Der stille Gelehrte: Arthur Spanier
Arthur Spanier, am 17. November 1889 in Magdeburg geboren, trat nach seinem Studium der klassischen Philologie in Berlin und einer gleichzeitigen Ausbildung an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums im Oktober 1921 in den Dienst der Staatsbibliothek. Er war dort zunächst als Volontär in der Orientabteilung beschäftigt, 1926 wurde er zum Bibliotheksrat ernannt.
Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag – in der Nachfolge des legendären Moritz Steinschneider – auf der Beschreibung und Erschließung hebräischer Handschriften und Inkunabeln; auch die armenische Sektion vermochte er dank seiner Sprachkenntnisse zu betreuen.
Als Frontkämpfer und EK II-Träger fiel Spanier nicht unter das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 1. April 1933, in dessen Folge alle im Öffentlichen Dienst tätigen jüdischen Bürger entlassen wurden. Spanier verblieb bis 1935 an der Staatsbibliothek, wo er noch einen Handschriftenkatalog erstellte.
Dann erfolgte seine Zwangspensionierung. Er lehrte in den folgenden drei Jahren an der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“, bis er im Zusammenhang mit den Pogromen vom November 1938 kurzfristig in das bei Berlin gelegene KZ Sachsenhausen verschleppt wurde. Dort erreichte ihn die Nachricht von seiner Berufung an das renommierte Hebrew Union College in Cincinnatti, allerdings erteilte die amerikanische Botschaft in Berlin ihm kein Visum.
Im Juli 1939 emigrierte Spanier nach Amsterdam, wo er an der berühmten Bibliotheca Rosenthaliana mitarbeitete. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen im Mai 1940 erneuerte das Hebrew Union College seinen Ruf, wiederum verweigerte das amerikanische Konsulat Spaniers Einreise in die USA. Im Herbst 1942 wurde Spanier in das Durchgangslager Westerbork verschleppt, von dort nach Bergen-Belsen deportiert.
Dort starb er wenige Wochen vor der Befreiung durch britische Einheiten am 30. März 1945.
In vier Vitrinen werden persönliche Dokumente (Zeugnisse, Wehrpass, Beurteilungen von Vorgesetzten an der Staatsbibliothek, Korrespondenz mit der Gestapo vor der Emigration), selbständige Arbeiten sowie Beiträge Spaniers zu Zeitschriften, Lexika und Festschriften, dazu handschriftliche Original-Karteikarten aus dem alten Orient-Katalog gezeigt. Einige Bände aus der Nachkriegszeit enthalten Würdigungen des „stillen Gelehrten“ hinsichtlich seines bibliothekarischen Engagements sowie seiner wissenschaftlichen Leistung.
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Foyer vor dem Orientlesesaal
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin
Die Präsentation wird bis Ende September 2011 gezeigt.
Mo – Fr 9 – 21 Uhr
Sa 9 – 19 Uhr
Am 15.9.2011 ist die Staatsbibliothek geschlossen.
Eintritt frei (Besucherkarte)
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