Unbekannter Brief Descartes‘ entdeckt
In der Staatsbibliothek zu Berlin entdeckte ein Philosoph von der Universität Utrecht einen bislang unbekannten Brief des Philosophen René Descartes (1596 – 1650).
Der Brief, am 2. Oktober 1640 in Leiden an den niederländischen Diplomaten Joachim de Wicquefort (1600-1670) geschrieben, ist in Französisch verfasst. Descartes befasst sich darin mit dem Manuskript der lateinischen Übersetzung seines Werkes Météores. Jenes Manuskript hatte Descartes mehr als ein Jahr zuvor an den Amsterdamer Professor Caspar Barlaeus (1584-1648) ausgeliehen, welcher eine Kritik zu diesem damals noch nicht gedruckten Werk verfassen wollte. Als jedoch diese Kritik auf sich warten ließ, bat Descartes seinen Freund Wicquefort, bei Barlaeus auf die Rückgabe des Manuskripts zu drängen.
Schon zu Lebzeiten war Descartes ein berühmter Denker, daher bewahrten die Empfänger seiner Briefe diese meist sorgfältig auf. Nach seinem Tod gelangten diese Dokumente – darunter zahlreiche Briefe über theologische und philosophische Themen – nach und nach in die Sammlungen öffentlicher Bibliotheken.
Die Briefe von und an Descartes wurden wiederholt veröffentlicht. Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts konnten nur noch vereinzelt unbekannte Briefe Descartes‘ entdeckt werden, der letzte Neufund liegt mehr als 25 Jahre zurück. Der jetzt in der Staatsbibliothek zu Berlin entdeckte Brief kam im Jahr 1926 aus dem Besitz des Berliner Industriellen Ludwig Darmstaedter (1846-1927) in die damalige Preußische Bibliothek. Die riesige Sammlung Darmstaedter mit insgesamt 218.000 Autographen wurde seit 1909 nach und nach als Geschenk an die heutige Staatsbibliothek zu Berlin übergeben.
Der unbekannte Brief Descartes‘ wurde durch den Philosophen Erik-Jan Bos entdeckt. Der Wissenschaftler von der Universität Utrecht bereitet eine Neuausgabe der Descartes-Briefe des Jahres 1643 vor. Den Brief fand er in einer Mappe aus der Sammlung Darmstaedter, in der ansonsten bekannte Materialien von und zu Descartes aufbewahrt werden. Erik-Jan Bos und Corinna Vermeulen haben in der letzten Lieferung der Zeitschrift Studia Leibnitiana (Bd. 34 (2002), 1. Lieferung S. 100-109) den Brief Descartes mit einem historischen und philologischen Kommentar veröffentlicht.
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