Religiöses Schrifttum in Bulgarien – Ausstellung verlängert bis zum 7. Januar 2006
Religiöses Schrifttum in Bulgarien
Die Alphabetisierung der Bulgaren geht auf die beiden Slawenapostel Kyrill  und Methodius zurück, die im neunten Jahrhundert gewirkt haben. Sowohl die  Bulgaren als auch die Makedonen erheben Anspruch auf die beiden, aber es gibt  keinen Hinweis, zu welcher Nation sich die Apostel zugehörig fühlten. Sie waren  jedenfalls aus der Gegend von Thessaloniki und haben die dortige südslawische  Mundart unter allen Slawen als Kirchensprache verbreitet. In Bulgarien wird  diese Sprache als Altbulgarisch und in der deutschen Slawistik als  Altkirchenslawisch bezeichnet.
Als Schrift entwarfen Kyrill und Methodius die  Glagoliza, ein aus Kringeln bestehendes Alphabet, das offensichtlich keine  Vorlage hatte. Einige Jahrhunderte blieb die Glagoliza bei den Slawen im  Gebrauch. Dann wurde sie von der Kyrilliza verdrängt, einer Schriftart, die im  neunten und zehnten Jahrhundert in Bulgarien aufkam und auf der griechischen  Majuskelschrift basierte.
Damit waren die Sprache, die Alphabete und die  orthodoxe Ausrichtung der altbulgarischen Literatur vorgegeben, und so blieb es  bis ins neunzehnte Jahrhundert, denn die Ausbreitung des  christlich-manichäischen Bogumilentums im mittelalterlichen Bulgarien war nur  aus orthodoxen Gegenschriften bekannt. 
Durch die osmanische Eroberung kam  der Islam ins Land. Heute leben noch eine Million muslimische Türken in  Bulgarien. Es gibt aber auch muslimische Bulgaren, die Pomaken genannt werden.  Mehrheitlich sind es die Nachfahren der Bogumilen.
Erst Ende des neunzehnten  Jahrhunderts kam es in Bulgarien zum Kulturkampf. Das Volksidiom wurde zur  Literatursprache und die Kyrilliza als Schrift eingeführt. Bald gab es mehr  Gedichtbände und Heimatgeschichten auf dem Buchmarkt als religiöse  Darstellungen. Durch die Öffnung der Gesellschaft konnten sich neben der  orthodoxen Kirche auch andere Glaubensgemeinschaften behaupten.
Seit 2003 ist  ein neues "Gesetz über die Glaubensbekenntnisse" in Kraft. Heute ist Bulgarien  ein pluralistisches Land, in dem die Glaubensfreiheit herrscht. Neben den  etablierten Religionen gibt es eine Reihe von Glaubensgemeinschaften, die in  zahlreichen Publikationen um ihren Glauben oder ihre Weltanschauung werben.  Mittlerweile publizieren andere Glaubensgemeinschaften mehr Titel als die  Bulgarische Orthodoxe Kirche. Und doch nahm und nimmt eben diese Kirche einen  besonderen Platz in Bulgarien ein. Im Artikel 10 des oben genannten Gesetzes  steht, dass das traditionelle Glaubensbekenntnis in der Republik Bulgarien die  östliche Orthodoxie sei und dass die Bulgarische Orthodoxe Kirche sowohl eine  historische als auch eine aktuelle Bedeutung für den bulgarischen Staat habe.  
Entsprechend ihrer historischen und heutigen Bedeutung werden in der  Ausstellung vorwiegend und doch nur in begrenzter Auswahl die Veröffentlichungen  der Bulgarischen Orthodoxen Kirche gezeigt. Damit wird eine Zeitspanne von den  Anfängen des bulgarischen Schrifttums bis zur Gegenwart erfasst. Daneben werden  auch nur in begrenzter Auswahl die Publikationen anderer Kirchen und Religionen  einbezogen, die ausnahmslos gegenwärtigen Bezug haben oder in ihren  Darstellungen in die jüngste Vergangenheit zurückreichen.
Die Exponate  stammen zur einen Hälfte aus der Privatsammlung von Prof. Dr. Hans-Dieter  Döpmann und zur anderen Hälfte aus den Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin.  Neben Büchern werden auch Zeitungen, Zeitschriften, Broschuren, Kalender und  Prospekte ausgestellt. Zusätzlich gibt eine Wandkarte Auskunft über die  Verbreitung der Glaubensgemeinschaften in Bulgarien.
Zu der Ausstellung  erschien ein Katalog, der von Prof. Dr. Hans-Dieter Döpmann verfasst wurde und  für 4,20 € im Osteuropa-Lesesaal erhältlich ist.
Foyer des Osteuropa-Lesesaals  
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 9 – 21 Uhr,
Samstag 9 – 19  Uhr,
sonn- und feiertags geschlossen
Eintritt frei

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