2 Werkstattgespräche am 15. November im Haus Unter den Linden
Friedrich Wilhelm von Egloffstein und die Kartierung des Wilden Westens (um 17.30 Uhr)
– Prof. Dr. Imre J. Demhardt –
Berühmtheit erlangte die Expedition über den Colorado-River von John Wesley Powell, der 1869 mit vier Holzbooten den Fluss erkundete. Doch bereits einige Jahre zuvor war eine wissenschaftlich ambitionierte Erkundung unter Joseph Christmas Ives in das Gebiet vorgedrungen, bei der umfangreiche Vermessungen vorgenommen worden waren. Die Messergebnisse wurden schließlich von Friedrich Wilhelm von Egloffstein kartographisch umgesetzt, wobei ihre ansprechende Reliefdarstellung besonders hervorzuheben ist. Egloffstein hat an mehreren Expeditionen und Vermessungen des amerikanischen Westens teilgenommen. In der Kartenabteilung sind einige seiner Karten erhalten, ebenso eine Abschrift seiner Erläuterung zur Karte des Gran Cañons. Prof. Demhardt stellt Werk und Verfasser vor.
Zum Vortrag werden Karten und Atlanten aus dem Bestand der Kartenabteilung ausgelegt und präsentiert.
Imre J. Demhardt ist Professor und Garrett Endowed Chair für Geschichte der Kartographie an der Universität Arlington, Texas. Zeitlicher Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten ist das 19. Jahrhundert, insbesondere die Kolonialkartographie Afrikas. Aber auch das Wirken Alexander von Humboldts oder August Petermanns ziehen sein Forschungsinteresse an. Seit seiner Berufung nach Arlington ist die Kartographie der Pioniere des amerikanischen Westens in seinen Fokus getreten.
„Die Zeit um 1670: Ein Wendepunkt der abendländischen Geschichte und Kultur?“ (um 18.15 Uhr)
– Prof. Joseph S. Freedman –
Die Zeit um 1670 ist für zahlreiche Fortschritte auf dem Gebiet der Mathematik und der Naturwissenschaften bekannt. Dieser Vortrag stellt weitere, bislang weniger beachtete historische und kulturelle Neuerungen aus jener Zeit in den Vordergrund.
Dazu gehören:
- philosophische Abhandlungen über novitas, curiositas, die Freiheit des Philosophierens und die Frau und Weiblichkeit
- neue Methoden, Sammlungen von Büchern und Realien zu ordnen
- neue Entwicklungen in der Rechtstheorie, die mit der Institutionalisierung von „absolutistischen“ Regierungen einhergehen
Zu diesen Neuerungen stellen sich verschiedene Fragen:
- Haben diese Neuerungen wesentliche oder nur oberflächliche Änderungen gebracht?
- Sind diese Neuerungen – einzeln betrachtet – während der Jahre um 1670 oder über eine längere Zeit hinweg (z.B. die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts) entstanden?
- Sind einige dieser Entwicklungen miteinander verbunden?
Schließlich werden einige grundsätzliche Überlegungen zur Rolle der Kausalität in der Geschichte und die Erscheinungsformen historischen Wandels zur Diskussion gestellt.
Joseph S. Freedman ist Professor für Paedagogik an der Alabama State University in Montgomery. Er war Gastprofessor an der Universität München und der Universität Halle-Wittenberg und forschte 2011 als Stipendiat an der Staatsbibliothek zu Berlin.
Schwerpunkte seiner Forschungsarbeiten sind die Schulphilosophie und Bildungsgeschichte der frühen Neuzeit im mitteleuropäischen Bereich. Er arbeitet momentan an einer Publikation über die Schulphilosophie des 16. und 17. Jahrhunderts (“Sixteenth and Seventeenth Century Academic Philosophy: A Schematic Introduction and Guide”).
„Die Zeit um 1670: Ein Wendepunkt der abendländischen Geschichte und Kultur?“ ist gleichzeitig das Thema einer von Professor Freedman organisierten Tagung, die am 17. und 18. November 2011 an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel stattfinden wird.
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