,Bücherregal‘ amerikanischer Kinder
In den letzten Wochen gelangen der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin zwei besondere Erwerbungen:
Etwa 2.000 Bände historischer Kinderbücher, darunter zahlreiche Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur, umfasst eine aus den USA angekaufte Privatsammlung. Zwei Drittel der Bücher erschienen in den USA und Großbritannien, die anderen Bücher im Baltikum, in Skandinavien, Frankreich, Italien, Polen, Russland und Tschechien. Die Sammlung gibt einen Überblick über die bevorzugten Lesestoffe amerikanischer Kinder vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und besticht auch durch thematische Schwerpunkte wie z.B. Literatur zur Bürgerrechtsbewegung der afroamerikanischen Bevölkerung, Kinderbücher der Black Panther Party, Bücher über das Leben der Indianer in den USA und antiautoritäre Kinderliteratur. Viele dieser Bände sind in kleinen Auflagen erschienen und heute antiquarisch kaum zu beschaffen.
Eine Rarität ist das Deseret Alphabet, eine Fibel aus dem Jahre 1868 in einer eigens für die Glaubensgemeinschaft der Mormonen geschaffenen Schrift. Nur einige wenige literarische Zeugnisse wurden in dieser Schrift gedruckt. Von besonderer Bedeutung ist auch ein kleiner kostbarer Spezialbestand an jüdischen Kinderbüchern des frühen 20. Jahrhunderts, der dazu beiträgt, Kriegsverluste aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs endlich zu ersetzen und so Lücken im Bestand der Staatsbibliothek nach mehr als sechzig Jahren zu schließen.
Die 2.000 neu erworbenen Bände ergänzen den wissenschaftlichen Spezialbestand zur Kinderliteratur, der bereits auf 200.000 historische und moderne Kinder- und Jugendbücher angewachsen ist.
Bilder von Büchern aus der Sammlung amerikanischer Kinder- und Jugendliteratur finden Sie unter www.staatsbibliothek-berlin.de/downloads
Für die wissenschaftliche Erforschung der Kinder- und Jugendliteratur ebenso bedeutsam ist die Übernahme von rund 2.000 Illustrationen, Entwürfen und Skizzen aus dem Nachlass des österreichischen Illustrators Ernst Kutzer (1880 – 1965). Ernst Kutzer gestaltete mehr als fünfzig Bücher für Kinder und gehörte in der Zeit von 1910 bis 1945 zu den bekanntesten und beliebtesten Illustratoren im deutschsprachigen Raum. Aus der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Kinderbuchautor Adolf Holst entstanden Kinderbuchklassiker wie Hans Wundersam, Der Weihnachtsstern und Das goldene Tor, von denen einige in Nachauflagen noch immer erhältlich sind.
Die Übergabe des Nachlasses an eine große wissenschaftliche Bibliothek ermöglicht den Zugang zu diesen für die Geschichte der Kinderliteratur wichtigen Quellen und gibt einen Einblick in den Arbeitsprozess des Bilderbuchkünstlers.
Die Arbeiten von Ernst Kutzer bereichern die seit 1978 bestehende Sammlung von Originalillustrationen zur Kinder- und Jugendliteratur in der Staatsbibliothek zu Berlin, welche gegenwärtig mehr als 8.000 Werke von 90 Illustratoren umfasst. Viele bedeutende Bilderbuchkünstler der Gegenwart haben das Anliegen der Staatsbibliothek, mit der Bewahrung von Kinderbuchillustrationen den Weg vom Entwurf zum fertigen Buch zu dokumentieren, großzügig unterstützt, indem sie der Kinder- und Jugendbuchabteilung ihre Arbeiten als Dauerleihgaben überließen. In den letzten Jahren bemühte sich die Bibliothek zunehmend auch um die Erwerbung von Illustrationen zur historischen Kinder- und Jugendliteratur, unter denen der Nachlass von Ernst Kutzer von besonderer Bedeutung ist. Die Originale werden Fachbenutzern im Lesesaal der Kinder- und Jugendbuchabteilung ab Frühjahr 2008 zur Verfügung stehen.
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