Der Digitale Peters: Die größte Weltkarte der Zeit macht die unsichtbaren Zusammenhänge der Geschichte sichtbar
Um Geschichte zu verstehen, muss man sie sehen. Aus diesem Grund schuf Arno Peters (1916-2002) in Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Fachgelehrten – jeder ein ausgewiesener Experte seiner Disziplin – ein zweibändiges Tafelwerk im Atlasformat: die Synchronoptische Weltgeschichte in der erstmals die großen Linien und Zusammenhänge der Weltgeschichte durch ein neues Darstellungsverfahren vor Augen geführt wurden.
Peters suchte, und fand eine neue Art der Geschichtsschreibung: Analog zur Landkarte entwickelte er die Zeitkarte: Parallel zueinander und farbkodiert laufen Ereignisse aus Wirtschaft, Geistesleben, Religion, aus Kriegen und Revolutionen ab. Man sieht die Struktur der Zeit, so wie man mit einer Landkarte auf einen Blick die Strukturen von Ländern und Kontinenten erfasst.
Nach Erscheinen der Erstausgabe der Synchronoptischen Weltgeschichte im Jahr 1952 staunte die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Entwicklungen von großer Bedeutung zusammenzufassen, verstehen wenige Autoren so, wie es Peters fertiggebracht hat.“ Das buchtechnisch kompliziert hergestellte und daher für damalige Verhältnisse sehr teuere Werk fand 250.000 begeisterte Leserinnen und Leser, Lizenzen in 43 Länder folgten. Arno Peters wollte mit seinem Werk die engen Grenzen der traditionellen regionalen Geschichtsschreibung aufheben, wollte zeigen, in welchem gleichberechtigten weltgeschichtlichen Kontext jedes historische Ereignis stattgefunden hat. Doch das gedruckte Buch hat seine Grenzen.
Daher wurde nun in einer etwa dreijährigen Kooperation zwischen Büro-W (Wiesbaden) und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier die Buchausgabe zum Digitalen Peters auf DVD-ROM weiterentwickelt, durch neue Recherche- und Vernetzungsfunktionen ergänzt und zusammen mit der originalen Peters-Kartei elektronisch publiziert.
Damit ist Der Digitale Peters die Fortsetzung des berühmten Buches mit modernen Mitteln. Leichter als je zuvor kann jetzt jedes Thema der Weltgeschichte erschlossen werden. Auf den Zeitkarten lassen sich in der bewährten synchronoptischen Darstellung Einzeljahre zu Zyklen gruppieren, unterschiedliche Ereignistypen (Krieg und Revolutionen, Gesellschaftsordnung, Geistesleben, Wirtschaft und Technik) zusammenfassen, weltgeschichtliche Großereignisse und die Lebenszeit von historischen Gestalten in über 1.100 synchronoptischen Tafeln unter die Lupe nehmen. Jedes Ereignis und jede Persönlichkeit lässt sich mit all seinen Verbindungen aufrufen. Wie eng und auf welche Weise andere Daten an ein Ereignis geknüpft sind wird auf einen Blick sichtbar. Mit der Recherchefunktion kann der gesamte Datenbestand überdies systematisch durchforstet werden. Dank einer semantischen Verknüpfung werden bei Recherchen zudem immer auch verwandte Aspekte aufgefächert, die in angrenzenden Stichworten dieses 9.000 Wörter umfassenden Vokabulars thematisiert werden.
Im Vortrag wird sowohl die Entstehung des Originals als auch des digitalen Pendants vorgestellt. Eine Live-Präsentation des Digitalen Peters zeigt die zahlreichen Funktionalitäten der DVD-Ausgabe und erläutert die aktuellen Erweiterungen, wie z.B. die Möglichkeit, eigene thematische Zeitkarten zu erstellen.
Hans Rudolf Behrendt: Mathematiker, Mitinhaber einer 1988 gegründeten
Computerfirma in Köln
Thomas Burch: Informatiker, Geschäftsführer des 1998 gegründeten
Kompetenzzentrums für elektronische Erschließungs -und Publikatiosnverfahren
in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier
Martin Weinmann: Büchermacher, Autor, Produzent, Geschäftsführer der
Büro-W GmbH, bis 2005 Cheflektor bei Zweitausendeins
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