Klein, schmal und äußerst wertvoll: Unbekannte mittelalterliche Handschrift nun in Berlin

Klein, schmal und unscheinbar – so zeigt sich eine über 700 Jahre alte mittelalterliche Sammelhandschrift, die mit ihren drei amourösen Versgedichten die germanistische Forschung beflügeln wird. Nun ist sie in öffentlichem Besitz.

„Keine germanistische Forschung wird mehr an dieser Handschrift vorbeikommen,“ zitiert Barbara Schneider-Kempf, die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, die Wissenschaftler, die die Geldgeber im Vorfeld dieser spektakulären Erwerbung berieten. Gemeinsam finanzierten die Kulturstiftung der Länder, die Bernd H. Breslauer Foundation (New York), die Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. und die Bibliothek selbst diesen Ankauf aus italienischem Besitz und brachten so die bis dato völlig unbekannte Sammelhandschrift aus dem späten 13. Jahrhundert in öffentlichen Besitz. Von den auf 16 Blättern enthaltenen drei mittelhochdeutschen Verserzählungen, „Mären“, war eine bisher völlig unbekannt.
Das Bändchen war mit 7,5 x 5,5 cm gerade groß genug, um vom Besitzer im Gewand oder Gepäck mitgeführt zu werden. Von wem und für wen die Mären geschrieben wurden, ist nicht bekannt, vermutlich stammen sie aus Bayern. Enthalten sind drei Erzählungen, zwei erotische sowie eine zutiefst keusche. Rote Verzierungen schmücken die mit brauner Tinte verfassten Texte, an vielen Stellen füllen rote Schlängellinien die Räume zwischen den Zeilen. Der Pergamentumschlag enthält einige Wurmspuren, für eine Handschrift aus dem späten 13. Jh. ist sie insgesamt in einem guten Zustand.
Die Handschrift steht nun im Kontext von über 2.000 deutschen Handschriften des Mittelalters, die in der weltweit größten Sammlung deutscher Handschriften in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt werden.
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