Neubau Magazingebäude für die Staatsbibliothek zu Berlin in Friedrichshagen vom 29. Juli – 13. August 2005
Münchner Architekt Eberhard Wimmer baut das neue Speichermagazin in Friedrichshagen
Mehr Platz und Sicherheit für Wissensspeicher
Die Speicherbibliothek der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) am neuen Depotstandort in Berlin-Friedrichshagen (im Stadtteil Treptow- Kopenick) wird nach Plänen des Münchener Architekten Eberhard Wimmer gebaut. Für seinen Entwurf hat sich das neunköpfige Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Florian Nagler gestern zum Abschluss seiner zweitägigen Sitzung entschieden. Das Bauwerk wird die Magazine der Staatsbibliothek zu Berlin und des Ibero-Amerikanischen Instituts sowie den Sitz des Bildarchivs Preußischer Kulturbesitz beherbergen. Die Baumaßnahme für insgesamt 12 Mio. Bände wird in drei Phasen realisiert. Im ersten Bauabschnitt, der bis 2009 fertig gestellt wird, werden auf einer rund 43.000 qm großen Nutzfläche 6 Mio. Bände unterzubringen sein. Der zweite Bauabschnitt soll bis 2035, der dritte bis 2060 realisiert werden. Auf dem 123.000 qm großen Gelände beabsichtigt die Stiftung darüber hinaus in einem weiteren Verfahren Depotgebäude für die Staatlichen Museen zu Berlin zu errichten.
Das nun zu erstellende Magazingebäude trägt dem ständigen Wachsen der Bestände Rechnung. Bei der Staatsbibliothek kommen jährlich rund 120.000 Bände hinzu und es ist abzusehen, dass ihre Magazine bis 2010 voll sein werden. In dem neuen Gebäude werden für die Staatsbibliothek (Gesamtbestand derzeit uber 10 Mio. Bände) rund 32.000 qm, für das Ibero-Amerikanische Institut rund 8.000 qm und für das Bildarchiv rund 3.000 qm zur Verfügung stehen.
Berlin-Friedrichshagen wird zukünftig der Ort für die groß angelegten Depots der gesamten Stiftung Preußischer Kulturbesitz sein. Die Stiftung reagiert mit dieser Entscheidung nicht nur auf die absehbaren Kapazitätsgrenzen bestehender Depots, sie schafft auch neue Perspektiven fur innerstädtische Standorte. Hochwertige Grundstücke der Stiftung in den Zentren der Stadt sollen in Zukunft möglichst wenig fur platzintensive Depoträume verwendet werden.
Das Grundstück ist eine Bundesliegenschaft am Fürstenwalder Damm / Müggelseedamm. Bereits in der DDR befanden sich hier wissenschaftliche Einrichtungen: In den 1950er Jahren wurde es erstmals zur Unterbringung des Amtes fur Standardisierung, Mess- und Regelwesen bebaut. Die noch vorhandene Bausubstanz eignet sich aufgrund ihrer ursprünglichen funktionalen Bestimmung jedoch nicht für eine Weiternutzung als Magazingebäude, so dass sie für den Abriss freigegeben ist. Das neue Gebäude wird die besonderen Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Klimatisierung, Beleuchtung und Funktionalität berücksichtigen. Neben großen und komplexen Rollregal- und Buchförderanlagen werden beispielsweise für das Bildarchiv modernste Arbeitsplätze für die konservatorischen und restauratorischen Aufgaben hergerichtet.
Die Entscheidung für das Münchener Architekturbüro Wimmer ist das Ergebnis eines vom Bundesamt fur Bauwesen und Raumordnung (BBR) organisierten beschränkten Realisierungswettbewerbs mit vorgeschaltetem offenen Bewerberverfahren, an dem sich 230 Büros beteiligten. Ein vom Preisgericht unabhangiges Auswahlgremium wählte aus dem Bewerberkreis 30 Teilnehmer für den Wettbewerb aus: die 15 bestplatzierten Architekturbüros sowie 15 weitere Wettbewerbsteilnehmer, die durch ein Losverfahren ermittelt wurden. Damit ist dem Anliegen Rechnung getragen worden, dass auch kleinere Büroorganisationen bzw. Berufsanfänger die Chance zur Beteiligung am Wettbewerb erhalten.
