Vortrag am 29.4.2010 um 18 Uhr: „Im Wartesaal“ – Jüdische Selbstbehauptung im Nachkriegsdeutschland
Vortrag
29. April 2010 um 18 Uhr
"Im Wartesaal" — Jüdische Selbstbehauptung im Nachkriegsdeutschland: Bildung, Kultur und Medien der Überlebenden in den DP-Lagern
Angelika Königseder und Juliane Wetzel
Zentrum für Antisemitismusforschung Berlin
Ausstellungsraum
Haus Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Eintritt frei
Präsentation
29. und 30. April 2010
"Scheite, dem Feuer entrissen…" Jüdische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland und ihre Bücher 1945 -1950
Seit Ende des Jahres 2009 wird – mit außerordentlicher Unterstützung durch einen Antiquar aus Strasbourg – in der Orientabteilung eine neue Sammlung aufgebaut, welche seltene, in den jüdischen DP-Lagern publizierte hebräische und jiddische Literatur umfasst.
Von 1945 bis 1950 bestanden in der amerikanischen und in der britischen Zone Camps für Displaced Persons (DP). In den Lagern für jüdische DP trafen Menschen ein, die die Arbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager überlebt hatten, die in den Untergrund und in den aktiven Widerstand gegangen waren, später auch Personen, die vor den in Osteuropa erneut aufflammenden Pogromen in die westlichen Besatzungszonen flohen.
Nur wenige jüdische Überlebende führten Bücher mit sich; so erschienen in den DP-Lagern und in deren Nähe rund 400 Titel neu, von denen die Staatsbibliothek jetzt — dank der großzügigen Unterstützung der Martin-Breslauer Stiftung (New York) – 200 besitzt.
In kleinen Auflagen und auf schlechtem Papier gedruckt, haben sich nur wenige Exemplare der in den Lagern benutzten Publikationen in meist prekärem Zustand erhalten. Die theologische Literatur – Bibeln, Gebetbücher, Talmudtraktate und Schriften zur religiös vorgeschriebenen Lebensführung – ist fast ausnahmslos in Hebräisch verfasst. Die säkulare Literatur umfasst Zeitungen, Propagandaschriften der verschiedenen zionistischen Gruppen, Lehrbücher, zahlreiche Berichte über das Leben und Sterben in den Ghettos und Lagern sowie vom Überleben in den Wäldern, Lieder und vieles mehr — diese Literatur ist in jiddischer Sprache verfasst.
In der Reihe "Literatur im Foyer" sind in acht Vitrinen 35 Drucke ausgestellt, die zwischen 1945 und dem Beginn der 50er Jahre in verschiedenen DP-Lagern veröffentlicht wurden. Darunter sind der 1948 in München erschienene 19-bändige Babylonische Talmud, der sog. "Survivors‘ Talmud", die überaus seltene "Ergänzung der Pessach-Haggadah" ("Mussaf le-Haggadah shel Pessach") von 1946 sowie das vollständige, von Rabbiner Abraham J. Klausner, Armee-Geistlicher der US-Army, angefertigte Namensverzeichnis der Überlebenden in den anglo-amerikanischen Besatzungszonen aus dem Jahr 1945.
Neben Exemplaren von Lagerzeitungen werden in der Ausstellung auch zahlreiche Dokumentationen in Wort und Bild der Shoa gezeigt, die beim Nürnberger Prozess als Beweismaterial Verwendung fanden, beispielsweise der äußerst seltene Bildband "Unser churban in bild" ("Unsere Vernichtung im Bild"), 10 Bände der Reihe "Fun leztn churban" (Von der Vernichtung in den letzten Jahren"), und die Aufzeichnungen des legendären Partisanenführers S. Kaczerginski "Partizaner geien…".
Staatsbibliothek zu Berlin
Haus Potsdamer Straße 33
Foyer
10785 Berlin
9 bis 21 Uhr
Donnerstag 29.4. und Freitag 30.4.2010
Eintritt frei Pressemitteilung
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