Deutsche und russische Bibliotheken wollen zusammenarbeiten
Am 23. September 2009 haben sich in Moskau auf Initiative der Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur und der Staatsbibliothek zu Berlin deutsche und russische Bibliothekare zu einem Round-Table-Gespräch getroffen, um die fachliche Zusammenarbeit und den Austausch zwischen deutschen und russischen Bibliotheken zu stärken und auch zur Aufklärung über kriegsbedingt verbrachte Kulturgüter für beide Seiten beizutragen.
Auf Grundlage der “Gemeinsamen Erklärung deutscher Bibliotheken zur Frage von kriegsbedingt verlagertem Kulturgut“ aus dem Jahr 2007 und bestärkt durch die Erfahrungen des Deutsch-Russischen Museumsdialogs, der seit November 2005 erfolgreich im Museumsbereich tätig ist, wurden erste konkrete Projekte zur gemeinsamen Erforschung und Zugänglichmachung von kriegsbedingt verlagerten Buchbeständen beschlossen, die für die Wissenschaft gleichermaßen beachtlich sind wie für die interessierte Öffentlichkeit.
Als Pilotprojekt wird das Schicksal der Wallenrodtschen Bibliothek aus Königsberg gemeinsam erforscht, mit dem Ziel, diese Bibliothek virtuell wiedererstehen zu lassen. Diese ehemals umfangreiche historische Bibliothek ist sowohl für Deutschland als auch für Russland wissenschaftsgeschichtlich sehr bedeutsam. Teilbestände befinden sich heute auch in zwei wichtigen russischen Akademiebibliotheken sowie in Polen und Litauen. Letztere sind bereits in Forschungsprojekten bearbeitet. Auf der Grundlage gemeinsamer Bemühungen sollen alle heute bekannten Bestände der Bibliothek Wallenrodt erfasst und katalogisiert werden und weltweit für die Forschung frei zur Verfügung stehen. Zunächst wird die Erfassung in der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg abgeschlossen werden.
Weiter sind gemeinsame Forschungsvorhaben und Ausstellungen, der Wissensaustausch zwischen deutschen und russischen Restauratoren bei der Konservierung und Restaurierung von Bibliotheksbeständen sowie ein Stipendienprogramm für beiderseitige Arbeitsaufenthalte von Wissenschaftlern und Restauratoren geplant. Auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der kriegsbedingt verlagerten Bibliotheksbestände sowie gezielte Digitalisierungsstrategien und -projekte zur virtuellen Zusammenführung von kriegsbedingt verteilten Sammlungskomplexen sind Ziel dieser Initiative.
Konkrete Verabredungen wurden zwischen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) und der Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur Moskau sowie zwischen der SLUB und den Regionalbibliotheken von Saratow getroffen.
Die Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz wird ebenfalls mit der Rudomino-Bibliothek eine Zusammenarbeit starten und plant ein weiteres Projekt mit der Bibliothek des Glinka-Museums für Musikkultur Moskau.
Teilgenommen haben zahlreiche Vertreter deutscher und russischer Bibliotheken sowie der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, der auch der Sprecher des Deutsch-Russischen Museumsdialogs ist. Er wird auch die Deutsch-Russische Bibliotheksinitiative aktiv unterstützen.
Isabel Pfeiffer-Poensgen, die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, die engagiert die Geschäftsstelle des Deutsch-Russischen Museumsdialogs betreibt, hat in Moskau ebenfalls die Unterstützung der Bibliotheksinitiative zugesagt.
Koordinierend wird die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die durch Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf vertreten war, für die deutschen Bibliotheken tätig werden, die sich dieser Initiative anschließen.
Auf russischer Seite übernimmt diese Koordinatorenfunktion Jekaterina Genjiewa, Direktorin der Rudomino-Bibliothek. Die deutschen und russischen Bibliotheken hoffen auf die Zustimmung beider Regierungen für die “Deutsch-Russische Bibliotheksinitiative†und deren Unterstützung bei den angestrebten Kooperationen.
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