Ausstellung im April 2002: Brückenschlag – Polnische Geschichte in Karten und Dokumenten
Der Sammler Dr. Dr. h.c. Tomasz Niewodniczanski
Schon als Junge sammelte Tomasz Niewodniczanski Briefmarken und Papiergeld. 1969 begann er mit dem Aufbau einer Sammlung alter Landkarten, historischer Pläne, Veduten und Atlanten, deren Schwerpunkt auf dem Gebiet des alten, polnisch-litauischen Großreiches liegt. Dieser Bestand setzt sich heute aus rund 3.500 Exponaten zusammen und enthält bis auf wenige Ausnahmen alle bedeutenderen Karten des polnisch-litauischen Reiches, die vor 1815 publiziert wurden. In der Ausstellung werden ausgewählte Beispiele aus diesem Bestand gezeigt.
Inzwischen umfassen die kartographischen Sammlerinteressen Dr. Niewodniczanskis auch die Gebiete von Litauen, der Ukraine, des ehemaligen Ostpreußens, Livlands und Schlesiens sowie seltene Karten anderer Länder. Neben verschiedenen eigenen Publikationen unterstützt er Forschungsarbeiten zur Geschichte der Kartographie. So hat er die Reihe "Cartographica Rarissima" begründet und bereitet seit mehreren Jahren einen Gesamtkatalog der gedruckten Karten Polens vor.
Einen Teil seiner ca. 1.000 Karten Gesamtdeutschlands hat der Sammler 1996 in einer gemeinsamen Ausstellung "Imago Germaniae. Das Deutschlandbild der Kartenmacher in fünf Jahrhunderten" in der Staatsbibliothek zu Berlin vorgestellt. Ferner besitzt der seit 30 Jahren in Bitburg lebende Sammler rund 2000 Karten des Großherzogtums Luxemburg, zu dem sein Wohnort bis zum Wiener Kongreß gehörte.
1976 erstand er zusammen mit alten Karten Polens auch eine Sammlung von Briefen des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz und legte damit einen neuen Baustein seiner Sammlung an. Die Bitburger Sammlung enthält heute zahlreiche Archivalien, Handschriften und historische Dokumente, die von großer Bedeutung für die Geschichte Polens sind. Zu ihnen gehören Pergamentdokumente von allen polnischen Königen seit Kasimir dem Großen. Ein Privileg dieses Königs wurde am selben Tag wie die – im Zweiten Weltkrieg vernichtete – Gründungsurkunde der ältesten Universität Europas in Krakau ausgestellt (1364). Zu den besonderen Stücken zählen auch die – selten erhaltenen – Briefe von und an Gefangenen in Konzentrationslagern.
Zur Sammlung gehören auch mehrere Tausend historische polnische Drucke aus den Bereichen Geschichte, Geographie, Heraldik und Genealogie, u.a. die frühesten Ausgaben polnischer Bibelübersetzungen, zahlreiche Wappenbücher und frühe Chroniken. Daneben bilden Erstausgaben polnischer Nationaldichter, Flugschriften und Bücher mit Autorenwidmungen einen besonderen Bestand der Collection.
1989 und 1993 erschienen bisher unbekannte Gedichte des polnischen Nationaldichters Adam Mickiewicz aus der Sammlung Niewodniczanski. Für diese Edition erhielt er den Ehrendoktortitel der Universität Trier. 1999 wurden auf seine Initiative hin unbekannte Briefe des polnischen Exildichters Julian Tuwim ediert, dessen Nachlass er in einem Schuhkarton in New York erstanden hatte.
Im Jahre 1981 wurden zum ersten Mal Teile seiner Sammlung gezeigt, und zwar im Collegium Majus in Krakau. In den letzten zwei Jahrzehnten waren zahlreiche Exponate in vielen Ausstellungen vertreten, darunter in Amsterdam, Madrid, Barcelona, Löwen, Mailand, London, Trier, Berlin, Bonn, Karlsruhe, Krakau, Warschau und Stettin.
18. April – 8. Juni 2002
im Vestibül der Staatsbibliothek zu Berlin,
Haus Unter den Linden 8
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