der Ausstellungs-Rundgang umfasst insgesamt 19 großformatige Tafeln mit kurzen Erläuterungstexten und 120 Reproduktionen von historischen Fotos, Entwürfen, Bauplänen und Modellen. Sie lassen den Besucher an einer einzigartigen Geschichte der Bibliothek, ihres Architekten und eines seiner architektonischen Meisterwerke teilhaben. Die Präsentation, die nicht zuletzt ein Stück Stadt- und Architekturgeschichte dokumentiert, ist in der Eingangshalle des Hauses Potsdamer Straße zu sehen, der Eintritt ist frei.
Anfragen zu Führungen
Olaf Eigenbrodt, Robert Zepf
Tel. 030 – 266 2351 / 0160 – 47 08 47 1 / Fax 266 3004
Eingangshalle
Haus Potsdamer Straße
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 9-21 Uhr,
Samstag 9-19 Uhr
sonn-und feiertags geschlossen
Eintritt frei
Zu dieser Ausstellung erscheint ein Katalog.
Erhältlich im Bibliotheksshop der Staatsbibliothek, über Online-Bestellung (zuzüglich Versandkosten, keine Kartenzahlung möglich) sowie im Buchhandel.
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