Vor Weihnachten noch eben schnell die Welt retten? (Teil 2) Literatur zum Klimawandel in der Staatsbibliothek
Die UN-Klimakonferenz ist vorüber, die mediale Aufmerksamkeit für Klimawandel und Klimaschutz lässt wieder nach. Sollte die Berichterstattung jedoch Ihr wissenschaftliches Interesse geweckt haben, finden Sie in der Staatsbibliothek selbstverständlich Bestände zu diesen Themen. Dieser Blogpost stellt einige davon vor. Insbesondere geben wir Empfehlungen zu Literatur, die einen Einstieg in den Stand der Wissenschaft und der gesellschaftlichen Debatte zum Thema ermöglicht. Außerdem zeigen wir eine Möglichkeit, wie Sie die Funktionen unseres Katalogs nutzen können, um innerhalb großer Bestände schneller die für Sie relevante Literatur zu finden.
„Was haben Sie denn so zu dem Thema?“ – Bestände zu Klimawandel und Klimaschutz in der Staatsbibliothek
Durch die kürzlich zu Ende gegangene Weltklimakonferenz waren Klimawandel und Klimaschutz in den letzten Wochen in den Medien sehr präsent. Diese Aufmerksamkeit erhöht auch die Nachfrage nach wissenschaftlichen Informationen zu diesen Themen.
Als wissenschaftliche Universalbibliothek erwirbt die Staatsbibliothek auch interdisziplinäre wissenschaftliche Literatur zu Klimawandel und Klimaschutz. Entsprechend unseres Erwerbungsprofils liegt der Schwerpunkt dabei auf der Klimawirkungsforschung sowie der Klimapolitik und anderen nicht-technischen sowie sozial- und kulturwissenschaflichen Aspekten des Klimaschutzes.
Sie möchten einen Eindruck von unseren Beständen zum Thema Klimawandel bekommen? Probieren Sie doch einmal den stabikat+ aus. Dort sind nicht nur Printmedien, sondern neben vielen anderen Quellen auch elektronische Ressourcen und einzelne Aufsätze aus Fachzeitschriften nachgewiesen. Dadurch erzielen Sie bei einer Suche natürlich zunächst sehr viele Treffer. Die große Treffermenge lässt sich aber einfach und nach vielen Kriterien filtern.
Wenn Sie ausschließlich Monographien, Sammelbände und Handbücher zum Thema suchen, bietet sich eine Suche in unserem klassischen Online-Katalog, dem stabikat, an. Eine einfache Suche (also eine Suche über alle indexierten Felder unseres Katalogs), zum Beispiel nach „Klimawandel“, zeigt Ihnen die Vielfalt unseres Bestands.
„Und wenn ich was Bestimmtes suche?“ – Ein Tipp zur Katalogrecherche
Für alles andere brauchen Sie angesichts der Anzahl der Nachweise allerdings eine gezieltere Suchstrategie. Eine mögliche Abfrage im stabikat, mit der Sie passend zur Klimakonferenz Literatur zur Klimaschutzpolitik finden, wäre eine Suche ausschließlich in den Stich- und Schlagworten nach „Klimaschutz“. Diese liefert aber immer noch über 450 Treffer, von denen nicht alle für Ihre Suche relevant sind. Anschließend können Sie in der „Sachlichen Suche ab 1946“ (im Interface links) unter „43 Umweltforschung, Umweltschutz“ die Systemstelle „43.30 Umweltpolitik“ wählen. Dort finden Sie über 2.300 Nachweise aus allen Bereichen der Umweltpolitik. Nun können Sie auf „Suchgeschichte“ klicken und beide Ergebnis-Sets mit der logischen Operation „und“ verknüpfen, so dass Ihnen nur die Treffer angezeigt werden, die in beiden Sets enthalten sind. Damit reduziert sich die Anzahl der Treffer auf knapp über 100. Sie haben zwar sehr wahrscheinlich nicht alle relevanten Bücher gefunden, aber dafür sind fast alle, die Sie gefunden haben, auch wirklich relevant.
