Neuerwerbung arabisch-persischer Handschrift
Für unsere Sammlung orientalischer Handschriften konnte auf einer Auktion in Deutschland ein kostbares Gebetbuch erworben werden. Es handelt sich um das Werk „Dalāʾil al-ḫairāt“ (etwa: Leitfaden zum gottgefälligen Handeln) des marokkanischen Mystikers Muḥammad al-Ǧazūlī (gest. 1465). Die Handschrift stammt aus Afghanistan und ist im 19. Jahrhundert kopiert und illuminiert worden. Das in weiten Teilen der islamischen Welt äußerst populäre Buch enthält Gebete, die dem Propheten Muhammad gewidmet sind und die mit dem Koran rezitiert werden können. Unzählige Abschriften wurden im Laufe der Jahrhunderte von diesem Werk angefertigt, das nicht nur in der arabischen Welt, sondern auch im türkischen und persischen Kulturraum sowie in Südostasien Verbreitung fand. Gab es in einem Haushalt neben dem Koran noch weitere Bücher, so gehörte ein „Dalāʾil al-Ḫairat“ sehr wahrscheinlich dazu. Das Buch erfüllte nämlich häufig auch die Funktion eines Talismans und wurde deshalb nicht nur zur erbaulichen Lektüre genutzt, sondern auch zur Abwehr von Ungemach.
Viele dieser Handschriften sind, wenn der Auftraggeber es sich leisten konnte, reichhaltig illuminiert und mit Abbildungen der Heiligen Stätten in Medina und Mekka versehen. Die Entwicklung der Ikonographie über die Jahrhunderte ist ein sehr interessantes Thema, das zunehmend in den Blick der Forschung gelangt. Die Staatsbibliothek weist in ihrer Datenbank „Orient-Digital“ 39 Dalāʾil al-ḫairāt-Handschriften nach, die, sofern sie Miniaturen enthalten, alle digitalisiert sind.
Das Besondere an der jüngst erworbenen Handschrift (Signatur: Hs. or. 14665) ist, dass sie eine persische Interlinearübersetzung und einen persisch-sprachigen Randkommentar aufweist. Diese Merkmale sind bei Abschriften des Werkes äußerst selten anzutreffen. Die Handschrift ist reichhaltig illuminiert und in einen mit floralen Ornamenten verzierten Lackeinband gebunden. Der Text ist durchgehend auf Goldgrund geschrieben und von Bordüren umfasst, selbst der Randkommentar ist von goldenen Bändern durchzogen. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Handschrift für eine sehr wohlhabende Person angefertigt wurde.
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