Die zum Teil aus dem Ausland eingereichten Beiträge zeigten insgesamt eine hohe Entwurfsqualität. Nach zwei Rundgängen konnten sich sechs Entwürfe für die abschließende Prämierung qualifizieren, wobei nach eingehender Stellungnahme der Sachverständigen insbesondere zu den Fragen der Wirtschaftlichkeit und Funktionalität die beiden Erstplazierten mit Abstand und einstimmig die Zustimmung des Preisgerichts erhielten.
Folgende sechs Architekturbüros wurden bei dem mit 150.000 € dotiertem Wettbewerb prämiert:
1. Preis: Eberhard Wimmer Architekten BDA, München
2. Preis: LORBER + PAUL Architekten GbR, Köln
3. Preis: Nicht vergeben.
4. Preis:
Spengler Wiescholek Architekten Stadtplaner, Hamburg; Paul Bretz, Architekt, Luxembourg; gmp Architekten Gerkan, Marg und Partner mit Stephan Schütz, Berlin; HG Merz GmbH, Stuttgart
Das Preisgericht begründet seine Entscheidung für Eberhard Wimmer wie folgt (Auszug): "Die Idee, für die Sicherung und Konservierung von kostbaren Gütern ein >Perpetuum-Gebäude<, ein Gebäude von langer Dauer zu errichten, trägt und ist in der vorgeschlagenen Form, sowohl im Hinblick auf den Städtebau, die funktionale Zuordnung bis hin zur Materialität schlüssig. Die Magazinbereiche erlauben mit den Lichthöfen und den zugeordneten Sortierstellen ein angenehmes und effektives Arbeiten. Ihre Konstruktion ist denkbar einfach, logisch und konsequent. Der Entwurf lässt einen wirtschaftlichen Bau, aber auch niedrige Bauunterhaltskosten erwarten." Im Anschluss an das Preisgericht erklärte Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Mitglied des Preisgerichts: "Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Entwurfsqualität vereint der ausgewählte Entwurf auf hohem Niveau. Die Stiftung, das kann ich bereits sagen, wird der Empfehlung des Preisgerichts folgen und den Entwurf von Eberhard Wimmer realisieren. Damit haben sich die Zukunftsperspektiven für die Einrichtungen der Stiftung weiter deutlich verbessert." Florian Mausbach, Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung und ebenfalls Mitglied des Preisgerichts sagte zum nunmehr abgeschlossenen Wettbewerb: "Wir als Auslober waren angenehm überrascht, dass sich die — auch internationalen — Teilnehmer nicht von der sehr funktionalen Aufgabenstellung haben abschrecken lassen, sondern Entwürfe eingereicht haben, die vor allem auch der inhaltlichen Bedeutung der Nutzung Rechnung tragen. Geht es doch um die langfristige sichere Verwahrung von Kulturgütern." Die Wettbewerbsarbeiten werden vom 29. Juli 2005 bis 13. August 2005 im Ausstellungsraum der Staatsbibliothek zu Berlin am Kulturforum ausgestellt. Die Ausstellung wird am 28. Juli 2005 um 11:30 Uhr durch den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann und den Präsidenten des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Florian Mausbach, in Anwesenheit des Preisgerichtsvorsitzenden und der Preisträger eröffnet. Einladung folgt. Abbildungen der prämierten Wettbewerbsarbeiten in reprofähiger Auflösung können ab dem25. Juli auf der folgenden Internetseite abgerufen werden: http://www.bbr.bund.de/neues.htm#Baubereich Berlin, 1. Juli 2005
Haus Potsdamer Straße 33
Ausstellungsraum und Eingangshalle
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 9 – 19 Uhr
sonn- und feiertags geschlossen
Eintritt frei
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