Sie möchten noch genauer wissen, wie Sie mit unseren Katalogen effektiv recherchieren können? Dann besuchen Sie doch eine unserer wöchentlichen Einführungen. Oder Sie möchten noch weitere Kniffe der Katalog- und Datenbankrecherche erlernen? Dann freuen wir uns, Sie in einem weiterführenden Rechercheworkshop begrüßen zu dürfen. Mit Fragen zur allgemeinen Recherche können Sie sich auch jederzeit an die Auskunft im Lesesaal wenden, die Kolleginnen und Kollegen helfen Ihnen gerne weiter. Mit fachlichen Fragen zur Literatur zum Klimawandel wenden Sie sich an das Fachreferat Umweltwissenschaften, am besten online über das Auskunftsformular.
„Das ist aber trotzdem ganz schön viel, haben Sie nicht ein paar Literaturempfehlungen?“
Aus der Fülle unserer Bestände möchten wir Sie auf einige Titel hinweisen, die einen wissenschaftlich fundierten Einstieg in das Thema sowie in die aktuelle Debatte ermöglichen. Eine solche Auswahl bleibt natürlich trotz aller Sorgfalt bis zu einem bestimmten Grad willkürlich und andere, hier nicht erwähnte Bücher sind nicht notwendigerweise schlechter.
Wenn Sie nur ein Buch lesen wollen und deshalb auf der Suche nach einer knappen Überblicksdarstellung sind, die möglichst alle Bereiche abdeckt:
Stefan Rahmstorf und Hans Joachim Schellnhuber, Der Klimawandel. München: Beck, 2006.
Auf etwa 140 Seiten geben die beiden international ausgewiesenen Physiker vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen Überblick über das gesicherte Wissen, den Stand der Forschung und politische Handlungsmöglichkeiten zur anthropogenen Erderwärmung. Vor mittlerweile neun Jahren zuerst erschienen, aber im Wesentlichen immer noch aktuell und seitdem immer wieder neu aufgelegt.
Wenn Sie etwas mehr Zeit mitbringen:
David Archer und Stefan Rahmstorf, The climate crisis. Cambridge: Cambridge Univ. Press, 2010. Hans Joachim Schellnhuber, Selbstverbrennung. München: Bertelsmann, 2015. Naomi Klein, This changes everything. New York: Simon & Schuster, 2014.
The climate crisis ist ebenfalls eine Überblicksdarstellung aus der Feder des Potsdamer Klimaphysikers Stefan Rahmstorf, der hier gemeinsam mit dem renommierten Geologen David Archer von der University of Chicago schreibt. Der Band fällt aber im Vergleich mit Der Klimawandel mit 250 Seiten großzügiger aus. Zudem liegt der Schwerpunkt deutlicher im Bereich der Klimaforschung im engeren Sinne. Klimaphysikalische und erdgeschichtliche Grundlagen finden ebenso ihren Platz wie der Stand der Forschung zu Klimafolgen und Prognosen. Kapitel zur Geschichte der Klimaforschung und zu Handlungsmöglichkeiten runden das Buch ab.
Im Gegensatz dazu sind Selbstverbrennung und This changes everything aktuelle (aber mit über 700 und über 500 Seiten trotzdem sehr ausführliche) Debattenbeiträge. In beiden geht es vor allem um die Fragen „Warum hat sich bisher so wenig getan?“ und „Was tun?“, dies jedoch aus verschiedenen Perspektiven. Der Physiker und Politikberater Hans Joachim „John“ Schellnhuber ist seit langem ein wichtiger Akteur der Klimaforschung und der internationalen Klimapolitik. Die kanadische Publizistin und Aktivistin Naomi Klein hingegen ist eine einflussreiche Stichwortgeberin der Alterglobalisierungsbewegung. Beide argumentieren faktenreich, kommen aber auf Basis derselben Fakten zu divergierenden Ergebnissen. Während Schnellnhuber seine Hoffnung weiterhin auf internationale Abkommen setzt, spricht sich Klein für Graswurzelaktivismus aus. Man muss mit den Autoren nicht übereinstimmen, aber beide Bücher sind in jedem Fall Zeitdokumente und damit wichtige Quellen für die Forschung. Sie markieren verschiedene Positionen innerhalb der wissenschaftlich informierten gesellschaftspolitischen Debatte zum Klimawandel, geschrieben von zwei profilierten Persönlichkeiten, die sehr unterschiedliche Strömungen der Klimaschutzbewegung vertreten.
Sowohl The climate crisis als auch This changes everything finden Sie in unserem Bestand. Selbstverbrennung ist zur Erwerbung vorgesehen.
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